Rache: Blendwerk II. Adam Wutkowski

Читать онлайн.
Название Rache: Blendwerk II
Автор произведения Adam Wutkowski
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783753181431



Скачать книгу

bevorstehende Besprechung. «Wir haben nicht viel Zeit. Und wir wissen nicht, wie lange wir hier bleiben können. Die Informationen, die wir bisher zusammengetragen haben, geben uns einen ersten Eindruck über den Angriff von Seiten unserer Arkanischen Gegenspieler. Wir wissen nicht genau, welche Gebiete die Arkanische Armee bereits unter ihrer Kontrolle gebracht hat. Doch wir müssen vom Schlimmsten ausgehen. Drako und Harald werden uns nun die aktuellen Informationen vom Stand der Invasion schildern. Bitte!», forderte Alko mit einer Handbewegung die beiden Männer auf vorzutreten und nahm seinerseits am Rande der Versammlung Platz.

      Das Gesicht der Menge zugewandt, die Feuerstelle im Rücken, begannen die beiden Männer nacheinander zu berichten. «Wie von Alko angesprochen, sind wir noch nicht in der Lage, das Ausmaß der Invasion genau zu beurteilen. Was wir zum jetzigen Zeitpunkt sagen können ist, dass der Schlag gegen den Norden gut geplant und koordiniert verlief. Nach ersten Informationen müssen wir davon ausgehen, dass viele der Arkanischen Soldaten sich bereits im Land befanden, als die eigentliche Invasion vonstattenging. Das lässt sich aus dem schnellen Vorgehen, insbesondere gegenüber unseren Verbündeten weiter im Norden unseres Landes, schließen. Sie kamen vermutlich getarnt als reisende Händler oder Bauern. Andere wiederum haben Unterschlupf bei Männern und Frauen gefunden, die dem Blendwerk der Arkanischen Führung erlegen sind. Festgenommen wurden vor allem jene, die damals bei dem Kampf gegen das Arkanische Königreich beteiligt waren und jene, die das Arkanische Königreich als gefährlich eingestuft hat. Darunter Sean, unser Hauptmann. Zusammengefasst sind nur wenige von damals unseren Häschern entkommen. Wir sind gerade um die 700 bis 800 Männer und Frauen aus dem Norden. Wir müssen davon ausgehen, dass, wer sich bis jetzt uns nicht angeschlossen hat, entweder gefangen genommen wurde oder irgendwo anders Zuflucht gefunden hat.», beendete Harald die Schilderung der derzeitigen Lage im Norden.

      Nach diesen Worten war hier und dort Gemurmel, begleitet von verstörten Blicken, wahrzunehmen. Daraufhin begannen erste Beschimpfungen gegen das Arkanische Königreich die Runde zu machen.

      Schließlich erhob sich Alko, hob die Hände und brachte die Versammelten nach wenigen Augenblicken wieder zum Schweigen.

      «Meine Freunde! Bitte bewahrt Ruhe. Ich kann euren Frust und Ärger nachvollziehen. Auch uns ging es damals, bei den ersten Angriffen auf unsere Souveränität, nicht anders. Doch im Gegensatz zu früher stehen wir von Beginn an Seite an Seite.», stellte Alko fest und erntete sogleich Zustimmung.

      Als sich die Gemüter wieder soweit beruhigt hatten, so dass eine Verständigung möglich war, nahm Alko das Zepter in die Hand und fuhr fort: «Mittlerweile sind viele Gerüchte im Umlauf. Doch in unserer Lage haben wir keine Zeit Gerüchten nachzugehen. Wir müssen uns auf das konzentrieren, was wir wissen und was wir mit dem Wissen anfangen wollen.», stellte Alko nüchtern fest. Im nächsten Moment blickte er zu Drako herüber und bedeutete diesen mit einem leichten Kopfnicken zu sprechen.

      «Unseren Waldläufern zufolge ist das Arkanische Heer mit einer Truppenstärke von schätzungsweise 9000 Soldaten über die Grenze gekommen. Wir gehen davon aus, dass weitere 3000 bereits im Norden waren und nur auf ein Zeichen warteten um zu zuschlagen. Nach der Truppenstärke zu urteilen und dem koordinierten Vorgehen scheint das Arkanische Königreich nichts dem Zufall überlassen zu wollen. Unseren Informationen zufolge bewegen sich die Soldaten schnell, koordiniert, zielgerichtet und lassen sich von nichts und niemanden aufhalten. Uns bleibt wenig Zeit. Morgen früh müssen wir das Lager vor den ersten Sonnenstrahlen abbrechen und möglichst viel Abstand zwischen uns und unseren Häschern bringen. Doch bevor wir das machen, müssen wir eine Strategie für die kommenden Tage festlegen.»

      «Gegen einen Feind dieser Größenordnung können wir nichts machen.», warf einer der Chiks aus der Menge ein.

      «Es muss uns aber etwas einfallen. Was sollen wir sonst tun. Ein Leben auf der Flucht führen?», schaltete sich sogleich ein Nordmann ein.

      «Nein! Natürlich nicht.», antwortete Harald. «Aber, wenn wir wirklich etwas an unserer Lage ändern wollen, dann müssen wir wirklich einen guten Plan haben und etwas Glück. So wie damals auf der Steinebene vor Arag. Militärisch sind wir auf lange Sicht dem Arkanischen Königreich unterlegen. Da brauchen wir uns keine falschen Hoffnungen zu machen.», stellte Harald nüchtern fest.

      Für einen Moment entstand eine angespannte Stille unter den Versammelten. Der Kampfeswille, der vor wenigen Augenblicken die Stimmung der Menschen beherrscht hatte, war der Realität von Haralds Worten gewichen.

      Jamies Blick wanderte zwischen den Gesichtern der Versammelten hin und her. Plötzlich musste Jamie an die Worte seines Vaters denken; „…die Geschichte wiederholt sich immer wieder aufs Neue. Das einzige was sich ändert ist die Kulisse.“

      In dem Moment, in dem er sich der Worte seines Vaters bewusst wurde, konnte er ein Lächeln nicht unterdrücken. Und im selben Augenblick formte sich ein Gedanke in seinem Kopf. Unsicher, ob er diesen aussprechen sollte, blickte er zu Alko hinüber, schließlich zu Harald und all den anderen. Doch diese hüllten sich in Schweigen.

      Letztendlich blickte Jamie zu dem Nachthimmel empor. Blickte auf das Sternenzelt über seinem Haupt und sagte im Stillen an seinen Vater denkend: „Nun verstehe ich die Bürde der Verantwortung. Und ich habe Angst an ihr zu scheitern“.

      «Vielleicht müssen wir…», begann Jamie mit einer leicht zittrigen Stimme und stoppte als er sich all der Aufmerksamkeit bewusst wurde, die nun auf ihn haftete.

      «Ja Jamie?», sagte Harald und blickte nun seinerseits Jamie an.

      Für einen Moment wünschte sich Jamie nichts gesagt zu haben. Doch dann spürte er plötzlich einen Ruck von der Seite, der ihn auf die Beine zwang. Von einem Moment auf den anderen stand Jamie in der Mitte der Versammlung. Allein das Feuer hinter ihm war noch zentraler. Und hinter diesem konnte er sich nicht verstecken.

      «Sag schon Jamie, welchen Plan hast du?», forderte ihn Martok auf.

      Und im selben Moment, in dem er Martok anblickte, hatte er das unbegreifliche Gefühl, dass dieser ihn in die Mitte der Versammlung geschubst hatte.

      «Meine Freunde. Mein Vater sagte einmal zu mir, dass sich die Geschichte wiederholt. Und zwar immer wieder aufs Neue. Das einzige was sich ändert ist die Kulisse!», begann Jamie dieses Mal mit einer kräftigen Stimme zu sprechen. «Was wir also machen müssen ist die Kulisse zu ändern. Und damit den Feind mit seinen eigenen Waffen schlagen. So lange bis diesem nichts anderes übrigbleibt, als sich von unserem Land zurückziehen.»

      «Ja. Das hört sich gut an. In dir steckt mehr von deinem Vater als du denkst.», stellte Alko fest. «Also sprich, was genau hast du vor?»

      Jamie spürte wie die Anspannung anfing von ihm abzufallen. Zugegeben. Er hatte den Worten seines Vaters eine neue Bedeutung beigemessen. Aber hier und jetzt schien das nicht von Bedeutung zu sein. Alles was in dem Moment für alle von Bedeutung schien, war ein Plan. Ein Ziel, auf das sie gemeinsam hinarbeiten könnten.

      Durch die Worte von Alko verspürte Jamie neuen Mut in sich aufsteigen. Und nun gab es kein zurück mehr. Der Gedanke, der sich so spontan gebildet hatte, musste nun geformt werden. Aber dafür hatte er ja noch seine Freunde und Verbündeten, die ihm helfen könnten. Entschlossen blickte Jamie der Reihe nach die Versammelten an.

      Und dann begann er seine Idee vorzustellen.

      Am folgenden Morgen führte Alko seine Mitstreiter an das Ufer des Flusses Muk. Die Sonne brannte bereits unbarmherzig auf die Schar der Verbündeten. Während die Pferde den Moment nutzten und ihren Durst an dem kühlen Wasser des Flusses stillten, ließ Ilianer ihren Blick entlang der wilden Natur des Nordens streifen.

      Hier war es nun an der Zeit sich zu trennen.

      Ilianers Augen füllten sich mit Tränen. Noch nie hatte sie länger als für einen Abend ihren Sohn an einen ihrer Verwandten abgegeben. Hier und jetzt aber musste sie Abschied von ihrem Kind nehmen. Für wie lange, das wusste sie nicht. Doch der Schmerz, gepaart mit dem schlechten Gewissen, drohte sie förmlich zu zerreißen.

      Aber welche Wahl hatte sie? Sie konnte und wollte ihn nicht mitnehmen. Dafür war das, was sie vorhatten einfach viel zu gefährlich. Noch einmal drückte sie ihren Sohn