SAII-RON. Casy Paix

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Название SAII-RON
Автор произведения Casy Paix
Жанр Языкознание
Серия SAII-RON
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752932133



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aus tiefster Verzweiflung. Ich fühlte mich verloren und wusste, das ein Teil von mir das auch wahrhaftig war. Meine schwarze Seele war verschwunden. Ich spürte nicht einmal mehr einen Hauch von ihr. Ich war unvollständig und meine weiße Seele nutzte diese Tatsache vollkommen aus. Sie füllte mich mit ihrer Reinheit, ihrer Güte und konfrontierte mich im gleichen Zuge mit meinem Selbsthass, der genau aus ebenjenen Gründen entsprang. Ich war das reinste, seelische Frack. Ich kam mir vor wie ein Blatt im Wind. Mitgerissen von einem Sturm, den ich selbst entfesselt hatte und dessen Willkür ich nun ausgesetzt war.

      Ich war nicht mehr die, die ich einmal war, auch wenn ich noch nicht sagen konnte, was genau das für mich bedeutete.

      Ich hörte das Klacken des Schlüssels im Schloss und schnell wischte ich mir die Tränen von den Wangen. Noch hatte ich soviel Stolz um niemanden, auch keinem noch so abartigen Dämon, meine Schwäche zu zeigen. Das dieser Dämon, sie allerdings nur zu gut kannte, war etwas anderes.

      Meine Tür wurde aufgeschoben und ein schwarzer Koloss trat ein. Funkelnde rot-geschlitzte Augen stierten mich an, huschten kurz zu dem unberührten Essen und dann wieder zurück zu mir. Die Gestalt vor mir war überwältigend schön, wie fast jeder Dämon, aber leider genauso gefährlich. Graues Zwielicht umgab mich und ich war froh, das es nicht heller war, denn ich wollte nicht, dass mich mein Wärter genauer betrachten konnte. Ich wollte nicht, das er die Angst auf meinem Gesicht sah, die aus reiner Hoffnungslosigkeit geboren war. Diese Genugtuung wollte ich ihm nicht geben.

      Seit mir meine schwarze Seele genommen worden war, fühlte ich mich ängstlicher und angreifbarer als zuvor. Mir hatten Dämonen und sonstige Kreaturen nie Angst eingejagt. Im Gegenteil, sie fürchteten sich vor mir. Doch jetzt, jetzt war alles anders.

      Mein Gefängniswärter stieß ein Grollen aus, schnappte sich den Teller mit dem Essen und kniete sich vor mich hin.

      „Wenn du jetzt nichts isst, werde ich dir mindestens zwei Tage nichts mehr bringen.“

      Aelos, mein persönlicher Gefängniswärter, hielt mir den Teller direkt unter die Nase und schlagartig überkam mich eine neue Welle Übelkeit. Ich zuckte zurück, stieß mir den Kopf an der Wand und drehte mich gerade noch rechtzeitig zur Seite. Mein ganzer Körper krampfte sich zusammen, als ich wieder nichts als Galle hervorwürgte.

      „Vielleicht sollte ich es dir einfach in den Rachen stopfen, immerhin bin ich es, der einen Kopf kürzer gemacht wird, wenn du stirbst.“

      Aelos erhob sich, packte meine Haare und zog mich mit einem Ruck nach oben. Ich schrie auf und versuchte seine Hände wegzuschlagen. Meine weiße Seele zeigte sich in silbrig glänzenden Fäden und waberte um mich herum. Doch sie war ein Hauch von nichts, in all der Dunkelheit, die mich umgab und Aelos schien sie nicht im Geringsten zu stören.

      „Lass mich verdammt nochmal los!“

      „Wirst du dann etwas essen?“, fragte er mit seiner Reibeisenstimme und musterte mich mit einem gefährlichen Glitzern in seinen roten Augen.

      „Ich kann nicht“, stieß ich hervor und starrte stur zurück.

      Ein hinterhältiges Grinsen erschien auf seinem Gesicht und entblößte eine Reihe spitzer Zähne.

      „Ich könnte dich auch einfach ficken, so wie wir es mit allen lebenden Frauen tun, die sich hierher verirren. Vielleicht hättest du dann ja Hunger?“

      Seine Augen wanderten tiefer und ich wusste genau, dass er nun auf meine Brüste stierte, die sich durch das Kleid hindurch nur zu deutlich abzeichneten.

      „Lass mich in Ruhe!“, zischte ich und versuchte meine gepeinigte Kopfhaut nicht zu beachten.

      „Noch bist du sicher Hübsche, aber sobald dich Akesh fallen lässt, bist du Freiwild und glaube mir, mir und meiner Art ist es egal, ob du dabei halb tot bist oder nicht.“

      Aelos ließ mich los und ich landete unsanft auf meinem Hintern. Ohne ein weiteres Wort stand er auf und ging Richtung Tür. Ich unterdrückte ein Schluchzen und rappelte mich auf. So gern ich mich auch in einer der dunklen Ecken dieses Verlieses verkriechen wollte, so hinderte mich noch ein klitzekleiner Rest meiner Selbstachtung daran.

      „Wo ist er? Wo ist Akesh? Warum hat er mich hier eingesperrt und warum lässt er sich nicht blicken? Sag deinem Herrn das ich ihn sprechen will! Hol ihn her!“

      Aelos drehte sich mit einem Stirnrunzeln zu mir um. Anscheinend hatte mein kleiner Wutausbruch ihn beeindruckt. Immerhin war es der erste, seit ich hier war.

      „Du bist nicht in der Lage zu befehlen Hübsche. Akesh hat sich um wichtigere Dinge zu kümmern als um dich.“

      Ich ballte die Fäuste und versuchte meine zitternden Beine unter Kontrolle zu halten. Meine weiße Seele gewann an Kraft und ich fühlte mich besser. Entschlossen tat ich einen Schritt nach vorne.

      „Ich will ihn sprechen!“, forderte ich ungerührt.

      Aelos beachtete mich nicht weiter. Für ihn war ich nur lästiges Ungeziefer, das nicht tat, was er verlangte. Er machte Anstalten die Tür meines Gefängnisses wieder zu schließen und mich erneut in der Dunkelheit zurückzulassen. Endlich spürte ich einen Anflug von Kampfgeist und dieser reichte aus, um mich handeln zu lassen. Ich betete zu den weißen Göttern, das meine kraftlosen Beine durchhielten und rannte los. Ich erreichte die Tür, schlüpfte unter Aelos Armen hindurch und raste los. Das ich Aelos mit meiner Aktion überraschte bekam ich postwendend zu hören, als das Tablett hinter mir scheppernd zu Boden fiel und ein ungestümer Fluch erklang.

      „Verfluchtes Weib! Warte bis ich dich in die Finger bekomme!“

      Aelos wütende Rufe verfolgten mich, als ich wie eine Irre den Gang entlang rannte. Ich hörte, wie er hinter mir her sprintete und hoffte, das ich weit genug kam, um … ja um was zu tun eigentlich?

      Verflucht ich war in den Verdammten Reichen!

      Wohin sollte ich fliehen?

      Ich stolperte und spürte keinen Augenblick später einen mörderischen Ruck an meinem Arm. Ich schrie auf und gleichzeitig wich die Kraft aus meinen Beinen. Mit einem schmerzhaften Krachen schlug ich ungebremst auf dem harten Steinboden auf.

      „Das war eine ganz dumme Idee!“

      Aelos schlang einen seiner stahlharten Arme um meine Taille und berührte dabei wie zufällig meine Brust. Sofort erstarrte ich und gab meinen Widerstand auf.

      „Anscheinend hast du doch noch genügend Energie. Ich werde dich an die Wand ketten und die nächsten Tage hungern lassen. Vielleicht stirbst du dann ja endlich und ich kann es als unglücklichen Unfall darstellen und wieder meinen eigentlichen Aufgaben nachkommen“, zischte mir Aelos gehässig ins Ohr.

      „Ich habe dich nicht darum …“

      Meine Stimme versagte, als sich seine Hand um meine Kehle legte und zudrückte. Ich bekam keine Luft mehr und panisch zerrte ich an seinem Arm. Aber genau wie zuvor schon, konnte ich nicht das Geringste gegen ihn ausrichten. Meine weiße Magie strömte hervor und konnte mir doch nicht helfen. Sie war viel zu schwach. Ohne meine schwarze Seele war ich machtlos. Schwarze Punkte blitzen vor meinen Augen auf und ich spürte, wie meine Kraft unaufhaltsam schwand.

      „Aelos was treibst du da?“

      Diese Stimme! So ruhig, so kalt, so gefährlich. Ich hob meinen Blick und versank in den nur zu bekannten amarantfarbenen Tiefen von Akeshs Augen. Endlich, endlich zeigte er sich!

      „Herr. Ich gehe nur dieser unliebsamen Aufgabe nach, die ihr mir aufgetragen habt. Ihr geht es gut“, grollte Aelos, ließ meinen Hals los und zog mich auf die Beine.

      Das ich fast nicht von alleine stehen konnte schien niemanden zu interessieren.

      „Sie erweckt nicht den Eindruck das es ihr gut geht. Anscheinend musst du noch etwas sorgfältiger an deine Aufgabe herangehen Aelos.“

      Gebannt beobachtete ich, wie Akesh näher kam. Seine abgrundtief schwarze Aura flutete über mich hinweg und sie kam mir noch mächtiger vor als bisher. Vielleicht hatte es etwas damit zu tun, das wir uns in seinem Reich befanden.