Название | Das Geheimnis von East Lynne |
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Автор произведения | Ellen Wood |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783754113479 |
„Das werde ich ihm nie verzeihen“, murmelte sie bedächtig, „und ich werde auch ihr nie verzeihen oder mich mit ihr abfinden.“
Kapitel 14 Das Erstaunen des Earl
Lord Mount Severn erfuhr erst durch die Heiratsanzeige in den Zeitungen von der Eheschließung. Er war kaum weniger vom Donner gerührt als Miss Corny und kam noch am gleichen Tag mit dem Dampfer nach England. Deshalb verpasste er den Brief, in dem seine Frau ihre Version der Angelegenheit darlegte. In London traf er sich mit Mr. Carlyle und Lady Isabel. Die beiden wohnten dort in einem der Hotels im Westend, allerdings nur für einen oder zwei Tage, dann wollten sie weiterreisen. Als der Earl gemeldet wurde, war Isabel allein.
„Was hat das zu bedeuten, Isabel?“, hob er an, ohne den Umweg über eine Begrüßung einzuschlagen. „Du bist verheiratet?“
„Ja“, antwortete sie mit ihrem hübschen, unschuldigen Erröten. „Schon seit einiger Zeit.“
„Und zwar mit Carlyle, dem Anwalt! Wie konnte es dazu kommen?“
Isabel überlegte, wie es dazu gekommen war, und das so lange, dass sie schließlich eine klare Antwort geben konnte. „Er hat mich gefragt, und ich habe zugestimmt“, sagte sie. „Er ist zu Ostern nach Castle Marling gekommen und hat mich gefragt. Ich war sehr überrascht.“
Der Earl sah sie durchdringend an. „Warum wurde ich darüber in Unkenntnis gelassen, Isabel?“
„Ich wusste nicht, dass du in Unkenntnis gelassen wurdest. Mr. Carlyle hat an dich ebenso geschrieben wie an Lady Mount Severn.“
Lord Mount Severn tappte im Dunkeln und sah auch so aus. „Ich nehme an“, sagte er laut zu sich selbst, „dass dein Vater diesem Gentlemen gestattet hat, täglich in East Lynne seine Aufwartung zu machen. Deshalb hast du dich in ihn verliebt.“
„Eigentlich nicht!“, antwortete sie in amüsiertem Ton. „Ich habe nie auch nur entfernt daran gedacht, mich in Mr. Carlyle zu verlieben.“
„Dann liebst du ihn also nicht?“, fragte der Earl unvermittelt.
„Nein!“, flüsterte sie ängstlich. „Aber ich habe ihn gern – oh, sogar sehr gern! Und er ist so gut zu mir.“
Der Earl strich sich über das Kinn und überlegte. Isabel hatte die einzige vernünftige Schlussfolgerung zerstört, zu der er gelangt war, was die Motive für die übereilte Eheschließung anging. „Wenn du Mr. Carlyle nicht liebst, wie kommt es dann, dass du so klug bist und zwischen ‚mögen‘ und ‚lieben‘ unterscheidest? Es ist doch nicht etwa so, dass du einen anderen liebst?“
Die Frage hatte ins Schwarze getroffen, und Isabel wurde dunkelrot. „Ich werde meinen Ehemann zu gegebener Zeit lieben“ – mehr sagte sie nicht, während sie den Kopf senkte und nervös mit ihrer Uhrkette spielte.
„Mein armes Kind!“, rief der Earl unwillkürlich aus. Aber er gehörte zu den Menschen, die gern alles bis in die Tiefe ausloten. „Wer hat in Castle Marling gewohnt, seit ich abgereist bin?“, fragte er in scharfem Ton.
„Mrs. Levison war zu Besuch.“
„Ich meinte Gentlemen – junge Männer.“
„Nur Francis Levison“, erwiderte sie.
„Francis Levison! Du warst doch nicht etwa so töricht, dich in ihn zu verlieben?“
Die Frage war so zugespitzt und kam so plötzlich, und Isabels Unsicherheit war zu allem Überfluss so groß, dass sie eine beklagenswerte Verwirrung erkennen ließ und der Earl es nicht nötig hatte, weiter zu fragen. Mitleid schlich sich in seinen harten Blick, der sich auf ihr niedergeschlagenes, glühendes Gesicht richtete.
„Isabel“, begann er gewichtig, „Captain Levison ist kein guter Mensch; wenn du jemals geneigt warst, ihn für einen zu halten, mache deinen Geist von dem Gedanken frei und halte ihn auf eine Armeslänge Distanz. Gib die Bekanntschaft auf – ermutige ihn zu keinerlei Vertraulichkeit.“
„Ich habe sie schon aufgegeben“, sagte Isabel, „und werde sie auch nicht wieder aufnehmen. Aber Lady Mount Severn hält offenbar viel von ihm, sonst hätte sie ihn nicht dort wohnen lassen.“
„Sie hält nicht allzu viel von ihm; niemand kann viel von Francis Levison halten“, gab der Earl nachdrücklich zurück.
Bevor Isabel noch antworten konnte, trat Mr. Carlyle ein. Er streckte dem Earl die Hand hin, aber der bemerkte es scheinbar nicht.
„Isabel“, sagte er, „es tut mir leid, dich hinauswerfen zu müssen, aber ich nehme an, ihr habt nur dieses eine Wohnzimmer. Ich möchte ein paar Worte an Mr. Carlyle richten.“
Sie verließ die beiden. Der Earl drehte sich auf dem Absatz um, sah Mr. Carlyle ins Gesicht und sprach in strengem, überheblichem Ton.
„Wie ist es zu dieser Eheschließung gekommen, Sir? Besitzen Sie so wenig Ehrgefühl, dass Sie meine Abwesenheit ausnutzen, um sich in meine Familie zu drängen und Lady Isabel Vane heimlich den Hof zu machen?“
Mr. Carlyle war verwirrt und wie vor den Kopf geschlagen. Er richtete sich zu voller Größe auf und sah mit jeder Faser ebenso furchtlos und weit edler aus als der Adlige. „Mylord, ich verstehe Sie nicht.“
„Ich habe mich doch klar ausgedrückt. Was ist es anderes als Heimlichtuerei, wenn man die Abwesenheit eines Vormundes ausnutzt und ein junges Mädchen zu einer nicht standesgemäßen Eheschließung überredet?“
„In meinem Betragen gegenüber Lady Isabel Vane war keine Heimlichtuerei; und in meinem Betragen gegenüber Lady Isabel Carlyle wird es nichts geben, was nicht ehrenhaft wäre. Eure Lordschaft wurden falsch unterrichtet.“
„Ich würde überhaupt nicht unterrichtet“, gab der Earl zurück. „Ich durfte es erst aus den Zeitungen erfahren – ich, der einzige Angehörige von Lady Isabel.“
„Als ich Lady Isabel den Antrag gemacht habe …“
„Vor noch nicht einmal einem Monat“, unterbrach ihn der Earl sarkastisch.
„Vor noch nicht einmal einem Monat“, wiederholte Mr. Carlyle in aller Ruhe, „bestand meine erste Handlung, nachdem Isabel den Antrag angenommen hatte, darin, Ihnen zu schreiben. Aber wenn ich mir nicht vorstelle, dass Sie den Brief vielleicht nicht erhalten haben – da Sie behaupten, sie hätten von der Eheschließung zum ersten Mal aus der Zeitung erfahren –, würde ich sagen, dass der Mangel an Höflichkeit auf Seiten Eurer Lordschaft lag, da Sie sich nicht dazu herabgelassen haben, mir zu antworten.“
„Was war der Inhalt des Briefes?“
„Ich habe erklärt, was geschehen war, habe erwähnt, was ich im Hinblick auf den Ehevertrag bieten könne, und habe auch geschrieben, dass Isabel und ich wünschten, dass die Zeremonie so bald wie möglich stattfinden möge.“
„Und wohin, bitte, haben Sie den Brief adressiert?“
„Lady Mount Severn konnte mir keine Adresse nennen. Sie sagte, wenn ich ihr den Brief anvertrauen würde, werde sie ihn zusammen mit dem, was sie selbst schrieb, weiterleiten, denn sie rechnete täglich damit, von Ihnen zu hören. Ich gab ihr den Brief und hörte von der Angelegenheit nichts mehr; ihre Ladyschaft schickte mir nur eine Nachricht, und darin stand, da von Ihnen keine Antwort gekommen sei, seien Sie natürlich einverstanden.“
„Ist das wirklich wahr?“, rief der Earl.
„Mylord“, antwortete Mr. Carlyle kühl, „welche Mängel ich in Ihren Augen auch haben mag, zumindest bin ich ein Mann der Wahrheit. Der Verdacht, Sie seien in Unkenntnis über die beabsichtigte Eheschließung gewesen, ist mir nie gekommen.“
„Dann bitte ich Sie insofern um Entschuldigung, Mr. Carlyle. Aber wie ist es überhaupt zu der Ehe gekommen – wie kam es, dass sie in so unziemlicher Eile geschlossen wurde? Wie