Das Mysterium der Wölfe. Anna Brocks

Читать онлайн.
Название Das Mysterium der Wölfe
Автор произведения Anna Brocks
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754954881



Скачать книгу

Jaden: „Wie Jessica bereits gesagt hat, sollten wir die Wölfe nicht unterschätzen. Deshalb wird sich der Großteil der Gruppe an der Suche nach ihnen beteiligen. Also gehen nur drei zum Berg, der Rest wird für den Kampf gebraucht.“

      Sofort folgt eine naheliegende Frage meinerseits: „Und wer wird kämpfen?“ Nun wird es interessant. Ich bin gespannt, ob sie mich meinen ehemaligen Gefährten gegenüberstellen wollen. Ehrlich gesagt könnte ich gut darauf verzichten.

      „Die Einteilung war nicht sonderlich schwer zu treffen.“ Marlow klingt nicht so, als ob er irgendwelche Einwände bezüglich dieses Beschlusses tolerieren würde. „Ich selbst werde die Führung des Suchtrupps übernehmen. Auch Jaden muss unbedingt dabei sein, damit die Planung stimmt. Ian, du bist der stärkste von uns und ich zähle auf dich bei einer direkten Auseinandersetzung. Und zu guter Letzt darf natürlich auch Mara ihre Kampfeslust ausleben.“ Klingt alles sehr plausibel. Die Betroffenen scheinen zufrieden mit Marlows Wahl zu sein. Besonders Mara ist die Vorfreude ins Gesicht geschrieben.

      Ian hat aber dennoch etwas einzuwenden: „Was ist mit Nathan? Denkst du nicht, dass wir ihn gebrauchen könnten? Und damit meine ich nicht nur wegen seiner Fähigkeit, sondern auch wegen des Kampfes. Durch seine Geschicklichkeit hat er auch mich oft genug besiegt.“

      „Das haben wir bedacht.“ Akeyla grinst Nathan kurz an. „Ich war diejenige, die ihn unbedingt in dieser Gruppe haben wollte. Er ist stark, das wissen wir. Und genau aus diesem Grund muss er bei den Amuletten bleiben. Wir müssen davon ausgehen, dass uns auf dem Weg zum Berg alle möglichen Hindernisse begegnen könnten. Für solche Fälle brauche ich einen geschickten Kämpfer bei mir.“

      Dann wendet sich Marlow an mich: „Deshalb erwarte ich auch von dir, dass du nicht von Akeylas Seite weichst, Jessica. Ich weiß, welche Kräfte in dir schlummern. Diese wirst du vielleicht nutzen müssen. Kann ich auf dich zählen?“ Ohne zu zögern stimme ich zu. Mich überrascht es sehr, dass mir Marlow eine so wichtige Aufgabe anvertraut. „Außerdem sind wir uns alle einig gewesen, dass die Begegnung mit deinen ehemaligen Freunden noch zu früh ist. Wir müssen uns bei einem Kampf voll und ganz auf dich verlassen können. Das ist eine wichtige Voraussetzung.“

      Ich nicke: „Natürlich.“ Das klang schon eher nach Marlow. Er vertraut mir noch immer nicht richtig. Speziell nach den heutigen Ereignissen. Ich will mir gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn sich Nathan nicht für mich stark gemacht hätte.

      „Hier, Akeyla.“ Marlow holt die Amulette aus seinen Taschen. „Pass gut auf sie auf. Am besten du bewegst dich nur in Wolfsgestalt voran. Sicher ist sicher.“

      Ian gähnt: „Gut, dann ist nun alles geklärt. Morgen bei Sonnenaufgang werden wir uns trennen. Lasst uns noch ein wenig Kraft tanken, bis es soweit ist.“ Dieser Vorschlag trifft auf große Bestätigung von allen. Man sieht jedem einzelnen an, dass die letzten Tage auf dem Schiff an den Kräften gezehrt haben.

      So verwandeln wir uns also alle in Wolfsgestalt und jeder sucht sich einen Schlafplatz in der näheren Umgebung. Ich lege mich auf den kühlen Waldboden, rolle mich ein und vergrabe meine Schnauze im Fell. Es dauert nicht lange, bis mir die Augen zufallen und ich langsam weggleite.

      „Aufwachen! Wir werden angegriffen!“ Nathans Worte reißen mich aus dem Schlaf. Er beißt mir ins Nackenfell und reißt mich mit einem Ruck hoch. „Lauf!“

      „Wieso denn? Was ist geschehen?“ Ich kann mich noch nicht einmal richtig auf den Beinen halten. „Wo sind die anderen?“

      Panisch rempelt er mich an: „Es ist ein Überfall! Sie sind bereits gefangen! Wenn wir uns nicht beeilen, geht es uns genauso! Also lauf endlich los!“

      Nun bin auch ich in Aufruhr versetzt: „Was? Wir müssen ihnen doch helfen, Nathan!“

      Erneut versucht er, mich durch einen heftigen Stoß zum Gehen zu bewegen: „Das bringt nichts! Sie sind bereits verloren! Keine Zeit, um weitere Fragen zu stellen!“ Plötzlich wandert sein Blick an mir vorbei und er fixiert etwas hinter mir. „Vorsicht!“ Mit weit aufgerissenen Augen drückt er mich zur Seite. Ich falle und sehe nur noch aus dem Augenwinkel, wie Nathan von irgendetwas direkt in die Brust getroffen wird. Sein schwerer Wolfskörper sinkt zu Boden.

      „Oh nein, Nathan!“ Ich will gerade zu ihm eilen, als ich ein Stechen in meinem rechten Vorderlauf spüre. Das letzte, was ich sehe, ist ein kleiner Pfeil, der in mir steckt. Dann verliere ich binnen Sekunden das Bewusstsein.

      „Sie scheint aufzuwachen.“ Wo bin ich? Mein Kopf brennt wie Feuer. „Jessica, alles in Ordnung? Mach die Augen auf, wenn du mich hörst.“ Das klang nach Akeyla. Es fällt mir zwar schwer, aber ich öffne meine Augen.

      Verwirrt frage ich nach: „Was ist geschehen? Mir tut alles weh.“ Alles um mich ist noch verschwommen. Es ist mir nicht möglich auszumachen, wo ich mich befinde. Um mich stehen nur sechs schwarze Silhouetten.

      Leise ertönt wieder Akeylas Stimme: „Wir sind angegriffen worden. Das war vor ungefähr zwei Tagen. Sie haben uns verschleppt.“ Endlich bekomme ich wieder die Kontrolle über meine Sinne. Ich kann etwas erkennen. Um mich steht das gesamte Rudel. Alle haben ihre menschliche Gestalt angenommen, das gilt auch für mich. Sie sehen mitgenommen aus. Langsam richte ich mich auf, was sich als ziemliche Herausforderung entpuppt.

      Als ich unsicher auf den Beinen stehe, frage ich weiter: „Wer war das? Und was haben sie mit uns gemacht?“

      „Diese Feiglinge haben uns betäubt.“ Jaden knurrt voller Gram. „Wer auch immer das war, sie sind sehr professionell. Man benötigt ein starkes Gift, um uns außer Gefecht setzen zu können. Mich selbst hat der Pfeil nur gestreift und ich war bereits für mehrere Stunden bewusstlos. Ihr alle seid gerade erst aufgewacht.“

      Nathan schüttelt ungläubig den Kopf: „Zwei volle Tage. Was sind das bloß für Leute gewesen?“

      Marlow ballt die Hände zu Fäusten und zittert vor Wut: „Das waren Menschen, ohne Zweifel. Hier überall stinkt es nach dieser niederträchtigen Rasse. Wartet nur, wenn ich hier wieder rauskomme. Es wird mir eine Freude sein, sie umzubringen.“

      „Aber wie zum Teufel konnten sie uns finden? Und woher wussten sie überhaupt von unserer Existenz?“ Selbst der starke Ian ist völlig blass. „Sie müssen das alles doch geplant haben, sonst hätten sie uns nicht so überraschen können.“

      Augenblicklich kommt mir ein Gedanke, den ich sofort ausspreche: „Wolfsjäger.“ Die Aufmerksamkeit aller liegt nun auf mir. „Ich bin mir sicher.“

      Neugierig fragt Mara nach: „Wie kannst du das wissen?“

      „Leider hatte ich vor einiger Zeit selbst eine unangenehme Begegnung mit dieser Sorte Menschen. Wir können froh sein, dass sie uns nur betäubt haben. Bei der letzten Auseinandersetzung mit ihnen kam ich fast ums Leben. Sie sind geschickt und wissen wohl mehr über uns, als wir glauben.“

      Akeyla fragt ungläubig nach: „Du sagst also, dass es Menschen gibt, die gezielt Jagd auf Wölfe machen? Davon wusste ich gar nichts.“

      „Mir ist völlig egal, wer sie sind oder was sie vorhaben!“ Mara stampft wütend auf den Boden. „Das Einzige, was ich weiß, ist, dass ich ihnen den Kopf abreiße, wenn ich sie in die Finger bekomme!“

      „Was noch viel wichtiger ist, wir müssen die Amulette zurückbekommen.“ Marlows Blick ist finsterer als je zuvor. „Sie haben sie uns abgenommen, als wir bewusstlos waren. Zuerst holen wir uns zurück, was uns gehört, danach werden sie alle sterben!“ Der Beschluss trifft auf große Bestätigung im ganzen Rudel.

      Jaden legt seine Hand auf Marlows Schulter: „Damit wir das tun können, müssen wir aber erst hier rauskommen und das könnte sich als schwierig herausstellen.“ Diese Bemerkung bringt mich dazu, mich umzusehen. Tatsächlich, Jaden hat recht. Wir befinden uns in einem leeren Raum, aus dem lediglich eine Tür führt und diese ist geschlossen.

      Mit verschränkten Armen mustert auch Nathan die Umgebung: „Ich vermute mal, dass die Tür nicht einfach zu knacken ist, oder?“ Jaden nickt. „Wir haben es hier wohl tatsächlich mit Profis zu