Rache: Blendwerk II. Adam Wutkowski

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Название Rache: Blendwerk II
Автор произведения Adam Wutkowski
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783753181431



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tiefe Schluchten, enge Passagen und steile Aufstiege. Doch egal wie mühsam und gefährlich ihr Marsch war: Sie hatten einfach keine Alternative, wenn sie erfolgreich sein wollten. Und so mühten sich Ross und Reiter durch die Bergwelt, während die Sonne unerbittlich auf sie niederbrannte.

      Als schließlich der erste Tag zu Ende ging, hatte die kleine Armee einen Toten zu beklagen, der mit seinem Pferd einen Abhang heruntergestürzt war. Außerdem haben sich mindestens vier Tiere so schwer verletzt, dass sie erlöst werden mussten. Und dann kam die Nacht. Entlang der engen Schluchten mussten die Männer teilweise neben ihrem Pferd auf dem steinigen Boden schlafen.

      Als der Morgen endlich kam, waren die Männer froh, nach einer kargen Mahlzeit weiter zu ziehen. Müde und geschlaucht setzten sie wieder einen Fuß vor den anderen und schleppten sich den Weg entlang durch die Berge. Hier und da mussten sie notgedrungen eine Pause einlegen, um die schmalen Pfade von heruntergerolltem Geröll zu befreien. Aber als auch dieses Hindernis hinter dem Heer lag, ging es nur langsam voran. Mit dem Sonnen-untergang häuften sich zunehmend kleine Pausen, die dadurch hervorgerufen wurden, dass bei den schlechten Lichtverhältnissen Mensch und Tier immer wieder ins Stolpern gerieten und sich selbst sowie andere in Gefahr brachten. Schließlich gab Gul–Marak seinen Männern den Befehl sich zur Nachtruhe zu begeben. Aber auch diese Nacht brachte genauso wenig Erholung wie die Letzte. Und so wunderte sich auch keiner, dass der Marsch mit den ersten Sonnenstrahlen fortgesetzt wurde. Schließlich war es am Ende des dritten Tages endlich so weit. Die Männer verließen im Schutz des Waldes die Berge und schlugen ihr Lager unter den Kronen der Bäume auf. Gul-Marak und Jamie ließen Wachen aufstellen. Anschließend kümmerten Sie sich um die Verletzten und die Organisation des Lagers.

      Der lange Marsch durch die Berge hatte von allen seinen Tribut gefordert. Ausgezerrt von den Strapazen fielen die ersten Männer und Frauen bereits nach wenigen Minuten in einen tiefen Schlaf. In einem Moment der Ruhe legte sich Jamie auf seine Pferdedecke und dachte an die drei Kampfgefährten zurück, die den Weg nicht überlebten. In diesem Moment wurde ihm bitter bewusst, dass noch viel mehr von ihnen sterben würden. Und dieses Mal gab es keinen Ian, der sie retten konnte. Plötzlich begriff Jamie mehr denn je, was sein Vater mit seinem Opfer vollbracht hatte.

      «Jamie.», sagte Brutus über ihn gebeugt und blickte diesen an. «Hm. Wie soll ich dir das am besten erklären…», begann er und wurde sogleich von Jamie unterbrochen.

      «Brutus. Ich weiß. Lena ist hier. »

      «Woher weißt du, dass sie hier ist?»

      «Ist so eine Familiensache.», stellte Jamie fest und musste plötzlich lächeln.

      Mit einem Grinsen wandte sich Brutus um und gab jemanden hinter ihm ein Zeichen. Einen Augenblick später tauchte hinter Brutus Lena auf und grinste unverschämt.

      «Komm!», forderte Jamie sie auf, stand auf und zeigte auf die Satteltaschen. «Iss was. Du wirst deine Kräfte noch brauchen.»

      «Wo willst du hin?», fragte Lena verunsichert, als Jamie sich zum Gehen wandte. Die ganze Geschichte kam ihr seltsam vor. Sie hatte einen Wutausbruch erwartet. Doch nichts der- gleichen geschah.

      «Gul-Marak, Brutus, Mulak und ich, wir haben uns die Nachtwache geteilt, um die Wachposten zu unterstützen. Und nun ist es an mir meine Pflicht zu erfüllen. Iss und schlaf, ich lege mich nachher zu dir!», befahl er und verließ sie.

      Ilianer stand auf einem Felsvorsprung und blickte in die Landschaft. Tatsächlich. Sie wollte es zuerst nicht glauben. Doch von hier sah sie deutlich, wie die Arkanische Armee den Rückzug vollführte. Inzwischen war es der siebte Morgen seit ihrer Flucht aus ihrem angestammten Heim. Vor drei Tagen haben sie sich mit der Streitmacht der Chiks vereinigt und sind vor ihren Häschern weiter in den Norden geflüchtet. Mittlerweile zählte ihre Streitkraft 2000 Mann. Zahlenmäßig waren sie immer noch dem Arkanischen Heer unterlegen. Doch so viele Menschen an einem Ort gaben ihr und den anderen ein gewisses Gefühl von Stärke und Sicherheit.

      «Ich habe es dir doch gesagt.», erinnerte Martok seine Frau an das vorhin gesagte.

      Sie sind auf dem Rückzug. Ja, das hatte er gesagt. Aber sie musste es mit ihren eigenen Augen sehen, um es zu glauben.

      «Komm!», forderte Martok Ilianer auf. «Lass uns zurück zu den anderen gehen und uns mit ihnen besprechen, wie wir als nächstes vorgehen wollen. Die Späher werden uns warnen, falls der Rückzug der Arkanischen Armee nur eine Finte ist.»

      Martok folgend, kletterte Ilianer die Felsen herunter und kehrte zum Lager der Chiks zurück. Alko, Drako, Harald, Melcom und ein paar andere standen um eine ausgebrannte Feuerstelle herum und unterhielten sich bereits aufgeregt.

      Als sie Martok und Ilianer näher kommen sahen, unterbrachen sie für einen Moment ihr Gespräch. Einer Geste von Alko folgend, setzten sich die beiden auf den Boden um die ausgebrannte Feuerstelle.

      «Es scheint so, als ob die Arkanische Heeresführung nicht bereit ist, dieselben Fehler zu wiederholen. Es ist noch zu früh um voreilig Schlüsse zu ziehen. Aber alles deutet daraufhin, als ob das Arkanische Heer nur dazu da ist, uns von dem Grenzland fernzuhalten.», ließ Alko alle an seine Gedanken teil werden.

      «Das heißt, wir können ihnen die Regeln des Kampfes nicht diktieren.», kommentierte Drako das eben gesagte.

      «Richtig.», erwiderte Alko und fuhr fort. «Wir müssen aber auch ehrlicherweise uns eingestehen, dass wir mit unserer Truppenstärke nicht in der Lage sind, einen militärischen Sieg gegen unseren Gegner zu erringen.»

      «Schlimmer noch wiegt die Tatsache, dass wir nicht einmal genau wissen, wo sich der Rest des Arkanischen Heeres befindet.», warf Melcom ein.

      «Na ja...», begann Drako. «Das stimmt nicht so ganz. 5000 Mann sind grade dabei sich in das Grenzland zurückzuziehen. Etwa 2000 sind über das ganze Grenzland verteilt und machen durch ihre Präsenz den Menschen klar, wer nun dort das Sagen hat.»

      «Richtig. Doch was ist mit den anderen schätzungsweise 5000 Mann?», warf Melcom ein.

      Das war eine berechtigte Frage, auf die zurzeit keiner eine Antwort wusste.

      «Uns bleibt vorerst nichts anderes übrig, als uns ruhig zu verhalten und auf Informationen seitens unserer Spione aus dem Grenzland zu warten.», stellte Harald ein Augenblick später fest.

      «Soll das heißen, wir sitzen hier erst einmal fest und drehen Däumchen?», führ Drako sichtlich unzufrieden fort.

      «Nein!», beantworte Alko die Frage. «Sicherlich. Wir sind aufgrund mangelnder Informationen in unserem Handlungsspielraum etwas eingeschränkt. Unabhängig davon sollten wir an dem Plan von Jamie festhalten.»

      «Wir werden also anfangen unseren Guerilla-Krieg zu führen.», stellte Martok fest.

      «Richtig.», bestätigte Alko. «Dieses Mal müssen wir uns auf einen längeren Schlagabtausch einstellen. Die Möglichkeit, die wir damals mit Ian bekommen haben, werden wir nicht so schnell wiedererhalten. Jamie hat recht. Wir müssen langfristig handeln und planen. Und je länger der Krieg dauert und je kostspieliger er wird, ums so weniger wird er sich für das Arkanische Königreich lohnen.»

      «Stammesführer Alko.», unterbrach ein junger Krieger die Zusammenkunft und fuhr fort: «Unsere Späher haben im Westen Waldläufer gesichtet. Es scheint so, als ob wir bald erste Nachrichten aus dem Grenzland bekommen.»

      Auf die Neuigkeit hin breitete sich hinter dem Kriegsrat Gemurmel aus. Die Herumstehenden, die sich ein Bild von der Lage ihres Heeres und über das weitere Vorgehen ein Bild machen wollten, verfielen in Gemurmel.

      «Wann sind die Waldläufer hier?», hakte Alko nach.

      «In etwa zwei Stunden.»

      «Sehr gut. Bis dahin schlage ich vor, dass wir unsere Besprechung vertagen. Männer, nutzt die Zeit. Geht auf die Jagd. Bringt eure Ausrüstung auf Vordermann. Sobald die Boten hier sind, setzen wir uns wieder zusammen.»

      Ilianer und Martok nutzten die Zeit um sich einen Augenblick Ruhe und Zweisamkeit zu gönnen. Andere Männer und Frauen wiederum nutzten den Moment für Vorbereitungen,