Die richtige Chemie. Günter Wirtz

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Название Die richtige Chemie
Автор произведения Günter Wirtz
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754184929



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      Günter Wirtz

      Die richtige Chemie

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Die richtige Chemie

       Der Wolkensammler

       Stachel

       Anna

       „Ein Esel kann kein Löwe sein!“

       Die Geliebte

       „Ordnung muss sein!“

       Auf der Brücke

       Ikarus

       Der Mäckes und die Eiermagd

       Starbucks

       Glückspilz

       Een goede man

       Die perfekte Masche

       Marshmallow

       Nelken und Lakritzschnecken

       Der Gabelstapler

       Quak

       Der Fleck

       Das Abo

       Von Schmetterlingen und Zecken

       Adam und Eva

       Der Puppenspieler

       Die Anzeige

       Luna

       Die Ballade vom Bauchnabel

       Narziss

       „Ist der Stuhl frei?“

       "Willkommen an Bord!"

       Lämmchen

       Das Quartett

       Genesis

       Impressum neobooks

      Die richtige Chemie

      Sie war Lehrerin für Deutsch und Französisch, er Doktorand der Chemie. Sie liebte die Regeln der Sprache, er die Gesetze der Natur. Sie erwärmte sich für Baudelaire, er erhitzte, bis es brodelte. Sie war eine Leseratte, er experimentierte mit Ratten im Labor.

      Allen Gegensätzen zum Trotz: Er liebte sie.

      Ergo: Er wollte sie heiraten.

      Modus Operandi: Heiratsantrag

      Form des Heiratsantrags: ihrer Persönlichkeit sowie der Bedeutung des Anlasses angemessen

      Methodische Herangehensweise:

      1. Stoffanalyse:

      1.1. Geschlecht: weiblich

      1.2. Alter: 28 Jahre

      1.3. Familienstand: ledig

      1.4. Aussehen: attraktiv, brünett, schlank, sportlich, groß

      1.5. Spezifische Eigenschaften: anspruchsvoll, belesen, charmant, ehrgeizig, frankophil, gebildet, gewissenhaft, intelligent, musikbegeistert, penibel, reiselustig, romantisch, selbstbewusst, wortgewandt

      1.6. Reaktionsverhalten zu anderen Stoffen: ihm offenkundig zugeneigt

      2. Aus der Stoffanalyse resultierende Konsequenzen für die Beschaffenheit des zu stellenden Antrags: originell, voller Gefühl und Esprit, mit ästhetischem und intellektuellem Anspruch

      3. Zentrale Ausgangsfrage: Was liebte sie am meisten, nach ihm natürlich?

      4. Antwort: schöngeistige Literatur

      5. Schlussfolgerung: Antrag nicht mündlich, sondern schriftlich stellen!

      6. Experimentelle Arbeitshypothese: in Buchform

      Die Idee gefiel ihm und wirkte katalysierend auf seine eher reaktionsarme Phantasie. Sofort setzte er sich an seinen Schreibtisch und notierte:

      „Heirate mich!“

      Das klang ehrlich, präzise, eines Naturwissenschaftlers würdig. Zugleich leidenschaftlich! Fertig! Hm, aber auch zu direkt, zu imperativisch, zu dominant. So, als wäre sie seine Sekretärin. Sie käme sich möglicherweise degradiert, entmündigt, überfahren vor. Er strich die Wörter zweimal durch. Dann drehte er den Bleistift zwischen den Zähnen und setzte erneut an.

      „Willst du mich heiraten?“

      Mein Gott, wie altmodisch das klang, wie hausbacken, nein! Außerdem zu zögerlich. Würde sie nicht sagen, er drücke damit zu wenig aus? Er überlasse ihr die Entscheidung? Dass seine eigenen Gefühle dabei nicht hinreichend zur Sprache kämen? Nächster Versuch:

      „Ich liebe dich und ich möchte dich heiraten!“

      Schon besser, schon besser, aber immer noch nicht das Nonplusultra. Er fiel damit ins andere Extrem. Sie blieb zu sehr ausgeblendet. Er wusste, wie sehr sie jedes Wort auf die Goldwaage legte. Und bei dieser Gleichung wog seine Waagschale zu schwer. Da fiel ihm ein, wie sie vorging, wenn sie einen ihrer Schüler zu etwas auffordern wollte. Appellative Informationen verpackte man didaktisch am geschicktesten als Ich-du-Botschaft. Also:

      „Ich