Название | Dämonenschlächter |
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Автор произведения | Toya Bradly |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783847651246 |
Varkan richtete seinen Schal, der im Getümmel verrückt war und wischte sich unwillig die Stirn.
„Wir werden schon wieder nur diese verbeulten alten Näpfe kriegen!“, beschwerte sich Sinan halblaut, der vor Varkan in der Schlange stand, gelbbehost wie er selbst.
Immerhin gibt es Wasser für alle, nicht wie beim Essen, dachte Varkan, aber das war es nicht, was ihn beschäftigte. Er schubste seinen Freund an, der vor ihm anstand.
„Sinan, weißt du, worum es denen ging?“ Sinan drehte sich halb um, witterte nach dem Versuch, seinen Platz in der Schlange zu ergattern und fand nichts Anrüchiges in Varkans ruhigem Dastehen.
„Irgendso eine Älterensache“, mutmaßte er.
„Weißt du mehr?“
„Ist doch egal.“ Sinan war zu sehr damit beschäftigt, sein Umfeld im Auge zu behalten.
Als sie an der Reihe waren, nahm er den verbeulten Napf entgegen und trat beiseite, um konzentriert zu trinken. Varkan stellte sich neben ihn, in einer Armeslänge Entfernung, wie es befohlen war.
Sie kosteten den Luxus aus, dass im Zisternenhof mit Stöcken bewaffnete Aufseher über die disziplinierte und ungestörte Wasseraufnahme wachten, während man sie mit ihrem Napf voll Essen alleine ließ, so dass die fähigsten Kampfschüler auch stets die Sattesten waren.
Beinah gleichzeitig leerten Varkan und Sinan den Napf und hielten ihn hoch, zum Zeichen, ausgetrunken zu haben. Der Zisternenwächter winkte sie weg und sie rannten los, um einen guten Platz in der Essensschlange zu ergattern. Heute sah es aus, als hätten sie einmal Glück.
Köstlich duftete der sämige Eintopf aus Hülsenfrüchten, Öl und Fleisch, der aus großen Kesseln ausgegeben wurde. Einige Blauhosen-Jungen drängten sich von hinten heran und Varkan versuchte schnell, sie in ein Gespräch zu verwickeln, um die drei davon abzulenken, dass sie eigentlich vorhatten, die zwei Gelbhosen hinter sich zu schieben.
„Rashnas Segen mit euch!“, grüßte er sie höflich. „Wisst Ihr, worum es bei dem Ehrenkampf ging?“ Ihr dreckiges Lachen verriet es ihm sofort. Sie wussten es.
„Um kleine Scheißer und große Helden!“, erwiderte der eine und packte Varkan am Kopftuch. Dieser drehte sich zwar aus dem Griff heraus und behauptete sich recht gut gegen den einen Blauhosen-Krieger, aber nicht gegen seine Kumpane, die zu zweit Sinan schlugen, bis er im Dreck liegenblieb und dann, im Verein mit ihrem Freund, Varkan dazuwarfen.
„Hinten anstellen, ihr Gesindel“, grinste der eine Erfolgreiche, bis ihn wie aus dem Nichts ein Fausthieb an den Hinterkopf traf. Er fiel ohne einen Mucks um. Der Krieger in weißer Hose und weißem Burnus, der sich angeschlichen hatte wie eine verspielte Katze, grinste die Gelbhosen an und blieb vor ihnen stehen, während die anderen Blauhosen respektvoll zurückwichen. Sinan und Varkan zogen die Köpfe ein. Dem Mutwillen der Weißhosen war man hilflos ausgeliefert.
„Hat euch der Kampf gefallen?“, fragte der junge Krieger. Er sah sie lauernd an.
„Ja, Zisha“, erwiderte Varkan schnell demütig, denn Sinan konnte noch nicht wieder sprechen.
„Rakan hat es dem Fuchsgesicht richtig besorgt“, lachte die Weißhose sie an, während sie sich aufrappelten. Varkan hatte wohl die richtige Antwort gegeben.
„Ja, Zisha“, erwiderte Sinan nun auch und massierte seinen dünnen Hals, der deutliche Fingerspuren aufwies.
„Worum ging es denn, Zisha?“, erkundigte sich Varkan vorsichtig. Das war wohl zu vorlaut, denn die Miene des Älteren verdüsterte sich und er kniff Varkan schmerzhaft in die Wange, der sich jedoch hütete, sich zu wehren.
„Davon hast du Hosenscheißer doch keine Ahnung“, knurrte er. Ein Blick auf Sinan, der sich ängstlich krümmte, brachte ihn jedoch wieder zum Grinsen. Es sah sehr verschlagen aus. „Na schön. Es ging um eine alte Sache…Fuchsgesicht hatte…bei Rakan noch was gut. Ahnt ihr, was?“ Die beiden Gelbhosen schüttelten die Köpfe und ließen das herablassende Gelächter des anderen wie etwas über sich ergehen, das nicht zu vermeiden war. „Fuchsgesicht hat…“, er sah sich um, aber es waren nur Blau- und Gelbhosen im Hof, „er hat Rakan gefickt. Irgendwann mal. Vor Jahren. Ich glaub, sie trugen grad mal blau.“ Er musterte die Jungs, die sich vorgedrängt hatten und ihren ohnmächtigen Kumpan abfällig. „Sieht aus, als hätte das Rakan damals nicht gefallen…“ Er lachte über seinen Witz, sah sich dabei aber weiter vorsichtig nach Alterskameraden um.
„Ficken kann man doch nur Frauen“, platzte Varkan heraus. Er ließ sich doch nicht für dumm verkaufen! Der Ältere lachte auf, so dass seine weißen Zähne sichtbar wurden. Bevor Varkan auch nur quieken konnte, hatte er ihn sich geschnappt, vorgebeugt, an sich eingeklemmt und presste seine Finger an eine sehr eindeutige Stelle zwischen Varkans Hinterbacken. Varkan wand sich. Vergeblich. „Du bist wirklich noch ein Gelbhöschen“, frotzelte er bei diesem ungeordneten Widerstand und stieß rhythmisch durch den Hosenstoff gegen Varkans Anus. „Da rein. Jetzt begriffen?“
„Ja!“, keuchte Varkan, nur um losgelassen zu werden. Begreifen tat er erst später, als der Ältere gegangen war, um sich ganz vorn in die Schlange zu reihen.
Dann begriff er aber viel mehr. Es war eine Beleidigung, eine Provokation, „da rein“ gefickt zu werden. Klar, man fickte ja eigentlich nur Frauen. Schwächere. Eine Geste der Abwertung für Feinde, wenn es nicht dem Kinderzeugen für Rashna, dem Gott des Krieges gegen die Dämonen diente. Es war völlig einleuchtend. Dennoch kreiselten seine Gedanken immer noch um diese Sache, als er schon aß.
Sinan sagte plötzlich in seine Gedanken hinein:
„Varkan, ich warne dich…“
„Meine Ration reicht mir heute, glaub mir…das Training war so hart, ich könnte gar nicht mehr essen…“ Sinans Schnauben zeigte ihm, dass er mit seinem Verständnis von Sinans Warnung falsch lag. Doch sein Freund wollte ihm nicht verraten, was er gemeint hatte.
Varkan, Dämonenschlächter
Varkan setzte sich auf und streckte seinen Körper. Er war als Gelbhose schon großgewachsen gewesen und er war als Blauhose noch mehr ins Kraut geschossen. Ständig hatte er bei der Kleiderausgabe eine andere, längere Hose erbetteln müssen. Immerhin waren die blauen nicht mehr so ausgefranst gewesen wie die gelben Hosen. Er lächelte bei der Erinnerung an seine Lehrzeit. Mittlerweile trug er schon länger die weiße Hose und nicht mehr die Sandalen der Kinder sondern Stiefel, echte derbe kniehohe Lederstiefel, die ihn vor den Krallen und den peitschenden Schwänzen der Dämonen schützen sollten und er stand jede Nacht im Labyrinth und schlachtete Dämonen ab, statt es sich nur kühn in Tagträumen auszumalen.
Varkan setzte sich auf seiner mit Palmfasern gefütterten Schlafmatte auf und übersah die Reihen Kameraden, die auf ihren Decken lagen und schliefen. Das Abendlicht fiel still und weich auf die Matten, die heute leer geblieben waren. Die Wände ihres aus Wüstenstein erbauten Schlafsaales waren rot und gelb geädert und ihre Farben strahlten unter der verglühenden Wüstensonne auf, die abends, etwa eine Stunde vor dem Weckruf des Priesters, einfiel. Varkan fragte sich, ob es diese Farben waren, die ihn jeden Abend eine Stunde vor den Kameraden weckte oder das rhythmische Stöckeaneinanderschlagen vom Übungshof nebenan. Er saß auf seiner Matte und starrte auf die leeren. Eine davon hatte Sinan gehört. Sinan, seinem besten Freund. Sinan, der ihm so oft in den Rücken gefallen war, wie er ihm beigestanden hatte. Mindestens so oft, dachte Varkan. War er denn wirklich ein Freund gewesen? Varkan dachte darüber nach. Ja, entschied er dann. Ein guter Freund.
Sinan war es gewesen, der ihn auf jede kleine Schwäche aufmerksam gemacht hatte, die er zeigte, weil Sinan sie dann gnadenlos für eigene Vorteile nutzte. Dank Sinan bin ich heute so ein erfolgreicher Krieger. Kein Schwächling, der nach Hilfe heult.
Varkan wollte sich erheben, um sich zu waschen, ein paar leichte Aufwärmübungen