Zwischen Hoffen und Zerbrechen - Ist mein Partner ein Narzisst?. Anita B.

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Название Zwischen Hoffen und Zerbrechen - Ist mein Partner ein Narzisst?
Автор произведения Anita B.
Жанр Языкознание
Серия Eine toxische Beziehung
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783753188171



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von den zwanzig Prozent Provision, woraufhin sie interessiert nachfragt. Schließlich verabschiedet sie sich mit den Worten: »Klingt gut. Ich werde mich auf jeden Fall umhören. Wir sehen uns ganz bald, okay? Grüß John von mir.«

      Auf dem Heimweg schießen mir viele Gedanken durch den Kopf. Bilde ich mir das nur ein oder hat Linda sich wirklich verändert? Habe ich sie mit irgendetwas verärgert? Nein, das würde sie mir sagen, Linda ist eigentlich immer sehr direkt. Vielleicht hat sie gerade nur viel um die Ohren, drei Kinder und die Firma sind garantiert nicht ohne.

      Trotzdem, für andere hat sie auch Zeit. Ich bin doch extra wegen ihr hierhergezogen. Und jetzt, fast ein Jahr später, kennen sich unsere Kinder kaum, obwohl sie im selben Alter sind. Für Felix ist Linda wie eine Fremde und Nic traut sich nicht einmal allein bei ihrem Sohn zum Kindergeburtstag zu bleiben. Viel zu selten haben unsere Jungs bisher, außerhalb des Kindergartens, miteinander gespielt.

      Am Abend berichte ich John von meinem Treffen mit Linda und ihren zum Teil komischen Reaktionen: »Ich glaube, sie hat echt gedacht, ich will ihr eine Anzeige verkaufen. Dabei hast du ihr doch schon gesagt, dass sie bei uns kostenlos inserieren kann, oder?« »Klar hab ich das, steht außer Frage! Ich hatte ihr sogar angeboten, sie könnte den Lesern darüber berichten, wie sie als unbekanntes Label ihre Firma quasi aus dem Nichts aufgebaut hat. Wir bekommen einen interessanten Artikel und für sie ist es die beste Werbung, die sie derzeit kriegen kann. Nichts interessiert den Leser mehr als ein Tatsachenbericht. Doch auch darauf hat sie bisher nicht reagiert.«

      Ich gehe in die Küche, um das Abendessen vorzubereiten. John ruft mich zurück: »Süße, nur eins darfst du mir nicht übelnehmen. Hinterherrennen werde ich Linda jetzt nicht mehr! Nicht, nach alldem, was sie da Anfang des Jahres, als ich noch im Knast saß, durchgezogen hat. Ich habe sie damals meinem Chef als seriöse und gutsituierte Kundin empfohlen. Sie hat ihren Katalog bei uns in der Druckerei günstig bestellt und hinterher nicht bezahlt. Angeblich wegen Druckfehlern«, wirft er sarkastisch hinterher. »Ich weiß«, winke ich traurig ab. »Jedoch hat sie bis heute keine Ahnung, wie sehr ich damals darunter gelitten habe, dass meine beste Freundin uns auf diese Art und Weise schaden musste. Ich kann mir nicht erklären, warum sie das getan hat. Sie wusste doch, dass ich zu diesem Zeitpunkt gerade so viel Geld für deinen Anwalt gezahlt hatte, damit du mit Halbstrafe rauskommst. Fünf Monate länger musste ich daraufhin auf dich warten.«

      Wieder holt mich die Vergangenheit ein. Wieder bin ich den Tränen nahe. John nimmt mich in den Arm. Es tut gut, zu spüren, dass er mir diese Sache von Linda nie übel genommen hat. Ich möchte jedoch auch nicht, dass sie weiterhin zwischen uns steht und gebe zu bedenken: »Ich habe Linda nie erzählt, dass du deswegen länger sitzen musstest. Wir können ihr diese Geschichte also nicht ewig vorhalten. Sie war halt mit dem Druck unzufrieden.« Wieder rechtfertigt sich John: »Aber das lag nicht an mir! Ihre eigene Grafikerin war daran schuld und ich hatte Linda mehrfach auf die unscharfen Bilder hingewiesen. Bevor der Katalog in den Druck ging!« Ich stehe auf und möchte zurück in die Küche gehen. Erneut höre ich mir an, dass er Linda heimlich noch sechzig Kopien zusätzlich mitgeschickt hatte, die sie ja auch kommentarlos behalten hat.

      Traurig drehe ich mich um: »Diese Geschichte immer wieder aufzukochen bringt uns beiden nichts. Außerdem bin ich mir sicher, dass Linda uns helfen wird, neue Kunden zu finden. Dann haben wir alle gewonnen. Und auf unsere über zwanzigjährige Freundschaft lasse ich sowieso nichts kommen. Ich bin froh, dass wir endlich im selben Ort wohnen.« John schüttelt den Kopf: »Ich weiß, dass sie deine beste Freundin ist, ich verstehe nur nicht, warum sie mein Angebot einer Werbeseite nicht bereits im ersten Heft genutzt hat. Und noch weniger verstehe ich, warum sie nicht mit mir zur Messe fahren wollte. Vielleicht mag sie mich nicht. Oder ihre komische Freundin hat irgendetwas Negatives über mich erzählt. Die konnte mich damals schon nicht leiden.« Ich winke ab: »Nein, das glaube ich nicht. Linda ist keine, die sich von anderen beeinflussen lässt. Sie kennt dich und hat mir immer wieder bestätigt, wie sehr sie dich mag und sich für uns freut.« »Na, wenn du meinst.« Ich nicke: »Ja, das meine ich. Und weißt du was? Zu ihrer Ladeneröffnung nächsten Monat schenken wir ihr noch einmal offiziell eine Anzeigenseite und zusätzlich bieten wir ihr den Tatsachenbericht über den Aufbau ihres Labels an, okay?« »Gut Süße, so machen wir’s.«

      Unser Heft ist im Handel – Reaktionen, Likes und Statistiken

      John muss heute schon früh los. Er bringt die Jungs noch in die Kita und möchte danach den nächsten Zug nach München nehmen. Auf meine Frage, warum er seinen Führerschein immer noch nicht zurückhat, antwortet er achselzuckend: »Keine Ahnung. Mein Kumpel musste nach seiner Entlassung noch ein halbes Jahr warten, bis er seinen Lappen wieder in den Händen hatte. Aber ich werde die Tage mal anrufen und nachhaken. Ist ja so kein Dauerzustand!«, drückt mir einen Kuss auf den Mund und verschwindet.

      Während seiner Zugfahrt schickt er mir ständig Nachrichten aufs Handy. Genau wie früher freue ich mich über jede einzelne Zeile. Aus München postet er auf Facebook ein Foto von unserem Heft mit den Worten:

       Unsere erste Zeitschrift ist da! Bestplatziert am Münchner Hauptbahnhof. Das MEN’S MAGAZINE – jetzt überall am Kiosk!

      Nach nur wenigen Stunden hat dieser Beitrag schon sechsundvierzig Likes. Noch einmal nehme ich mir die Zeit, lege mich auf die Couch und blättere durch unser Heft. Ich bin immer noch erstaunt, wie locker flockig John das Vorwort am Abend vorm Abgabetermin aus dem Ärmel geschüttelt hat. Ich könnte nie so unter Druck arbeiten. John kann wirklich super schreiben, ich bewundere ihn dafür.

      Auch wie er es geschickt meistert, seine Situation der letzten Jahre mit keinem Wort zu erwähnen. Im Gegenteil, er schafft es sogar, diese lange Pause nach außen hin als Vorteil für sich zu nutzen. In seinem Vorwort erwähnt er nur: »Nach einer sehr zeit- und arbeitsintensiven Umstrukturierung unserer Firma, sind wir jetzt endlich unter einem neuem Namen und mit einer größeren Auflage wieder da.« Wenn man das so liest, muss man John einfach glauben. Doch was denken die, die von seiner Inhaftierung wissen?

      Am Abend ruft mich mein Cousin ganz verzweifelt an. Er hat unseren Beitrag auf Facebook gesehen und ist sofort durch den ganzen Ort gefahren, doch nirgends hat er unsere Zeitschrift gefunden, nicht einmal am Bahnhof. Ich frage John, doch der zuckt nur mit den Schultern und meint: »Bei einer Auflage von zehntausend Stück können wir natürlich nicht alle kleinen Nester beliefern. Aber wenn wir unseren Druck ganz bald auf hunderttausend Hefte hochschrauben, dann sind wir wirklich an jedem Kiosk in Deutschland vertreten.«

      Nach dem Telefonat packe ich zwei Hefte ein und schicke sie meinem Cousin per Post. Auch meiner Mom und ihren Geschäftspartnern sende ich einige Ausgaben zu. Die liegen bei uns ohnehin nur auf der Treppe. Ich habe wirklich keine Ahnung, warum John so viele Zeitschriften zu uns nach Hause bestellen musste. Das ganze Treppenhaus stinkt.

      Zwei Tage später kann ich beim Aufwachen meinen Augen kaum trauen. Wir haben über Nacht mehr als fünfhundert neue Fans dazubekommen. Damit hat nicht einmal John gerechnet. Ich halte ihm das Handy direkt vors Gesicht. Überrascht reibt er sich die Augen und schaut noch einmal genauer hin: »Wow! Siehst du, ich hab‘s dir doch gesagt, wenn die erste Zeitschrift raus ist, geht es für uns steil nach oben.« »Ja, aber so schnell? Das Heft ist gerade zwei Tage im Handel.« »Süße, das hat man doch schon an den Zahlen vorher kommen sehen. Du hättest mal meine Kunden hören sollen, die konnten unsere Veröffentlichung kaum erwarten.«

      Nach drei Wochen erhalten wir die ersten Statistiken vom Verkauf. Auch da liegen wir weit über unseren Vermutungen. Über die Hälfte der Hefte sind bereits vergriffen. Das heißt, es wurden jetzt schon mehr verkauft als damals in den gesamten acht Wochen, in denen Johns ehemalige Zeitschrift im Handel war. Unsere Lieferfirma ist somit komplett bezahlt und von nun an verdienen wir an jedem verkauften Exemplar. Zufrieden stoßen wir am Abend an.

      Sponsor der Secret Fashion Show

      »Weißt du wer gerade angerufen hat?« Gespannt schüttle ich den Kopf: »Keine Ahnung, wer denn?« »Der Typ, der die Secret Fashion Show