Slow Dancing In A Burning Room. Rika Mayer

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Название Slow Dancing In A Burning Room
Автор произведения Rika Mayer
Жанр Языкознание
Серия Slow Dancing In A Burning Room
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754184059



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ganze Woche hatte sie damit zugebracht, Filme zu studieren, in denen Journalisten Hauptrollen spielten, um professionelles Auftreten zu üben und dann versagte sie schon bei der ersten Prüfung. „Das ist mein Fotograf, Oscar Jonsson.“ „Einen Moment bitte“, wirkte dies sofort wie eine Art Zauberspruch und der Rezeptionist griff nach dem Telefon und wählte eine Nummer. Linnea spürte ihren Herzschlag bis zum Hals. „Hier spricht die Rezeption. Eine Miss Linnea Lagerbielke von Sonic ist hier und sagt, sie hätte einen Termin mit Ihnen. – In Ordnung. Danke. Auf Wiederhören.“ Er legte auf und nickte Linnea zu. „Der Termin wurde bestätigt. Sie können nach oben. Zimmer 322.“ Oh mein Gott, nur drei Stockwerke trennten sie von einem echten Rockstar!

      „Das hier oder doch das kleine Schwarze?“, hielt Haydn zwei Outfits hoch und Jean-Marie, Chefgarderobiere, rieb sich das Kinn. „Die sind beide sehr aufreizend, mon chouchou.“ „Na und?“, zuckte Haydn die Schultern und warf sie zu den anderen aufs Bett. „Wenn sie einen Herzinfarkt bekommt, dann brauche ich das Interview wenigstens nicht zu geben.“ „Dafür dass du keine Publicity willst, machst du aber ziemlich viel öffentlichen Unsinn“, kritzelte Conny auf ihrem Klemmbrett herum, während sie darauf wartete, dass Haydn sich endlich etwas anzog. Er würde wieder einmal zu spät kommen und wenn sie noch länger auf seinen Hintern starrte, würde sie ihren Freund anrufen müssen.

      „Ich nehme einfach das hier und damit basta“, nahm er eines seiner Bühnenoutfits von der Garderobenstange und Jean-Marie nickte: „Okay, das wollte ich sowieso aus der Show nehmen.“ „Du hast Recht“, besah Haydn es sich genauer. „Es ist ein bisschen zu unbequem. – Aber ich sehe heiß darin aus.“ „Du siehst noch heißer aus, wenn du nackt bist, aber trotzdem solltest du dich endlich anziehen“, stöhnte Conny und stand auf. „Ich schicke Thierry um dich zu holen, wenn sie da ist.“

      Als der Aufzug sich in Bewegung setzte, fühlte Linnea einen Moment dieses Ziehen in der Magengegend, aber als es beim zweiten Stock nicht verflogen war, wusste sie, dass es ihre Nervosität war, die ihre Übelkeit verursachte. Am liebsten hätte sie sich übergeben, aber das hätte ihr gerade noch gefehlt. Vielleicht auch noch geradewegs in Haydn Cavendish’ Schoß. Nur wahrscheinlich würde sie damit nicht einmal eine bleibende Erinnerung hinterlassen, das hatten sicher schon andere Mädchen vor ihr getan.

      „Bereit?“ Sie standen vor dem genannten Zimmer und Oscar zwinkerte Linnea aufmunternd zu. Nein! Nein! Sie war nicht bereit! Überhaupt nicht! So unbereit war bestimmt noch niemand vor ihr gewesen! Nur was half es ihr? Sie wurden erwartet, jetzt konnte sie doch unmöglich wieder kehrtmachen. Wie würde das denn aussehen? Die Blamage wäre vielleicht sogar noch größer als die, wenn sie das Interview tatsächlich durchzog. Also nahm sie einen tiefen Atemzug und schloss für eine Sekunde die Augen. Sie würde sich nicht von sich selbst fertig machen lassen! Nicht jetzt! Also straffte sie ihren Rücken und nickte. „Bereit.“ Dann hob sie ihre Hand und klopfte. Einen Moment geschah nichts, und sie spürte schon den Funken Hoffnung in sich aufglimmen, dass er vielleicht doch nicht da war und alles ein Missverständnis war, da hörte sie etwas klicken und gleich darauf wurde die Tür geöffnet. Vor ihr stand ein junger Mann in Jeans und T-Shirt, mit stacheligen Haaren und Kopfhörern. Wer war denn das, um Gotteswillen? Nicht von einem professionell aussehenden Assistenten mit Klemmbrett begrüßt zu werden warf Linnea erneut aus der Bahn. Das war doch in den Filmen immer so! Die hatten doch immer alle Manager und so Zeug, ohne die sie keinen Schritt taten. „Miss Lagerbielke?“ Oder vielleicht war es ja der Manager. Conny war ein Unisexname. Wer weiß. Haydn Cavendish war ein unkonventioneller Mensch, es würde sogar ein bisschen zu ihm passen. Außerdem war es fast süß, wie komisch er ihren Namen aussprach. Linnea hätte nicht einmal sagen können, ob es tatsächlich ihrer war, aber er sah sie dabei an, also war sie wohl auch gemeint. „Ja.“ „Kommen Sie herein. Haydn ist noch im Nebenzimmer, aber er wird gleich hier sein.“

      Thierry kam zur Tür herein und kickte seinem Boss in die Seite, der gerade einen vollendeten Lidstrich gezogen hatte. „Hey, Cav, dein Date wartet in deinem Zimmer auf dich. Ich habe sie gut festgebunden, genau wie du es magst.“ „Handschellen oder Seile?“, richtete Haydn sich auf und rieb die Lippen aufeinander, bevor er aus dem Badezimmer ging und sich aufs Bett fallen ließ, um in die Stiefel zu steigen. „Seidenschals.“ „Ooohooh!“ „Marsch, marsch, Verdammter“, lächelte Jean-Marie und zog ihn wieder hoch. „Beuge dich deinem Schicksal“, schob er ihn zur Tür. „Keine Sorge: Sie ist ziemlich süß.“ „Wer?“ Thierry klopfte ihm auf die Schulter. „Deine Henkerin.“

      Linnea versuchte verzweifelt, es sich auf dem Sofa bequem zu machen. Oscar neben ihr spielte an seiner Kamera herum und das Klicken und Knacken brachte Linneas Nerven fast auf die Palme. Sie begann fieberhaft nach ihrem Diktiergerät zu suchen und platzierte es dann in der Mitte des Tischs. Um es dann eine Sekunde später etwas nach links zu rücken. Und eine weitere Sekunde später etwas nach rechts. Dann zog sie die Karten mit den Fragen heraus und versuchte, sich darauf zu konzentrieren, aber ihr Kopf summte viel zu laut. Außerdem hatte sie sich schon vor Prüfungen nichts mehr in letzter Sekunde merken können, also gab sie auf und legte die Hände in den Schoß.

      „Thierry hatte Recht: Du bist ziemlich süß.“ Ihre Nervosität hatte sie in eine Art Wachkoma fallen lassen, aus dem sie jetzt äußerst unsanft geweckt wurde. Sie wirbelte herum und sah sich plötzlich Haydn Cavandish gegenüber. Sein sehniger Körper steckte in einem unanständig engen Lederoverall und Nietenstiefeln, die seine Beine unendlich wirken ließen. Er trug eine blutrote Perücke á la David Bowie und Make-up, das beneidenswert natürlich wirkte, obwohl es viel zu dick aufgetragen war. Er war ohne Zweifel eine Erscheinung, aber Linnea wurde erst bewusst, dass sie ihn anstarrte, als er zu lachen begann. „Linnea, nehme ich an?“ Die Hand, die er ihr reichte, steckte in einem Lederhandschuh und es fühlte sich irgendwie komisch an, als sie sich endlich von seinem Anblick losreißen konnte und sich den Ruck geben konnte, ihm die Hand zu geben. Diesen ersten Händedruck würde sie noch tagelang auf ihrer Handfläche spüren, den Blick in seine Augen dabei nie vergessen. „Erm, ja. Linnea Lagerbielke, Sonic Tidskript.“ Sie hielt immer noch seine Hand, aber er schien auch keine Anstalten zu machen, sie loszulassen. Er zählte gerade jede einzelne Sommersprosse auf ihrer Nase. „Gesundheit.“ Wie bitte? Oh... ach so! Ha-ha. „Und das erm...“ Sie machte ihre Hand los und deutete auf Oscar. „Das ist Oscar Jonsson, mein Fotograf.“ „Freut mich sehr“, machte er wirklich keinen Hehl daraus, dass er keineswegs erfreut war. „Also gut, dann können wir ja anfangen.“ Er ließ sich in den Stuhl ihr gegenüber fallen, legte die Beine auf den Tisch und griff nach der Packung Zigaretten auf dem Beistelltisch. „Ich hoffe, ihr habt nichts dagegen“, zündete er sich eine Zigarette an, ohne ihre Antwort abzuwarten. „Ich bin Kettenraucher.“ Er sagte das so, als wäre das damit zu vergleichen, sich jeden Tag zu duschen. „Erm... Nein, kein Problem.“ Um ehrlich zu sein hätte sie sich auch gar nicht getraut, ihm zu widersprechen.

      „Gut, dann schieß mal los“, stieß er den Rauch durch die Nase und lehnte sich zurück. Linnea war einem Moment unglaublich fasziniert von seinen schlanken Fingern und musste von Oscar angetippt werden, um wieder aufzuwachen. „Ja, erm... Natürlich. Dafür bin ich ja hergekommen.“ Er sagte es nicht, aber Linnea wusste, dass er es sich dachte: ‚Ah ja, wirklich dafür?’

      Während sie sich hinter ihren Cue-Cards versteckte, hatte er Zeit, sie sich genauer anzusehen. Das Kleid, das sie trug, ließ genug Raum für Phantasie, aber es passte überhaupt nicht zu ihr. Sie war ein Mädchen, kein Vamp, das war nur zu deutlich. Und sie hätte einen Haarschnitt vertragen können. Ansonsten war sie im Großen und Ganzen wirklich ganz nett anzusehen. Viel interessanter war allerdings ihr Benehmen, die Art, wie sie seinen Blicken auswich, wie sie artikulierte, um ihre Nervosität zu überspielen – und ihr Lachen das darüber hinwegtäuschen sollte, wenn er sie etwas aus dem Konzept brachte. Trotzdem gelang es ihr, natürlich zu bleiben und sie verwandelte sich dabei in so etwas wie eine attraktive junge Frau. Das fand er sehr interessant.

      Er war eine harte Nuss – das ließ sich weder bestreiten noch ausblenden. Und er hatte ein Ego höher als seine Stiefel. Aber er hatte Charme und einen sehr eigenen Humor, an den man sich erst mal gewöhnen musste. Wirklich auffallend aber war die Tatsache, dass er sich selbst gar nicht richtig ernst zu nehmen