Mirabella und die Neun Welten. Isabelle Pard

Читать онлайн.
Название Mirabella und die Neun Welten
Автор произведения Isabelle Pard
Жанр Языкознание
Серия Mirabella
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754172490



Скачать книгу

der Flügelpferde erfreut, „Apoll sagte mir, die Pflanzen würden sich langsam erholen, aber die Pferde hätten Angst, dass die momentanen Weideflächen nicht ausreichen würden.“

      Die drei Göttinnen bestiegen mit Mirabella zusammen eine Blase, die sie außerhalb Roms flog, dort befand sich ein Portal für die Zwischenwelt der Monster und Fabelwesen. Sie passierten das Portal und flogen über Wiesen und Wälder weiter, bis sie zu grünen Weideflächen kamen, die jedoch ringsum von braunen Stellen umgeben waren. Hunderte von Flügelpferden grasten auf einer Weide, Mirabella erkannte Schimmel, Rappen, Füchse und Braune mit Flügeln in den verschiedensten Farben. Ein großer Schwarzer mit goldenen Flügeln stand in der Mitte, sein Kopf wachend über der Herde. Dieser war als Gesandter bei der Aufnahmefeier eingeladen gewesen.

      „Ist das der Anführer?“

      „Melanos? Ja, er führt die Herde an und vertritt sie bei Verhandlungen. Er ist ein sehr weises Pferd. Es gibt viele Junghengste, die übernehmen möchten, aber noch braucht er seinen Platz nicht zu räumen.“

      Die Blase landete in der Nähe von Melanos und die Olympier traten in Erscheinung. Ein Fohlen erschrak, aber Diana streichelte es beruhigend.

      „Seid gegrüßt, Göttinnen!“, kam Melanos nun zu seinem Besuch. Dann blieb sein Blick bei Mirabella hängen. „Bist du Mirabella, die Halbgöttin?“

      Das Mädchen lächelte überrascht. „Ja.“

      „Palatina sprach von dir. Ich danke dir für ihre Rettung.“ Er berührte sanft ein anderes Pferd am Hals. „Hol sie her, bitte!“

      „Oh, gerne, sie rettete mich einst, als ich mich mit Merkurs Flügelschuhen verirrt hatte“, gab Mirabella zu.

      Minerva hob nur ihre Augenbraue, aber Diana lachte laut auf. „Die sind verdammt schnell, nicht wahr, Mira?“ Diana war die einzige der Götter, die sie bei ihrem Spitznamen rief. Das Mädchen nickte leicht grinsend.

      Nun räusperte sich Vesta. „Melanos, wir kommen, um zu fragen, wie es euch geht, ob wir euch helfen können.“

      Melanos schnaubte seufzend. „Der Befall scheint gestoppt zu sein, aber die Weideflächen erholen sich nur langsam. Ich fürchte, wir werden für die nächsten Wochen nicht genügend Futter finden, wenn wir unsere Weideflächen nicht verlassen dürfen.“

      Vesta nickte. „Wir können ein wenig aushelfen, aber unsere Energiequellen sind auch begrenzt, wir brauchen noch einen anderen Plan.“

      Mirabella sah fragend von Vesta zu Melanos. „Was meinst du mit aushelfen?“

      „Wir können Futter aus Energie materialisieren lassen, aber das wird nicht reichen. Nicht für so viele Pferde über Wochen.“

      „Gibt es keine anderen Zwischenwelten sonst?“, fragte Mirabella.

      „Die des Nordens.“, sagte Vesta ruhig.

      Als Mirabella fragend zu ihr sah, fuhr sie fort. „Es ist keine andere Zwischenwelt, um ehrlich zu sein. Die Welt der Monster hat ähnliche Grenzen wie die irdische. Hoch im Norden leben die Elfen und Trolle, Zwerge und andere Riesen, sie stehen unter der Kontrolle und Obhut der Nordischen Götter. Die Veden“, diese waren die indischen Gottheiten, „versammeln andere Monster unter ihrer Ägide.“

      „Und die Nordischen Götter würden die Pferde nicht bei sich grasen lassen?“

      „Wir würden ungern fragen. Wer weiß, was sie im Gegenzug wollen“, antwortete Diana.

      Vesta erzählte mit ihrer ruhigen, unaufgeregten Stimme. „Früher tauschten Nord und Süd manchmal Waren. Im Norden wurde viel Holz gebraucht, als die Riesen zur See fuhren und eine riesige Flotte bauten. Wir erhielten Gold und Nahrungsmittel und lieferten dafür Holz, Metall und seltene Erze.“

      „Womit sie Waffen schmiedeten, die sie gegen uns einsetzten“, warf Diana ein.

      Vesta nickte. „Als wir uns weigerten, weiteres Holz zu liefern, da auch unsere Wälder lichter wurden, gab es bewaffnete Überfälle und Holzraub in großem Maßstab. Die nordischen Riesen besetzten unsere nördlichen Gebiete und die Asen waren nicht bereit einzugreifen, bis wir den Angreifern entgegentraten.“

      „Begann so der Große Krieg?“, fragte Mirabella mit großen Augen. Wenn sie das Buch von Vesta gelesen hätte, wüsste sie wahrscheinlich besser Bescheid, aber bisher hatte sie sich zu der Lektüre nicht aufraffen können.

      „Sagen wir, das war der Auslöser. Mit der Christianisierung des Römischen Reiches warteten die Asen darauf, den Olymp übernehmen zu können.“

      „Jedenfalls“, schaltete sich nun wieder die forsche Diana ein, „wollen wir mit dem Norden nichts zu schaffen haben.“

      „Aber die Pterippus dürfen doch auch nicht verhungern!“, rief Mirabella entrüstet. „Essen Pferde nicht auch Hafer und Kraftfutter?“

      Melanos nickte. „Die irdischen Pferde können das verdauen, leider vertragen wir das nicht. Wir sind auf Gras angewiesen.“

      „Muss es Gras der Zwischenwelt sein? Wenn sie auf der Erde weiden würden, nachts, heimlich?“, fragte Mirabella plötzlich.

      Melanos schaute skeptisch, gab aber zu, irdisches Gras zu vertragen.

      „Ich könnte sie nachts über die Weideflächen führen“, fügte Diana hinzu, ihr gefiel der Plan offensichtlich.

      „Jupiter wird das nicht erlauben“, sagte Minerva streng. „Wenn wir die Menschen damit verärgern, wird er sehr zornig werden.“

      „Aber die Menschen müssten es ja nicht mitbekommen“, widersprach Diana ihrer Freundin.

      Minerva schüttelte nur den Kopf. „Wir müssen uns etwas Anderes einfallen lassen!“

      Es entstand ein unangenehmes Schweigen, da niemandem sofort eine Lösung einfiel. Mirabella war froh, als sie Palatina hinter Melanos auftauchen sah. Palatina war eine junge weiße Stute mit weißen Flügeln, die sie in der Enge der weidenden Herde am Körper anliegend trug. Sie grüßte Mirabella mit einem freudigen Wiehern und das Mädchen ging zu ihr, streichelte sie am Hals und erkundigte sich, wie es ihr ginge. Sie hörte noch, wie Vesta anfing „Vielleicht…“ zu sagen, eine Diskussion kam offensichtlich wieder in Gang.

      „Schön, dass du uns besuchst, Mirabella. Ich wollte mich noch einmal bedanken, dass du mir das Leben gerettet hast.“

      „Habe ich wirklich gerne gemacht. Du hast mich ja auch schon gerettet.“ Mirabella seufzte. „Ich würde euch auch gerne jetzt helfen, aber es scheint kompliziert zu sein.“

      Palatina nickte, dann machte sie Mirabella kurzentschlossen ein Zeichen aufzusteigen. Sie hob ihren linken Vorderhuf, so dass Mirabella besser auf den Pferderücken klettern konnte. Palatina trabte durch die grasende Herde, bis sie freie Weidefläche erreicht hatten, dann fiel sie in einen leichten Galopp. Anfangs war Mirabella etwas ängstlich gewesen, aber dieses Mal genoss sie den Ritt und stimmte freudig zu, als Palatina vorschlug, eine kleine Runde zu fliegen. Soweit Mirabella das beurteilen konnte, flog Palatina gen Norden. „Siehst du die saftigen Wiesen dort drüben?“, fragte sie Mirabella, während sie sich im Gleitflug befand.

      „Ja. Ist das schon der Norden?“

      „Ja“, Palatinas Antwort war schlicht.

      „Ich sehe gar keine Grenze“, Mirabella beugte sich nach vorne, kniff die Augen zusammen und rutschte fast am Hals herunter, aber Palatina flog schnell himmelwärts, um das Rutschen aufzuhalten.

      „Die Grenze ist magisch. Unsere Mauer verhindert das Eindringen nordischer Monster und Wesen, deren Mauer hindert uns.“

      Mirabella fiel ein, dass Palatina und Bert als einzige Zeugen ihres misslungenen Versuchs waren, den Olymp ohne Medaillon zu betreten. „Was passiert, wenn man die Mauer berührt?“

      „Nichts, man kommt nur nicht rein. Wie beim Olymp. Weißt du nun eigentlich, warum du ohne Medaillon nicht in den Olymp kamst?“, fragte Palatina