Slow Dancing In A Burning Room. Rika Mayer

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Название Slow Dancing In A Burning Room
Автор произведения Rika Mayer
Жанр Языкознание
Серия Slow Dancing In A Burning Room
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754184059



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her?“ Haydn verschränkte seine Finger mit ihren und führte sie zu dem kleinen Sofa im Zimmer. Ian stand auf und lachte. „Also ich sehe, du hast dein Frühstück. – Ruf mich, wenn meines kommt.“ Damit schlüpfte er an dem Paar vorbei, das ihn längst nicht mehr wahrnahm.

      „Ich habe einen Job in London und dort erfahre ich, dass du gerade durch bist und in Stockholm. Da bin ich in den nächsten Flieger und, voilá, hier bin ich.“ „Hmmm...“, küsste er sie. „Ich mag Überraschungen.“ „Menteur“, schubste sie ihn von sich. „Du hasst Überraschungen.“ „Und trotzdem stehst du plötzlich unangemeldet vor meiner Tür.“ „Nun ja, ich mag Überraschungen.“ „Rumservice!“ „Erwartest du noch jemanden, chéri?“ Gigi streifte die Schuhe von ihren delikaten Füßen und Haydn hievte sich hoch. „Du weißt, ich sage nie nein zu einer ménage à trois.“ Er öffnete die Tür und ließ den jungen Mann herein, der einen Servierwagen vor sich herschob. Gigi stützte ihren Arm auf die Lehne und ihren Kopf in die Hand. Dann blinzelte sie. „Na ja, ich finde ihn eigentlich ganz süß.“ Haydn steckte dem jungen Mann ein Trinkgeld zu, der zwar kein Französisch sprach, aber trotzdem genug verstand, um zu erröten. „Oh, G, du böses Mädchen, jetzt verunsicherst du den armen Jungen.“ „Deine Sexualität ist sowieso viel zu heftig für das liebe Kind.“ Sie winkte dem Jungen und warf ihm eine Kusshand zu, der er gar nicht schnell genug wieder nach draußen laufen konnte, ohne unhöflich zu erscheinen.

      „Gentil, en quelque sorte“, grinste Haydn und reichte Gigi eine Tasse Kaffee. „Oh bitte, Haydn“, winkte sie ab und legte ihm die Beine in den Schoß. „So gar nicht dein Typ.“ „Ja, wirklich?“ Er biss in eines der Croissants und sie wischte ihm die Krümel vom Kinn. „Viel zu schüchtern.“ „Er arbeitet für den Zimmerservice, ich glaube nicht, dass er den Clown machen soll.“ „Oooh, chéri, sollen wir anrufen und ihn noch mal raufkommen lassen?“ Er stopfte ihr einen Bissen in den Mund und presste seine Lippen darauf.

      „Und du bist tatsächlich von London herübergeflogen?“, trank er seine Tasse schließlich aus und stellte sie auf den Couchtisch. „Mais oui“, nickte Gigi und leckte sich die Marmelade vom Zeigefinger. „Wenn du schon mal in Europa bist…“ „Nun tu doch nicht so, als würden wir uns nie sehen.“ Er nahm ihre Hand und ließ seine Zunge über die klebrigen Finger wandern, was sie kichern ließ. „Ah oui, cherie, continue!“ Sie rekelte sich genüsslich. „Wie lange kannst du bleiben?“, küsste er nun ihr Handgelenk. „Nur bis nach dem Konzert. Der Shoot wird morgen fortgesetzt.“ „Mon Dieu, ich liebe es, wenn du so unglaublich wichtig bist“, beugte er sich nun zu ihr, um sie richtig zu küssen. „Das ist ziemlich sexy.“ „Weißt du, was auch sexy ist?“ Sie schlang ihre Beine um seine Hüften. „Die Art wie du ‚sexy’ sagst?“ Sie lachte. „Nein, der Milchschaum auf deiner Nase.“ „Ich habe keinen Milchschaum auf der Nase.“ „Doch.“ „Nein.“ „Doch.“ „Nein.“ „Doch.“ „Wir haben immer so unglaublich intelligente Vorspiele.“ „Ah, préliminaires! Ils sont surestimes.“

      13

      „Mamma?“ Linnea warf ihren Schlüssel auf die Garderobe und ging ins Wohnzimmer. „Mamma?“ „Im Wintergarten!“ Sie folgte der Stimme bis in den Wintergarten, wo ihre Mutter in einer ungewohnten Position vorzufinden war: Sie knipste verblühte Knospen von ihren Blumen. „Hej, Käresta! Wusste ich, dass du heute zu Besuch kommst?“ Oh mein Gott, die Gummihandschuhe! „Oh nein, ich wollte dich überraschen.“ Sie setzte sich und warf einen Blick auf die ausgebreiteten Zeitschriften. „Du kannst mich nicht überraschen, mein Kind“, schüttelte Agneta den Kopf und wandte sich wieder ihren Blumenköpfen zu. „Ich rechne immer damit, dass du wieder zu Mami nach Hause kommst.“ „Ich dachte, du hoffst, dass ich bald verheiratet bin und mein eigenes Haus habe, damit du mich überraschen kannst.“ „Das natürlich auch. – Hast du Hunger?“ Sie nickte heftig. „Oh ja, ich bin am Verhungern! Ich hatte keine Lust zu kochen.“ „Albin arbeitet?“, zog Agneta ihre Handschuhe aus. War das wirklich eine Frage? „Soll ich Alfons anrufen?“ Erneutes Nicken. „Ja, und sag ihm, er soll etwas mehr Extrakäse auf die Pizza tun, ich hab Lust auf Käse.“ „Extra Extrakäse, geht klar.“

      Sie saßen im Wintergarten und Linnea pickte die letzten Pizzakrümel aus dem Karton vor ihr. Sie hatte auf dem Weg hierher eine perfekte Rede über den Vorabend eingeübt und sie fast ohne mit der Wimper zu zucken abgespult, aber natürlich hatte Agneta sich auch die eine oder andere Frage nicht verkneifen können. „Er ist ein junger Mann mit einer gehörigen Portion Hormonen“, hatte Linnea darauf hin geantwortet und damit war das Gespräch beendet. Bis Linnea der eigentliche Grund ihres Besuches einfiel und sie das Kleid und die Karten aus dem Flur holte.

      „Hast du für heute Abend eigentlich schon irgendwelche Pläne?“, legte sie den Kleidersack über einen der Stühle und setzte sich dann wieder. „Mein Fernseher und ich haben ein heißes Date, falls du das meinst.“ „Nun, dann habe ich ja genau das richtige für dich“, schob sie ihr das Kuvert hin. Agneta nahm es und zog die beiden Karten heraus. „Nicht dein Ernst, oder?“, sah sie ihre Tochter dann mit großen Augen an. „Woher hast du die?“ „Karla hat sie mir geschenkt.“ „Und du willst mich mitnehmen? Deine Mutter?“ Sie strich mit der flachen Hand über das Papier als wäre es aus Gold. „Meine Mutter, die schon feuchte Hände bekommt, wenn sie nur an den Namen Cavendish denkt.“ „Oh, da werden noch ganz andere Stellen feucht!“ „Mamma!“ Agneta lachte. „Entschuldige, Älskling. Aber ich bin ganz überwältigt, dass du mir so ein Geschenk machst. Das habe ich ja gar nicht verdient.“ „Natürlich hast du das, Mamma“, küsste Linnea sie auf die Wange. „Du bist meine Mamma.“ „Ich hab dich lieb, mein Kind. – Oh mein Gott, was werde ich nur anziehen?“

      14

      Im Backstagebereich herrschte rege Hektik. Die erste Vorband war gerade auf die Bühne gegangen, um die Menge erst einmal zu beruhigen und die zweite Vorband lungerte halbherzig in ihrer Garderobe herum. Sam Pearson, der Sänger, lehnte an der Tür und unterhielt sich mit Barclay, der bereits halb in der Maske war. Überall waren Roadies und Techniker die Setpläne studierten, Instrumente hin- und herschleppten und Kabel zu entwirren versuchten. Lafayette hatte die Gitarre für die ersten beiden Songs umgehängt und zupfte darauf herum, während die Make-up Assistentin bemüht war, seine Haare in eine Frisur zu verwandeln.

      Dazwischen gab es noch ein paar aufgeregte Fans, die sich unbedingt in eine Konversation einklinken wollten. Agents Provocateurs waren großzügig mit ihren Backstagepässen, genossen es, von Fans umringt zu sein und sich auf den Aftershowparties den einen oder anderen Spaß mit ihnen zu erlauben, aber in den letzten Minuten vor Showbeginn waren sie eher im Weg. Und es half auch nicht, dass sie einige der Musiker, Schauspieler, Models und VIPs belagerten, die am Anfang ihrer Karriere hauptsächlich Haydn hinter die Bühne gebracht hatte und die mit der Band jammten oder Anekdoten austauschten.

      „Auf Tour mit Agents Provocateurs ist wie in einem Zirkuswagen voller Clowns“, wie Lewis, einer der Roadies, einmal anmerkte. „Only with infinitely more sex and elusive guests.“ Angeblich hatte eines der Models – „Ach, wenn ich mich nur an den Namen erinnern könnte, es waren so viele…“ – ihm schon mal ihr „Alles“ gezeigt, nur damit sie in die Umkleide durfte, obwohl es ihm verboten worden war und daraufhin hatten die Band ihn vom Unterdecksschrubber zum Aufseher über die Getränke befördert, nur um dann jedes Mal ihre Hosen runterzulassen, wenn sie ein Bier von ihm wollten.

      Es kam auch schon mal vor, dass die Herrn sich ein Auto mieteten und danach durch, Gott sei Dank weniger befahrene, Straßen kurvten, ein Roadie am Steuer, die anderen auf dem Dach und/oder der Motorhaube. War es ein Pickup, so tanzten Ian und Haydn schon mal während der Fahrt auf der Ladefläche. Dass sie nie mit der Polizei in Berühung kamen grenzte an ein Wunder. Manchmal hatten die Roadies den Tourmanager schon mal zu sich selbst murmeln hören, dass er sich wünschte, die Polizeit würde sie kriegen, dann würden sie vielleicht endlich zur Vernuft kommen.

      Eines Nachts, nachdem man die Jungs und ihre Gäste heil ins Hotel gebracht hatte, war die Band nur mit Schürzen bedeckt in