Slow Dancing In A Burning Room. Rika Mayer

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Название Slow Dancing In A Burning Room
Автор произведения Rika Mayer
Жанр Языкознание
Серия Slow Dancing In A Burning Room
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754184059



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in ihm zu sehen schien. Wahrscheinlich, oder ganz bestimmt, war er furchtbar gelangweilt und von ihrer Anwesenheit wenig erfreut und die Art, wie er sich in den Stuhl ihr gegenüber gekuschelt hatte, unterstrich diese Annahme, aber er wirkte trotzdem äußerst aufgeweckt und machte es ihr irgendwie so einfach mit ihm in eine Art Plauderton zu verfallen.

      Innerlich amüsierte er sich königlich über die Art, wie sie seinen Blicken auswich, aber er musste zugeben, er respektierte ihre Bemühungen, dieses Interview von A nach Z durchzuziehen, egal wie oft er sie offensichtlich aus dem Konzept brachte. Es war nicht so, dass er es in diesem Fall unbedingt darauf anlegte, sie ins Bett zu kriegen, aber er wollte dennoch herausfinden, ob er es könnte. Und dass er es offensichtlich nicht so einfach konnte wie sonst, machte sie in seinen Augen umso attraktiver. Das war mal was anderes. Er hatte eigentlich nicht einmal so wirklich Lust genervt zu sein.

      „Du hast das noch nicht besonders oft gemacht, oder?“ Er stellte das leere Glas zurück auf den Tisch und zwinkerte ihr zu. Linnea, die noch in dem Interview feststeckte obwohl ihr längst die Fragen ausgegangen waren, sah nicht auf. „Ist das eine Frage oder eine Feststellung?“ So konnte sie auch nicht sehen, dass er grinste. „Beides – nehme ich an.“ Sie seufzte und hob den Kopf, um ihn doch etwas schief anzusehen. „Und was bringt dich zu dem Schluss?“ Hatte sie sich tatsächlich so daneben benommen? Eigentlich hatte doch alles ganz gut funktioniert. „Nun, sagen wir es so“, zündete er sich eine weitere Zigarette an. „Ich hatte schon so manche Journalistin mir gegenüber und du bist ihnen nicht annähernd ähnlich.“ Irgendwie wurde sie den Gedanken nicht los, dass er eigentlich hatte sagen wollen, dass er sie im Bett gehabt hatte. „Okay... ich nehme das jetzt einfach mal als Kompliment“, schloss sie, doch Haydn grinste wieder und schüttelte langsam den Kopf. „Das solltest du auch“, antwortete er dann und rieb sich die Nase. „Ich gestehe, ich war nicht so genervt von deiner Anwesenheit wie es vielleicht gewirkt hat.“ „Du musst immer das letzte Wort haben, richtig?“ Sie rieb sich die Augen. „Mit Vorliebe, ja. Dumm nur, dass mein Bruder Christian auch darauf besteht.“ „Na, dann kannst du das jetzt haben“, nickte sie langsam. „Auf meinen Karten stehen keine Fragen mehr.“ Damit warf sie die Karten achtlos auf den Tisch und griff nach ihrem Glas. Ihr Mund war völlig ausgetrocknet. Zu spät sah sie, dass Haydn sie sich holte. Oh verdammt, die Dinger sahen ja furchtbar aus! „Huh, ich sitze hier eindeutig einer geborenen Ärztin gegenüber – die verdammt feuchte Hände hat.“ „Eigentlich“, streckte sie ihm die Hand entgegen, „waren sie ja auch nicht für deine Augen gedacht.“ Sie wollte damit bewirken, dass er sie ihr wiedergab, aber er erheiterte sich gerade zu sehr damit, sie durchzusehen.

      „Hey“, rief er dann plötzlich aus und hielt eine Karte hoch. „Die Frage hast du mir ja gar nicht gestellt!“, setzte er sich auf. „Welche?“ Sie hatte sich über den Tisch gebeugt, um ihm die Karten nötigenfalls mit Gewalt zu entreißen, doch er schlug ihr einfach auf die Finger. „Glaubst du an die große Liebe?“ „Wie bitte?“ „Das steht da“, stand er auf und ging zum Fenster. „Glaubst du an die große Liebe. – Wieso hast du mich das nicht gefragt?“ Sie stand ebenfalls auf und ging um den Tisch herum. „Es hat sich nicht ergeben.“ Sie schaffte es, ihm die Karten wegzunehmen und stopfte sie eilig in ihre Tasche. „Wie?“, nahm er einen tiefen Zug. „Du willst gar nicht wissen, wie es um mein Liebesleben steht? Himmel, kann das denn wahr sein?“ Er stieß den Rauch ganz langsam durch die Nase aus und musterte sie, um ein Zeichen von Ertapptheit zu finden. „Wieso sollte ich dich etwas fragen“, zuckte sie die Schultern, „worauf du sowieso keine ehrliche Antwort gibst?“ Sie hörte Oscar leise lachen, während er seine Kamera wegpackte. „Hmm, das ist natürlich eine gute Frage“, nickte Haydn und schnippte Asche in den Aschenbecher auf dem Fensterbrett. „Okay, das sehe ich ein. – Aber falls dein Boss dich fragen sollte, sag ihm einfach: ja.“ Sie hob den Kopf. „Ja, was?“ „Einfach: ja!“ „Ooookaaay...“ Sie nahm das Diktiergerät vom Tisch, um es ebenfalls in ihre Tasche zu stecken. Oscar und sie waren nun bereit zu gehen – und je früher desto besser.

      „Wartet, ich komme noch schnell mit runter“, drückte Haydn eilig seine Zigarette aus. „Ich brauche einen Spaziergang.“ Noch bevor Linnea etwas sagen konnte hatte er die Stiefel von sich gekickt und warf einen viel zu großen Wollpullover über. „Den habe ich mir jetzt verdient“, stieg er in ein Paar ausgetretene Sneakers und öffnete die Tür. Oscar und Linnea folgten ihm etwas verdutzt den Gang hinauf zum Lift. War das gerade Traum oder tatsächlich Wirklichkeit? Es war, als hätte er gerade innerhalb einer Sekunde die Persönlichkeiten gewechselt. Und obwohl er sein Outfit aufgelöst hatte, sah er immer noch unglaublich sexy aus wo jeder andere lächerlich gewirkt hätte.

      Auf der Fahrt nach unten studierte Haydn sein Spiegelbild und zupfte an seinen Haaren. „Gott, ich sehe aus wie ein Clown, der von der Arbeit kommt“, stieß er aus und fuhr dann herum, als hätte er tatsächlich für einen Moment vergessen, dass er nicht alleine war. „Findest du, ich habe die Figur für solche Hosen?“ „Erm… ?“ Redete er jetzt tatsächlich mit ihr? „Ach nichts.“ Der Lift war unten angekommen und Haydn ließ ihnen den Vortritt. „Danke für das Interview“, drehte Linnea sich eilig um und streckte ihm die Hand entgegen. Jetzt war er es, der für einen Moment stutzte und zögerte, auf ihre rasche Verabschiedung einzugehen. „Erm, ja... Gern geschehen“, nahm er an, nur um sich dann wieder zusammen zu reißen und ihr die Hand zu küssen. Linnea entzog sie ihm schnell, bevor sich ihre Blicke trafen und steuerte eilig auf die Ausgangstür zu, wo Oscar bereits auf sie wartete. Nur nicht wieder umdrehen!

      Haydn blieb am Aufzug stehen und sah ihr nach. Als sie etwa die Hälfte der Empfangshalle durchquert hatte, kam plötzlich Bewegung in ihn. „Hey“, rief er ihr nach. „Muss ich noch mal so ein langweiliges Interview über mich ergehen lassen, oder können wir das auch so wiederholen?“ Sie schluckte und zwang sich stehen zu bleiben. Wider besseren Wissens drehte sie sich halb zu ihm herum. „Ich arbeite im Musikbusiness“, setzte sie an, „und du arbeitest im Musikbusiness.“ Sie musste raus hier! „Irgendwann läuft man sich da bestimmt wieder über den Weg.“ Bevor sie sich erneut zum Gehen wenden konnte, spürte sie eine Hand auf ihrem Arm, die sie zurück hielt. „Eigentlich habe ich nicht das gemeint...“ Er war ihr so nah, dass sie sein Aftershave riechen konnte und obwohl alles in ihr sich dagegen wehrte, drehte sie sich ganz zu ihm. „Und was hast du dann gemeint?“ „Na ja...“, legte er seine Arme um ihre Hüften. „Ich will es mal so ausdrücken...“

      „Wow, was für ein Kuss!“ Oscar stieg neben ihr ins Taxi und drückte einen Knopf auf seiner Kamera. Linnea, die den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen geschlossen hatte, schnellte hoch. „Hast du davon etwa Fotos gemacht?“, kam sie augenblicklich in die Wirklichkeit zurück. „Hey“, zuckte er die Schultern, „solche Bilder kriegt man nicht oft.“ „Gib das sofort her!“ Sie riss ihm die Kamera aus der Hand, wurde aber sofort von den vielen Knöpfen zurückgeworfen und musste sie sich von Oscar wieder abnehmen lassen. „Keine Sorge“, beruhigte er sie. „Die wird niemand zu sehen kriegen. – Ich dachte nur, du willst vielleicht ein hübsches Andenken haben.“ Andenken? Wollte er gerade lustig sein? „Bist du wahnsinnig? Du weißt, dass ich eine Beziehung habe! Ich glaube nicht, dass Albin sich darüber freuen würde.“ „Na und?“ Der junge Mann stopfte die Kamera zurück in seine Tasche und lehnte sich zurück. „Er hat dich doch nur geküsst. Sieh es einfach als nette Zugabe. – Oder küsst er etwa so schlecht?“ Nein... „Das ist doch völlig egal!“, wehrte sie eilig das Gefühl ab, das in ihr aufsteigen wollte. „Tatsache ist, dass er es getan hat, ohne mich um Erlaubnis zu bitten.“ „Denkst du, ein Haydn Cavendish fragt, ob er ein Mädchen küssen darf? Sein Ruf kommt nicht von irgendwo!“ „Ja genau!“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Er ist ein arroganter... Ach, ich finde gar keine Worte!“ „Wenn du das sagst...“

      Die Wohnung lag längst im Dunkeln, als Linnea die Tür aufschloss und ins Zimmer schlich. Leise zog sie die Schuhe aus und legte die Tasche auf die Couch, bevor sie sich eilig ins Badezimmer zurückzog, um laut aufseufzen zu können. „Ooooooh Gott!“, sank sie auf den Rand der Badewanne und legte den Kopf in den Nacken. Das war wohl der verrückteste Abend ihres Lebens gewesen und das Schlimmste war, dass sie seine Lippen immer noch auf den ihren spürte. Sie hievte sich hoch und rieb sich das Gesicht mit Seife ab, bevor sie das Kleid unachtsam über