Rache: Blendwerk II. Adam Wutkowski

Читать онлайн.
Название Rache: Blendwerk II
Автор произведения Adam Wutkowski
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783753181431



Скачать книгу

der Kutsche.

      «Es tut mir leid.», sagte der dritte und folgte einen Augenblick später seinem Kompagnon.

      Allein in der Kutsche blickte der erste Verschwörer seinen ehemals Verbündeten nach. Schließlich, als die Niedergeschlagenheit ihn zu übermannen drohte, wandte dieser ein letztes Mal seinen Blick auf das Schloss, auf die prächtige Parkanlage und all den Glanz, der diesen Ort hier widerspiegelte. Und dann wusste er, dass dieser Glanz mit Blut bezahlt wurde. Schließlich fühlte er Übelkeit in sich aufsteigen. Und dann wünschte er sich nur noch fort von hier. Ohne einen weiteren Moment verstreichen zu lassen, lehnte er sich zurück und gab dem Kutscher den Befehl loszufahren.

      Kapitel 2: Invasion

      Jamie stand auf einem Hügel und blickte in die Ferne. Er sah von weitem die Rauchschwaden gen Himmel aufsteigen. Zwischen all den weißen Wolken wirkten die beiden schwarzen Säulen vor ihm wie ein schwarzer Fleck auf weißem Leinentuch. Trauer übermannte seine Gefühlswelt. Doch er musste sich eingestehen, dass sie trotz alledem Glück gehabt hatten. Schließlich sind sie rechtzeitig gewarnt worden.

      Jamies Blick wanderte hinüber zu seiner Mutter, Lena, Melcom, Brutus, Ilianer, Martok und dessen zweijährigem Sohn Ian, sowie den Chiks an der Seite von Gul-Marak.

      Wären sie nicht da, dann… dachte sich Jamie und vertrieb sogleich wieder den schrecklichen Gedanken. Er wollte nicht darüber nachdenken, was wäre, wenn.

      Seine Familie und Freunde waren schließlich am Leben. Und nur das zählte. Den Blick nach vorn gerichtet, mussten sie mit ansehen, wie in der Ferne die Arkanischen Soldaten wie Ameisen um das, was einst ihr Hof war, herumschwirrten und alles niederbrannten.

      Nach einem Augenblick ließ Jamie seinen Blick zu der zweiten schwarzen Wolke wandern, die sich links von ihnen hinter Bäumen ihren Weg in den Himmel bahnte. Dort wo der Hof von Ilianer und Marok lag.

      Das Arkanische Königreich oder besser gesagt der Baron von Illmenstein hat seine Ambitionen gegenüber dem Norden nicht aufgegeben. Mit dem heutigen Tag konnte jeder das mit seinen Augen wahrnehmen. Und wen sie bei ihrem Vorhaben aus dem Weg räumen wollten, war eindeutig. Ihnen allen, so wie sie dastanden, war bewusst gewesen, dass die Gefahr einer erneuten Invasion seitens des Arkanischen Königreiches bestand. Doch dass diese so schnell und so gezielt vonstattenging, damit hat keiner von ihnen gerechnet.

      Martok hielt seine Hand fest um die Barbarenstreitaxt umschlungen. Jamie wusste genau, dass in diesem Moment Martok am liebsten dort unten bei seinem Hof wäre, um mit seiner Axt jedem das Fürchten zu lehren. Doch da war Ilianer und Klein-Ian und die damit verbundenen Pflichten.

      «Wir sollten so schnell wie möglich von hier verschwinden. Die Arkanischen Späher sind uns dicht auf den Fersen. Außerdem wird der Rest von unseren Männern nicht ewig auf dem Sammelplatz auf uns warten.», durchbrach die Stimme Gul-Maraks die Szene.

      «Ich hoffe nur, dass der Rest von unseren Verbündeten genauso schnell gewarnt werden konnte wie wir.», sagte Melcom und wandte sich vom Geschehen ab.

      «Wir werden es sehen.», erwiderte Martok und legte seine rechte Hand auf die Schulter seines Vaters.

      Die Pferde waren ausgeruht und an die Umgebung gewöhnt. Und so kamen die Flüchtigen gut voran. Als schließlich der Tag sich langsam seinem Ende neigte und die Abendröte immer mehr ihren Schleier über das Land legte, zog der Zug aus Fliehenden über ein Tal an einem Bach entlang gen Norden.

      Während ihrer Reise wuchs der Zug an Flüchtigen stetig an. Immer mehr Nordmänner und Frauen schlossen sich ihnen an und reihten sich in den Zug ein. Mittlerweile wuchs ihre Zahl auf zweihundert Reiter an. Mit jedem Ankömmling wuchs auch die Freude und Zuversicht, dass dieser Kampf noch nicht entschieden war. Auch wenn jeder wusste, dass es dieses Mal keinen Ian geben würde, der sich für alle opferte.

      Als schließlich die Sonne im Westen untergegangen war, traf der Zug aus Flüchtigen an dem vereinbarten Sammelplatz ein. Jamie blickte auf das Tal herunter und entdeckte ein Meer an Lagerfeuern.

      Chiks und Nordmänner vereint, mal wieder.

      «Wir müssen hier entlang.», richtete Gul-Marak das Wort an Jamie und jene, die für den Norden sprechen würden. Zielstrebig führte Gul-Marak diese zwischen den Lagerfeuern, an denen Menschen kauerten, sich unterhielten oder vereinzelt ihre Laute erklingen ließen, zu einer Feuerstelle in der Mitte des Lagers.

      Die Lagerstelle selbst lag in einer kleinen Senke mit einem Durchmesser von etwa 15 Metern. Das Feuer in der Mitte unterschied sich nicht von den anderen. Auch der Nachthimmel war nicht anders. Doch die Menschen, die um das Feuer saßen, weckten Zuversicht und Hoffnung in Jamie.

      «Jamie, Melcom, Ilianer, Martok, Brutus. Da seid ihr ja. Ich hatte schon befürchtet, dass ich einen Suchtrupp nach euch schicken muss.», begrüßte Alko die Neuankömmlinge und drückte jeden an sich. Bei Ilianers Kind blieb er einen Augenblick länger stehen und betrachtete dieses für einen Moment, nachdem Martok diesem den Namen des Jungen verraten hatte.

      Und dann schälten sich aus dem Schatten zwei Gestalten, Drako und Harald.

      Jamie war froh, dass auch Harald rechtzeitig von ihren Verbündeten gewarnt wurde. Die Freude über das Wiedersehen führte sogleich zu der Frage nach all den anderen, die hier und jetzt fehlten.

      «Was ist mit Sean?», fragte er und blickte Harald und Draco der Reihe nach an.

      «Sie haben ihn gefangen genommen. Die Arkanischen Soldaten sind wie ein Sturm über den Norden hinweg gefegt. Sie wussten genau, wo sie als erstes zuschlagen mussten. Sie haben gezielt die Häuser der Redensführer von damals angegriffen und niedergebrannt. Einige unserer Verbündeten haben sie ausgeschaltet, bevor diese die anderen warnen konnten. Anderen ist es wiederum gelungen, ihren Häschern nur mit Müh und Not zu entkommen. Sie waren sehr gut vorbereitet. Viele der Arkanischen Soldaten befanden sich bereits im Land, als der Angriff stattfand. Einige von ihnen haben sich als Händler verkleidet und haben gezielt zugeschlagen. Andere wiederum haben über kurz oder lang bei Sympathisanten Unterschlupf gefunden um anschließend koordiniert zugeschlagen.», berichtete Harald wehmütig.

      «Wir wissen bisher nicht viel. Die Informationen sind spärlich. Doch ich habe die Befürchtung, dass, wer es bis jetzt nicht hierher geschafft hat, entweder tot ist oder in den Händen der Arkanischen Soldaten.», ergänzte Drako.

      Nach dieser kurzen Zusammenfassung der Ereignisse fühlte Jamie und der Rest der Neuankömmlinge eine gewisse Niedergeschlagenheit in sich aufsteigen. Für Jamie begann das drumherum zu verschwimmen. Plötzlich sah er vor seinem inneren Auge Gesichter auftauchen, von Menschen, die von Arkanischen Soldaten angegriffen wurden und ihrer selbst gewählten Lebensart beraubt wurden.

      «Jamie und ihr anderen. Setzt und wärmt euch an unserem Eintopf. Anschließend müssen wir Kriegsrat halten.», ordnete Alko an und zeigte einladend auf den Kessel am Feuer.

      Jamie setzte sich neben Martok, Ilianer, Brutus und ein paar anderen Männern aus dem Norden. Lena streckte die Hände Klein-Ian entgegen und richtete das Wort an ihre Schwester: «Ich kümmere mich um ihn. Geh, nimm teil an der Versammlung! Ich bin da drüben am Feuer, wenn du mich brauchst.», erklärte sie, während sich um sie herum immer mehr Menschen versammelten.

      Ilianer nickte und reichte Ian an ihre Schwester und blickte den beiden einen Moment nach, bis diese in dem Meer von Leibern verschwanden. Doch sie war nicht die einzige, die ihre Schwester im Blick hatte. Auch Jamie und Gul-Marak hatten ihr Augenmerk auf Lena gerichtet.

      Doch nicht nur Ilianer sondern auch Jamie entging nicht, dass Gul-Marak Lena mit seinem Blick verfolgte. Und im selben Moment, in dem Jamie das wahrnahm, verspürte er einen Beschützerinstinkt in sich aufsteigen. Gerade als er Gul-Marak auffordern wollte, dass dieser seinen Blick von seiner Schwester abwenden sollte, legte Melcom eine Hand auf Jamies Schulter.

      Jamie blickte zu Melcom. In dessen Gesicht spiegelte sich Freundlichkeit sowie eine gewisse Vertrautheit wider. Verwirrt und verunsichert blickte Jamie in das Gesicht seines Gegenübers.