Dark World I. Tillmann Wagenhofer

Читать онлайн.
Название Dark World I
Автор произведения Tillmann Wagenhofer
Жанр Языкознание
Серия Dark World
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750225602



Скачать книгу

Mund stand offen, als sie begriff, was der Tribal meinte. Es traf sie wie ein Schlag, als ihr klar wurde, wie weit sie sich erniedrigen musste, um Roter Speer zu retten. Jungfrauen waren als Sklavinnen weit mehr – das x-fache wert, das wusste sie, wenn auch nur zufällig. Sie hätte nur nie gedacht, dass es sie jemals betreffen könne. Maddy wurde rot, rang mit sich, schaffte – irgendwie – ein Nicken. Das eigentlich Bedenkliche daran: Die junge Frau war sich dessen gar nicht so sicher, wusste sie doch nicht viel mehr über ihre eigene Sexualität, als sie mit Giant gemeinsam herausgefunden hatte. So fürchtete sie, dass sie eine glatte Lüge aussprach.

      Der ältere Krieger hob die Augenbrauen. „Unser Herr wird das nachprüfen lassen. Solltest du lügen, verfüttern wir deinen Freund hier…oder was er sein mag…an die Ecars. Hast du das verstanden?“ Maddys Knie fühlten sich an wie der lustige Pudding, den es im Orden an hohen Feiertagen wie dem Geburtstag von Magnus Adams immer gegeben hatte. „Ja“, stieß sie hervor. Zeit…sie hatte Zeit gewonnen – für diesen jungen Tribal, von dem sie noch vor wenigen Minuten nicht einmal hätte sagen können, dass zwischen ihnen eine Freundschaft bestand. Dessen sie sich ausgerechnet jetzt aber sicher war. „Helft ihr ihm jetzt?“ „Das Schwert“, erinnerte sie der jüngere Tribal kühl. Sie legte die Klinge vorsichtig auf den Boden. Der jungen Kriegerin blieb nur die Hoffnung, dass sich die Fremden an die Abmachung halten würden – denn sie besaß nun nichts mehr, um sie dazu zu zwingen. „Ihr vier tragt den Jungen“, hörte sie den älteren Stammeskrieger befehlen, während zwei andere Söldner ihre Hände auf dem Rücken fesselten. Roter Speers Ecar beäugte die Fremden misstrauisch – und raste plötzlich davon. Der jüngere Tribal fluchte, senkte den Wurfspeer, mit dem er ihn hatte töten wollen. „Er könnte zurückkehren“, meinte der Ältere dazu emotionslos. „Haltet die Augen nach dem Ecar offen.“ Die fünf Söldner schienen enttäuscht, besonders jener eine, den Maddy anfangs herausgefordert hatte.

      Die grausame Gier, sich an Maddy zu vergehen, stand ihnen auf widerwärtige Weise ins Gesicht geschrieben. Doch die beiden Stammeskrieger hatten eindeutig das Sagen.

      Die Söldner zündeten einige Fackeln an, so dass der Rückweg erheblich schneller vonstatten ging als das vorherige Anschleichen. Überhaupt hätte der junge Tribal, den sie nun trugen, die Lohnkrieger rechtzeitig bemerkt, wären nicht die beiden erfahreneren Stammeskrieger gewesen. Schon beim Näherkommen wurde unübersehbar, dass die sieben Männer von einer Sklavenkarawane gekommen waren. Gute zwei Dutzend Ödland-Rinder mit allerlei Proviant und Ausrüstung beladen, standen abseits, während weitere Söldner ungefähr fünfzig Sklaven, Männer, Frauen, aber auch einige Mädchen und kräftige Jungen, bewachten. Männer und Frauen waren getrennt und mit Ketten verbunden. Mit einem Schauer von Furcht erkannte Maddy die Würgeeisen, die alle Sklaven trugen.

      Bei ihrem Eintreffen kam Leben in die Menge der Sklaven, viele sahen auf. Maddy erkannte Hoffnungslosigkeit, Resignation und Angst in den Augen der Gefangenen. All das wirkte – noch jedenfalls – wie ein böser Traum. Der Schock verhinderte, dass sie sich ihrer Zukunft mit voller Härte bewusst werden konnte. Surreal wirkte auch, als ein Mann ihnen entgegenkam, der feine Seide über einem vergoldeten Kettenhemd trug, dazu Goldringe und eine schwere Goldkette, drüber hinaus nach Parfüm roch – und hier, in dieser schmutzigen Öde sehr deplatziert wirkte. Was die Kälte in den Augen des Mannes, die keinen Hehl aus dem völligen Fehlen von Erbarmen und Mitleid machte, wieder mehr als aufwog. Die Bewegungen verrieten den fähigen Schwertkämpfer. Ohne Zweifel war dies der Karawanenführer. „Was bringt ihr denn Schönes…?“, fragte der Mann mit einem Grinsen bar jeden Humors. Er musterte Maddy, wie ein Viehhändler ein Ödland-Rind begutachtete, welches er erwerben wollte. „Gut…die blauen Augen werden die Blicke auf sich ziehen auf dem Markt“, meinte er, dann fiel sein Blick auf Roter Speer, den die vier Söldner gerade absetzten. „Was schleppt ihr einen halbtoten Kerl an? Hättet ihr euch sparen können. Werft ihn vors Lager, sollen die Raubtiere ihn kriegen.“ „Nein…!“ Der Schrei war Maddy entfahren, ohne dass sie ihn hatte zurückhalten können. Der Slaver wandte ihr wieder seine Aufmerksamkeit zu, ein spöttisches Grinsen im Gesicht, das aber schnell wieder verschwand. „Oh…die Kleine spricht. Habe ich...oder hat einer von euch ihr erlaubt, zu sprechen?" Die Söldner grinsten höhnisch, als Will Maddys langes Haar ergriff und ihren Kopf hochriss, so dass sie ihm direkt in die Augen sehen musste. In den tot wirkenden Augen eines Sandbären lag mehr Wärme und Güte als in jenen dieses Mannes. "Du wolltest etwas...sagen?" Es verlangte Mut, noch einmal den Mund zu öffnen, wenn die unausgesprochene Drohung von allerlei Qual so dicht stand. "Ja...Sire..." Da wandelte sich die Miene des Slavers in Staunen, ehe er laut und aus vollem Hals lachte. "Sire? SIRE?", brüllte er, dann lachte er noch lauter, und seine Leute - einigen sah man an, dass sie nicht recht verstanden, aus welchem Grund - lachten eben mit. Erst nach Minuten beruhigte sich der Slaver wieder. "Blutschwert, die Kleine gefällt mir...wirklich. Sire...ha, als sähe ich aus wie ein Adliger...schreckliche Vorstellung. Tja...genug Spaß gehabt. Ist sie noch...?" "Sie sagt, ja", erwiderte der ältere Tribal, ehe der Slaver es ausgesprochen hatte. Bloody Wills Augenbrauen hoben sich. "So…na, dann wollen wir das mal prüfen, und die Ware genauer begutachten. Zieh' dich aus, Kleine." Der jüngere Tribal entfernte ihre Fesseln, was sie kaum wahrnahm.

      Es war nicht so, dass Maddy die geringste Chance gehabt hätte, ihr blankes Entsetzen zu verbergen. Erbleicht starrte sie den Slaver an. "H...hier?" Will schüttelte den Kopf. "Nein, natürlich nicht, erst wenn wir in Southern Flame ankommen, Mylady. NATÜRLICH HIER!", schrie er die letzten Worte. Maddy wich unwillkürlich zurück, bereit, eher zu kämpfen, als sich derart demütigen zu lassen. Doch sie hatte die Rechnung ohne Blutschwert gemacht. Der war lässig an Roter Speer herangetreten und setzte ihm sein Beil an den linken Arm. "Gehorche, Frau. Sonst verliert er ein Stück nach dem anderen", sagte er mit jener toten Stimme, die ihm eigen war. Der junge Tribal, käsebleich, aber noch bei Bewusstsein, hatte alles mitangehört. "Tu' es nicht...Maddy...nicht..." stammelte er, ehe ihm Blutschwert ins Gesicht schlug. "Ein schlechter Rat", meinte der ältere Krieger kalt.

      Die Augen des Slavers vor ihr wurden hart. „Du bist nun eine Sklavin und wirst gehorchen. Aber…offensichtlich muss ich dir erst Gehorsam beibringen. Das ist natürlich nicht gut, da wir einfach nicht die Zeit haben, es anständig zu machen. So bleibt mir nur eines zu tun. Hm, auch wenn es deinen Wert schmälern wird…“ Er wandte sich an Blutschwert, der noch immer seine Axtklinge an Roter Speers Arm hielt. „Wenn sie sich wehrt, nur im Geringsten, hau’ ihm den Arm ab.“ Er durchbohrte Maddy mit seinem Blick. „Zureiten nennen wir es, Kleine. Du wirst hier, vor aller Augen, deine erste Lektion lernen – und ich denke, es wird dich brechen. Zugegeben, ich würde mehr Geld für dich bekommen, wenn du noch Jungfrau wärst, aber da mir nicht die Zeit bleibt, dich zu disziplinieren wie die anderen hier…muss ich wohl auf einen Teil der Summe verzichten.“ Einige der Söldner murrten, doch ein kalter Blick von Will brachte sie zum Schweigen. Die junge Frau starrte den Slaver ungläubig an, denn sie wollte es nicht glauben. „Du…du willst…mich…?“ Nein…bitte nicht, wollte sie flehen, während sie gegen die Tränen kämpfte. Doch sie schaffte es, irgendwie, sich zu beherrschen. „Maddy…nein!“, schrie Roter Speer, bekam dafür einen Tritt ins Gesicht. Will verschränkte die Arme. „Meine Geduld ist am Ende, Kleine. Blutschwert…schneide ihm…“ Maddy rang furchtbar mit sich, als sie erkannte, dass Roter Speer eher sterben würde, als der Anlass für ihre furchtbare Erniedrigung zu sein.

      "Wartet...", stieß sie rau hervor. "Lasst ihn, bitte. Ich werde es tun." Wie in Trance legte sie vor aller Augen ihre Kleider ab. Es fühlte sich noch unwirklicher an, als zuvor ihre Gefangennahme, was ihr half, nicht vor Scham zusammen zu brechen. Die Söldner warfen ihr lüsterne Blicke zu, machten dreckige Bemerkungen zu ihrem Körper, als sie schließlich nackt vor dem Slaver stand. Der riss ihre Arme von ihrer Blöße, wo sie sich instinktiv hatte bedecken wollen, betrachtete sie dann wie eine Ware, die es zu schätzen galt. "Gut gebaut...sehen wir mal... noch alle Zähne. Gut. Tja, dann wollen wir mal testen, wie tauglich du bist", sagte er gleichmütig, nachdem er mehrere Male um sie herumgegangen war, sie einige Male angefasst hatte. Die junge Frau rang mit aller verbliebenen Kraft tapfer den starken Impuls nieder, ihrer Verzweiflung nachzugeben. "Leg' dich da hin und spreiz' die Beine... LOS!", befahl Will gleichgültig. Maddy konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten. Wenige Frauen hätten das gekonnt in dieser Lage, auch wenn einige davon noch immer aus Zorn über ihre Hilflosigkeit flossen. Schon als