Название | Mondschein |
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Автор произведения | J.D. David |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783741837395 |
„Rückzug!“ schrie er in die Nacht. „Rettet euch in den Wald!“ Er winkte Kilian herbei, ein sehr kräftiges Mitglied der Schwarzen Pfeile, dem seine schwarzen dichten Haare etwas Tierisches verliehen.
„Nimm den hier mit, und rette dich dann in den Wald.“
Arthur blickte zurück. Jorgen und seine Männer hatten noch zur Flucht angesetzt, aber sie wurden schnell von den restlichen Reitern eingeholt. Arthur hob sein Schwert und wollte gerade losstürmen als ihn eine kräftige Hand an der Schulter packte. Wulf schaute ihn ernst an.
„Wirf nicht dein Leben weg. Wir brauchen dich. Lass uns in Sicherheit bringen, wer noch gerettet werden kann. Die anderen werden wir wiedersehen.“
Arthur nickte zornig. Natürlich hatte Wulf Recht. Wulf hatte fast immer Recht. Aber das machte es trotzdem nicht richtig. Er warf noch einen letzten Blick zurück und lief dann mit den restlichen Rethanern in den schützenden Wald.
Der Kampf war gewonnen, die Urben siegreich. Einige von den Siegern rauften sich schon um die Beute, andere erledigten noch die wenigen Verletzten, die letzten kümmerten sich um eigene Wunden oder um die Verletzungen von Kameraden. Narthas streifte rastlos über das Schlachtfeld. Nachdem sich die Überlebenden in den Wald geflüchtet hatten war eine weitere Verfolgung unmöglich gewesen. Zu dicht war der Wald, zu wenige der Urben hatte Erfahrung darin, im Wald zu kämpfen. Und außerdem war der Vorsprung der Valoren wohl schon zu groß. Die Valoren des Südens, aus Rethas, waren bekannt dafür sich schnell und ungesehen durch Wälder und anderes Gelände bewegen zu können. Die steppenerprobten Urben hätten hier kaum eine Chance gehabt.
„Zirgas!“, rief Narthas erneut in die Nacht, aber er wusste sowieso, dass er keine Antwort erhalten würde. Man hatte seinen Freund nicht unter den Gefallenen gefunden, aber er hatte sich auch nicht gemeldet. Mit einigen Männern hatte Narthas den Waldrand abgesucht und alle anderen Stellen, an denen Zirgas sein konnte, aber die Suche war erfolglos geblieben. Etwa sechzig Männer hatte Narthas verloren, mehr als er eingeplant hatte, aber diese bedeuteten ihm im Moment nichts. Es ging nur um einen Mann, und dieser war nicht zu finden. Verzweifelt blickte Narthas in den Himmel. Er machte sich Vorwürfe. Er hätte nie seinen Freund darum bitten dürfen, mit weniger Reitern als er selbst zu reiten. Er hätte nie erlauben dürfen, dass der Freund voran ritt. Narthas schüttelte den Kopf. Es war zwecklos. Natürlich ritt ein Anführer der Urben stets voran, und natürlich folgten ihm seine Reiter. Es war unsinnig, sich weitere Vorwürfe zu machen.
Narthas ging zurück zu seinem Pferd und saß auf. Mit einigen kurzen Befehlen brachte er auch seine Männer dazu, es ihm gleichzutun. Als sich die Urben formiert hatten ritten sie wieder los, nach Norden, und ließen das Schlachtfeld hinter sich. Und ließen Zirgas hinter sich.
Sie marschierten noch die ganze Nacht und einen weiteren halben Tag. Erst als die Mittagssonne hoch am Himmel stand ordnete Arthur eine Rast auf einer kleinen Lichtung mit einem Bach an. Die meisten Männer ließen sich sofort erschöpft zu Boden sinken. Der Gewaltmarsch hatte die meisten bis an die Grenzen ihrer Kraft geführt, besonders diejenigen, die nicht zu den Schwarzen Pfeilen gehörten und insofern das lange Marschieren durch Wälder nicht ganz so gewöhnt waren.
Er blickte über seine Männer. Es waren so wenige. Viel zu wenige. Einundzwanzig Männer der Schwarzen Pfeile, darunter Wulf, Hagen und Jorgen, der wie durch ein Wunder den Angriff überstanden hatte und sie nach etwa einer Stunde Marsch wiedereingeholt hatte, hatten den nächtlichen Überfall überlebt. Dazu nochmal siebzehn Männer aus Rethas. Die meisten waren leicht verletzt, nur zwei hatte es so schwer getroffen, dass sie nicht mehr selber laufen konnten. Aber auch sie würden es schaffen, wenn sich die Wunden nicht entzündeten. Dennoch waren es viel zu wenige, weniger als Fünfzig, von den einst Dreihundert die Arthur nach Tandor begleitet hatten. Es war eine dunkle Nacht für Rethas gewesen, eine dunkle Nacht für ganz Valorien. Der gefangene Urbe war zwischendurch aufgewacht und gefesselt und geknebelt worden. Glücklicherweise verstand er die gemeine valorische Sprache. Nachdem ihm Arthur unmissverständlich klar gemacht hatte, in welcher Situation er sich befand, war er auch friedlich gewesen und hatte sich nicht gewehrt. Zeit für eine ausführliche Befragung hatte er noch nicht gehabt, aber das bot sich jetzt gerade an.
Er ging zu dem kleinen Bach und nahm einen ordentlichen Schuss Wasser, den er sich erstmal ins Gesicht spritze. Das Wasser war eiskalt und herrlich erfrischend. Danach trank er gierig einige weitere Schlucke und füllte dann noch seinen Wasserschlauch auf. Nachdem er sich erhoben hatte, wandte sich Arthur zu dem Gefangenen und seinem Aufpasser Kilian, der den Urben während des gesamten Weges nicht aus den Augen gelassen hatte. Er beugte sich zu dem Urben herunter und schaute ihm ins Gesicht. Die langen schwarzen Haare des Urben hingen ihm schmutzig und von Blut verklebt im Gesicht. Die Platzwunde an der Stirn hatte das gesamte Gesicht mit einer dunklen Blutkruste überzogen, die dem Urben ein schauerliches Aussehen gab. Noch immer lag Hass im Blick seines Feindes, den er vorhin auf dem Schlachtfeld niedergestreckt hatte.
„Nimm ihm den Knebel ab!“, befahl er Kilian, der das grobe Lederband losband.
„Wie ist dein Name, Urbe?“ Es kam keine Antwort. Der Gefangene spuckte Arthur vor die Füße. Der Ritter fixierte seinen Gefangenen mit seinem Blick. Er wollte es erst auf die freundliche Art versuchen.
„Du bist offensichtlich ein höher gestellter Soldat deines Volkes, also glaube ich, dass du meine Sprache sprichst. Ich werde es erstmal freundlich probieren. Ich bin Arthur von Freital, Ritter Valoriens. Mit wem hatte ich letzte Nacht die Ehre, die Klingen zu kreuzen?“
Der Urbe musterte immer noch seinen gegenüber. Er ließ einige Sekunden verstreichen, bevor er antwortete.
„Zirgas, Sohn des Lizasor. Anführer des Stammes der Gorbi Urboi.“ Arthur nickte. Das lief doch besser, als er befürchtet hatte.
„Ich hoffte, dass wir in der großen Schlacht die Urben unter Ikran Khan endgültig geschlagen hatten und die Überlebenden sich nach dem Tod des Khans in alle Windrichtungen zerschlagen hätten. Für eine marodierende Horde waren das gestern Nacht zu viele, und wir waren kein wirklich lohnenswertes Ziel. Ich will wissen, wer mich und meine Männer gestern angegriffen hatte.“
Zirgas grinste fies, ehe er mit seiner tiefen Stimme und seinem urbischen Akzent antwortete. „Der Tod aus der Steppe.“
Arthur lächelte und wandte sich ab. Blitzschnell fuhr er wieder herum und grub seine Faust in das Gesicht des Urben. Zirgas fiel nach hinten um und wurde von Kilian sofort wieder in eine sitzende Position hochgehoben. Blut lief aus seiner Nase, die nach einem lauten Knacken deutlich schiefer als zuvor wirkte.
„Wer hat uns angegriffen? Wenn du der Anführer gewesen wärest, hättest du den größeren Teil der Reiter geführt. Wer ist dein Herr? Wieso habt ihr uns angegriffen?“ Zirgas konnte seine schmerzverzehrte Miene schnell wieder in das fiese Grinsen verwandeln.
„Du bist ein guter Beobachter, Arthur von Freital, wirklich gut bemerkt. Und das in der Hitze der Schlacht.“ Er nickte anerkennend, obwohl nicht wirklich zu erkennen war, ob es sich um echte Anerkennung handelte, oder um sarkastische Herablassung.
„Ich habe Zeit. Zirgas. Viel Zeit. Und ich habe viele Männer, die gestern Nacht gute Freunde und Waffenbrüder verloren haben. Jeder wird sich über ein kleines Stückchen Rache freuen. Und glaub mir, die meisten dieser Männer wissen, wie man einen Mann am Leben hält, und ihm trotzdem große Schmerzen zufügen kann. Also, meine Fragen hast du gehört, wollen wir uns nicht einfach ein bisschen Zeit und dir ein paar Schmerzen sparen und sofort zum Punkt kommen? Ich verspreche dir dein Leben, wenn du mir alles erzählst, was du weißt. Das Versprechen eines Edelmannes, an einen Edelmann.“ Arthur meinte ein leichtes ängstliches Zucken in Zirgas Miene zu bemerken, die sich aber gleich wieder versteinerte. Dennoch glaubte er, dass die Drohung seine Wirkung gezeigt hatte.
„Ich diene dem wahren Khan der Urben, Narthas