Das Geheimnis von East Lynne. Ellen Wood

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Название Das Geheimnis von East Lynne
Автор произведения Ellen Wood
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754113479



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stampfte mit dem Fuß auf. „Ja; und alles nur wegen meiner verfluchten Feigheit. Sie hätten besser eine Frau aus mir gemacht und mich in Röcken groß gezogen. Aber lassen Sie mich weiter erzählen. Ich traf auf Bethel. Er stand in dem Halbkreis, in dem man die Bäume gefällt hatte. Eines weiß ich jetzt: Wenn Bethel geradewegs in Richtung der Hütte gegangen wäre, hätte er Thorn treffen müssen, als der sie verließ. ‚Haben Sie diesen Hund nicht gesehen?‘, fragte ich ihn. ‚Was für einen Hund?‘, erwiderte Bethel. ‚Diesen sauberen Burschen, diesen Thorn, der hinter Afy her ist‘, antwortete ich, denn in meiner Leidenschaft machte es mir nichts aus, ihren Namen zu erwähnen. ‚Ich kenne keinen Thorn‘, sagte Bethel, ‚und ich kenne auch außer Ihnen niemanden, der hinter Afy her wäre.‘ ‚Haben Sie einen Schuss gehört?‘, fragte ich weiter. ‚Ja, das schon‘, antwortete er; ‚ich nehme an, es war Locksley, denn der treibt sich heute Abend hier herum.‘ ‚Und ich habe gesehen‘, fuhr ich fort, ‚wie Sie gerade in dem Augenblick, als der Schuss abgefeuert wurde, um die Ecke in Richtung von Hallijohn gebogen sind.‘ ‚Das stimmt‘, sagte er, ‚aber nur um ein paar Schritte in den Wald zu gehen. Worauf wollen Sie hinaus?‘ ‚Ist Thorn Ihnen nicht begegnet, wie er von der Hütte weggelaufen ist?“, beharrte ich. ‚Mir ist niemand begegnet‘, sagte er, ‚und ich glaube auch nicht, dass außer uns und Locksley jemand in der Nähe ist.‘ Ich habe ihn stehen lassen und mich aus dem Staub gemacht“, schloss Richard Hare. „Er hatte Thorn offensichtlich nicht gesehen und wusste nichts.“

      „Und dann haben Sie sich in der gleichen Nacht davongemacht, Richard; das war ein verheerender Schritt.“

      „Ja, ich war ein Dummkopf. Ich hätte in aller Stille bleiben und abwarten sollen, wie sich die Dinge entwickeln; aber Sie wissen noch nicht alles. Drei oder vier Stunden später ging ich noch einmal zu dem Häuschen, und es gelang mir, eine Minute mit Afy zu sprechen. Das werde ich nie vergessen; bevor ich auch nur eine Silbe sagen konnte, flüchtete sie vor mir, beschuldigte mich, ich sei der Mörder ihres Vaters, und stürzte draußen hysterisch ins Gras. Der Lärm lockte die Leute aus dem Haus an – inzwischen waren viele dort – und ich zog mich zurück. ‚Wenn sie mich für schuldig halten kann, wird die ganze Welt mich für schuldig halten‘, das war meine Überlegung; in dieser Nacht bin ich sofort verschwunden. Ich wollte einen oder zwei Tage in einem Versteck bleiben, bis mir mein weiterer Weg klar war, aber er wurde mir niemals klar; die Untersuchung des Coroners fand statt, und nach dem Urteil war ich am Boden zerstört. Und Afy – aber ich will sie nicht verfluchen – fachte die Flamme weiter an, indem sie leugnete, dass in jener Nacht jemand bei ihr gewesen war. Sie sagte, sie sei zu Hause gewesen und aus der Hintertür auf den Weg von West Lynne gegangen; dort habe sie herumgelungert, als sie den Schuss hörte. Fünf Minuten später kehrte sie ins Haus zurück fand Locksley vor, der über ihrem toten Vater stand.“

      Mr. Carlyle schwieg immer noch. Im Kopf ging er schnell die wichtigsten Punkte von Richard Hares Bericht durch. „Wenn ich es richtig verstehe, waren Sie insgesamt zu viert in der Nähe der Hütte, und zweifellos hat einer davon geschossen. Sie sagen, sie wären ein Stück entfernt gewesen, Richard; auch Bethel konnte nicht …“

      „Bethel hat es nicht getan“, unterbrach ihn Richard. „Das wäre unmöglich. Wie ich Ihnen gesagt habe, habe ich ihn in dem gleichen Augenblick gesehen, in dem das Gewehr abgefeuert wurde.“

      „Aber wo war Locksley?“

      „Dass Locksley es war, ist ebenfalls unmöglich. Er stand zur gleichen Zeit in meinem Blickfeld im rechten Winkel von mir tief im Wald, weit entfernt von den Wegen. Die Tat wurde von Thorn begangen, das steht ohne jeden Zweifel fest, und das Urteil gegen ihn hätte auf vorsätzlichen Mord lauten müssen. Carlyle, ich sehe schon, Sie glauben mir meine Geschichte nicht.“

      „Was Sie sagen, hat mich erschreckt; ich muss mir Zeit nehmen und überlegen, ob ich es glaube oder nicht“, sagte Mr. Carlyle in seiner unverblümten Art. „Vor allem lautet die Frage: Wenn Sie Zeuge geworden sind, wie Thorn in der von Ihnen beschriebenen Weise von der Hütte weglief, warum haben Sie sich dann nicht gemeldet und ihn angezeigt?“

      „Das habe ich nicht getan, weil ich ein Dummkopf war, ein schwacher Feigling, wie schon immer in meinem Leben“, gab Richard zurück. „Ich kann nicht anders; ich bin so geboren und werde so ins Grab sinken. Was hätte ich mit meiner Aussage, dass es Thorn war, ausrichten können, wenn es niemanden gab, der es bestätigt hätte? Und das abgeschossene Gewehr – mein Gewehr – war ein vernichtender Beweis gegen mich.“

      „Mir kommt etwas anderes seltsam vor“, rief Mr. Carlyle. „Wenn dieser Mann, dieser Thorn, die Gewohnheit hatte, Abend für Abend nach West Lynne zu kommen, wie kann es dann sein, dass er nie beobachtet wurde? Ich höre jetzt zum ersten Mal den Namen eines Fremden im Zusammenhang mit der ganzen Angelegenheit oder mit Afy.“

      „Thorn wählte Nebenstraßen und mit einer einzigen Ausnahme kam er immer in der Abenddämmerung und im Dunkeln. Für mich lag damals auf der Hand, dass er bestrebt war, es geheim zu halten. Das sagte ich auch Afy und dass es kein gutes Vorzeichen für sie war. Sie werden dem, was ich sage, keine Glaubwürdigkeit beimessen, und ich hatte auch nichts anderes erwartet; dennoch schwöre ich, dass ich die Tatsachen berichtet habe. So sicher wie wir alle – ich, Thorn, Afy und Hallijohn – eines Tages gemeinsam vor unseren Schöpfer treten müssen, so sicher habe ich Ihnen die Wahrheit gesagt.“

      Es waren feierliche Worte, ihr Ton war ernst. Mr. Carlyle blieb stumm, den Kopf voller Gedanken.

      „Zu welchem Zweck soll ich es sonst überhaupt sagen?“, fuhr Richard fort. „Es wird mir nichts nützen; alle Behauptungen, die ich vorbringen könnte, würden kein bisschen dazu beitragen, mich reinzuwaschen.“

      „Nein, das würden sie nicht“, stimmte Mr. Carlyle zu. „Wenn Sie überhaupt reingewaschen werden können, dann nur durch Beweise. Aber … ich werde die Angelegenheit weiterhin im Kopf behalten, und wenn sich irgendetwas ergibt … Was für ein Mann war dieser Thorn eigentlich?“

      „Vielleicht dreiundzwanzig oder vierundzwanzig Jahre alt, groß und schlank; ein Aristokrat durch und durch.“

      „Und seine Verhältnisse? Wo wohnte er?“

      „Das habe ich nie erfahren. Afy sagte auf ihre prahlerische Weise, er komme aus Swainson, ein Ritt von zehn Meilen.“

      „Aus Swainson?“ unterbrach Mr. Carlyle ihn schnell. „Könnte er einer der Thorns von Swainson sein?“

      „Keiner von den Thorns, die ich kenne. Er war ein ganz anderer Typ von Mann mit seinen parfümierten Händen, den Ringen und den eleganten Handschuhen. Dass er ein Aristokrat war, glaube ich, allerdings einer von schlechtem Geschmack und Stil, denn er stellte eine Fülle von Schmuckstücken zur Schau.“

      Ein verstohlenes Lächeln glitt über Carlyles Gesicht.

      „War der Schmuck echt, Richard?“

      „Allerdings. Er trug Manschettenknöpfe mit Diamanten, Dia­mantringe, Diamantennadeln; Brillanten, alle vom reinsten Wasser. Ich hatte den Eindruck, er legte sie an, um Afy den Kopf zu verdrehen. Einmal sagte sie mir, wenn sie wolle, könne sie eine große Lady sein, größer als ich sie jemals machen könnte. ‚Eine Gaunerlady vielleicht, aber eine Dame niemals‘, habe ich geantwortet. Thorn war nicht der Mann, der gegenüber einer Frau in Afy Hallijohns Stellung ehrliche Absichten gehabt hätte; aber Mädchen sind so einfältig wie Gänse.“

      „Nach Ihrer Beschreibung kann es keiner von den Thorns aus Swainson gewesen sein. Das sind wohlhabende Kaufleute, Väter junger Familien, klein, stämmig, schwer wie Holländer, solide und höchst angesehen. Sehr unwahrscheinlich, dass sie eine solche Unternehmung in Angriff nehmen.“

      „Was für eine Unternehmung?“, fragte Richard. „Den Mord?“

      „Hinter Afy her zu sein. Richard, wo ist eigentlich Afy?“

      Richard Hare hob überrascht den Blick. „Woher soll ich das wissen? Das wollte ich Sie gerade fragen.“

      Mr. Carlyle hielt inne. Er hielt Richards Antwort für eine Ausflucht. „Sie ist unmittelbar nach der Beerdigung verschwunden; und man glaubte – kurz gesagt, Richard,