Название | Single Malt Weihnacht |
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Автор произведения | Matthias Deigner |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783754925966 |
»Dies wird also tatsächlich mein letzter Whisky hier sein?«, fragte Santa ungläubig.
Grant Gordon nickte traurig.
»Nun, dann erst einmal mein herzliches Beileid zum Tode deines Herrn Vaters und gleichzeitig viel Erfolg für deine Zukunft in der Brennerei.« Wehmütig erhob Santa sein Glas.
Grant Gordon erhob ebenfalls sein Glas und stieß mit dem Weihnachtsmann an: »Slàinte Mhath!«
»Slàinte Mhath!«, wiederholte auch Santa das traditionell gälische »Prost«.
»Ein wunderbarer Tropfen«, schwärmte Santa beim Genuss des edlen Getränks. »So weich und frisch, dass man meint, einzelne Früchte wie Birnen und Orangen, verfeinert mit Honig und Heidekraut, herauszuschmecken. Ebenso wie das zarte Eichenholzaroma, in welchem der Whisky gelagert wurde.«
»Da spricht ein wahrer Kenner«, lobte Grant anerkennend.
Santa nickte lächelnd. »Im Abgang würde ich sagen, schließt er sich langanhaltend mit einer leicht trockenen Note von Pinien und Torf an, abgerundet durch eine sanfte Vanillesüße.«
»Der beste Single Malt eben, den man in dieser Gegend bekommen kann«, erwiderte Grant nicht ohne Stolz. »Es gibt für einen Whiskybrenner keine größere Freude, als mit einem Freund zu trinken, der einen guten Whisky so richtig zu schätzen weiß.«
»Hm«, brummte der Weihnachtsmann gedankenverloren. Plötzlich jedoch sprang er aus dem Sessel auf und rief: »Wo steht eigentlich geschrieben, dass ich nur zu Kindern kommen darf, die mir einen Wunschzettel geschickt haben?«
Grant zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht …«
»Ja eben«, entgegnete Santa Claus, »ich auch nicht. Weil es nämlich nirgendwo geschrieben steht! Humbug! Ich kann besuchen wen ich will, wann ich will und wo ich will.«
Grant blickte etwas irritiert auf.
Triumphierend reckte Santa sein Glas in die Höhe. »Mein lieber Grant Gordon, mein alljährliches Whiskytrinken bei dir ist mir inzwischen zu solch lieber Tradition geworden, dass ich nur ungern damit brechen möchte. Deshalb sehe ich keinen Hinderungsgrund, warum ich dich nächstes Jahr nicht wieder besuchen kommen kann. Du brauchst mir keinen Wunschzettel zu schreiben. Es reicht völlig, wenn du mir wieder meinen Whisky und meine Zigarren bereitstellst.«
Nun sprang auch Grant voll Enthusiasmus aus seinem Sessel empor. »Es wird mir eine Freude sein, lieber Santa, auch nächstes Jahr in der Weihnachtsnacht meinen besten Single Malt mit dir persönlich zu trinken. Du bist jederzeit herzlich willkommen in meinem Hause.«
»So soll es sein, mein junger Freund.« Vergnügt stießen die beiden auf den Vorschlag des Weihnachtsmannes an.
So also kam es, dass in dem kleinen Städtchen Dufftown in den schottischen Highlands jedes Jahr zu Heiligabend Santa Claus nach getaner Arbeit in das herrschaftliche Anwesen der dortigen Whiskybrennerei einkehrte, mit dem Herrn des Hauses einen vorzüglichen Single Malt Whisky trank, genüsslich eine handgedrehte Zigarre rauchte und mit ihm angeregt über Gott und die Welt plauderte.
Auch die Söhne und Enkelsöhne von Grant Gordon führten diese Tradition fort. Ein jeder sorgte stets dafür, dass in der Heiligen Nacht etwas ganz Bestimmtes im Salon bereitstand: Ein Single Malt für Santa Claus, bis zum heutigen Tage …
Nollaig Chridheil
Aimée Ziegler-Kraska
Das
Wasser
des Lebens
fließt frei heraus
und ergießt sich in
Wellen die Berge hinunter
direkt
in
dein
Yulglas
Konservieren für die Ewigkeit
Isabell Langkau
Eilig schlitterte er durch den frischgefallenen Schnee nach Hause. Der Bürgersteig war rutschig, noch hatte niemand gestreut und das war schön. Der Schnee strahlte reinweiß und unberührt, verwandelte alles in eine unwirklich traumschöne Landschaft. Die Holzzäune an den Gärten trugen kleine weiße Mützen, die Dächer blitzten weiß und hell, Bäume und Sträucher duckten sich unter der Schneelast, und aus dem tiefgrauen Himmel schneite es unaufhörlich in dicken Flocken, die sanft zur Erde schwebten. So stellte er sich den Heiligabend vor, eine stimmungsvolle Wetterlage wie aus einem Bilderbuch. Besser ging’s nicht.
Gut gelaunt schlenkerte er die Aktentasche und konnte es kaum erwarten, nach Hause zu kommen. Schon als er den Schlüssel im Schloss umdrehte, duftete ihm die Gans im Ofen entgegen und es roch nach schwerem, süßem Weihnachtspudding. Sein Sohn hatte rote Bäckchen vor Aufregung und flitzte in seiner Wollstrumpfhose vom Kinderzimmer in die Küche, von der Küche ins Wohnzimmer und jetzt in die Diele, um ihn stürmisch zu begrüßen. »Papa, der Baum, der Baum!«, rief Frederik und schaute ihn mit großen Augen erwartungsvoll an. »Ja, ich weiß Sohnemann, das machen wir jetzt zusammen.« Seine Frau werkelte in der Küche und begoss gerade die Gans mit heißem Bratenfett. »Hm, wie das duftet.« Er schloss die Augen und sie gab ihm einen Kuss zur Begrüßung. »Etwas gedulden müsst ihr euch noch, ihr habt knapp drei Stunden, um den Baum fertig zu machen.«
Das sollte reichen, um den Baum im Ständer aufzustellen und ihn anschließend zu schmücken. Mit Wollmützen und Handschuhen gingen Vater und Sohn in den Garten zum Schuppen und holten den Baum, der in einem Netz in der Ecke lehnte. Er klemmte sich den Weihnachtsbaumständer unter den Arm, fasste die Tanne am Stamm und Frederik trug feierlich die Spitze. Im Wohnzimmer angekommen, steckte er den Baum in den Ständer und zog ihn fest, Frederik hielt ihn nach besten Kräften gerade. Dann rief er seine Frau und bat um Wasser. Merle kam mit einem Eimer warmen Wassers. »Warum kriegt der Baum Wasser, Mama?«, fragte Frederik. »Nun, er muss trinken, er braucht Wasser, damit er länger lebt und nicht vertrocknet hier in der warmen Wohnung«, antwortete sie ihm. Dann schnitten sie das Netz auf und die Tanne entfaltete ihre schönen dichten Zweige, es duftete ganz wunderbar nach Wald. Zusammen mit seinem Vater zog er die Lichterkette in den Baum, dann hingen sie Holzfiguren, selbstgemachte Strohsterne, Zuckerkringel und rote Kugeln an die Zweige und zum Schluss hob er Frederik hoch und der durfte den großen roten Stern auf die Spitze stecken. Jetzt war der Baum fertig.
Frederik musste nun das Wohnzimmer verlassen, denn jetzt wurden die Geschenke und die Süßigkeitenteller unter den Baum gestellt. Das geschah wie in jedem Jahr hinter einer verschlossenen Tür und er durfte erst zur Bescherung mit dem Klingeln des Glöckchens wieder ins Zimmer. »Frederik, schau doch mal beim Opa vorbei, vielleicht erzählt er dir eine Geschichte und die Wartezeit wird dir nicht so lang«, schlug seine Mutter vor. Das war eine gute Idee, fand Frederik, er liebte es, wenn der Opa ihm eine Geschichte erzählte oder vorlas, und überhaupt war er gerne oben unterm Dach im Reich seines Großvaters, da gab es immer etwas zu entdecken, auch wenn er stets ermahnt wurde, nichts anzufassen. Erwartungsvoll stieg er die alte Holztreppe nach oben und klopfte vorsichtig an die Tür. »Herein mit dir«, tönte es von innen und der Großvater legte seine Zeitung beiseite, denn längst hatte er schon seinen Enkel erwartet und auch den Teller mit den Weihnachtsplätzchen schon mal auf den Tisch gestellt. So vertrieb man sich die Zeit eben besser, besonders mit einer Tasse Tee. »Willst du eine Geschichte hören oder sollen wir was spielen?«, fragte der alte Herr. Doch Frederik war schon nach nebenan ins Studierzimmer gelaufen und schaute sich dort in dem Sammelsurium aus Büchern und Gläsern mit seltsamen, furchterregenden