Название | Renaissance 2.0 |
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Автор произведения | Christian Jesch |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783754127643 |
"Das kann ich Ihnen auch nicht sagen. Darüber habe ich auch schon nächtelang nachgegrübelt. Ich kann mir nur einen Grund vorstellen, der als Erklärung dienen kann. Ihre Degeneration ist so weit fortgeschritten, dass sie es nicht schaffen, sich zu koordinieren. Ihnen fehlt ein Anführer, der für sie plant und sie anleitet. Und da kommt Ihre kleine Hexe ins Spiel. Wir müssen sie finden, bevor sie eine der Anlage erreicht und sie außer Gefecht setzen. Leider habe ich da ein Problem. Mir steht nicht genügend Ausrüstung zu Verfügung, um alle Wege zu den mir bekannten Anlagen zu überwachen."
"Und wie sieht es mit der ProTeq aus?", wollte jetzt die Frau der Gruppe wissen.
"Ich werde sie darüber informieren. Allerdings habe ich keine Befehlsgewalt über die Organisation. Auch, wenn wir hier in Deusakem zusammenarbeiten. Will aber leider nichts heißen."
"Ich denke schon, dass sie bei denen Erfolg haben werden. Schließlich haben die eine ganze Stadt gesprengt, nur um diese Hexe und ihre Liga zu stoppen."
"Das waren aber nicht die ProTeq von hier. Die ticken anders."
"Dann müssen wir ihnen deutlich machen, was sich dort draußen für eine Gefahr befindet und das diese Gefahr von Tag zu Tag größer wird. Wir müssen ihnen deutlich machen, dass alles Leben bedroht ist."
Kapitel 14
"Was machen wir jetzt mit Siglas?", fragte Jikav, bevor sie das Haus von Shilanés Onkel verließen.
"Gar nichts", antwortete Tandra. "Sein Kommandant wollte uns mit den Renegaten zusammenbringen, mit denen Pumar gearbeitet hat. Also soll er das auch tun. Alles Weitere erledigen wir dann."
"Bin mal gespannt, wie Siglas erklärt, dass er hier vor dem Haus herumlungert." Ohne ein weiteres Wort öffnete er die Haustür und trat auf die Straße. Noch bevor der Renegat sich im Schatten verstecken konnte, rief Jikav ihm einen fröhlichen Gruß zu. Siglas hielt in seiner Bewegung inne, um dann freudig den beiden zuzuwinken.
"Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, dass ich Ihnen gefolgt bin. Der Kommandant war etwas besorgt und hat mich darum gebeten, auf sie aufzupassen."
"Nein, keine Sorge. Das ist schon in Ordnung. Ich hoffe nur, Sie haben nicht die ganze Nacht hier draußen verbracht", spottete Tandra. Der Renegat schüttelte den Kopf. Offensichtlich hatte er genau das getan. Der Mann sah alles andere als ausgeschlafen aus. Dazu konnte man noch einen leichten, strengen Geruch wahrnehmen, wenn er im richtigen Wind stand.
"Der Kommandant möchte sie heute Morgen noch einmal sehen. Er hat gestern Abend noch herumgefragt, welche Einheit mit Pumar zusammengearbeitet hat. Kommen Sie. Ich bringe sie wieder zum Stützpunkt."
"Na, dann mal los. Gehen wir", sagte Jikav tonlos und schob den Renegaten voran. Der war überhaupt nicht erfreut über die schroffe Art. Wie ein kleiner Junge, den man ertappt und festgehalten hatte, drehte er sich ruckartig von Jikav weg und trat einen großen Schritt nach Vorne. Dementsprechend eisig und schweigsam war dann auch der Weg in die Basis der Renegaten, wo der Kommandant bereits auf die beiden wartete. Dieser hatte auf einem Tisch verschieden Unterlagen ausgebreitet. Unter anderem eine, die Tandra besonders interessierte, da sie die Adresse enthielt, die sie vor wenigen Minuten verlassen hatten.
"Lassen Sie Shilané und ihren Onkel in Ruhe", eröffnete sie das Gespräch frostig. Der Kommandant schaute sie entsetzt an. "Ich meine es ernst", setzte sie nach, während sie deutlich auf das Dokument starrte. Der Kommandant folgte ihrem Blick und nickte dann verstehend.
"Entschuldigung. Aufgrund Ihrer gestrigen Bemerkung hielt ich es für angebracht, sie zu beobachten. Schließlich sind wir Renegaten unter Anderem auch für die Sicherheit des Gottkaisers verantwortlich."
"Schicken Sie mir noch einmal einen Mann oder eine Frau hinterher, kommt diese Person in einem Plastiksack postwendend an Sie zurück. Haben wir uns verstanden?" Jikav zuckte fast noch mehr zusammen, als es der Kommandant tat. So hatte er seine Freundin noch nie erlebt. Offensichtlich war die Renegaten-Tandra, die Doktor Ayki vor nicht ganz einer Woche aus der Versenkung hervorgeholt hatte eine weitaus aggressivere Person, als die das Wohnheim leitende Tandra. Der Kommandant wechselte umgehend das Thema und berichtete von der Einheit, die vor mehreren Wochen von dem Spezialrenegat Pumar besucht wurde. Für Jikav stand fest, er wollte Tandra so schnell wie möglich abgeben, bevor er noch Schaden nehmen würde.
Dahos hatte den Auftrag, die beiden zur Basis Achtzehn zu bringen und sie dort dem kommandierenden Offizier vorzustellen. Der war höchst erfreut, Tandra wiederzusehen. Erneut konnte sich die junge Renegatin an kein Zusammentreffen mit Suprimeleutnant Vecal erinnern, woraus sie auch keinen Hehl machte. Ein weiteres Mal entschuldigte sie sich damit, einen partiellen Gedächtnisverlust erlitten zu haben, was wiederholt zu Bedauern führte, das sie geflissentlich überging. Stattdessen kam sie sofort zum eigentlichen Punkt.
"Bevor wir mit den wichtigen Dingen anfangen, möchte ich Sie bitten, mir zu erklären, was mit den Renegaten hier in Deusakem passiert ist", sagte Tandra mit ruhiger, interessierter Stimme. "Scheinbar geht es hier nicht mehr um Widerstand, sondern eher darum, Jachwey zu dienen. Glauben Sie, das ist im Sinne des Suprimegenerals?"
"Sie werden erstaunt sein, wenn ich Ihnen sage, dass wir in ihrem Auftrag handeln. Mehr darf ich allerdings nicht dazu sagen."
"Verstehe ich das richtig, dass Sie eine verdeckte Mission ausführen?", vergewisserte sich Tandra.
"Völlig richtig. Aber das ist wirklich das Letzte, was ich dazu sagen werde."
"Das ist interessant und klingt schon mehr nach uns. Pumar war Teil dieser Mission. Habe ich recht?" Sie schaute Vecal durchdringend an. Der machte ein ausdrucksloses Gesicht und schwieg.
"Danke, mehr wollte ich gar nicht wissen." Wie von einem Katapult abgeschossen, sprintete der Suprimekommandant auf sie zu, um nur wenige Zentimeter vor ihr zum Stehen zu kommen. Jetzt spiegelten sich in seinem Gesicht hunderte von Emotionen gleichzeitig. Er schnappte nach Luft, während er nach den richtigen Worten suchte. Tandra gab ihm einige Minuten. Jikav grinste breit. Die neue Tandra gefiel ihm zusehends.
"Ich war Pumars rechte Hand", bluffte sie nun. Warum auch nicht. Schließlich waren sie und der Spezialrenegat scheinbar zur selben Zeit in der Stadt. Vermutlich nur Zufall, aber wusste der Kommandant das? Offensichtlich nicht, denn der setzte sich wie vom Blitz getroffen auf einen in der Nähe stehenden Stuhl. Ein Leuchten der Erkenntnis wanderte durch seine Augen. Wenn ich doch nur wüsste, ob ich etwas mit Pumar zu tun habe oder nicht, dachte Tandra verzweifelt. Warum kannte sie jeder hier? Warum wurden ihr so freiwillig die Unterlagen von Pumar zur Verfügung gestellt? Irgendetwas lief hier ab, von dem sie keine Ahnung hatte. Sollte das eine Falle sein, fragte sie sich plötzlich. Ihr Gedankengang wurde überraschend von Kommandant Vecal unterbrochen, der sich wieder gefangen hatte.
"Also gut, Submajor Tandra. Wenn dem so ist, dann sollten wir jetzt da weitermachen, wo sie vor einigen Monaten so plötzlich aufgehört haben. Kommen Sie in den Nebenraum, dort finden Sie alle Unterlagen, die Pumar zusammengetragen hat. Vielleicht können sie ja Licht ins Dunkel bringen, trotz Ihrer Amnesie. Wir haben das jedenfalls nicht geschafft." Der Kommandant stand auf, ging an ihr vorbei, ließ einen Irisscan über sich ergehen und öffnete die Tür zu einem weiteren Raum. Dann schaltete er das Licht ein. In der Mitte befand sich ein Tisch, auf dem eine Vielzahl an Akten verstreut waren. Ein Dokument stach Tandra besonders ins Auge. Eine Blaupause. Sie ging darauf zu und griff danach.
"Das ist das größte Mysterium von allen, das ihr Spezialagent angeschleppt hat", kommentierte Vecal. "Ein Schaltplan. Von was auch immer."
"Haben Sie ihn nachgebaut?"
"Nachgebaut, analysiert, verglichen. Was Sie sich nur vorstellen können. Nichts. Was auch immer das sein soll, es hat keine Funktion."
"Das kann ich mir nicht vorstellen", mischte sich Jikav in das Gespräch. "Vielleicht sollte sich Thevog das mal ansehen."
"Dann holen Sie ihn her. Mal sehen, ob er besser als sämtliche unserer Akademiker zusammen ist. Wir haben uns wochenlang die Köpfe darüber zermartert, wozu das Teil gut ist. Es piept und blinkt