Aua! Rückenschmerzen!. Karina Bernd

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Название Aua! Rückenschmerzen!
Автор произведения Karina Bernd
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783742786326



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Also ein ziemlich ausgeklügeltes System, wenn alle Muskeln und Mitspieler gleich stark sind. Doch bei vielen Rückengeplagten ist das nicht der Fall.

      Diese einzigartige Konstruktion „Wirbelsäule“ besteht aus drei flexiblen Wirbelsäulenabschnitten wie Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule. Ebenso fünf zum Kreuzbein zusammen gewachsene Wirbel sowie vier bis fünf zum Steißbein verschmolzene Wirbel.

      Gut geschwungen hält besser! Unsere Wirbelsäule schwingt in drei Bögen. Von der Seite betrachtet wölben sich Hals- und Lendenwirbelsäule nach vorne, Brustwirbelsäule und Kreuzbein leicht nach hinten. Diese Schwingung ist eine gute Anpassung der Natur, denn die doppelte S-Form fängt Stauungskräfte besser ab, als eine Wirbelsäule ohne Krümmung.

      Die Form und Anordnung der Wirbel unterscheidet sich etwas, sodass jeder Teil seine Aufgabe optimal erfüllen kann.

      Der oberste und erste Halswirbel (Atlas) ist per Gelenk mit dem Schädel verbunden. Die sich daran anschließenden grazilen Halswirbel ermöglichen dem Kopf größtmögliche Bewegungsfreiheit. Die Halswirbel sind kleiner als die Lendenwirbel, denn sie müssen nur den Kopf, nicht den ganzen Oberkörper tragen.

      Unsere Brustwirbelsäule ist aufgrund der Verbindung mit den Rippen, die den Brustkorb bilden, in der Beweglichkeit stark eingeschränkt.

      Die massiven Lendenwirbel tragen das Gewicht unseres gesamten Oberkörpers und sind deshalb erheblichen Belastungen und Kräften ausgesetzt. Die Rotationsfähigkeit ist hier fast aufgehoben. Häufig machen die Lendenwirbel im unteren Rücken den meisten Menschen Kummer. Kein Wunder, sie hat als Sockel unseres Rumpfs die größte Last zu tragen.

      Unterhalb der Lendenwirbel befindet sich ein dreieckiger schaufelförmiger Knochen, das Kreuzbein (Os sacrum). Es verbindet die Wirbelsäule über ein straffes Gelenk (das sogenannte Iliosakralgelenk oder die Kreuzdarmbeinfuge) mit dem Becken. Das waagerechte Becken und der untere Teil der Wirbelsäule bilden ein Kreuz. Da an dieser Stelle beweglicher Rücken und starres Becken aufeinandertreffen, ist das Kreuz besonders anfällig für Beschwerden.

      Vielleicht kennen Sie auch den Schmerz im Steißbein, der meist stechender oder ziehender Natur ist. Häufig strahlen die Beschwerden in andere Bereiche des Rückens, des Gesäßes und der Oberschenkel aus.

      Auch der Ischiasschmerz ist vielen wohlbekannt. Er entsteht sobald der Ischiasnerv eingeklemmt wird. Das sind die üblen Rückenschmerzen, die unverhofft auftreten und bis in das Bein ausstrahlen. Sie werden größtenteils durch eine falsche, hektische Bewegung, schweres und falsches Heben, schnelles Bücken oder hastiges Drehen ausgelöst.

      Da sind noch die spürbaren Dornfortsätze. Wenn Sie mal mit den Fingern auf Ihrer Wirbelsäule entlang streichen, fühlen Sie kleine Höcker, das sind die Dornfortsätze. Sie bilden die Ansatzfläche für Muskeln und Bänder.

      Erst durch Bändern und Muskeln erhält die Wirbelsäule Haltung und Beweglichkeit. Bänder sind Stränge aus festem Bindegewebe, sie ziehen über die gesamte Länge der Wirbelsäule und verbinden die einzelnen Wirbelkörper und Wirbelbögen.

      Unsere Bandscheiben sind im wahrsten Sinne „Stoßdämpfer“.

      Zwischen unseren Wirbelkörpern sitzen die Bandscheiben. Sie bestehen bis zu 90 Prozent aus Wasser. Außen besitzen sie einen faserigen, derben Ring, der einen gallertartigen Kern umfasst. Sie liegen als elastisches Element zwischen den Wirbelkörper und können Druck auffangen und gleichmäßig verteilen. Ein Viertel der Wirbelsäule besteht aus diesen "Gelpolster". Sie fangen Bewegungen ab, wie sie etwa beim Springen und Laufen entstehen. Daher schadet eine dauerhafte Unter- oder Überbelastung - sei es durch eine Schonhaltung, ständig langes Sitzen oder unablässige Belastung - den Bandscheiben.

      Ihnen ist sicherlich bekannt, dass wir tagsüber schrumpfen. Der Druck, der tagtäglich auf den Bandscheiben lastet zeigt sich an der Körpergröße am Morgen und Abend. Denn im Laufe des Tages verlieren die Bandscheiben an Wasser und lassen uns daher um einige Millimeter schrumpfen. In der Nacht werden die Kissen wieder aufgepolstert, sodass wir am nächsten Morgen wieder unsere gewohnte Größe erreichen.

      Obwohl unsere Wirbelsäule und Bandscheiben stark belastbar sind, unterliegen die Bandscheiben im Laufe des Lebens einem ganz normalen Abnutzungsprozess. Meist entwickeln sich langsam über Jahre hinweg unmerklich degenerative Veränderungen im Faserring der Bandscheiben. Wenn dieser Faserring Risse oder Spalten bekommt, kann sich die Bandscheibe verformen oder verlagern und auf die Nerven des Rückenmarks drücken. Dadurch kommt es zu übeltreibenden Schmerzen und Bewegungseinschränkungen, die bis hin zur Lähmungen führen können.

      Allerdings kann die Bandscheibe auch durch fortwährend körperliche schwere Arbeit, ungleichmäßige Belastungen, auch durch ständige Muskelverspannung sehr früh Schäden davontragen. Knall auf Fall, manchmal reicht eine falsche oder ruckartige Bewegung, Zugluft oder schweres Heben schon aus, um schlagartig das Kreuz vorübergehend Lahm zu legen.

      Es kann auch passieren, dass durch eine falsche oder ruckartige Bewegung oder übermäßig starke Anspannung einen Bandscheibenvorfall oder Bandscheibenvorwölbung ausgelöst wird. Diese vorgetretenen Bandscheibenanteile drücken auf die Spinalnerven und lösen gewaltige Schmerzen im betreffenden Rückenbereich aus.

      Jedenfalls ist heute bei den meisten nicht mehr eine schwere körperliche Arbeit die Ursache von Rückenschäden, vielmehr liegt es daran, dass wir uns zu wenig bewegen, ungesund ernähren und unzählige Menschen mit einer Fehlhaltung herumlaufen.

      Obwohl die Bandscheiben eine immens wichtige Funktion haben, gehören sie zu den am schlechtesten versorgten Gewebestrukturen des Körpers. Sie werden nur durch ständigen Bewegungswechsel mit nährstoffhaltiger Flüssigkeit versorgt. Fest steht, dass die Bandscheiben im Sitzen höher belastet werden als im Stehen oder Gehen.

      Also Bewegung ist angesagt! Weil nur durch ständiges bewegen die Versorgung der Bandscheiben verbessert wird. Außerdem werden sie durch einen Belastungswechsel in den Ausgleich gebracht.

      Da sind sie - empfindliche Nerven, die einem die Tränen in die Augen treiben und einige nahezu verzweifeln lassen!

       Die Wirbelbögen der aufeinander gereihten Wirbel bilden den sogenannten Spinalkanal. In ihm verläuft gut geschützt das Rückenmark. Das Rückenmark beinhaltet als Teil des zentralen Nervensystems alle Nervenbahnen, die vom Gehirn in den Körper verlaufen. Alle Muskeln und Organe werden über das Rückenmark mit dem Gehirn verbunden.

      Die Wirbelbögen besitzen oben und unten kleine Einbuchtungen. Übereinander gelegt entsteht so eine schmale Öffnung für die Nervenfasern, die aus dem Rückenmark aus- und eintreten. Die Ein- und Austrittsstelle bezeichnet man als Spinalnervenwurzel. Sie sind besonders empfindlich. Eine Spinalnervenwurzel, die durch eine mechanische oder stoffwechselbedingte Reizung irritiert oder vorgeschädigt ist, kann heftige Schmerzen - die einem im wahrsten Sinne die Tränen in die Augen treiben - verursachen.

      Kommt es beispielsweise aufgrund eines Bandscheibenvorfalls im Rückenbereich zu einer Einengung der Spinalnervenwurzel, kann dies rasende Schmerzen auslösen und bis hin zu Gefühlsstörungen in den Beinen oder Armen führen. Man schreit förmlich nach einem Orthopäden oder einer sportärztlichen Praxis. Sofort sollte man einen Arzt aufsuchen.

      Da können moderne Laboruntersuchungen und Bildgebende Verfahren die genaue Ursache Ihrer Beschwerden herausfinden. Bei anhaltenden oder immer wiederkehrenden Rückenbeschwerden sollte sich eine gründliche körperliche Untersuchung nicht nur auf den Rücken, Nacken und Hinterkopf beschränken, sondern den ganzen Menschen einbeziehen wie: die Körperhaltung und Gang, Beinlängenunterschiede und Fußdeformationen. Der Muskelstatus sollte geprüft und je nachdem ein neurologischer Befund einschließlich Sensibilitätsprüfung und Reflexstatus erhoben werden.

      Der springende Punkt ist, bei weitreichenden Rückenproblemen nicht verzagen – „sich selbst, spezielle fachkundige Therapeuten und Mediziner fragen!“

      Das Stehaufmännchen-Prinzip!