Название | Das Geheimnis von East Lynne |
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Автор произведения | Ellen Wood |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783754113479 |
„Und er hat gefragt, ob Sie gesehen haben, wie ein Liebhaber von Afy aus der Hütte geflohen ist. Ein gewisser Thorn.“
„Das war der Inhalt. Thorn, Thorn – ich glaube, so lautete der Name, den er erwähnt hat. Nach meiner Ansicht war Dick entweder völlig außer sich, oder er spielte eine Rolle.“
„Nun, Bethel, ich möchte, dass Sie mir ehrlich antworten. Die Frage hat so oder so für Sie keine Bedeutung, aber ich muss wissen, ob Sie gesehen haben, wie dieser Thorn die Hütte verlassen hat.“
Bethel schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht das Geringste über irgendeinen Thorn, und ich habe niemand gesehen außer Dick Hare. Allerdings hätten ein Dutzend Thorns von der Hütte weglaufen können, ohne dass ich sie gesehen hätte.“
„Sie haben gehört, wie der Schuss abgefeuert wurde?“
„Ja; aber ich habe nie einen Gedanken auf ein Unglück verwendet. Ich wusste, dass Locksley im Wald war, und nahm an, das Geräusch sei von ihm gekommen. Ich lief den Weg entlang, der zur Hütte führte, und bog auf der anderen Seite in den Wald ab. Kurz danach hielt Dick Hare mich auf wie jemand, der völlig von Sinnen ist, und fragte, ob ich gesehen hätte, wie Thorn die Hütte verließ. Thorn – das war tatsächlich der Name.“
„Aber Sie hatten ihn nicht gesehen?“
„Ich hatte niemanden gesehen außer Dick, und dann auch noch Locksley. Ich hatte den Eindruck, dass sonst niemand in der Nähe war; das glaube ich noch heute.“
„Aber Richard …“
„Sehen Sie, Carlyle, ich will Dick Hare kein Unrecht tun, nicht mit einem einzigen Wort, wenn ich es vermeiden kann; es hat keinen Zweck, wenn Sie mich deswegen unter Druck setzen.“
„Ich wäre der Letzte, der Sie unter Druck setzen würde, irgendjemandem Unrecht zu tun, insbesondere Richard Hare“, gab Mr. Carlyle zurück. „Ich beabsichtige, Richard keinen Schaden zuzufügen, sondern ihm zu nützen. Ich habe einen Verdacht – woher, spielt keine Rolle – dass nicht Richard Hare den Mord begangen hat, sondern jemand anderes. Können Sie in irgendeiner Form Licht in die Sache bringen?“
„Nein, das kann ich nicht. Ich habe immer gedacht, dass der arme, unentschlossene Dick Niemandes Feind ist außer sein eigener; aber Licht in die Vorgänge in dieser Nacht zu bringen – das kann ich nicht. Man hätte mich schon mit Gewalt zu der Untersuchung zerren müssen, damit ich gegen Dick aussage, und deshalb war ich froh, dass Locksley niemals verraten hat, dass ich vor Ort war. Was auch immer danach abgelaufen ist, kann ich nicht sagen; aber das spielte auch keine Rolle; meine Aussage hätte an dem Urteil nichts geändert. Und wo wir gerade dabei sind, Carlyle, wie ist es eigentlich zu ihrer Kenntnis gelangt, dass Richard Hare mich angesprochen hat? Ich habe das keinem Sterblichen anvertraut.“
„Das ist jetzt nicht von Bedeutung“, wiederholte Mr. Carlyle. „Ich weiß es, und das reicht. Ich hatte gehofft, Sie hätten tatsächlich gesehen, wie dieser Thorn die Hütte verließ.“
Otway Bethel schüttelte den Kopf. „An Ihrer Stelle würde ich nicht allzu großes Gewicht auf die Frage leben, ob dort irgendwelche Thorns waren. Dick Hare war in dieser Nacht von Sinnen und hat vielleicht Gestalten oder Dinge gesehen, wo keine waren.“
Kapitel 9 Lied und Totenklage
Das Konzert sollte am Donnerstag stattfinden, und Lord Mount Severn hatte die Absicht, East Lynne am folgenden Samstag endgültig zu verlassen. Die notwendigen Vorbereitungen für die Abreise waren im Gang, aber als der Donnerstagmorgen heraufdämmerte, erhob sich die Frage, ob die Pläne nicht wieder einmal zunichte gemacht werden sollten. Im Haus erhob man sich frühzeitig, und Mr. Wainwright, der Chirurg aus West Lynne, wurde an das Bett des Earl geholt; dieser hatte erneut einen heftigen Anfall erlitten. Der Lord war ausgesprochen verärgert, verdrießlich und sehr reizbar.
„Jetzt werde ich hier vielleicht noch eine Woche – zwei Wochen – einen Monat länger festgehalten!“, knurrte er mürrisch zu Isabel.
„Das tut mir sehr leid, Papa. Ich wage zu behaupten, dass du East Lynne langweilig findest.“
„Langweilig! Daran liegt es nicht; ich wünsche mir aus anderen Gründen, dass East Lynne uns loswird. Und jetzt kannst du nicht zu dem Konzert gehen.“
Isabels Gesicht wurde rot. „Nicht zum Konzert gehen, Papa?“
„Wer soll dich denn begleiten? Ich komme nicht aus dem Bett.“
„Aber Papa, ich muss dort sein. Ansonsten würde es fast aussehen, als ob … Als ob wir etwas verkündet hätten, was wir gar nicht wirklich vorhatten. Du weißt, es war ausgemacht, dass wir uns den Ducies anschließen; der Wagen kann mich immer noch zum Konzertsaal bringen, und ich kann mit ihnen hineingehen.“
„Wie es dir beliebt. Ich dachte, du hättest jeden Vorwand genutzt, um fernzubleiben.“
„Keineswegs“, lachte Isabel. „Ganz West Lynne soll sehen, dass ich Mr. Kane und sein Konzert nicht gering schätze.“
Im Lauf des Tages trat beim Earl eine beunruhigende Verschlechterung ein; seine Schmerzkrämpfe waren entsetzlich. Isabel wurde aus dem Krankenzimmer ferngehalten; sie wusste nichts von der Gefahr, und das Stöhnen des Earl drang nicht an ihre Ohren. Sie kleidete sich fröhlich und voller lachendem Eigensinn, während ihre Zofe Marvel in steifem Missvergnügen zusah, weil die ausgewählten Kleidungsstücke nicht ihre Zustimmung fanden. Als Isabel fertig war, ging sie ins Zimmer des Earl.
„Sehe ich gut aus, Papa?“
Lord Mount Severn hob die geschwollenen Augenlider und zog die Laken von seinem geröteten Gesicht. Vor ihm stand eine leuchtende Vision, eine Königin der Schönheit, eine glitzernde Fee; er erkannte sie kaum wieder. Sie hatte einen weißen Spitzenhut und ihre Diamanten angelegt; das Kleid war üppig, die Juwelen glitzerten an ihren zarten Armen; die Wangen waren leicht gerötet, und ihre Locken fielen fließend herab.
Der Earl starrte sie voller Verblüffung an. „Wie kannst du dich für ein Konzert so anziehen? Du bist nicht ganz bei Sinnen, Isabel.“
„Das findet Marvel auch“, lautete die fröhliche Antwort. „Sie macht ein böses Gesicht, seit ich ihr gesagt habe, was ich anziehen will. Aber ich habe das absichtlich gemacht, Papa; ich dachte, es würde den Leuten von West Lynne zeigen, dass ich den großen Augenblick des armen Mannes für wert halte, hinzugehen und mich dafür gut anzuziehen.“
„Der ganze Saal wird dich anstarren.“
„Das macht mir nichts aus. Ich werde dir genau davon berichten. Lassʼ sie ruhig starren.“
„Du eitles Kind! Du hast dich nur so angezogen, um in deiner Eitelkeit einen Gefallen zu tun. Aber, Isabel, du … oooh!“
Isabel zuckte zusammen; der Schmerzensschrei des Earl war entsetzlich.
„Ein unangenehmes Zwicken, mein Kind. Gehʼ ruhig; Sprechen macht es nur schlimmer.“
„Papa, soll ich bei dir zu Hause bleiben?“, fragte sie ernst. „Hinter der Krankheit müssen alle anderen Erwägungen zurückstehen. Wenn du möchtest, dass ich bleibe, oder wenn ich dir etwas Gutes tun kann, sagʼ es mir bitte.“
„Ganz im Gegenteil, es wäre mir lieber, wenn du weg bist. Du kannst für mich auf Erden nichts Gutes tun, denn ich könnte dich im Zimmer nicht ertragen. Auf Wiedersehen, mein Liebling. Wenn du Carlyle siehst, sagʼ ihm, ich hoffe ihn morgen zu sehen.“
Der Saal war schon zum Teil gefüllt, als Mrs. Ducie, ihre beiden Töchter und Lady Isabel eintraten und von Mr. Kane zu ihren Plätzen geführt wurden – Plätzen, die er für sie am oberen Ende in der Nähe des Orchesters reserviert hatte. Die gleiche schwindelerregende Vision, die sich den Blicken von Lord Mount Severn gezeigt hatte, präsentierte sich jetzt auch dem Publikum in Form von Isabel mit ihrem üppigen, weißen Kleid, den glitzernden Diamanten, den fließenden Locken und ihrer zauberhaften Schönheit. Die Töchter Ducie, einfache, in braune Seide gekleidete Mädchen, streckten die Nasen höher, als die Natur es ihnen vorgegeben hatte,