Название | Anne und die Horde |
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Автор произведения | Ines Langel |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738051940 |
„Ganz nett hier“, sagte Anne.
Das Heinzelmädchen mit violettfarbenen Augen und blauglänzenden Flügeln lächelte Anne an.
„Danke“, sagte es artig. „Ist noch nicht fertig, dauert immer ein Weilchen, schöne Einrichtung zu kriegen.“
Anne nickte, als würde sie das Problem kennen.
„Warum hast du die Badezimmermatte an die Wand gehängt?“
Das Heinzelmädchen blickte erstaunt. „Macht man das nicht?“
„Nein“, sagte Anne. „Eine Matte gehört auf den Boden.“
„Warum auf Boden?“
„Weil man dann keine kalten Füße bekommt.“
Das Heinzelmädchen überlegte einen Augenblick. Dann ging es zur Wand und löste die Matte ab.
„Wohin sie legen?“.
Anne nahm ihr die Matte ab.
„Wie wäre es hier?“
„Oh ja, ist schön“, sagte das Heinzelmädchen und stellte sich auf die Matte. „Ist warm für die Füße“.
„Ich bin Anne“, sagte Anne.
„Ich Zantana.“
„Zantana, Zankintos, Zucker … wie heißen die anderen Heinzel?“
„Oh, gibt so viele, weißt du, zum Beispiel Zimt, Zwiebel, Zoo, ZuckZuck, ZickZack, Zitrus, Zimmel, Zatura, Zelle, Zerstörer, Zimperl…“
„Dacht ich’s mir doch“, unterbrach Anne. „Ihr habt alle Namen, die mit Z beginnen.“
„Aber ja“, versicherte Zantana, „ist Tradition bei uns.
Ein weiteres Heinzelmädchen betrat den Raum. Seine Augen leuchteten in strahlendem Gelb, sein Fell war tiefschwarz und seine Flügel schimmerten grün.
„Du bist das, du “, rief es wütend und starrte Anne an.
Anne war so erschrocken, dass sie kein Wort herausbrachte.
„Du der Grund, warum wir wieder umziehen. Immer umziehen, immer umziehen“.
„Nicht schimpfen, Zicke“, mischte sich Zantana ein.
„Doch schimpfen“, schimpfte das schwarze Heinzelmädchen, das offenbar Zicke hieß. „Immerzu auf der Flucht, ätzend ist das. Rein in die Kammer, raus aus der Kammer, ne, ne, ne. Nicht mit Zicke.“
„Tut mir leid“, stotterte Anne, „ehrlich, ich wusste doch nicht…“
„Wusstest nicht“. Zickes Augen funkelten. „Dringst bei uns ein und weißt nicht, warum“.
„Ich weiß, dass mein Kompass hier ist. Ich will doch nur meinen Kompass wiederhaben.“
„Kompass?“, fragten Zicke und Zantana wie aus einem Mund.
„Sag ich doch“, antwortete Anne, „Zankintos hat meinen Kompass gestohlen. Den will ich wieder haben, und das ist auch schon alles. Ihr müsst nicht umziehen. Ich werde niemandem sagen, dass ihr hier wohnt.“
„Und wenn du lügst?“ Zicke stand der Argwohn in den Augen. „Traue niemals Menschen. Menschen lügen.“
Überleg doch mal“, konterte Anne, „selbst wenn ich plaudern würde, wer glaubt mir denn schon? Kein Mensch glaubt an Heinzelmännchen“.
„Menschen schreiben Gedichte über uns“, wandte Zantana ein.
„Stimmt“, sagte Anne. Trotzdem glauben sie nicht, dass es euch gibt“.
„Schreiben über was, dass es nicht gibt. Warum tun Menschen das?“, fragte Zicke.
„Weil es ihnen Spaß macht. Und weil Menschen erfundene Geschichten mögen.“
Kaum hatte Anne das gesagt, stürmte ein Heinzelmännchen in die Kammer. Sein Fell war nahezu weiß, die Augen hatte eine rostrote Färbung.
„Zucker will Mädchen sehen, sofort.“
Der Heinzelmann war sehr aufgeregt. Sein Atem ging stoßweise.
„Was ist passiert, Zuckzuck?“, fragte Zantana.
„Keine Zeit für Erklärungen. Schnell mitkommen zum oberen Hügel.“
Ein weiterer Heinzelmann preschte in die Kammer. Bevor Anne begriff, was um sie herum geschah, wurde sie von vier starken Armen ergriffen und hochgehoben. Die Heinzel sausten mit ihr durch die engen Schächte, die mal beleuchtet, mal unbeleuchtet waren. Anne erfasste ein Schwindel. Die Sinne drohten ihr zu schwinden.
Ein Buchhändler bei Nacht
Der so genannte obere Hügel war die Zentrale des Baus. Von seinem Inneren aus konnte die Horde den Golfplatz fast vollständig überblicken, ohne selber gesehen zu werden. Viele Heinzel waren anwesend, grob überschlagen mussten es 20 Stück sein.
„Wo sind wir hier“, fragte Anne.
„Zwischen dem 17. und dem 18. Loch“, sagte Zicke.
„Ist der größte Hügel des Golfplatzes“, erklärte Zantana.
„Habt ihr ihn ausgehöhlt?“, fragte Anne und betrachtete ehrfürchtig das Gewölbe über sich.
„Nein“, antwortete Zantana, „ Menschen haben den Hügel künstlich erschaffen.
Fiberglashülle, mit Erde bedeckt und bepflanzt. Verstehst du?“
„Aber Gucklöcher rundherum sind von uns“, sagte Zicke stolz.
„Sieht man denn die Löcher von außen nicht?“
„Nein, zu viele Pflanzen, Blumen, Büsche“, sagte Zicke.
„Bringt das Mädchen zu mir“, befahl eine Stimme.
Anne erkannte Zucker. Er stand an einem Ausguck und beobachtete nervös, was draußen vor sich ging. Anne ging auf ihn zu, noch bevor eines der Heinzel sie darum bitten musste. Sie war neugierig und wollte wissen, was da vor sich ging.
„Hallo“, sagte sie etwas verlegen.
Zucker besah sie sich genau. „Hallo“, erwiderte er. Er trat einen Schritt zur Seite und wies auf den Ausguck.
„Bitte sieh hinaus und sag mir wer das ist.“
Anne runzelte die Stirn. Wie sollte sie wissen, wer da draußen war. Aber als sie hinaussah, traute sie ihren Augen nicht. Das konnte doch nicht sein.
„Was macht der denn hier?“, entfuhr es ihr.
Die anwesenden Heinzel hatten sich um Anne versammelt. Sie gaben einen Laut der Überraschung von sich.
„Du kennst ihn also?“, fragte Zucker.
„Na ja“, sagte Anne ausweichend, während sie fortfuhr, die Gestalt auf dem nachtdunklen Golfplatz zu beobachten. „Kennen ist zuviel gesagt. Ich weiß aber, wer der Mann ist.“
„Sag es uns“, forderte sie Zucker auf.
„Rasmund Merymend“.
Anne wandte sich Zucker zu, als sie weiter sprach. „Er hat einen Buchladen nicht weit von hier. Meine Mutter hat mich einmal dorthin mitgenommen. Er ist ein komischer Kauz. Ehrlich gesagt, ich mochte ihn nicht. In seinem Hinterzimmer sitzt ein Kakapo in einem aufgemalten Kreis.“
Als Anne das sagte, begannen die Heinzel aufgeregt durcheinander zu sprechen.
„Leise“, ermahnte sie Zucker. „Wir wollen doch nicht, dass der Magus uns hört.“
Anna blickte überrascht. „Magus?“