Indien, ich komme. Marie J. D. Caulfield

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Название Indien, ich komme
Автор произведения Marie J. D. Caulfield
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738022896



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keine Angst haben in einer Welt, die ich noch nicht mal kenne, die mir total fremd ist. Dann erzählte mir das Wesen etwas von einem Hai, einer Schildkröte Valentine und von einem El Sonchero, dem Kämpfer. Der Hai hatte auch einen Namen. Ben Mcknife. Das ich nicht lache. Damned, ich bin schon über 50 Jahre und habe mit irgendwelchem Spielzeug nichts mehr am Hut. Oh mein Gott, Ben McKnife und El Sonchero, der Kämpfer! Wieso soll ich denn an so einen Schwachsinn glauben? Okay, John, was bleibt dir anders übrig, als weiterzugehen? Mann hey, reiß dich jetzt zusammen und gehe los. Geh einfach los“ Er musste diesem Wesen vertrauen. Und da fühlte er auf einmal etwas Neues in ihm. War dieses Gefühl wirklich neu? Hatte er das nicht schon einmal gehabt? Es war definitiv kein ungutes Gefühl. Es war nicht wie ein ängstliches Gefühl. Nein, das letzte Mal, dass er so fühlte, das war zu der Zeit, als er noch ein Kind war. Mann hey, plötzlich musste er lächeln. Als 11 jähriges Kind zu Hause hatte er einen Nachbarn. Der wiederum hatte einen großen Kirschenbaum in seinem Garten. Im Sommer war dieser Baum voll von diesen süßen Kirschen. Es gab dann nichts aufregenderes, als mit seinem Freund und Klassenkamerad Buddy heimlich über den Zaun zu klettern, die Leiter zu holen, um damit die Baumkrone mit seinen verlockenden roten Früchten zu erreichen. Die Beiden stachelten sich an, machten sich Mut, gaben sich die Hände, streckten die Hände zum Liberty Zeichen, wie die Flower Power People in Woodstock, und kletterten an den Ästen hoch, um die dicksten und süßesten Kirschen zu ergattern. Mann hey, war das immer ein kleines Abenteuer gewesen. Besonders dann, wenn sein bösartiger und verdammt geiziger Nachbar Mr. Dooby, der schon ziemlich alt war, diesen Raubzug der Kinder bemerkte und mit seiner Mistgabel in der rechten Hand und einem Gehstock in der anderen zum Baum humpelte und die beiden Kinder verfluchte, die sich ungefragt in seinem Heiligtum austobten. GinTonic, sein zahnloser Zwergpinscher kläffte solidarisch mit seinem Herrchen. Dooby Baby hatte eine leicht angekratzte Stimme und die klang ziemlich komisch, wenn er rief „Bei dem Geist meiner Frau Emily. Euch soll der Satan holen. John Feelgood und Buddy Kennedy, ich erzähl das alles euren Eltern. Dein Vater, kleiner Feelgood, dreht sich im Grab um. Deine Mutter Buddy Kennedy sollte 1000 Ave Maria für dich beten. Ihr verdammten kleinen Klugscheißer, kommt sofort hier runter und bezahlt jede einzelne Kirsche mit eurem Taschengeld“ John und Buddy wussten ganz genau, dass der Alte Dooby Asthmaprobleme hatte. Immer dann, wenn er sich aufregte, musste er nach Luft schnappen. Dann fing er an zu hecheln. So suchte er seinen klapprigen Holzstuhl auf seinem Freisitz auf, um sich etwas auszuruhen. Er schüttelte den Kopf, murmelte ziemlich gequält etwas in seinen weißen Bart und kehrte dann laut fluchend in sein Haus zurück, um sich das Astmaspray zu holen. Johnny und Buddy kicherten und kletterten schnell hinunter, über den Zaun und ab in ihren Garten. Der ältere John, hier und jetzt hinter der linken Tür von Lebendig Wasser, fühlte diesen Tatendrang von damals wieder in sich, mit dem Mut von damals, lächelte und marschierte los. Nun ging es in diese fremde Welt. Er fühlte so etwas wie -Was soll denn mir eigentlich passieren? Mensch John, wirst du auf einmal wirklich mutig? Spürst du das Vertrauen? Dieses Wesen hatte zwar in Rätseln gesprochen aber ich fühle, dass viel Wahres in dem stecken muss. Er dachte wieder an den Kirschenbaum, an seinen Kumpel Buddy und die verdammt süßen Früchte. Mit dem Gefühl des kindlichen Mutes ging er los und schon nach einigen Sekunden hatte er den unwiderstehlichen Zwang, an etwas Essbares zu denken. Dieser kleine Tagtraum mit den Kirschen hatte ihn etwas hungrig gemacht. Etwas? Er fühlte plötzlich mächtigen Hunger. Aber er hatte hier doch gar nichts zu essen. Während er leicht gefrustet weiterging, dachte er daran, wie er seine John Feelgood Meatballs gebraten hatte. Seine Mutter hatte es ihm als Jugendlicher beigebracht und er hatte das Rezept für sich etwas verfeinert. Für drei Meatballs brauchte er ungefähr 200 Gramm Hackfleisch, aber nur vom Rind. Er war zwar ein vegetarischer Typ, aber bei Ausnahmen, wie immer dann, wenn es darum ging, konsequent zu handeln, aß er lieber minced meat vom Rind als vom Schwein. Er gab sich somit die Bestätigung, gesünder gegessen zu haben. Er legte das Fleisch in eine Schüssel und vermischte es mit einem Eigelb und mit älterem Weißbrot, das er vorher ins Wasser gelegt hat. Durch das Eigelb bekamen die Meatballs eine innere Festigkeit und das Brot machte sie zart. Das, was er am liebsten reinmengte, waren zwei gepresste Knoblauchzehen. Das war ein Tipp seines italienischen Freundes Giovanni. John mochte es scharf und so gab er Cayenne Pfeffer dazu. Je nach Laune halt mehr oder weniger. Er legte dazu die Scheibe von Buddy Guy auf. „Mustang Sally“ war sein cooking Song. In Gedanken warf er dabei seine Fender um den Bauch und schon ging es los. So wie früher in seiner Band, als er kniend diese feine Gitarre in seine Hände nahm und seine Zähne das Plektron ersetzten. Die Musik, besonders der Blues und der Soul waren ihm immer wichtig gewesen. Ja, sie galten bei ihm sogar als ein lebenselementarerer Bestandteil. Überall begleitete ihn die Musik. Sie spiegelte das gewisse Etwas aus seiner Stimmung wieder. Ganz gleich, in welcher Stimmung er war. War er glücklich oder traurig, die Musik war ihm immer ein treuer Weggefährte. So, wie seine schwarzen Freunde vom Mississippi Delta ihren Blues sangen, wenn sie die verdammt harte Sklavenarbeit auf den Baumwollfeldern verrichten mussten. Diese Musik kam von der Seele und befreite diese Menschen. Ja, sie fingen sogar an, dabei zu lächeln. Wow, dieser Blues vereinte auf diese Weise ihre Körper mit dem Universum. Erst dann fühlten sie den LIEBEN GOTT. Denn waren sie zusammen eine Einheit mit dem Schöpfer geworden, kamen zu neuen Kräften, die ihrem Leben immer wieder einen Sinn gaben. So gab die Musik John seinem Leben einen Sinn und zwar schon als Teenie. Immer dann, wenn er in der Schule seine Sklavenarbeit in Form eines Vokabeltests zu verrichten hatte. Oder dann, wenn seine Mom ihm auftrug, Löwenzahn aus dem Rasen zu entfernen. Ja, das war immer eine verdammt harte Strafarbeit. Seine Musik löste ihn so vom Frust und von dem Stress. Hier in der Küche begleitete die Musik seine sensible Gewürzlaune. Petersilie, Paprika und etwas Curry rundeten nun den bluesigen Meatball ab. Zurück von diesem Gourmet Gedankentrip in die Realität seines Komaexkurses, forderte er sich nun auf, loszuzugehen. Irgendwohin musste diese Reise ja führen. Er war ja schließlich durch die Tür von Lebendig Wasser gegangen, also erwarteten ihn auch lebendige Dinge und mit dem Gefühl des Ich-bin-tatsächlich-mutig-geworden bekam John eine positive Lebenseinstellung. Okay, aber….trotzdem…. wohin ging es denn???? Wohin führte ihn dieser Weg????? Er konnte doch wegen dieses Nebels gar nichts sehen. Trotzdem, sollte er vertrauen? Hmm, wo war denn da bitte die gesunde Logik? John, fang nicht schon wieder an zu zweifeln. Du warst es und du wirst es immer bleiben, Johnny, the ever thinker. Gerade hast du Mut gespürt, gerade hat sich deine Lebenseinstellung geändert und schon fängst du wieder an zu zweifeln. John schüttelte den Kopf und ging weiter. Aber nur ein paar Meter und da passierte es schon.

      Ich sah mir sein Life Konzert an. Ich hörte seine Stimme und fühlte: Seine Stimme birgt Geheimnisse. Sie klingt so mystisch. Sie zog mich in ihren Bann. Seine Stimme klang voller Tatendrang. So entschlossen. Sie klang so, als würde sie sagen „Höre gut zu. Was ich dir jetzt singe, wird dich in eine Welt verzaubern, in der du dich wohl fühlen wirst. Komm mit mir. Ich lade dich ein. Sei Herzlich willkommen!“ „Secret World“ von und mit Peter Gabriel

      Er fühlte keinen Boden mehr unter seinen Füßen. Er trat ins Leere. „Verdammt, was ist denn das?“ konnte er sich gerade noch mit Schrecken sagen hören und dann kam er, der Sturz. Er versuchte noch, sich irgendwo festzuhalten. Aber seine Hände fanden keinen Halt und er rauschte gnadenlos in die Tiefe. Er fiel und wurde immer schneller. Er fuchtelte mit den Armen und mit den Beinen „Oooooooooh, uuuuuuhh, Shit, Help, Help! What the hell!!!“ schrie er. „Neiiiiiiiiiiiinnnnnnn!!“ Bevor er wieder in eine todesähnliche Panik sank, hörte er eine Stimme. die ihm in sein Ohr flüsterte: “Glaube und vertraue, fang an zu lernen und respektiere das Leben, deins und das gesamte Leben auf der Erde. Erst dann kannst du lieben und dann kannst du das Leben in seiner Form, wie du es siehst, genießen.“

      Diese ihm bekannte und angenehme Stimme machte ihn zwar etwas ruhiger, änderte aber nichts an der Tatsache, dass er immer weiter und immer schneller in die Tiefe fiel. Und dass seine Angst unbeschreiblich groß war. Tödliche Angst! Instinktiv schaute er unter sich, wollte er doch wissen, wann er auf dem unvermeidlich harten Boden aufschlagen würde. „Verdammt, wie soll ich lieben, leben, lieben, genießen, vertrauen und wieder lieben und wieder leben und wieder genießen, wenn ich gleich zu einem Klumpen unförmiger Menschenmasse beim Aufschlag auf dem Boden geformt werde. Verdammt, oh shit!!“

      Noch bevor er dieses Wort ausschreien konnte, sah er plötzlich unter sich etwas großes Dunkles auf ihn hochkommen. Er versuchte ganz hektisch mit den Armen eine Balance in der Luft zu halten, so wie er es bei den Fallschirmspringern im Fernsehen