Название | Hundeglückskeks |
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Автор произведения | Sigrid Ellenberger |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738015430 |
„Kinder, los, zieht euch an, wir fahren noch mal ins Gewerbegebiet nach einem neuen Wagen schauen. Robert, du bleibst schön hier und passt auf.“
Die Kinder ziehen sich die Schuhe an und schlüpfen in ihre Jäckchen, Frauchen nimmt ihre Tasche, packt den Schlüssel und zieht die Tür hinter sich ins Schloss.
„Halt!“, belle ich den drei Davoneilenden hinterher.
Fahren? Ich dachte, das Auto fährt gar nicht mehr? Ist das nicht kaputt?
Im Hof höre ich Frauchen mit Inge reden.
„Danke, dass ich dein Auto haben kann. Ich verspreche dir, dass ich mir schnellstmöglich ein neues besorge.“
„Kein Problem. Wo ist Robert?“
„Der ist oben. Der pennt eh den ganzen Tag, da macht es ihm nichts aus, wenn er mal alleine ist. Wahrscheinlich merkt er es nicht einmal!“
HALLO!
Ich schlafe nicht! Ich bin ein Hund, da döst man höchstens mal ein bisschen. Und: Es macht mir sehr wohl etwas aus, alleine zu sein. ICH HASSE ES!
Zur Untermalung all meines Elends jaule ich ein wenig.
Vielleicht hat ja Inge ein Herz und lässt mich raus?
„Hauptsache, er geht nicht wieder in den Schuppen und frisst Rattengift“, sagt diese anstelle eines Befreiungsversuchs.
So ein Pech aber auch. Habe ich gerade von Paradies gesprochen? Die Hölle ist das!
Wenn ich Langeweile habe, kommen mir immer die witzigsten Ideen. Ich könnte ja mal nachschauen, was in der Küche so an Fressbarem steht. Groß genug bin ich schließlich. Ich tapse also zur Ablage und recke mich ein bisschen. Hmmm. Nudelauflauf. Das riecht ja lecker. Ob ich mal …?
Ich glaube, Frauchen hat das extra für mich stehen lassen. Sie weiß ja schließlich, wie groß ich bin und wenn ich etwas nicht haben darf, packt sie es für gewöhnlich in den Schrank. Aber wenn das so offen da steht!
Hmmmm. Schmatz. Das riecht nicht nur lecker, schmatz, das schmeckt auch lecker. Hmmmm. Nudeln, Fleisch und Tomatensauce. Fein. Aber leider schon leer.
Ich lecke mir genussvoll die Nase, weil ich so noch ein bisschen länger den Geschmack bewahren kann und schaue dann mal nach, was noch so alles da ist.
Da steht eine Tüte. Ein tolles Versteckspiel. Was da wohl drin ist? Robert, alter Kamerad, das erfährst du nur, wenn du rein schaust. Gut, mache ich. Das ist ganz schön schwer. Aber Frauchen findet Kopfarbeit für mich extrem wichtig. Daher gebe ich mir alle Mühe, diese Tüte aufzubekommen. Und ich brauche wirklich den vollen Einsatz: Krallen, Nase, Zähne – aber ich bekomme sie auf.
Was ist das denn? Ganz weich und kuschelig. Eine neue Decke für mich? Ja, Frauchen, die Überraschung ist dir gelungen. Ich ziehe meine neue Decke in mein Körbchen und lege mich darauf. Ein bisschen stolz bin ich schon auf mich. Und mit diesem Gedanken schlafe ich ein, äh, also ich döse ein wenig ….
„Robert!“
Himmel, was ein Gebrüll. Was ist denn hier los?
Oh, Frauchen und die Kinder sind wieder da. Mein Schwanz fängt automatisch an zu wedeln, weil ich mich eigentlich freue. Eigentlich. Wenn nur Frauchen nicht so hysterisch herumbrüllen würde! Also bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich mich freue.
„Ich glaube, ich träume!“
„Mama, was ist denn los?“ wollen die Kinder von Frauchen wissen.
„Robert, du UNMÖGLICHER Köter!“
Oha! „Köter“ ist nicht gerade ein Kosewort, so viel ist mir klar. Aber was hat Frauchen nur?
„Kinder, Robert hat unser Abendessen gefressen.“
Ich kann nichts dafür, aber mir entweicht ein kleines Bäuerchen. Das schmeckt ein bisschen nach Nudeln und Hackfleisch. Und Tomatensauce.
Ich stehe kurz auf, um Frauchen zu beruhigen, da sieht sie meine neue Decke, auf der ich gelegen habe.
„Mein neuer Pulli! Aus Kaschmir! Nein, Robert, nein!“
Frauchen schreit weiter.
Kaschmir, wer, was oder wo ist Kaschmir?
„Robert hat meinen neuen Pulli ruiniert! 159 Euro!“
Ich verstehe nur Bahnhof. Also begebe ich mich wieder in mein Körbchen und ziehe vorsichtshalber mal den Schwanz ein. Aber Frauchen rennt mir nach, zieht meine neue Decke unter mir heraus und schimpft weiter auf mich ein.
„Robert, du spinnst doch total! Geh mir aus den Augen!“
Nun, das ist gar nicht so einfach, schließlich bin ich kein Floh, sondern ein Hund. Ein großer Hund!
Und außerdem: Wo soll ich denn hin? Ich habe doch nur Frauchen und die Kinder. Und ich wollte doch nichts Böses.
Ich starte einen letzten Versuch, mich bei Frauchen zu entschuldigen und lecke ihr die Hand.
„Schau mal, Mama, ich glaube, es tut ihm leid.“ Swenja versteht mich.
Da wird Frauchen ein klitzekleines bisschen ruhiger. Sie atmet langsam ein und aus.
„Ach, Robert.“
Noch ein Nasenstüber?
„Hör schon auf, du frecher Kerl. Bist du wenigstens satt geworden?“
Satt? Ich? Dass ich nicht lache! Von so einer minikleinen Portion Nudelauflauf kann man doch nicht satt sein.
„Kinder, das nächste Mal nehmen wir Robert mit. Ich schwöre, der Kerl bleibt mir nicht mehr alleine in unserer Wohnung!“
Das wollte ich hören.
Sieg! Sieg auf der ganzen Linie!
Spätsommer
Der Sommer ist, so scheint es jedenfalls, vorbei. Vielleicht macht er aber auch nur eine kleine Pause. Mein Fell juckt jedenfalls gewaltig und ich kratze mir jeden Tag meine Wolle vom Leib. Am liebsten mag ich es, wenn Frauchen oder Swenja mit der Bürste kommen und mir eine Super-Wellness-Hunde-Massage verpassen. Traumhaft.
Lucy und ihr Herrchen sind fast jeden Tag hier oder Frauchen und ich gehen mit den beiden Gassi. Also, insgeheim glaube ich, Lucy und ich sind füreinander geschaffen. Wenn Heiraten bei Hunden möglich wäre, Lucy wäre meine Frau für die nächsten Jahre. Oder Jahrzehnte. Ich weiß nicht so genau, wie alt ich einmal werde. Und das ist ja auch gut so. Wer will das schon wissen. Mein Motto: Ich lebe jeden Tag so wie er kommt. Schlafen, Gassi, Fressi. Gassi, Schlafen. Und dazwischen noch mal Fressi. Perfekt.
Swenja ist in der Vorschule, die zwar zum Kindergarten gehört aber scheinbar etwas ganz Besonderes ist, Julia im Kindergarten und Frauchen tippt irgendetwas, das sie Arbeit nennt, auf ihrem Computer.
Ah, es klingelt. Das sind bestimmt Lucy und Martin. Es wird auch Zeit, mein Darm meldet schon intensivste Aktivität. Ich komme also meiner Pflicht als Hüter der Familie nach und lasse ein lautes Bellen hören.
„Robert, aus! Hör endlich auf zu bellen. Ich glaube du lernst das nie! Ich bin doch nicht taub!“ Dabei steht sie auf und geht zur Tür.
Himmel, ist Frauchen heute wieder gut gelaunt! Ich bin ein Hund, da darf man doch wohl mal bellen.
Ja, es ist Lucy. Mit Martin. Wusste ich es doch!
Ich begrüße also meine so-gut-wie-Ehefrau und wir gehen schon mal in den Flur und setzen uns, ganz in Erwartung, dass wir jetzt alle spazieren gehen, hin.
Aber Martin hat Frauchen in die Küche gezogen und kommt gar nicht mehr heraus. Lucy und ich kennen das ja: Wenn die beiden erst mal alleine im Zimmer sind, kann das Stunden dauern. Aber das geht heute definitiv nicht: Mein Darm ruft! Also schaue ich mal nach, was die