Please love me. Lora Flynn

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Название Please love me
Автор произведения Lora Flynn
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783746787558



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übel nehmen konnte, blieben mir nicht viele Möglichkeiten offen.

      »Ich… Ich habe bei einer Freundin übernachtet, weil ich keinen Schlüssel dabei hatte und Poppy und du nicht mehr ans Handy gingen«, ich fühlte mich schlecht wegen der Lüge, doch ich konnte meiner Familie doch nicht einfach erzählen, dass ich bei meinem Lehrer übernachtet hatte.

      »Bei welcher Freundin? Wir haben überall angerufen«, warf Dad ein. Er wirkte leicht verärgert und versuchte Mia, die unruhig auf seinem Arm herum zappelte zu beruhigen.

      »Ein Mädchen von meiner Schule, ich habe nicht viel mit ihr zu tun, aber sie hatte mir angeboten, bei ihr zu übernachten. Eure Anrufe habe ich nur deshalb nicht erhalten, weil mein Handy auf lautlos geschaltet war. Es tut mir wirklich leid, in Zukunft werde ich euch Bescheid geben«, ich hoffte darauf, dass meine Entschuldigung Lukas und Dad beruhigen würde, was auch funktionierte.

      Lukas fuhr sich erneut durch die Mähne und murmelte dann etwas von Aspirin gegen seine Kopfschmerzen, während Dad ein in Ordnung von sich gab. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen mir einen letzten mahnenden Blick zuzuwerfen, als er mit Mia in der Küche verschwand.

      Ich fragte mich, weshalb ich den ganzen Ärger abbekam. Schließlich hatten Lukas und Poppy mich einfach alleine in dem Club zurück gelassen. Sie trugen somit genauso viel Schuld daran, dass ich hatte woanders übernachten müssen. Doch Lukas’ Laune nach zu urteilen, konnte ich mir durchaus vorstellen, dass er von Dad bereits eine Standpauke erhalten hatte. Nun ja, das Gute an der ganzen Sache war jedenfalls, dass meine kleine Notlüge funktionierte. Ich wollte bereits erleichtert aufatmen, als Poppy wie aus dem Nichts vor mir stand und mich mit einem skeptischen Blick bedachte. Sie musterte mich aus argwöhnischen dunklen Augen und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie wirkte wie ein kleiner, auf Krawall gebürsteter Zwerg.

      »Ich weiß genau, dass du nicht bei irgendeiner anderen Freundin übernachtet hast, weil du keine anderen Freunde hast, außer Timmy und mir«, sie hielt kurz inne und begutachtete in aller Ruhe ihre Nägel. »Ich werde jetzt nach Hause gehen. Du wirst es mir so oder so sagen, wenn nicht heute, dann morgen«, Poppy sah plötzlich auf und lächelte mich siegessicher aus ihren braunen Augen an. Dann ging sie an mir vorbei zur Tür.

      »Ach übrigens«, sie drehte sich noch ein letztes Mal zu mir um. »Schöner Pullover, aber etwas zu groß, findest du nicht?«, sie grinste hämisch, ehe die Tür auch schon hinter ihr ins Schloss fiel und der graue Wirbelwind namens Poppy verschwunden war.

      Mein Herz schlug zum Zerbersten schnell vor Aufregung. Ich hatte völlig vergessen, Logan seinen Pullover zurückzugeben! Und Poppy war es aufgefallen. Wie sollte ich ihr das nur erklären? Es war mir schon furchtbar schwer gefallen, meiner Familie etwas vorzugaukeln. Doch bei meiner besten Freundin würde es noch schwieriger werden. Sie war in guten sowie auch schlechten Zeiten immer an meiner Seite. Sie kannte mich mittlerweile in- und auswendig. Womöglich sogar noch besser, als ich mich selbst kannte.

      Poppy etwas zu verheimlichen war schlicht und ergreifend undenkbar.

      Nachdem ich Mia ins Bett gebracht hatte, nahm ich endlich die heiß ersehnte Dusche, die schon den ganzen Tag über ausstand. Das warme Wasser prasselte auf meinen Körper. Meine Muskeln entspannten sich und ich genoss die Wärme, die mich erfüllte. Ich hielt das Gesicht direkt unter die Brause und versuchte mein Denken einzustellen, was mir jedoch nicht so leicht gelang. Immer wieder schlichen sich eisblaue Augen in meinen Kopf.

      Es schien als hätte sich Logans tiefblauer Blick in mein Gedächtnis gebrannt. Und das störte mich. Sehr sogar. Es brachte meine innere Welt komplett aus dem Gleichgewicht. Bisher war ich der festen Überzeugung gewesen, noch an Danny zu hängen, aber warum beherrschte dann jemand anderes meine Gedanken? Es war wirklich zum Verzweifeln.

      Ich verstand es einfach nicht, wieso dachte ich ununterbrochen an meinen Lehrer? Eines stand jedenfalls fest, irgendetwas an Logan Black, und ich wusste nicht was, zog mich wie magisch an.

      Es beflügelte und verwirrte mich zur gleichen Zeit. War ich denn psychisch durch all die Verluste, die ich erlitten hatte, zu einem solchen Wrack mutiert, dass ich mich zu dem nächstbesten Menschen hingezogen fühlte, der auch nur in irgendeiner Weise nett zu mir war? Immerhin mussten Lehrer sich für ihre Schüler interessieren, andernfalls hatten sie den falschen Beruf gewählt.

      Die Frage, die mir daher nun im Kopf herumschwirrte; wie viel Interesse durfte ein Lehrer an seinen Schülern zeigen? Beinhaltete dieses gesunde Maß an Interesse, den Schülern ein Buch zu leihen, zusammen mit ihnen einen Club zu besuchen und sie anschließend bei sich übernachten zu lassen?

      Wohl eher nicht. Logan war also ein großes Risiko für mich eingegangen. Doch warum tat er das? Es war zwar nichts Verbotenes zwischen uns passiert, allerdings hatte ich das Gefühl, dass dieser bizarre Umstand von heute Nacht an einer unsichtbaren Barriere rüttelte, die zwischen einem Schüler und seinem Lehrer herrschte.

      Mein gesunder Menschenverstand dagegen versicherte mir, dass diese Vermutung völlig unbegründet und irrelevant war. In Logans Augen war ich nur eine Schülerin, wie jede andere. Noch ein Kind. Er konnte in mir unmöglich eine erwachsene Frau sehen, denn allein das Wissen, dass ich seine Schülerin war, erschuf eine gewisse Distanz.

      Das Buch hatte er mir womöglich nur aus reiner Höflichkeit gegeben und da er wusste, dass Lukas mein Bruder war, hatte er sich wohl dazu verpflichtet gefühlt, mich mit nach Hause zu nehmen und sich um mich zu kümmern. Das Ganze war ihm mit Sicherheit genauso unangenehm wie mir. Wären da nur nicht dieses Kribbeln und das Herzklopfen, das ich in seiner Nähe verspürte.

      Resigniert stellte ich das Wasser der Dusche ab, nahm mein Handtuch und stellte mich vor den Spiegel. Noch immer lagen meine dunklen Augen in tiefen Höhlen und mein Gewicht war nach wie vor mehr als besorgniserregend. Allerdings hatte sich etwas in meinem Blick geändert. Er war nicht mehr ganz so abgestumpft, wie noch vor einer Woche. Ich entdeckte eine gewisse Stärke in meinen Augen. Stärke, die ich für meinen Dad, Lukas und vor allem für Mia aufbringen musste. Wenn ich mich weiterhin so hängen ließ, würde ich ihnen nur noch mehr Sorgen bereiten, als sie ohnehin schon ertragen mussten.

      Auch wenn sie es nicht so offen zur Schau stellten oder selten darüber sprachen, kämpften Dad und Lukas täglich mit dem Verlust meiner Mom, ich konnte es in ihren Augen sehen. Wo würde es hinführen, wenn sie sich nun auch noch ernsthafte Gedanken um mich machen mussten? Ich wagte es nicht so weit zu denken.

      Ich musste nun stark sein, für meinen Bruder Lukas, der Mom genauso sehr geliebt hatte wie ich, der ihr ständig und jeden Tag irgendwelche unmöglichen Witze erzählt hatte, nur um sie zu ärgern, weil er wusste, wie wenig sie diese Scherze mochte. Ich musste stark sein für meinen Dad, der nach achtundzwanzig Jahren Ehe seine beste Freundin und die Liebe seines Lebens verloren hatte. Doch vor allem musste ich stark sein für meine kleine Schwester Mia, die gerade mal vier Jahre mit ihrer Mutter erleben durfte und nun eine der wichtigsten Bezugspersonen ihres Lebens verloren hatte. Ich musste irgendwie aus diesem Tief herausfinden und zurück ins Leben kehren. Es gab so viele Menschen, die mich liebten und brauchten, ich konnte sie nicht im Stich lassen. Das Schwierige daran war nur, wenn man einmal in dieses schwarze Loch geblickt hatte, fand man nicht mehr so einfach heraus.

      Ich schloss die Augen und rief mir Moms warmes Lächeln in Erinnerung, ihre sanften Gesichtszüge und ihre beruhigende Art. Augenblicklich ließ der Schmerz meinen Magen krampfen und Übelkeit stieg in mir auf.

      »Ich vermisse dich so sehr, Mom«, flüsterte ich und die Tränen bahnten sich einen Weg über mein Gesicht. Ich war noch nicht bereit an sie zu denken, geschweige denn über sie zu reden. Der Schmerz über ihren Verlust saß noch zu tief.

      Schnell versuchte ich das Bild von ihr zu verdrängen und begab mich in mein Zimmer, um mich mit Logans Roman abzulenken. Doch mein Blick fiel plötzlich auf den grauen Pullover, der über meinem Stuhl hing. Mit einigen Schritten hatte ich das Zimmer durchquert, nahm ihn und streifte ihn mir über. Sofort umfing mich der Duft von Logans herbem Aftershave. Der Pullover fühlte sich weich auf meiner Haut an und gab mir absurder Weise ein gewisses Gefühl von Halt. Ich kuschelte mich in mein Bett. Dann griff ich nach