Undercover - Auftrag. Jürgen H. Ruhr

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Название Undercover - Auftrag
Автор произведения Jürgen H. Ruhr
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738044966



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Das ist eine eingeschworene Truppe. Neben Bernd gibt es da Sam - Samuel L. Terbarrus - einen drahtigen Asiaten, Doktor der Naturwissenschaftlichen Medizin und seit einigen Jahren für Bernd als Personenschützer tätig. Des Weiteren wären da Monika Salders zu nennen und ja - Christine. Christine, einst meine Sekretärin - zu meiner Zeit als Privatdetektiv - und nunmehr ebenfalls bei Bernd angestellt. Mit ganzem Namen heißt sie Christine Weru.

      Soweit der harte Kern, wenn man von ‚Kern‘ sprechen darf.

      Natürlich sind wir nicht die Einzigen, die für Bernd arbeiten. Hans van Belderen zum Beispiel oder Thomas Friedlich, der Kampfsportlehrer den alle nur ‚Dozer‘ nennen. Und viele andere noch ...

      Ja, und dann ist da noch unsere neue Mitarbeiterin Birgit Zickler, die ich heimlich ‚Zicke‘ nenne. Und die jetzt im Türrahmen stand und mich so merkwürdig ansah.

      Birgit wurde von Bernd als Empfangsdame und Sekretärin für unser Büro hier eingestellt. Und vermutlich zur Strafe für mich. Die Zweiundzwanzigjährige bewarb sich nach einem gerade abgebrochenen Germanistikstudium bei Bernd als Sekretärin. Angeblich beherrscht sie mehrere Fremdsprachen und Stenographie, kann am Computer tippen und tadellose Büroarbeit leisten. Davon habe ich allerdings bisher noch nicht viel bemerkt.

      Dafür fällt die Kleine durch ständig wechselnde bunte Haarfarben und flippige Kleidung auf. Das könnte man aber noch ertragen, wenn da nicht das freche Mundwerk wäre. Ich bezweifle, dass Bernd eine gute Wahl getroffen hatte ...

      „Na, Meister, wieder mal am Träumen?“

      Sagte ich ja, freches Mundwerk!

      „Du liebst deinen Schreibtisch aber auch tief und innig, was?“ Sie kicherte. „Aber worüber ich dich informieren soll: In fünfzehn Minuten möchtest du bitte im Konferenzraum sein.“

      Ich schaute auf die Uhr. Viertel vor. Also Meeting um zehn Uhr.

      „Worum geht es denn? Hat Bernd das angeordnet?“ Ein paar Hintergrundinformationen dürfte ich doch wohl noch erfahren.

      „Lieber Johni“, sie nannte mich immer ‚Johni‘, was mich allein schon zur Weißglut bringen konnte. ‚Jon‘ versuchte ich ihr immer beizubringen. ‚Jon‘ als Abkürzung für Jonathan. Aber das schien niemanden - und insbesondere sie nicht - zu interessieren.

      Doch unbeirrt meines Blickes, redete Birgit weiter: „Das wirst du schon noch erfahren. Bernd hielt es nicht für nötig, mich einzuweihen. Und so neugierig, dass ich extra nachgefragt habe, bin ich nicht ... Mir ist lediglich bekannt, dass es sich um einen wichtigen Auftrag handeln soll. Von einem Oberstaatsanwalt.“ Schon war sie wieder verschwunden.

      Ganz abgesehen davon, dass ich mir meinen Kaffee ständig selbst holen musste und Birgit auch wohl sonst kein Interesse an meinem leiblichen Wohl zeigte, war das Mädchen irgendwie immer sehr kurz angebunden. Meine damalige Einladung zu Curry - Erwin, meiner Lieblingsfrittenbude, schlug sie jedenfalls grinsend aus. Dann murmelte sie noch irgendetwas von ‚geiziger Opa‘, was ich aber nicht richtig verstand.

      Da ist Jennifer doch ganz anders. Jennifer, unser Mädchen für alles - drüben im Kampfsportstudio. Immer freundlich und stets einen frischen Kaffee anbietend - und dann erst ihre Brötchen! Ich beschloss, ihr bald möglichst einen Besuch im Krav Maga Studio abzustatten, nur einfach mal so - zum Reden und der alten Zeiten willen.

      Jetzt aber erst einmal das Meeting mit Bernd. Ein Auftrag? Ein wichtiger Auftrag? Das könnte unser erster Auftrag vom Oberstaatsanwalt Eberson sein. Gefahr und Abenteuer. Nicht wie das, was ich bisher hier bearbeiten musste. Mein erster Auftrag davon ging mir gerade durch den Kopf, während ich versonnen über die Schreibtischplatte strich. Es war im November und eigentlich kein Wetter für Ermittlungen außer Haus ...

      II.

      Zunächst hielt ich es für einen Witz, als Birgit mir die Unterlagen auf den Tisch legte, kaum dass ich in meinem Büro saß. Grinsend stand sie vor mir und sprach von ‚dein erster Auftrag als großer Privatdetektiv‘. Und das, bevor ich überhaupt meinen Frühstückskaffee zu mir nehmen konnte! Nachdem ich die dürftige Akte durchgesehen hatte, beschloss ich mit Bernd über solche Aufträge zu reden. So ging das doch eigentlich nicht!

      Aber Bernd, den ich unverzüglich aufsuchte, belehrte mich eines Besseren: „Jonathan! Natürlich nehmen wir auch solche Aufträge an. Das ist eine ganz einfache Kosten - Nutzen Rechnung. Die Detektei muss schließlich auch Einkünfte haben und soll kein Minusgeschäft bleiben. Wir können nicht nur auf die dicken Aufträge warten, auch wenn dir das so gefallen würde. Nein, tut mir leid, aber auch solche kleinen Sachen müssen erledigt werden. Sieh es als sportliche Herausforderung an. Außerdem ist das doch dein erster Job als Privatdetektiv bei uns, oder?“

      Na gut, dann eben so ...

      Dass aber Birgit mich so frech angrinsen musste, als ich ins Büro zurückkam, und dann noch bemerkte: „Na, großer Meister, jetzt endlich bereit für den Auftrag?“, würde ich ihr nicht vergessen.

      Seufzend nahm ich auf meinem Chefsessel Platz.

      Wir machten es uns gerade in den neuen Räumlichkeiten bequem, als Birgit mit diesem ominösen Auftrag zu mir kam. Das Jahr neigte sich dem Ende zu und dementsprechend zeigte sich auch das Wetter. Kalt und regnerisch. Halt so, wie man sich den November vorstellt.

      Noch einmal nahm ich mir die dünne Akte vor. Eigentlich bestand sie nur aus einem einzigen Blatt. Birgit sollte sich mehr Mühe geben. Wie immer notierte sie nur die notwendigsten Daten und keinerlei Hintergrundinformationen. Also musste ich wieder den ganzen Kleinkram erledigen.

      Wieder ist gut ... Immerhin war das ja jetzt mein erster Auftrag in der Rolle des Privatdetektiven.

      Nach unserem letzten Einsatz mit dem Politiker Pohler, erhielt Bernd ein Angebot des Oberstaatsanwaltes Herrmann Eberson, das er kaum ausschlagen konnte: Wir sollten für die Justiz Aufträge übernehmen, die die Polizei selbst so nicht würde lösen können. Mit anderen Worten: Aufträge stark am Rande der Legalität.

      Wir sagten zu. Da zu diesem Zeitpunkt die Firma, die dieses Gebäude besaß, Insolvenz anmelden musste, machte Bernd kurzfristig Nägel mit Köpfen und erwarb das Grundstück günstig. Unser neues Domizil! Als Tarnfirma - quasi - verkaufte er der Öffentlichkeit das Ganze als Privatdetektei.

      Eigentlich sollte die Detektei ja meinen Namen tragen - aufgrund meiner Erfahrung als Detektiv damals, denke ich - doch nach eingehenden Beratungen, entschlossen sich Bernd und Sam lieber keine Namen der Mitarbeiter zu verwenden. Das Ganze sollte anonymer sein. Also wählten sie eine andere, weniger auffällige Bezeichnung.

      ‚Argus‘. Privatdetektei Argus.

      Meine Vorschläge wurden allesamt verworfen. ‚Detektei CoJack‘, ‚Privatermittlung Sherlock‘ oder ‚Privatdetektiv Magnus‘ fand nicht wirklich jemand gut.

      Dann also ‚Privatdetektei Argus‘. Ich würde meine Augen offenhalten. Meine Argusaugen ...

      Aber jetzt dieser Auftrag! Das war doch nun wirklich unter meinem Niveau. Eine Frau Frieda Ottkans verlangte nach unserer Hilfe. Die Dame wohnte mitten in Rheydt. Und dann noch auf der Hauptstraße! Da gab es ohnehin keine Parkplätze. Ich überlegte, wo ich meinen Wagen am günstigsten stehen lassen könnte. Vermutlich müsste ich wieder in das Parkhaus unter dem Marktplatz. Na ja.

      Worum es bei dem Auftrag ging, stand natürlich nicht dabei. Vermisstensache. Das hätte Birgit ja auch ein wenig ausführlicher schreiben können.

      Ich rief nach unserer Sekretärin: „Birgit!“

      Meine Tür stand offen, da musste sie doch mein Rufen hören. „Birgit!“ Diesmal noch etwas lauter. Nichts rührte sich. Gut, dass wir über unser internes Telefonnetz bei unserer Zentrale auch direkt anrufen konnten. Ich wählte Birgits Kurznummer.

      Unsere Sekretärin meldete sich nicht. Wo steckte die Frau? Also legte ich die ‚Akte‘ wieder zur Seite und machte mich auf die Suche nach der jungen Dame. Im Foyer fand ich sie jedenfalls nicht.