Sky-Navy 07 - Jäger und Gejagte. Michael Schenk

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Название Sky-Navy 07 - Jäger und Gejagte
Автор произведения Michael Schenk
Жанр Языкознание
Серия Sky-Navy
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742749550



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Energie, jene Entdeckung, welche den Norsun bisher immer den Sieg gebracht hatte. Die Wissenschaftler bezeichneten sie als formbare Energie und genau dies war sie auch. Die goldfarbenen Moleküle konnten eine schimmernde Wand bilden, die das Schiff schützte, Energiestrahlen förmlich aufsog und gegnerische Projektile einfach auflöste. Man konnte die Energie zu einem gleißenden Finger oder Tentakel formen, der achtzigtausend Kilometer in den Raum hinaus reichte und den Feind aufspießte. Neuerdings war es sogar gelungen, aus ihr Kugeln zu formen, die als endlos erscheinender Strom den Projektor verließen und die sich in jedes Objekt hinein brannten. Leider verzehrten sich die Kugeln selbst, so dass diese Waffe ebenfalls nur eine begrenzte Reichweite besaß, auch wenn sie alle anderen übertraf.

      Ter-Tesor empfand plötzlich selbst eine wachsende Unruhe. Er warf einen langen Blick über die Besatzung der Zentrale. Sie wirkte konzentriert und geschäftig und doch fühlte man in ihnen die wachsenden Zweifel am Entschluss des Geschwaderführers.

      Er wandte sich dem Funker zu. „Hand der Sprecher, irgendwelche Aktivitäten?“

      „Nein, Höchst-Wort, unsere Schiffe halten die befohlene Stille.“

      Als gab es auch keine fremden Signale, die auf die Nähe des Feindes hingewiesen hätten.

      „Das Stammvolk erwartet Erfolge“, mahnte das Hoch-Wort.

      „Beim Feuerfall von Istwagh“, entfuhr es dem nun doch verärgerten Ter-Tesor, „ich bin mir meiner Verantwortung bewusst, Hoch-Wort, und ich hoffe, dies gilt auch für dich. Sobald es zum Kampf kommt wird es auf deine Fähigkeiten ankommen, Kelar, denn wir dürfen eines der Feindschiffe nicht vernichten, sondern müssen es erobern.“

      „Darauf sind wir vorbereitet“, zischte Kelar erregt. „Die beiden Dreischiffe haben genügend Bions an Bord, um einen Planeten zu erobern.“

      Das war eine Übertreibung. So gut die künstlichen Kampfwesen auch waren, ihre Fähigkeiten hatten Grenzen. Die hohen Verluste in den vergangenen Kriegen konnten selbst durch die hohe Vermehrungsrate der Norsun nicht ausgeglichen werden und so entwickelte man halb mechanische, halb biologische Wesen, die sogenannten Bions, die als Soldaten eingesetzt werden konnten. Äußerlich ähnelten die Bions ihren Schöpfern und sie besaßen auch deren Stachel am Hinterleib, der zwar nicht zur Bedienung der Schiffsysteme geeignet war, aber als hoch empfindliches Analysegerät für fremde Substanzen genutzt werden konnte. Zudem füllten die Kampfwesen ihre Energiespeicher über ihn auf. Pheromonrüssel und Fühler ihrer Herren fehlten und an Stelle eines eigenständigen und individuellen Gehirns befand sich in den Schädeln eine milchige Creme, in der achteckige halbtransparente bionische Platinen verankert waren, wie sie typisch für die Steuerelemente der Norsun waren. Es waren programmierte Kreaturen, die nur im Rahmen ihrer Aufgaben handeln konnten. Intelligent genug für den Kampf, doch außer Stande, sich jemals gegen ihre Schöpfer aufzulehnen. Anders als ein einst versklavtes Volk, das als Kämpfer gedient hatte und sich in einem verheerenden Aufstand erhob, bis man es endlich vernichtete.

      „Ausführende Hand der Stecher an das Hoch-Wort“, wandte sich der Waffenspezialist an den Kommandanten der Nelharab. „Die Speicherstände der Kristalle nähern sich der kritischen Grenze. Ich halte es für angemessen die goldene Energie aus dem hohen Bereitschaftsstatus zu lösen.“

      Kelar warf einen kurzen Blick auf Ter-Tesor. „Wie lange bis zur Kristallschmelze?“

      Die ausführende Hand der Stecher nannte den Wert. Bevor Kelar reagieren konnte, kam ihm Ter-Tesor zuvor. „Wir bleiben im Bereitschaftsstatus, bis die Schmelze kurz bevor steht.“

      „Ich halte dies für unüberlegt und unangemessen“, protestierte der Kommandant. „Ich bin für die Sicherheit der Nelharab verantwortlich.“

      „Und ich für den Erfolg der Mission“, erwiderte Ter-Tesor scharf. „Die ausführende Hand der Stecher mag beurteilen, wann die äußerste Grenze erreicht ist.“

      Kelar wägte ab, wie erfahren der Waffenspezialist war. „So mag es sein“, lenkte er widerwillig ein. „Ich spreche das Wort“, kündigte er seinen Befehl an. „Die ausführende Hand der Stecher wird den hohen Bereitschaftsstand erst ändern, wenn er die kritische Grenze zur Überlastung für gekommen sieht.“

      „Meine Hand folgt deinem Willen“, kam die Bestätigung.

      Ter-Tesor spürte die wachsende Unmut zwischen sich und dem Schiffskommandanten. Kelar hatte recht, er war für die Sicherheit von Schiff und Besatzung verantwortlich und selbst ein adliger Geschwaderführer hatte nicht die Kompetenz, sich darüber hinweg zu setzen. Das Kelar nachgegeben hatte, war ein großes Entgegenkommen. Ter-Tesor wusste, dass er dieses nicht überstrapazieren durfte. Die goldene Energie war in den Speicherkristallen ihrer Projektoren angereichert und hielt seit einiger Zeit den höchsten Wert. Die Belastung für die Kristalle war enorm. Wurde die Energie nicht bald abgeleitet und somit gemindert, dann konnten die Kristallsäulen schmelzen oder, was verheerende Zerstörungen nach sich ziehen würde, sogar zerbersten.

      „Ausführende Hand der Seher“, meldete sich dieser. „Ich empfange leichte Schwingungswellen.“

      „Austritt?“, fragte Ter-Tesor hastig.

      Der Ortungsspezialist schwieg einen Moment und konzentrierte sich auf seine Anzeigen. Im Stachelfutteral seines Sitzes bildeten sich Pheromone, als die Schiffssysteme die Ergebnisse der Scanner in feinste Duftmoleküle umwandelten. „Ich bestätige die Schwingungen eines nahen Austritts. Entfernung geschätzt 350. Richtung auf den Bug, ungefähr bei einem Viertelkreis nach Rechts und einem Achtelkreis in der Höhe. Schwingungen werden stärker. Austritt aus dem Schwingungsraum steht unmittelbar bevor.“

      „Hand der Sprecher!“ Ter-Tesor trat näher an den Funker heran. „Sofortige Verbindung zu allen Schiffen.“

      „Meine Hand folgt deinem Willen“, kam die Entgegnung. Einige Anzeigen im Pult erloschen, andere glühten auf. „Verbindung steht.“

      „Höchst-Wort an alle Hoch-Worte: Feindkontakt steht unmittelbar bevor. Entfernung voraussichtlich 350, bei einem Viertelkreis rechts auf den Bug und einer Erhöhung von einem Achtelkreis. Ich spreche das Wort an alle Hoch-Worte und die ausführenden Hände der Stecher: Alle Einheiten ändern den Kurs auf die Austrittsposition des Gegners. Wenn sich bei den Feinden ein Schiff des neuen Typs befindet, so darf dies unter keinen Umständen zerstört werden. Alle Stecher konzentrieren sich auf das dortige Nest der Worte und machen das Schiff handlungsunfähig.“ Mit dem Nest der Worte war nichts anderes als die Brücke des Gegners gemeint. „Die beiden Dreischiffe bleiben zurück und halten sich bereit, die Kleinschiffe mit den Bions und den ausgewählten Händen auszuschleusen. Alle Zweischiffe bilden die Formation der zupackenden Klaue. Sobald der Feind aus dem Schwingungsraum austritt, beschleunigen alle Zweischiffe mit maximaler Fahrt, um die Distanz zu verkürzen und günstige Positionen zum Stechen einzunehmen. Alle Hoch-Worte: bestätigen.“

      Die Kommandanten der einzelnen Schiffe bestätigten die Befehle, während Ter-Tesor sich bereits Kelar zuwandte, der inzwischen die Kursänderung der Nelharab befohlen hatte. Am Heck des Schiffes flammten die Schubdüsen auf und beschleunigten das riesige Hantelschiff. „Ich erwarte, dass die Nelharab als Erste am Feind ist.“

      Die Pheromone des Kommandanten des überschweren Zweischiffes verrieten seinen Ärger, doch er knickte zustimmend die Fühler nach vorne. „Ich weiß, was das Stammvolk von mir erwartet.“

      „Austritt!“, kam es von der Ortung. „Zwei Negaruyen des neuen Typs auf vorausberechneter Position!“

      Ter-Tesor empfand eine Mischung aus Freude und Furcht. Gleich zwei der neuen Schiffe. Das erhöhte die Chance eines von ihnen aufzubringen und endlich das Geheimnis der neuen Waffe zu lüften, doch zugleich waren es ernstzunehmende Gegner, auch wenn die eigenen Einheiten in der Überzahl und deutlich größer waren. Nein, Ter-Tesor wollte nicht den Fehler begehen, die Flachschlitz-Nasen zu unterschätzen.

      Während die beiden Dreischiffe mit den Truppen ein wenig zurückfielen, beschleunigten die Zweischiffe der Offensiv-Patrouille auf den Feind zu. Er war gerade erst aus dem Schwingungsraum ausgetreten, der die Reise zwischen den Sternen ohne Zeitverlust ermöglichte, und