SAII-RON. Casy Paix

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Название SAII-RON
Автор произведения Casy Paix
Жанр Языкознание
Серия SAII-RON
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752932133



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und einzig meine innere Stimme riet mir, mich

      lieber unter den Decken des Bettes zu verkriechen, als weiterzugehen.

      Je näher ich dem Durchgang in das angrenzende Zimmer kam, desto lauter klopfte mein Herz. Ich hatte das Gefühl direkt in eine Falle hineinzulaufen.

      Warmer Kerzenschein, der unter einer angelehnten Türe hervorschien, erleuchtete den kurzen Flur. Auf Zehenspitzen schlich ich weiter, jeden Moment darauf gefasst, plötzlich Akesh vor mir aufragen zu sehen. Meine weiße Magie zeigte sich in hauchzarten Schlieren an meinen Fingerspitzen und versuchte mich zu beruhigen. Mit einem Mal vermisste ich meine schwarze Seele so sehr, das es weh tat. Ich war nicht mehr ich, ich war unvollständig, die Hälfte meines früheren Ichs.

      Als ich die Tür erreichte schob ich sie vorsichtig einen Spalt breit auf und erinnerte mich daran, das es das letzte Mal nicht gut geendet hatte, als ich mich in einer ähnlichen Situation befand. Wie so oft war jedoch meine Neugier einfach stärker als meine Vernunft und keinen Herzschlag später stockte mir der Atem.

      Das so sanfte Kerzenlicht stand in starken Kontrast zu der ansonsten beklemmend kalten Atmosphäre. Lederne Handschellen umschlossen zarte Handgelenke und hielten die beiden nackten Körper aufrecht an der Wand. Langes Haar, einmal braun, einmal blond verbarg die Gesichter der Frauen, die seltsam ruhig in ihrer Fesselung hingen. Mit Erschrecken sah ich, das sie nicht die einzigen waren. Eine weitere Frau lag ausgestreckt auf einem großen Bodenkissen, ihre Beine unanständig weit geöffnet und ihre linke Brustwarze zwirbelnd zwischen den Fingern. So gern ich auch weggesehen hätte, so konnte ich doch nicht meine Augen von der Szene vor mir nehmen. Erst recht nicht, als eine vierte Frau sich der am Boden liegenden näherte und sich lasziv auf sie setzte. Ein leises Seufzen entschlüpfte der Liegenden, als die andere spielerisch mit ihrem Finger über ihre Scham strich.

      Plötzlich bemerkte ich eine Bewegung auf der anderen Seite des Zimmers. Eine blonde Frau schälte sich aus den dort herrschenden Schatten und als das Licht der überall verstreut stehenden Kerzen ihr Gesicht erreichte, sog ich zischend den Atem ein.

      Arlana! Arlana war hier, hier in den Verdammten Reichen.

      Bei allen Göttern hatte sie dieser Magier tatsächlich umgebracht?

      Ich versuchte mich an die Nacht in Akeshs Bibliothek zurückzuerinnern und ich war mir sicher, das Arlana dort noch gelebt hatte.

      Hatte sie der Magier womöglich zurückgelassen und meine Magie hatte sie letztendlich getötet?

      Genau wie so viele andere in Keross?

      „Ich dachte, du kannst deine Anwesenheit nicht vor ihm verbergen“, meinte Arlana vorsichtig und drehte sich zu dem Schatten in ihren Rücken um.

      „Du sollst nicht denken Arlana und vor allem sollst du dich nicht in Dinge einmischen, die dich nichts angehen. Mein Bruder weiß mit ziemlicher Sicherheit das ich hier bin. Ich hätte ihn vielleicht nur vorwarnen sollen, dass ich ihm einen Besuch abstatte, denn wie du weißt, mag er keine Überraschungen.“

      Ich unterdrückte einen verräterischen Laut und presste mir die Hand vor den Mund. Diese Stimme! Ich hatte sie tatsächlich schon einmal gehört. Ungläubig beobachtete ich, wie sich Arlana einen Becher von einem goldenen Tablett nahm und sich auf ein weiteres großes Bodenkissen setzte. Sie sah einen Moment den beiden nackten Frauen bei ihrem Liebesspiel zu und verzog dann ergeben den Mund.

      „Ich bin noch keinen Schritt weiter gekommen. Akesh lässt nicht mit sich reden.“

      „Warum sollte er auch? Glaubst du, er hört auf so ein armseliges Weib wie dich?“

      Arlana schwieg, doch ich sah ihr an, das sie am liebsten etwas darauf erwidert hätte.

      Ketten klirrten leise und meine Augen huschten zu der braunhaarigen Frau an der Wand. Sie hatte ihr Gesicht zur Decke gehoben und ich sah den glücklich, entrückten Ausdruck darin. Die reinste Ekstase hatte von ihr Besitz ergriffen, sie schien nicht im Geringsten die engen Fesseln wahrzunehmen.

      Plötzlich geriet Bewegung in den Schatten auf der anderen Seite und als ich die große Gestalt neben Arlana aufragen sah, wurde mir endgültig schlecht. Bittere Galle stieg mir in den Hals und ich schluckte krampfhaft. Meine Finger krallten sich in das Holz der Tür und ich wich einen Schritt zurück. Ich war tatsächlich verflucht worden! Das konnte unmöglich wahr sein! Es war, wie ein Albtraum der einen verfolgte, obwohl man wach war.

      Genau neben Arlana stand der Magier von jener verhängnisvollen Nacht. Diesmal kam mir seine Aura noch gefährlicher, noch mächtiger vor.

      Zu meiner Übelkeit gesellte sich Angst, Trauer und Wut. Der Mörder meiner Gefährten stand direkt vor mir. Nur wenige Schritte trennten mich von ihm und doch war ich unfähig für sie Rache zu nehmen. Wieder einmal!

      Wie als hätte er meine Gedanken gehört schweifte sein Blick in meine Richtung und ich wich hastig weiter in die Dunkelheit des Flurs zurück. Ein wölfisches Lächeln teilte seine Lippen und entsetzt hörte ich seine nächsten Worte.

      „Weißt du Arlana, so wie Akesh meine Anwesenheit spüren kann, so kann auch ich eine unliebsame Gegenwart spüren. Eine, von der ich eigentlich dachte, mein Bruder hätte sie ausgelöscht.“

      Aufgrund meiner wachsenden Angst, zeigte sich auch immer mehr meiner weißen Magie, die in silbrigen Wirbeln unruhig um mich herum strich. Seit dem Verlust meiner schwarzen Seele, fühlte ich mich angreifbarer als jemals zuvor. Damals hatte ich mich gegen den Magier nur dank meiner schwarzen Seele behaupten können, doch jetzt stand ich ihm wehrlos gegenüber.

      „Was meinst du?“

      „Wir werden belauscht Arlana.“

      „Wer sollte so dumm sein …“

      „Die weiße Hexe.“

      Mit einem erstickten Laut wirbelte ich herum und wollte zurück in den Raum mit dem Bett fliehen, aber es blieb bei einem Versuch. Ich kam nur wenige Schritte weit.

      Heiß, brennender Schmerz schlang sich um meine Taille, mein rechtes Handgelenk und meinen Hals. Es fühlte sich an, als würden sich tausende, spitze Nadeln in meine Haut bohren. Panisch griff ich mit meinen Fingern nach der magischen Schlinge, die mir die Luft raubte, in dem vergeblichen Versuch sie zu lösen. Ich stolperte und schlug hart auf dem Steinboden auf. Immer mehr meiner weißen Magie strömte aus meinem Innersten hervor und endlich lockerte sich die glühende Schlinge, die mir den Atem nahm. Dafür zogen sich die beiden anderen enger zusammen und ich schrie gepeinigt auf. Schlagartig hüllte mich silbrige Helligkeit ein, in einer Intensität, die ich so noch nie erlebt hatte. Meine weiße Magie schwoll an und rauschte einer wilden Gischt gleich über mich hinweg. Sie löste die beiden verbliebenden magischen Fäden und erleichtert biss ich die Zähne zusammen. Panisch versuchte ich meinen rasenden Herzschlag zu beruhigen, denn ich musste wieder auf die Beine kommen um von hier zu fliehen. Einen weiteren Angriff seitens des Magiers würde ich nicht überstehen. Verbissen drückte ich die Beine durch, doch ich hatte keine Kraft mehr mich zu bewegen. Eine bleierne Schwere hatte sich meiner bemächtigt und unfähig mich auch nur das kleinste bisschen zu bewegen lauschte ich hilflos den näher kommenden Schritten.

      Eine Welle aus Furcht und Verzweiflung brach über mich herein, denn ich ahnte, das wenn er mich erreichen sollte, mir neben dem brennenden Schmerz noch etwas viel Gefährlicheres drohte.

      Meine weiße Seele verdichtete sich zu einer silbrig schimmernden Barriere und schloss mich vollständig ein. Sofort konnte ich leichter atmen und die Schmerzen ebbten ab. Absolute Stille umgab mich. Nichts was jenseits dieser Barriere war, schien mir etwas anhaben zu können. Ich fühlte mich geschützt, geborgen und losgelöst. Ich war mir sicher, das die Kraft des Magiers nicht ausreichen würde, bis zu mir durchzudringen. Er würde mir nichts mehr anhaben können. Ich musste es nur schaffen aufzustehen und von hier zu verschwinden.

      Nie hätte ich gedacht das meine weiße Seele so mächtig sein konnte. Immer hatte ich ihr Gegenstück für das machtvoller von beiden gehalten, doch anscheinend hatte ich mich da getäuscht. Die silbrige Barriere meiner weißen Seele hüllte mich in einen schützenden Kokon und fasziniert beobachtete ich die kleinen Wirbel, die immer