Liebe und Alltag in der DDR. Helena Zauber

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Название Liebe und Alltag in der DDR
Автор произведения Helena Zauber
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750233195



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Dein Fratz Helena.“

      11. Kapitel

       U

      

       nd ich hatte Post! Endlich!

      „Mein lieber Fratz! Ich muss mal die Gelegenheit nutzen und versuchen, etwas zu schreiben. Heute ist schon Freitag und ich habe noch nichts von mir hören lassen. Du kannst mir glauben, ich hatte wirklich keine Zeit. Seit gestern 17:00Uhr stehe ich hier schon Wache hier draußen im Wald. Noch 7 Stunden, dann ist für heute Schluss. Vom Samstag zu Sonntag stehen wir schon wieder. Ja ,ja es ist hart, aber da müssen wir durch.“

      Ich erinnere mich, dass Hannes davon erzählt hat. Es gab da wohl ein Waffendepot mitten im Wald, das zu den Kasernen in Rostock gehörte.

      „Ich habe Deine liebe Post erhalten und mich darüber gefreut, auch wenn wieder einige Hiobsbotschaften darin waren. Willst Du wirklich in einer Boulettenbude anfangen? Da zieht es ja an allen Ecken und Kanten. Warum fängst Du nicht in der Kaufhalle ,Ostseeviertel´ an, die soll doch jetzt auf sein. Nun denkst Du bestimmt, der kann auch bloß noch meckern. Aber ich will doch bloß, dass Du nichts überstürzt.“

      Also hatte mein Hannes den Brief von mir noch nicht, in dem ich ihm schrieb, dass das nichts wird. Aber er hat nach der Wache noch ein paar Zeilen geschrieben:

      „So nun bin ich wieder von der Wache zurück. Wir werden gegen 19:30 Uhr im Objekt sein, total verdreckt, mit Stoppelkinn und fix und fertig. Nachher noch ca. eine Stunde Ausrüstung und danach noch Stube und Revier reinigen. Um 22:00 Uhr falle ich dann tot ins Bett und das Selbe morgen noch mal, dann bin ich durch. Sei bitte also nicht böse, wenn ich so wenig schreibe. Das Wichtigste ist, ich liebe Dich.“

      Ja, das war das Wichtigste! Trotzdem vermisste ich eine Antwort auf die Frage, ob wir uns am Freitag treffen können. Aber es war ja erst Dienstag. So hoffte ich natürlich, dass ich bis Donnerstag noch Post aus Rostock bekommen werde. So schrieb ich weiter an Hannes, wie inzwischen gewohnt am Abend des 25. 6.:

      „

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       Guten Abend mein lieber Hannes!

       Ich habe mich heute sehr gefreut, dass ich endlich Post von Dir hatte! Schade, dass Du so wenig Zeit hattest. Aber dann gewöhne ich mich schon mal an die Feldlagerzeit.

       Konni hat heute die Bezirksleitung angerufen. Sie muss kein Zimmer nehmen in ,Leuna II´, wenn ihr das nicht zusagt.“

      Am Mittwochmorgen stellte ich fest:

      „Ich glaube, ich habe immer die gleichen Themen für Dich. Meine Liebe zu dir, die Wohnung und Konni. Hoffentlich wird Dir das nicht langweilig.“

      Und dann berichtete ich doch wieder zum Thema Wohnung. Ich hatte keine passenden Möbel für das Wohnzimmer gefunden. Ich erinnere mich, dass ich damals tatsächlich den An- und Verkauf für Möbel regelmäßig besucht habe. An den Kauf der Sofagarnitur kann ich mich sogar erinnern, weiß aber nicht mehr wann das war. Erinnern kann ich mich daran auch nur, weil ich Probesitzen gemacht hatte. Das war Ella, die dabei war, peinlich. Außerdem hatte ich auch noch ausprobiert, wie man das Sofa zum Schlafen umbaut. Sicherlich habe ich ja Hannes davon berichtet und werde diesen Sofa-Kauf in einem der Briefe noch finden. Zum Thema Möbel schrieb ich dann noch:

      „Es wird schon irgendwie gehen, wir müssen Geduld haben. Ich hoffe ja, dass wir schon im Riemserweg wohnen, wenn Du auf Sonderurlaub kommst. Leider wirst Du Ella und Olaf nicht sehen, da sie ab dem 15. 7. in Leipzig sind und dort Urlaub machen. Wenn Du im August auf Urlaub kommst, ist Olaf wohl zur Reserve. Er muss nun doch hin, obwohl der Chef vom NEG gesagt hat, er wäre unabkömmlich. Es ist schon wieder Zeit zum Losgehen, mein Fratz. Ich verabschiede mich bis Freitag!“

      Dann müssen sich die Ereignisse überschlagen haben. Meinem nächsten Brief entnehme ich, dass ich doch am Donnerstag schon zu Hannes gefahren bin, weil Freitag die Schlüsselübergabe war. Aber auch Hannes schrieb in seinem 14. Brief, den ich wahrscheinlich erst nach dem Wochenende erhalten habe, noch von unserem Treffen am Freitag, den 28. 6.1985. Auf dem Umschlag kann ich den Poststempel vom 27. 6. erkennen.

      „

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       Ich werde also wieder versuchen, einen Brief zu schreiben.

       Heute und morgen (Dienstag) haben wir Politunterricht. Von Mittwoch zu Donnerstag stehen wir wieder Wache. Für Freitag habe ich mich erstmal ins Ausgangsbuch eingetragen. Ich hoffe für uns beide, dass es klappt. Ich liebe Dich doch ganz doll! Ich habe jetzt von Dir 30 Briefe bekommen, eine ganz stattliche Anzahl. Ich schätze Du hast von mir höchstens 15, oder?

       Komme gerade vom Mittag. Es gab Erbseneintopf. Den gibt es hier glaube ich zweimal in der Woche. Na, ja, der Hunger treibt´s rein. Von Dir war gar keine Post da. Hast Du etwa Schlüsselübergabe? So nun ist auch der zweite Politiktag vorbei.

       Ins Feldlager geht es in der Nacht von Sonntag zu Montag. Am 21.7. sollen wir dann wieder zurück sein. Post bekommen wir dann zweimal in der Woche, die wird aus Rostock nach geschickt. Ich freue mich schon auf Freitag, auch wenn ich keinen Ausgang bekomme. Aber in einem Monat bin ich bestimmt zu hause.“

      Da Hannes es seit zwei Wochen nicht mehr in den MHO geschafft hatte, kam noch eine Bestellung für Nahrungsmittel dazu. Er beendete den Brief mit diesen Worten:

      „Ich habe wieder mal die Schnauze voll. Gleich ist Abendbrot, um 19:30 Uhr ,Aktuelle Kamera´ gucken. Dann habe ich eine Stunde Zeit, 3 Paar Schuhe zu putzen, die Sachen in Ordnung zu bringen usw. Dann ab 21:15 Uhr Stuben- und Revierdurchgang und so läuft das jeden Tag hier. Ich höre lieber auf, heute reicht es mir wieder. Sei ganz lieb gegrüßt von Deinem Hannes. P.S. bis Freitag 17:00 Uhr.“

      Ja mein Hannes war definitiv kein Fan der NVA und schon gar nicht als Soldat in dieser.

      12. Kapitel

       I

      

       ch kann es nicht mehr sagen, wie wir es hinbekommen

       ,

      Meine Vermutung, dass wir uns Donnerstag getroffen haben, entnehme ich den Zeilen in meinem 30. Brief vom 28. 6.:

      „Der Zug hatte wieder eine halbe Stunde Verspätung. Aber es waren Taxen da, so dass ich schon um 1:45 Uhr in der Unterkunft war. Es ist jetzt 18:00 Uhr und der Tag ist endlich gelaufen, d.h. ich habe alles erledigt, was ich heute machen musste, obwohl mein Fahrrad heute Morgen kaputt war. Aber erstmal zur Schlüsselübergabe. Die begann eine halbe Stunde später. Dann kam der Chef vom AWG-Stützpunkt und hat geredet. Danach mussten wir einzeln in die Küche. Ich war als erste dran. Es kam heraus, dass wir für die Renovierung der Wohnung 150 AWG-Stunden gutgeschrieben bekommen haben. Dann wären es nur noch 60, die Du nach der Armeezeit leisten müsstest. Aber die kann ich auch bezahlen. Das ist doch toll, oder? Die 180,00 Mark bekomme ich auch noch zusammen. Unsere zukünftigen Nachbarn haben rumgemosert, weil sie erst als 10. dran kamen. Sie waren mit einem Möbelwagen aus Jarmen vorgefahren. Aber sie mussten warten. Ach übrigens, an dem Schlafzimmerfenster ist ein Fahnenhalter angebracht. Darüber freust Du Dich doch besonders, oder?

       Dann war ich noch einkaufen. Alles was wir ab morgen zum Renovieren brauchen und ein Fresskorb für die Helfer.“

      Dann berichtete ich noch genau, wer uns was für die Wohnung geschenkt hat. Zum Schluss:

      „Das Wichtigste habe ich Dir nun geschrieben. Ach ja, für unsere Wohnungstür haben