The Plateau - Aufstieg in den Tod. John Mobray

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Название The Plateau - Aufstieg in den Tod
Автор произведения John Mobray
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754141441



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dem Boden gepresst. Deren Höhe war sicher nicht sehr beeindruckend, aber ihre Ausformung schon. Nahezu übergangslos wuchsen die Felsen fast senkrecht in die Höhe und bildeten im Mittelstück eine zirka 300 Meter breite auch noch fast glatte Wand ohne Absätze oder Vorsprünge. In ungefähr 40 Metern Höhe endete diese glatte Felsstruktur, und das Gestein darüber war deutlich zerklüfteter und wies auch nicht mehr diesen extremen senkrechten Anstieg auf, sondern flachte sich ab. Der Junge wusste, dass er diesen Bereich nicht bewältigen konnte. Er war auch klug genug gewesen sich aus dem Info-Board der Schule eine Nachricht abzupflücken, in der ein Schüler einen Kletterpartner suchte. Der Kontakt war für beide angenehm und positiv gewesen und sie beschlossen, sich rechts neben der unzugänglichen Wand einen einfacheren Trainingsbereich zu suchen.

      Louis hatte indianische Wurzeln und war wie der Junge kleingewachsen und drahtig.

      "Was man unbedingt haben muss" hatte er gesagt "ist Respekt. Du kannst an einem Berg nichts gegen ihn erzwingen, er diktiert die Regeln. Schau mal, er steht seit tausenden Jahren so da, und er verändert sich kaum. Natürlich bricht Gestein weg, aber seiner Gewalt kann das ja nicht viel anhaben. Er wird ewig da sein."

      "Und du bist der große Philosoph, der den Berg versteht" hatte der Junge gespottet.

      "Das liegt in meiner Herkunft" war die Antwort gewesen "ihr Weißen wollt die Natur beherrschen, wir aber wollen mit ihr leben. Mit ihr, nicht gegen sie."

      "Da bin ich auf deiner Seite Louis, wir sind nicht achtsam genug mit unserer Erde. Aber ich bin kein Weißer, ich bin Mulatte."

      "Ist doch egal, aber hör auf mit diesem Gute-Menschen-Sprech. Ich sage dir, in ein paar Jahren wird es Bewegungen geben die erklären, dass wir die Erde mit unserem Lebensstil vernichten werden.

      "Das sagst du als, ähm, als .."

      "Na sag es doch schon. Als Rothaut, als Vertreter einer untergehenden Spezies. Meine Vorfahren hatten irgendwann erkannt, dass sie gegen die Weißen keine Chance hatten. Viele sind daran kaputtgegangen, am Alkohol, an Drogen. Und mal Klartext: die Indianer waren ungebildet. Von ihrem Wissen und Können her standen sie weit unter den Fähigkeiten der Weißen. So wie die Afrikaner schon heute. Drüber redet aber heute noch keiner. Und es wird das große Problem der Welt werden, der bevölkerungsreichste Kontinent. Es gibt kein vernünftiges Bildungssystem, wenig Industrie, keine Forschung, keine Innovationen, die von dort kommen. Was soll also von Afrika zu erwarten sein?"

      "Aber so kannst du doch nicht reden gerade du als .."

      "Gerade deswegen" erwiderte Louis "weil ich den Niedergang meiner Familie miterlebt habe. Mam und Dad haben noch die Kurve gekriegt, die anderen sind alle Wracks. Total im Arsch, vegetieren nur noch so dahin. Man muss den Tatsachen ins Auge sehen, Wunschvorstellungen über die Zukunft machen alles nur noch schlimmer."

      Sie waren eine von unten her einfach anzusehende Stelle gemeinsam angegangen. Beide hatten sich versprochen, zunächst ihre Fähigkeiten langsam auszubauen. Ihre Ausrüstung war in Ordnung, die Seile von guter Qualität, die Haken kein billiger Schrott. Und sie waren sich absolut einig gewesen, dass die Sicherheit an erster Stelle stand. Es hatte etliche Versuche gebraucht, bis sie ein richtiges Gefühl für das Steigen entwickeln konnten. Sie hatten gelernt Sicherungshaken richtig einzuschlagen, sie konnten sich am Seil gegenseitig sichern. Keiner von ihnen war übermütig geworden, sie waren zwei rational handelnde Typen.

      Wenn der Junge Louis dann auf dem Heimweg mit dem Moped bei dessen Eltern abgesetzt hatte, fehlte ihm der andere bald. Manchmal fragte er sich, ob er vielleicht schwul sein könnte aber er wusste ziemlich gut, dass dies nicht der Fall war. Es war vermutlich mehr ein Gleichdenken auf verschiedenen Gebieten.

      Allan Blacksmith

      Der Tradition wegen, und weil die Leistungen im Portfolio der "Blacksmith Garden Market" keine unbedeutende Rolle spielten, war der Bereich der Handschmiedearbeiten im Unternehmen schon recht lange gut angesehen, da er so gut wie kein anderes Produkt für die Öffentlichkeit sichtbar wurde. In einem sehr großen Umkreis der Stadt gehörte es zum guten Ton, einen Zaun oder ein Tor von "Blacksmith" zu besitzen. Die Qualität war über jeden Zweifel erhaben, die Preise hoch. Leiter dieser Sparte war Allan Blacksmith. Er war von seinen Eltern mit sanfter Gewalt in ein Studium der Metallurgie gedrängt worden. Bei seiner älteren Schwester Marie war elterlicher Einfluss auf die Berufswahl zwecklos gewesen, denn für sie hatte schon immer festgestanden, dass sie Chemie studieren würde. Der altersmäßig zwischen Allan und Marie liegende Tim war schon immer ein Träumer gewesen, der sich für alte Sprachen interessierte, und für die Familienbetriebe damit mehr oder weniger wertlos war. Er verschwand nach seinem Studium in irgendeinem Institut und man sah ihn nur noch in größten Zeitabständen.

      Marie war diejenige gewesen, die "Blacksmith" eine neue Richtung gegeben hatte.

      "Blacksmith" produzierte bislang nur Geräte für die Gartenarbeit und eben Schmiedeerzeugnisse.

      Sie war rebellisch, ruhelos, aufbrausend, aber absolut überzeugend.

      "Wie wird die Welt 2030 sein" hatte sie ihre Eltern und Allan einmal unvermittelt gefragt.

      "Na sie wird sich wohl technisch verändert haben, aber es wird die alte Welt sein, vielleicht etwas voller mit Menschen und mehr verschmutzt" hatte ihr Vater geantwortet.

      Marie hatte nur höhnisch gelacht.

      "Mama?"

      "Wir sitzen im Flugtaxi, und das bringt uns automatisch irgendwo hin."

      "Allan?"

      Allan hasste diese dominanten Auftritte seiner Schwester.

      Sie beherrschte die Firma, sie beherrschte die Familie.

      Sie war eine Frau mit Eis in den Adern, vielen leistungsstarken Prozessoren im Kopf, und einer ständig anwachsenden Datenbank, aus der sie nach Belieben und Bedarf Fakten abrief, die sie dann in absolut logischen Erklärungen verarbeitete.

      "Wir werden ganz neue Technologien haben" sagte er.

      "Welche?"

      "Na die Kernfusion für die Energieerzeugung, neue Fertigungsverfahren durch Umformen, schadstofffreie Antriebe."

      "Kann sein. Aber das ist es nicht."

      Sie schwieg kurz, dann dozierte sie.

      "Allerspätestens 2030 ist China die wirtschaftlich, technisch-technologisch und militärisch dominierende Großmacht. Den Chinesen ist es vollkommen schnuppe, ob sie bis dahin die Umwelt ruiniert haben oder dass sich einer der Bürger dort irgendwie diskriminiert fühlen könnte. Spielt keine Rolle. Das Ziel ist die Weltherrschaft. Die werden den Weltraum besiedeln. Die werden Dinge schaffen, die für uns unvorstellbar sind. Die wollen nach oben kommen, und das werden sie schaffen. Die sind noch nicht so Wohlstands satt wie wir, oder wie die Europäer."

      "Ja und" hatte ihr Vater entgegnet "was hat das mit uns zu tun?"

      "Einiges. "Blacksmith" ist eine Gartenklitsche, mehr nicht. Ich würde was anderes daraus machen."

      "Und was?"

      "Eine Technologiefirma."

      "Ja sicher, nichts einfacher als das" hatte Allan erwidert "da verfügen wir ja über beste Kenntnisse und Möglichkeiten."

      "Du bist gedanklich im Mittelalter stehengeblieben" war Maries kalte Antwort gewesen "ihr produziert wie unsere Urgroßväter. Mit hinterwäldlerischeren Methoden. Da gibt es keine gleichbleibende Qualität, keine Automatisierung, keine Ausrichtung auf die Zukunft."

      "Es reicht jetzt Marie" war ihre Mutter laut geworden "unsere Vorfahren haben das Unternehmen gegründet, es groß gemacht, es aus der Krise wieder rausgeholt, und du hast davon profitiert. Sehr profitiert. Du hast studieren können, ohne einen Kredit aufnehmen zu müssen. Das haben dein Vater und ich bezahlt. Ohne ein Wenn und Aber. Weil wir wussten, dass wir in eure Zukunft investieren. In eure, nicht in unsere. So sollte es doch sein, oder? Und du stellst dich hin, machst die Arbeit deines Bruders verächtlich und weißt alles immer besser. Mag sein, dass du klüger als wir bist, aber das gibt dir