Sky-Navy 07 - Jäger und Gejagte. Michael Schenk

Читать онлайн.
Название Sky-Navy 07 - Jäger und Gejagte
Автор произведения Michael Schenk
Жанр Языкознание
Серия Sky-Navy
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742749550



Скачать книгу

organisiert und besaß eine hohe Vermehrungsrate. Dies hatte zu erbitterten Kriegen untereinander geführt, bis man die Raumfahrt entwickelte. Nun standen Ressourcen und Lebensraum für alle zur Verfügung. Die Stämme breiteten sich über die angrenzenden Sternensysteme aus. Dann stieß man auf das erste intelligente Fremdvolk und die Norsun griffen zu ihrer altbewährten Lösung: Krieg. Was ihnen an überlegener Technik fehlen mochte konnten sie durch ihre enorme Überzahl ausgleichen, denn die Stämme hielten zusammen. Im Verlaufe vieler Jahrhunderte wurden zwei Völker versklavt und drei vernichtet. Dann begegneten die Insektoiden den humanoiden Negaruyen, welche die Sterne mit ihren walzenförmigen Schiffen bereisten. Diesmal fanden die Norsun einen Feind, der ihnen die Stirn bot. Obwohl es den Stämmen gelang die fruchtbare Ursprungswelt des Gegners in eine Wüste zu verwandeln, verbissen sich die Völker in einem Krieg, der nun schon fast sechshundert Jahre währte und noch immer keinen Sieger hervorgebracht hatte. Obgleich die Negaruyen deutlich in der Unterzahl waren, entwickelten sie ihre Technik schneller, als dies den Norsun gelang.

      Vor einigen Jahren war es den Stämmen gelungen, eine der geheimen Welten des Feindes zu vernichten, doch jetzt besaßen die Negaruyen eine neue Waffe, gegen die selbst die goldene Energie der Norsun kaum Schutz bot. Zudem war man auf ein bislang unbekanntes humanoides Volk gestoßen, welches man für eine Mutation des Feindes hielt, da es sich nur durch die Form der Nasen von seinem Ursprungsvolk unterschied. Die Wissenschaftler vermuteten eine strahlungsbedingte Veränderung.

      Man hatte eine der Welten der „Keilnasen“ angegriffen, um sich die erforderlichen Untersuchungsexemplare zu beschaffen und eine Niederlage erlitten. Die Kreaturen, die sich selbst als „Menschen“ bezeichneten, wehrten sich erbittert und erfolgreich. Dabei stellte man fest, dass sich deren Schiffsbauweise und Waffentechnologie grundlegend von jener der anderen Negaruyen unterschied. Die Wissenschaftler vermuteten eine isolierte Kolonie des Feindes, auf der sich Leben und Technik auf eigene Weise entwickelt hatten, doch es gab auch die Befürchtung, auf ein weiteres unabhängiges Alien-Volk gestoßen zu sein.

      Die Aussicht, gegen zwei fremde Rassen gleichzeitig Krieg zu führen, erschien bedrohlich und so hatten die Schiffe der Norsun neue Befehle erhalten: Den alten Feind Negaruyen zu bekämpfen und Informationen über den neuen Feind Mensch zu beschaffen.

      Höchst-Wort Ter-Tesor 27 befehligte eine der kampfstarken Offensiv-Patrouillen, welche die Stammwelten der Norsun entsandt hatten. Er war bewährter Kommandant vieler Kämpfe und hatte ein Gespür für den Feind entwickelt.

      Ter-Tesor 27 war humanoid und ähnelte auf große Entfernung in Körperbau und Größe einer menschlichen Gestalt. Zwischen Oberkörper und Unterleib befand sich allerdings eine deutliche Verengung. Die Gliedmaßen waren länger als die eines Menschen. Der Kopf war elliptisch und wurde von zwei großen Facettenaugen beherrscht, in deren Mitte sich zwei senkrechte Schlitzpupillen befanden. An Stelle der Nase gab es einen kurzen Rüssel, welcher der Nahrungsaufnahme diente. Der darunter befindliche Mund war ein schmaler senkrechter Schlitz und diente der Atmung und akustischen Kommunikation. Auf dem Kopf ragten zwei kurze Fühler auf, deren Bewegungen ein wesentlicher Bestandteil der Mimik dieser Wesen war. Die schlanken Hände waren mit zwei Daumen und vier Fingern versehen. Besonders auffällig war ein Unterarmlanger Stachel am hinteren Ende des Unterleibs. Seine Funktion als Waffe war im Verlauf der Generationen verkümmert, doch noch immer diente er dazu, körpereigene Duftstoffe zu produzieren und abzusondern, und fremde Gerüche zu analysieren. Der gesamte Leib war von einer smaragdgrünen Haut bedeckt, die einen samtenen Schimmer zeigte und an einigen Stellen noch Anzeichen des einstigen Chitinpanzers zeigte. Diese Färbung und die Tatsache, dass die Hantelschiffe der Norsun von einer grünen Hülle umgeben waren, hatte ihnen seitens der Menschen die Bezeichnung „Greens“ eingetragen.

      Ter-Tesor 27 befehligte sieben Schiffe. Fünf besaßen die typische Hantelform, mit zwei großen Kugeln an Bug und Heck und einem schlankeren Mittelteil. Dies waren sogenannte „Zweischiffe“, die ausschließlich dem Kampf dienten. Zwei gehörten zu den „Dreischiffen“, da ihr Mittelteil eine dritte Kugel aufwies. Diese Einheiten besaßen somit zwei schlanke Verbindungsteile zwischen ihren Kugeln, in denen Kampftruppen oder Jagdschiffe mitgeführt wurden. Alle sieben Green-Schiffe besaßen die smaragdgrüne fugenlose Panzerung. Es gab keine sichtbaren Lichter oder Luken, denn der Krieg hatte die Norsun gelehrt, wie verräterisch solche Dinge sein konnten. Drei der Zweischiffe gehörten zur kleinen Kreuzer-Klasse, bei denen jede der Kugeln 200 Meter durchmaß. Die beiden Dreischiffe besaßen Kugeln von jeweils 400 Metern und die beiden letzten Zweischiffe waren Schlachtschiffe mit je 600 Meter-Kugeln. Ter-Tesor hatte den Oberbefehl über diese kampfstarke Gruppe und war entschlossen, sie zum Erfolg zu führen.

      Er stand in der Zentrale im Bug des überschweren Zweischiffes Nelharab. Um ihn herum saß die Zentralbesatzung auf ihren speziellen Sitzen. An ihren Anzügen waren die Schutzhüllen der Schwanzstachel eingerollt, so dass diese in die Futterale der Sitze eingeführt werden konnten. Zwar erfolgte die Bedienung der Tasten, Schalter und Regler des Schiffes über die Hände der Besatzung, doch Systeminformationen wurden vom Schiff durch die Erzeugung künstlicher Pheromone an die Schwanzstacheln übermittelt.

      Hoch-Wort Kelar 12, der Kommandant der Nelharab, stand neben seinem Befehlshaber. Die von ihm ausgehenden Pheromone verrieten, dass er unruhig war. Nicht ängstlich, doch besorgt. Ter-Tesor 27 registrierte dies und sonderte seinerseits ein paar beruhigend wirkende Duftstoffe ab. „Wir werden Erfolg haben“, versicherte er seinem Untergebenen.

      Kelar 12 rollte zweifelnd die Fühler ein und entspannte sie wieder. „Wir stehen schon sehr lange auf dieser Position, Höchst-Wort. Die große Mutter und die Mütter der Stämme werden es uns nicht danken, wenn wir hier Zeit verschwenden und die Flachschlitz-Nasen an anderer Stelle durch die Grenze brechen.“

      Ter-Tesor wandte sich dem Norsun zu, der für Ortung und Navigation zuständig war. „Ausführende Hand der Seher, stehen wir auf der von mir berechneten Position?“

      „Unverändert, Höchst-Wort“, kam die Bestätigung.

      Ter-Tesor verzichtete auf die Frage, ob die Scanner und Sensoren etwas Interessantes anzeigten. Die ausführende Hand der Seher hätte dies augenblicklich gemeldet.

      „Möglicherweise ist deine Einschätzung falsch“, murmelte der Kommandant.

      Dieser Zweifel war berechtigt und Ter-Tesor sah keinen Grund, seinen Untergebenen für diese verborgene Kritik zu strafen. „Ich habe die Daten zahlreicher Überfälle der Flachschlitz-Nasen ausgewertet. Dies ist ein Sektor, von dem aus sie viele ihrer Angriffe starten. Die beste Möglichkeit ihre Schiffe zu vernichten besteht darin, sie beim Austritt aus dem Schwingungsraum zu erwischen, wenn sie noch nicht auf einen Kampf vorbereitet sind.“

      „Ich halte dies für überlegt und angemessen“, stimmte der Kommandant zu. „Doch wir müssen dem Feind schon sehr nahe sein, um ihn zu überraschen.“

      „Daher habe ich unsere Schiffe verteilt, so dass sie ihre Stachel einsetzen können, bevor der Feind dies tut.“

      Obwohl der Körperstachel längst nicht mehr als Waffe diente, hatte er sich im Sprachgebrauch der Norsun als Synonym für eine solche etabliert. Ter-Tesor hoffte darauf, dass seine Überlegungen und Berechnungen zutrafen. Wenn der Feind nicht bald eintraf, würde das Höchst-Wort dieses System verlassen und das Glück des Kriegers in einem anderen suchen müssen. Doch wenn er recht behielt, dann würde hier eine Gruppe der Negaruyen aus dem Schwingungsraum austreten. So stark diese Wesen auch sein mochten, so besaßen sie gegenüber den Green doch einen Nachteil: Nach dem Austritt aus dem übergeordneten Kontinuum waren sie für eine Weile nahezu handlungsunfähig. Ihr Nervensystem musste sich von dem Schock der Phasenverschiebung erst erholen. In dieser Zeit waren sie wehrlos und mussten sich auf die automatischen Systeme ihrer Schiffe verlassen.

      Ter-Tesor wusste, dass die Verteidigungseinrichtungen hervorragend funktionieren würden, aber kein Negaruyen-Schiff konnte seine Offensivwaffen ohne den ausdrücklichen Befehl eines Negaruyen auslösen. Ein Schwachpunkt, den das erfahrene Höchst-Wort zu seinem Vorteil nutzen wollte. Für ihn kam es nun auf zwei Dinge an: Dass der Feind überhaupt erschien und dass die Distanz zu seinen Schiffen gering genug war, um ihn zu überrumpeln. Waren sie zu weit entfernt, dann brauchten die Norsun zu lange, um in Kampfreichweite zu gelangen.