FCKNG New Year. Marina Ocean

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Название FCKNG New Year
Автор произведения Marina Ocean
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754186701



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darüber verlieren. Das hier ist nie passiert.« Nun senkt sie dennoch ihren Blick Richtung Boden. Die Scham hat offenbar doch gesiegt. Oder waren es meine Worte, die sie dazu verleitet haben? Ergeben nickt sie mir zu, dann höre ich ein leises »Okay« aus ihrem Mund. Auch ich nicke, selbst wenn sie mich gerade nicht ansieht.

      Ein letzter prüfender Blick in den Spiegel. Ich richte meine Kleidung, die inzwischen ziemlich zerknittert und mitgenommen aussieht, aber vermutlich hat uns bis auf die Piloten vorne ohnehin jeder gehört. Also ist es sowieso egal.

      Nachdem ich mich gesammelt habe, trete ich an ihr vorbei, nehme wahr, dass ihre Wangen immer noch gerötet sind und ihr Hals nach wie vor rote Flecken aufweist. Noch dazu riecht sie nach Sex. Betörend, anziehend … Shit! Sie ist so ... Stopp!

      Zum Henker, ich muss endlich aufhören, wild in der Gegend herumzuvögeln und mich mal dem Verhalten anpassen, welches meinem Alter entspricht. Auch wenn mir deshalb der Arsch so langsam auf Grundeis geht. Ich stehe kurz vor dem dreißigsten Geburtstag, bin Teilhaber einer renommierten Kanzlei, man sollte meinen, ich wäre in der Lage, mich vernünftiger zu verhalten. Stattdessen knicke ich unter meinen Trieben ein und ficke die Praktikantin. Großartig, Xavier! Wirklich einsame Spitze!

      Ich schaufele mir mein eigenes Grab, renne sehenden Auges in mein Verderben. Irgendwann wird mir mal eine über den Weg laufen, bei der es mir den alles entscheidenden Genickbruch versetzt. Durch welchen Umstand auch immer. Und ich würde sagen, ich bin nahe dran. Sie ist zweiundzwanzig, Herrgott. Uns trennen beinahe acht Jahre. Das sind fast zehn, wenn man es grob überschlägt. Ich habe gerade meinen Schwanz in ein Mädchen gesteckt, das ein Jahrzehnt jünger ist als ich. Bin ich eigentlich noch ganz bei Trost!?

      Ich weiß schon, zehn Jahre Altersunterschied sind nicht die Welt. Es gibt Paare, bei denen ist die Differenz viel größer. Und trotzdem: Sie studiert noch. Sie ist ein Girlie, das ihre sexuellen Erfahrungen an der Uni machen sollte und ganz sicher nicht mit ihrem Boss! Sie ist viel zu jung. Ich hätte sie nicht einmal berühren dürfen! Wer weiß, welchen Knacks ich ihr gerade verpasst habe.

      War ich zu forsch, zu einnehmend? Habe ich sie bedrängt? Ihr wehgetan? Scheiße, ich habe keine Ahnung! Ich könnte schwören, dass alles okay war und ich mich unter Kontrolle hatte, aber ich kann es nicht hundertprozentig sagen. Der Alkohol … Er hat mir das Hirn vernebelt und jetzt trübt er meine Erinnerung. Das ist scheiße! Eine mega Scheiße! Es hilft nichts, ich muss sie fragen. Ich muss sichergehen. Aber wird sie mir auch die Wahrheit sagen? Ich habe gesehen, dass sie mich wollte. Würde sie es mir sagen, wenn ich etwas getan habe, was sie nicht wollte? Und seit wann bin ich nach dem Sex eigentlich so unsicher? Ich bin doch sonst nicht so. Liegt es wirklich nur am Alkohol oder steckt noch etwas anderes dahinter?

      Ich will, dass es ihr genauso gefallen hat wie mir. Es ist immens wichtig für meinen Seelenfrieden, aber warum, das weiß ich nicht. Sie ist ein Mädchen wie jedes andere auch. Es könnte mir scheißegal sein und ich weiß verdammt noch mal nicht, warum es mir das bei ihr nicht ist. Das nervt mich! So langsam kotze ich mich selbst am allermeisten an.

      ***

      Die letzte Dreiviertelstunde im Flieger hat ordentlich an meinen Nerven gezehrt. Nachdem sie mir versichert hat, dass ich ihr keine Schmerzen zugefügt habe, war ich etwas erleichterter. Dennoch. Das Schweigen zwischen uns war erdrückend und die Stimmung geknickt. Was habe ich mir bloß dabei gedacht, sie im Flieger zu vögeln? Normalerweise werfe ich die Weiber danach einfach raus oder ficke sie gleich in einem Hotelzimmer, aus dem ich mich im Anschluss verpissen kann. Hier jedoch können wir uns nicht aus dem Weg gehen und gleich sitzen wir im Auto sogar auf noch engerem Raum zusammen. Bin ich eigentlich vollkommen bescheuert?

      Meine Hand reibt erneut über mein Gesicht, während sich das Fahrwerk ausfährt und wir wenig später wieder festen Boden berühren. Endlich. Ein Blick aus dem Fenster sagt mir, dass unsere Limousine bereits am Rollfeld steht, daher kann ich unsere Parkposition erkennen, auf die wir nun zusteuern. Wenig später kommt die Maschine zum Stehen und die Bordtüren werden geöffnet. Mir kann es gar nicht schnell genug gehen, dass ich hier rauskomme.

      Eilig erhebe ich mich, verabschiede die Stewardessen, die dümmlich grinsen und stürme hinaus. Tray, der Fahrer unserer Kanzlei, ist wie immer pünktlich. Als er mich sieht, öffnet er schon die hintere Tür, während ich noch die Treppenstufen nach unten steige.

      »Guten Tag, Mr. McLane. Wie war ihr Flug?«, erkundigt er sich höflich. Er meint es nur gut, beschwört damit jedoch die Bilder direkt wieder herauf, die ich eigentlich zu verdrängen versuche.

      »Hallo Tray. Gut, danke«, antworte ich trotzdem, auch wenn sich mir im Anschluss daran der Magen umdreht. Selbst schuld!, schimpfe ich mich. Ich hätte meinen Schwanz ja in der Hose lassen können, wo er auch hingehört, statt ihn in meine Praktikantin zu schieben! »Ist hier alles in Ordnung?« »Keine besonderen Vorkommnisse, Sir.« Das ist gut, denn dann gab es auch keine Katastrophen, während ich weg war.

      Im Hintergrund kommt nun Jocy aus dem Flugzeug. Ich drehe mich zu ihr um und ihr Anblick trifft mich wieder mit voller Wucht. Er geht mir durch und durch. Diese Frau ist einfach unfassbar heiß, leider holt mich ihr Blick ganz schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Schüchtern, fast ein wenig schmerzvoll sieht sie mich an und ich ahne Schlimmes. Wenn sich die Kleine jetzt auch noch in mich verknallt hat, drehe ich am Rad!

      Erstaunlich schnell fange ich mich jedoch wieder.

      »Macht es dir etwas aus, wenn Tray erst mich heimfährt? Ich muss gleich noch in die Kanzlei.«

      »Soll ich mitkommen?«

      »Nein. Gib mir einfach die Unterlagen. Ich nehme sie mit und er kann dich direkt nach Hause bringen.« Es sind die ersten Worte, die wir miteinander wechseln, seit wir … Herrgott, noch mal, hör auf damit, Xavier! »Oder wohin auch immer du möchtest …«, setze ich nach.

      Bei meinem letzten Satz zuckt sie zusammen und blinzelt ein paar Mal.

      »Nach Hause wäre gut«, meint sie dann. Ich nicke und wir steigen ein. Nachdem auch unser Gepäck verladen ist und Tray auf dem Fahrersitz Platz genommen hat, machen wir uns auf den Weg zurück nach Coal Harbour.

      Die Zeit überbrücke ich, indem ich ein paar Telefonate führe. So muss ich mich wenigstens nicht mit ihr auseinandersetzen. Doch Jocy schaut ohnehin nur aus dem Fenster und hängt ihren eigenen Gedanken nach, genauso wie ich. Da haben wir wohl etwas gemeinsam. Als die Limousine vor meinem Gebäudekomplex hält, verabschiede ich mich von Jocy und Tray. Letzterer trägt mir den Koffer in den Eingangsbereich, wo sich der Pförtner im Anschluss darum kümmert, dass meine Sachen nach oben gebracht werden. Ich hingegen sehe mich kein weiteres Mal mehr um und laufe direkt auf die Aufzugtüren zu. Erst als ich eintrete, sie sich hinter mir schließen und ich allein bin, stoße ich die angehaltene Luft aus. Mir fällt eine riesige Last von den Schultern, weil ich jetzt meine Maske ablegen kann.

      »Wirklich sehr reif, wie du dich verhältst!«, schimpfe ich vor mich hin und blicke dem Mann entgegen, der mir im Spiegel des Aufzuges gegenübersteht. Wann habe ich eigentlich vor, erwachsen zu werden und mich nicht laufend so zu verhalten, dass ich alles in Gefahr bringe? Alles, was ich mir aufgebaut, wofür ich geackert habe und wofür ich lebe. Es geht nicht nur um Jocy. Sie ist lediglich die Spitze des Eisbergs, das Sahnehäubchen auf dem Arsen-Dessert.

      Ich stütze mich am Geländer auf und versuche meinem Spiegelbild standzuhalten. Warum sind eigentlich überall diese verschissenen Spiegel angebracht? Es ist die sprichwörtliche Hölle, weil ich sehe, wie ich mir selbst mein Leben verbaue. Ich schaufele mir mein eigenes Grab, immer und immer tiefer. Zu weit unten stecke ich schon in diesem Sumpf, weil ich das Tageslicht kaum noch sehen kann. Dennoch mache ich nach wie vor weiter. Weil ich muss und keine andere Wahl habe. Irgendwann, das weiß ich, wird dieses ganze Konstrukt in sich zusammenfallen. Und wenn ich am Boden liege, wird der Haufen Dreck, den ich zu meiner Seite meterhoch aufgetürmt habe, mich unter sich begraben.

      Jocelyn

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      »Es