Название | Kullmann und das Lehrersterben |
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Автор произведения | Elke Schwab |
Жанр | Языкознание |
Серия | Kullmann-Reihe |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783750237292 |
Er eilte hinter Schnur her, der das Schulgebäude inzwischen erreicht hatte, und erklärte: »Sie ist weg.«
»Die hat sich mal schnell verdrückt«, erkannte Schnur. »Sollten wir schon eine erste Verdächtige unter diesen vielen Schülern gefunden haben?«
Kapitel 6
»Bist du total übergeschnappt?«, schrie Yannik Hoffmann und riss Mirna am Arm durch die Menge von Schülern, bis sie hinter dem gelben Schulgebäude angelangt waren.
»Nee! Aber du! Was soll das, mich über den Hof zu schleppen?« Mirna wehrte sich und riss ihren Arm los.
»Der Typ ist Bulle«, brachte Yannik als Erklärung hervor. Seine Erregung war so groß, dass sich seine Stimme überschlug.
»Ja und?«
»Und du baggerst den noch an! Ich fass es einfach nicht.«
»Ist doch geil! Besser einen Bullen als einen ewigen Studenten, der nichts rafft.«
»Kapierst du denn nicht?«
»Was ist los mit dir?«, fragte Mirna überrascht. »Warum hast du so Schiss vor einem Bullen?«
»Das, was wir vorhaben, wird der wohl kaum gut finden.«
»Das müssen wir ihm nicht gerade unter die Nase binden«, kam es schlau von Mirna zurück.
»Dann mach ihn nicht noch an. Wenn deine Hormone verrückt spielen, könntest du dich verplappern.«
Die Ohrfeige sah Yannik nicht kommen. Verdattert starrte er Mirna an.
»Ich weiß schon, was ich tue.«
»Klar«, fand Yannik seine Stimme wieder. »Du bist schlauer als dieser Erik Tenes. Du bist auch nur beim Abi durchgefallen. Mit dem Ergebnis kannst du es mit jedem Bullen aufnehmen.«
»Jetzt wirst du unfair!«
»Wie du mir, so ich dir.«
»Ist dir nicht mal der Gedanke gekommen, dass gerade ein Bulle für uns nützlich sein kann?«, versuchte es Mirna eben anders.
Yannik schaute sie fragend an, worauf sie erklärte: »Durch ihn bleiben wir immer auf den Laufenden, was unseren baumelnden Deutschlehrer betrifft.«
»Du tust nicht nur so, du bist wirklich so naiv«, stöhnte Yannik. »Glaubst du allen Ernstes, dass er dir brühwarm von seinen Ermittlungen erzählt?«
Mirna fuhr mit ihrer Hand in die Tasche ihrer kurzen Hüftjeans. Da spürte sie ihn. Den Schlüssel. Der könnte ihr noch so manche Information einbringen. »Lass mich nur machen«, meinte sie grinsend. Der Schlüssel fühlte sich gut zwischen ihren Fingern an. Vorfreude keimte in ihr auf.
»Lass den Quatsch!«, befahl Yannik. »Du hast bis jetzt nichts auf die Reihe gekriegt, dann wird dir das bei diesem Bullen auch nicht gelingen.«
»Aber du bist derjenige, der alles beherrscht und immer alles zu Ende bringt.« Mirnas Gesicht lief rot an vor Zorn. »Wo wärst du heute, wenn deine Eltern dich nicht regelmäßig gut bezahlen würden? Als Student bist du jedenfalls eine Niete. Wie viele Semester hast du schon und immer noch nichts gepeilt?«
»Gleichstand!« Yannik gab sich geschlagen.
Aber Mirna war noch nicht fertig. »Außerdem wohnst du seit einem halbem Jahr neben diesem Typ und weißt noch nicht einmal, dass er Bulle ist.«
»Wenn er eine geile Braut wäre, wüsste ich mehr.«
Mirna überlegte kurz, dann fragte sie in einem besänftigten Tonfall: »Von deinem Fenster aus kannst du doch in seine Wohnung rein sehen – ob gewollt oder ungewollt. Schließlich liegen die Fenster zu euren Wohnungen im rechten Winkel zueinander. Oder?«
Yannik ahnte schon, was sie wissen wollte.
»Was hast du bei ihm beobachtet? Hat er eine Freundin? Oder mehrere? Treibt er es bunt? Oder was macht er?«
»Ich sehe ihn selten in seiner Wohnung. Und wenn er mal zuhause ist, ist er allein.«
»Allein?« Mirnas Augen leuchteten auf.
Yannik nickte resigniert.
»Geil! So ein Typ ist allein!«
»Ich wusste nicht, dass du auf alte Männer stehst«, murrte Yannik. »Schau mich an! Ich bin jung und knackig. Da hast du mehr davon.«
»Erik ist doch nicht alt«, widersprach Mirna. »Der ist genau im richtigen Alter für mich. Die Reife, die der ausstrahlt … Das ist es, was ich brauche.«
»Mirna Voss!«, schallte es plötzlich laut an Mirnas Ohr. »Du immer noch hier? Ich dachte, du hast es schon wieder versiebt.«
Lara Ferringer aus der Oberstufe stand hinter ihnen. Ihre platinblonden Haare reichten ihr bis zum Po, den ein spärlicher Stofffetzen nur dürftig bedeckte.
»Du doch auch! Oder habe ich etwas falsch verstanden?«, feixte Mirna.
»Ich genehmige mir noch einen zweiten Versuch.« Lara lachte aufgesetzt. »Aber du? Ich dachte, du hättest längst aufgegeben. Warum überrascht es mich nicht, dass du ausgerechnet heute hier bist?«
»Hey, Puppe! Bleib geschmeidig«, spottete Mirna. »Warum sollte ich an einem Tag, an dem endlich mal was Aufregendes in dieser Schule passiert, nicht hier sein.« Mit einer Hand fuhr sie sich lasziv durch ihre strubbeligen schwarzen Haare, um nicht in Lara Ferringers Schatten stehen zu müssen. »Ich überlege nämlich ernsthaft, einen neuen Versuch zu wagen. Was oder wer steht mir jetzt noch im Weg?«
Die beiden Frauen warfen sich Blicke wie Giftpfeile zu. Während Mirna ein selbstgefälliges Grinsen aufsetzte, tat Lara Ferringer so, als würde sie ernsthaft über die Frage nachdenken, bis sie sagte: »Mathilde Graufuchs.«
»Stimmt! Die Alte gibt es auch noch«, erkannte Mirna. Sie überlegte eine Weile und fügte an: »Aber glaub mir. An der soll es nicht liegen.«
Kapitel 7
Der Tote lag inzwischen auf dem Boden. Der Gerichtsmediziner beugte sich über ihn, um ihn zu untersuchen. Schnur und Erik traten hinzu. Es war mucksmäuschenstill. Esther stand an einer Tafel voller Plakate und erweckte den Eindruck, als würde sie interessiert lesen. Es dauerte eine Weile, bis Schnur sie dort erblickte.
»Schön ein Lebenszeichen von dir zu sehen«, begrüßte er seine Mitarbeiterin.
Alle Blicke richtete sich auf die blonde Kommissarin, deren Gesicht rot anlief. »Was soll das heißen?«, fragte sie empört.
»Ich habe dich heute Morgen nirgends erreicht«, erklärte Schnur. »Da brauche ich einmal einen fahrbaren Untersatz, um zum Tatort zu gelangen, dann erreiche ich dich nicht.«
»Ich hatte einen Platten«, wehrte sich Esther.
»Am Auto oder am Handy?«
»Jetzt wirst du unfair«, protestierte Esther. »Vermutlich war ich gerade in einem Funkloch. Ich hatte nicht auf mein Handy geachtet.«
»Das ist aber seltsam. Gerade in solchen Momenten soll das Handy doch eine Hilfe sein.«
»Ich hatte Hilfe in Form eines freundlichen Menschen«, entgegnete Esther.
Schnur beschloss, das Thema zu wechseln. Also fragte er: »Hast du hier schon etwas in Erfahrung bringen können?«
Esther zögerte einen Augenblick, vergewisserte sich, dass diese Frage keine Fangfrage war, bevor sie antwortete: »Nur, dass der Schulleiter in seinem Büro sitzt, schwitzt