Die Mops Monologe 3. Gerritje Krieger

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Название Die Mops Monologe 3
Автор произведения Gerritje Krieger
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738002744



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Die funktionieren sonst eigentlich immer, nicht aber diesmal. Ich starrte und starrte, bis mir die Augen zufielen, doch Frauchen blieb hart. Es tue ihr ehrlich leid, meinte sie – aber so hin und wieder bräuchte sie auch mal eine Mütze Schlaf. – Pfff, Zweibeiner. Immer diese Neigung zu Übertreibungen…

      Jedenfalls ließ ich mich auch davon nicht abschrecken. In den kommenden Wochen unternahm ich Hunderte Versuche, das Bett zurückzuerobern. Ich starrte. Ich hypnotisierte. Ich kläffte. Ich knurrte sogar mal versuchsweise, obwohl ich das sonst nicht mache. Ich meine: Probieren kann man’s ja mal, oder? Brachte aber auch nix.

      Irgendwann reichte es mir. Ich fand, dass genug der Höflichkeiten ausgetauscht waren, und hopste einfach aufs Bett. War aber auch ein Schuss in den Ofen: Eh ich mich versah, hatte Frauchen mich gekascht und wieder neben dem Bett abgesetzt – das hat man davon, wenn man ein kleiner Hund ist und keine Deutsche Dogge. Ich meine: Versuchen Sie mal, die aus dem Bett zu hieven…

      Wie auch immer: Auch die nächsten rund 200 Versuche endeten mit dem gleichen Ergebnis, und schließlich hatte ich die Nase gestrichen voll. Und, ob Sie’s glauben oder nicht: Fand mich damit ab, dass ich ein Weilchen im Körbchen schlafen würde – natürlich nur vorläufig, bis mir neue Überzeugungsmethoden einfielen.

      Monate und Monate zogen ins Land, ohne dass sich meine Misere änderte. So sehr ich auch darüber grübelte und so viele Erfolge ich auch in anderen Fragen der Zweibeiner-Erziehung erzielte: In Sachen Bett wollte keine Bewegung in die Dinge kommen.

      Und dann, wie von Zauberhand, geschah es: Vor einigen Wochen nämlich wurde ich krank. Nein, keine Sorge, nicht eine von den Krankheiten, wo man sich vor Angst die Haare raufen muss oder so. Aber: Mein Magen machte mächtig Ärger – so sehr, dass ich üble Bauchschmerzen hatte und mir sogar der Spaß am Essen verging.

      Als ich am Abend lust- und appetitlos in mein Körbchen schlurfen wollte, vernahm ich ein mir wohlbekanntes Geräusch, das ich allerdings viele, viele Monate nicht mehr gehört hatte: das von Frauchens Hand, die einladend auf das Laken klopfte.

      Und falls Sie irgendwelche Zweifel daran haben sollten, dass Möpse schnell sein können wie der Blitz, dann hätten Sie mich aber mal sehen sollen. In einem Tempo, das vom menschlichen Auge gar nicht mehr zu erfassen war, hopste ich aufs Bett und meinem Frauchen in die Arme, wo ich mich gleich gemütlich einkuschelte und mir anschließend von ihr meinen rumorenden Bauch streicheln ließ.

      Seither ist die Betten-Frage kein Thema mehr. Herrchen hat zwar irgendwann vor ein paar Tagen mal vorsichtig angefragt, ob es nicht vielleicht langsam an der Zeit sei, dass ich zurück in mein Körbchen ziehe. Nach den Blicken, die Frauchen und ich ihm daraufhin zugeworfen haben, hat er aber wohl eingesehen, dass er in der Angelegenheit kein Mitspracherecht hat. Und somit ist – nach einer nahezu unendlich anmutenden Zeitspanne, in der ich allein in meinem Körbchen darben musste, – alles wieder in Butter.

      Die letzten Tage nun habe ich darüber nachgegrübelt, was mir – und der restlichen Hundewelt – diese Erfahrung wohl sagen will. Und schließlich fiel es mir ein. Wer meine Kolumne schon länger verfolgt, wird wissen, dass ich auch im vorletzten Sommerurlaub auf ganz ähnliche Weise meinen Willen bekam: Nachdem ich mehrere Tage zu stundenlangen Gewaltmärschen und anderen Freizeitaktivitäten genötigt worden war, wegen denen man eigentlich die Mops-Gewerkschaft alarmieren müsste, veranlasste mich nämlich mein Unterbewusstsein dazu, mir eine meiner Krallen im Sisalteppich einzureißen – was auf der Stelle dazu führte, dass der Urlaub fortan genau so gechillt ablief, wie ich mir das vorgestellt hatte.

      Was wir daraus lernen? Tja – aus naheliegenden Gründen (schließlich lesen Zweibeiner mit) kann ich natürlich meine finale These hier so konkret nicht formulieren. Deshalb nur so viel, liebe Hundekumpel und -kumpelinen: Ein bisschen Improvisation hat noch niemandem geschadet, falls ihr versteht, was ich meine. Und eins steht jedenfalls fest: Meine Magenprobleme werden sich noch lange, lange hinziehen – ehrlich, ich fürchte fast schon, die werden chronisch…

      Mehr nächste Woche.

      Mit mopsigen Grüßen,

       Ihr Eddie

      

      2. Vom Mops im Porzellanladen und anderen Missverständnissen

      Tag auch.

      Neulich war ich ganz schön sauer auf mein Frauchen. Sagt die doch glatt zu mir, ich sei ein „Elefant im Porzellanladen“. Ehrlich mal: Fand ich nicht nett. Bitteschön, mag sein, dass ich – natürlich nur als Vorbereitung auf den Winter – drei oder vier Gramm zugelegt habe. Allerhöchstens. Aber mich deshalb gleich mit einem tonnenschweren Dickhäuter vergleichen? Echt mal, da hörte sich doch alles auf.

      Und überhaupt: Was sollte denn das mit dem „Porzellanladen“ heißen? Ich meine: Einen Bücherladen, okay, den könnten wir in unserem Wohnzimmer sofort aufmachen, bei all den vollgestopften Regalen, die Frauchen da rumstehen hat. Aber wieso Porzellan? Sollte sie nun plötzlich ein neues Faible für winzige Milchkännchen und filigrane Teetassen entdeckt haben? Also, ich verstand nur Bahnhof – und war natürlich eingeschnappt, wegen der Sache mit dem Elefant.

      Frauchen hat mir das dann aber erklärt. War wohl wieder nur eine dieser komischen Redewendungen, die die Zweibeiner immer benutzen und von denen sowieso kein Mops weiß, wofür die eigentlich gut sein sollen. Mein Taillen-Umfang habe damit gar nix zu tun, sagte Frauchen – was mich erst mal halbwegs mit ihr versöhnte. Aber auch nur kurz. Dann nämlich erläuterte sie mir, der Spruch ziele mehr auf meine Ungeschicklichkeit ab.

      Pfff – ungeschickt? Ich? Ehrlich mal: Das fand ich ja fast noch unverschämter als den Vergleich mit dem Rüsseltier. Aber bitte, ich bin ja ein für alles offener und kritikfähiger Mops. Weshalb ich, nach einer kurzen Schmoll-Phase von fünf bis sieben Stunden mal bei Frauchen nachhakte, was das denn überhaupt heißen solle.

      Inzwischen war es Abend, weshalb ich Frauchen auf dem Sofa fand. Um die Diskussion einzuläuten, hüpfte ich also erst aufs Kissen, dann auf ihren Bauch und baute mich schließlich auf ihrem Brustkorb auf – schließlich will man wichtige Gespräche mit Rudelmitgliedern auf Augenhöhe führen.

      Mit gerunzelter Stirn fragte ich also nach, was mir denn nun dieser ganze doofe Elefanten-Spruch sagen solle. Seltsamerweise antwortete Frauchen nicht. Stattdessen zeigte sie nur stumm mit dem Zeigefinger auf mich – wiederum sehr unhöflich, wenn Sie mich fragen. Lernt schließlich schon jeder Welpe, dass man nicht mit nackten Fingern auf, ehm, genauso wenig angezogene Hunde zeigt. Schließlich blickte ich dann doch mal an mir runter – wobei ich feststellte, dass ich meine Vorderpfote auf ihrem Hals abgestellt hatte. Okay, so was kann das Sprechen schon mal erschweren. Ich verlagerte meine Position also um einige Millimeter, woraufhin Frauchen zunächst tief Luft holte und schließlich mit leicht gepresster Stimme hervorbrachte, genau so was meine sie – meine Angewohnheit, zum Beispiel, mit Karacho auf sie drauf zu springen und dabei kurzzeitig das Gewicht einer ausgewachsenen Dogge zu entwickeln. Oder mein Faible dafür, mich beim Fernsehen mit dem Rücken zu ihr auf ihren Bauch zu setzen, so dass sie zwar meine entzückende Rückansicht, nicht aber den Spielfilm im Blick habe. Ganz zu schweigen von meinem Hobby, kurz mal den Wohnzimmertisch abzuräumen, in der Hoffnung, dass ich da was zu essen fände.

      Ehrlich: Ich war baff. Mir ist schleierhaft, wie Zweibeiner uns Möpse immer wieder so missverstehen können. Gerade von meinem Frauchen, das immerhin jede Woche meine Kolumne vom Mopsischen ins Deutsche übersetzt, dürfte man ja erwarten, dass sie mich ein bisschen besser versteht, oder? Aber nein, da werden sogar die selbstlosesten Mops-Aktionen als „ungeschickt“ abgestempelt!

      Also, um das hier mal klarzustellen: Es hat natürlich einen tieferen Sinn, dass wir Möpse gern auf unseren Zweibeinern sitzen. Schließlich sind wir nicht ganz so groß wie die meisten anderen Hunde und müssen uns insofern ein bisschen mehr anstrengen, um mit unseren Menschen auf Tuchfühlung zu gehen. Wenn ich auf Frauchen sitze oder liege, dann selbstverständlich nicht aus egoistischen Gründen, sondern entweder um ihr ein Gefühl von