Название | Zwischen Hoffen und Zerbrechen - Ist mein Partner ein Narzisst? |
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Автор произведения | Anita B. |
Жанр | Языкознание |
Серия | Eine toxische Beziehung |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783753188171 |
Wieder denke ich ein wenig zu laut: »Schön wäre, wenn da auch mal ein Cent bei rumkommt.« »Na klasse, und ich dachte du freust dich.« »Mach ich ja auch. Nur Sponsor? Heißt das, wir müssen dafür auch noch zahlen?« »Nein! Natürlich nicht. Im Gegenteil, die machen kostenlose Werbung für uns. Sie wollen uns unbedingt dabeihaben. Unser Logo wird überall im Raum zu sehen sein und die Goodie Bags für jeden Gast werden unsere Aufschrift haben. Auf jeder Eintrittskarte stehen unser Logo und die Webseite. Zusätzlich werben sie vorab online, wo wir immer mit erwähnt werden.«
»Das klingt toll, wie hast du das denn geschafft?« John zuckt überheblich mit den Schultern und meint: »Ich habe dir doch gesagt, ab jetzt fliegt das Ding. Ach ja, und wir bekommen zwölf VIP-Eintrittskarten, die wir verlosen können.« »Klasse! Aber vier davon behalten wir selbst, okay? Dann können wir endlich mal was mit Linda und ihrem Mann gemeinsam unternehmen. Sie wird sich bestimmt freuen und kann dort ebenfalls Kontakte für ihre Firma knüpfen.« John ist einverstanden, setzt sich an den Rechner und verfasst den nächsten Post auf Facebook.
Wir können Euch heute mit Freude verkünden, dass unser MEN‘S MAGAZINE ab sofort offizieller Medienpartner der Secret Fashion Show ist! Wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit! Ab morgen startet unser Gewinnspiel für kostenlose VIP-Tickets, so stay tuned!
Über sechzigmal wird er innerhalb weniger Stunden geliked und geteilt. Auch die Anfragen bezüglich der Verlosung sind laut John riesig, jeder möchte dabei sein.
Am nächsten Morgen treffe ich Linda im Kindergarten beim Abgeben unserer Jungs. Sie erzählt mir von der vielen Arbeit mit ihrem neuen Laden, den sie bald bei uns im Ort eröffnen wird. Noch immer bin ich enttäuscht, ich habe von diesem Laden zunächst nur zufällig über Dritte erfahren. Als Linda mir dann Wochen später ganz nebenbei davon erzählte, standen ihre Neuigkeiten bereits seit Tagen im Internet.
Eigentlich wünsche ich mir, wann immer ich sie sehe, dass alles wieder ist wie früher, wir über alles reden können, uns jederzeit auf einen Kaffee treffen, uns mit den Kindern verabreden, einfach wieder eine richtige Freundin haben. Stattdessen antworte ich ihr, dass wir ebenfalls Tag und Nacht arbeiten.
Wir verabschieden uns mit einem kurzen Gruß und ich frage mich erneut, wann mir meine beste Freundin so fremd geworden ist. Ich kann nicht nachvollziehen, warum sich so vieles zwischen uns geändert hat.
Die Situation macht mich traurig. Ich will sie nicht verlieren und laufe ihr zügig hinterher. Ein wenig außer Puste stottere ich, dass wir eine Überraschung haben und ich es schön fände, wenn sie und Richard uns zur Secret Fashion Show begleiten würden. Wir haben VIP-Karten für sie. Linda scheint sich zu freuen. Gedankenversunken fahre ich mit dem Rad nach Hause und setze mich an den Schreibtisch.
Dort sehe ich, dass unsere Webseite in den letzten Tagen schon mehrfach auf Facebook von der Secret Fashion Show erwähnt und geteilt wurde. Auch Johns Beitrag findet weiterhin große Zustimmung. Wenn man seine Posts liest und ihm am Telefon zuhört, klingt es, als wären wir das neue Star-Magazin. Aber genau das will John ja. Unsere Zahlen bestätigen seinen Ansatz, sie kennen seit Wochen nur eine Richtung, steil nach oben. Das Traurige ist jedoch, dass wir bis jetzt noch nichts eingenommen haben. Linda denkt bestimmt, dass wir inzwischen mehrere tausend Euro verdienen. Genau in dem Moment kommt ihre Nachricht per SMS.
Hallo Lara, sorry, wir schaffen es leider nicht, euch zu begleiten. Trotzdem danke. LG Linda.
Mich trifft diese Absage so sehr, dass ich nicht einmal antworten kann. Am Abend heule ich mich bei John aus: »Mein Geburtstag war der letzte gemeinsame Abend, den ich mit ihr verbracht habe. Damals hat sie mir noch bestätigt, dass wir unbedingt wieder öfter etwas zusammen unternehmen sollten. Stattdessen sehen wir uns nach wie vor kaum.« Ich hole kurz Luft, kann mich aber kaum beruhigen: »Und warum kann sie unser Heft nicht auch mal liken oder teilen? Ich habe doch auch jahrelang Werbung für ihre Klamotten gemacht. Viele meiner Freunde haben heute ihre Jacken an. Meine Schwester hat sich sogar Zeit genommen, Linda beim Entwerfen ihres Logos zu helfen. Hat sie das alles vergessen?«
John nimmt mich in den Arm und versucht mich zu trösten: »Jetzt mach dich doch nicht so fertig, so ist die Branche eben. Linda passt da sehr gut rein, so oberflächlich wie sie scheinbar geworden ist. Das hat bestimmt nichts mit dir zu tun.« »Aber ich versteh das nicht und ich vermisse sie! Es ist doch verrückt, wir hatten mehr Kontakt als ich noch zweihundert Kilometer weit weg gewohnt habe. Wenn sie wenigstens mit mir reden oder mal vorbeikommen würde. Wir wohnen nur fünf Minuten voneinander entfernt, sie geht mehrmals die Woche unter uns im Laden einkaufen.« Ich versuche mich zu beruhigen, doch ich schaffe es nicht. Jetzt zurückzuschreiben wäre jedoch falsch, da stimme ich John zu.
Die Jungs sind an diesem Wochenende bei ihrem Vater. Verlosen können wir Lindas Karten jetzt auch nicht mehr. Wir verschenken sie vor Ort. Das Pärchen freut sich und John ist sich sicher, die kaufen dafür unsere nächste Ausgabe. Mir persönlich wäre ein gemeinsamer Abend mit Linda wichtiger.
Es ist kalt geworden, ich habe nur eine dünne Bluse an. Wenigstens müssen wir uns nicht in der langen Schlange anstellen, mit VIP Karten dürfen wir an allen vorbei. Drinnen schauen wir uns um und suchen die zugesagten großen Plakate und Aufsteller mit unserem Logo, finden jedoch nichts dergleichen. Auch die Goodie Bags liegen nicht wie besprochen auf jedem Platz. John vermutet, dass die erst beim Rausgehen verteilt werden. Wegen der fehlenden Logos will er sich nächste Woche beschweren. »Und warum machst du das nicht gleich? Hier kannst du es ihnen doch direkt sagen.« »Das bringt nichts, Süße. Ändert zum jetzigen Zeitpunkt eh nichts und bringt nur Unruhe rein. Lass uns den Abend genießen.«
Die Show, mhm, naja, erklärt zumindest warum sie SECRET Fashion Show heißt. Es sind echt Leihen am Werk. Sonderlich elegant wirkt es nicht, wie die Möchtegern-Models da zum Teil über den Teppich wackeln. Die beste Show bei weitem liefert der Star des Abends: Jason Müller. Ihn treffen wir später bei der VIP-Party. Ein toller Typ! John stellt mich als seine Freundin vor. Ich bin glücklich.
Wieder denke ich an Linda. Schade, dass sie nicht da ist, für sie wäre die After-Party der richtige Zeitpunkt, um neue Kontakte zu knüpfen. Wir gehen raus auf den Balkon, dort trifft John einen Kumpel von früher. Plötzlich sehe ich ihn das erste Mal mit Zigarette im Mund. Er hatte mir damals im Knast versprochen, dass er nie im Leben vor mir rauchen würde. Meine Stimmung kippt, außerdem ist mir kalt und ich komme mir in dem Moment ein wenig verlassen vor. Ich schaue auf mein Handy. Linda hat geschrieben, vor drei Stunden:
Hast du Lust zum Turnen bei uns in den Keller zu kommen? Wir haben eine Trainerin da. Pro Person sechs Euro.
Entsetzt schreibe ich zurück, ob es ihr Ernst ist, dass sie uns wegen Turnen für heute Abend abgesagt hat. Daraufhin lese ich Folgendes:
Liebe Lara, entschuldige bitte, dass ich bei unserem vollen Terminkalender eure komische Fashion Show vergessen habe. Ich wollte dir einfach nur was Gutes tun. Deswegen die Einladung! Und ja, mein Körper ist mir in der wenigen Zeit, die ich momentan frei habe, wichtiger. Schönen Abend!
Wie bitte, ich bin sprachlos. Was ist denn mit Linda los? Was ist nur passiert, seit wir hier wohnen? Selbst John ist perplex über diese Antwort. Er meint, ich soll die Nachricht einfach ignorieren. Ich möchte den Rest des Abends Spaß haben, doch meine Gedanken schweifen ständig ab. Gegen eins ist John bereit zu gehen.
Beim Verlassen des Gebäudes kommen uns zwei Mädels entgegen, die Goodie Bags mit unserem Logo in der Hand haben. So erfahren wir, dass diese Beutel an der Kasse hingen, aber nur auf Nachfrage herausgegeben wurden. Die meisten Gäste haben sie also nie bekommen. John ist sauer, er hat offenbar für den Druck zahlen müssen. Als ich das höre, werde ich wütend. John zahlt weder Miete noch beteiligt er sich an unseren Kosten. Stattdessen gibt er ständig Geld für irgendwelche Flyer, massenhafte Visitenkarten oder jetzt auch noch diese bescheuerten ungenutzten Beutel aus.
»Was regst du dich denn so auf? Wir waren mit unserem Logo auf jeder einzelnen Eintrittskarte, drinnen wurde unsere Zeitschrift verteilt und wir haben super Kontakte gemacht.