Название | Frau mit Grill sucht Mann mit Kohle |
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Автор произведения | Sabine Ibing |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738033816 |
»Dessen ungeachtet glänzt sie durch eine hohe Kochkunst und absolut hochwertige Produkte. Denk an deine Gesundheit!« Karl lachte schallend und schlug sich mit der linken Hand auf den Oberschenkel.
Amelie zog einen Flunsch. »Früher hast du etwas anderes gesagt. Es sei dir egal, wenn die Kühe in Argentinien pupen, Hauptsache das Steak schmeckt. Und Olivenöl sei dir heilig, genauso wie deine Ananas zum Frühstück.« Sie drehte sich zu Sophie. »Und du fährst so gern nach Malle! Ist das nachhaltig? Hessen hat schöne touristische Ziele und das Rheingau ist gleich um die Ecke. Kannst überall mit der S-Bahn hinreisen. Das wäre doch nachhaltiger!«
»Also ...«, hob Sophie an.
Amelie schnitt ihr das Wort ab. »Du lässt dir Nervengift unter die Haut spritzen und regst dich synchron über Chemierückstände in Obst und Gemüse auf. Du prangerst Tierquälerei an und hast diverse Pelze im Schrank hängen. Wer bist du eigentlich? Wofür stehst du? Das weißt du wahrscheinlich nicht einmal selbst!«
Sophie schnappte nach Luft und Karl legte ihr versöhnlich den Arm um die Schulter. »Heute ist Geburtstag und wir wollen wegen solchem Unsinn nicht streiten.«
»Es geht nicht alles gleichzeitig.« Sophie fummelte beim Sprechen beleidigt am Wachs der Kerzen herum. »Wer Gerechtigkeit als Gleichheit bezeichnet, der ist nur neidisch. Das sagte schon Nietzsche.«
»Ach, meinte er das?« Nils konnte ein breites Grinsen nicht unterbinden, als er an den Tisch zurückkehrte.
»Für die Gesellschaft nützlich ist doch nur der, der ihr auch etwas bringt, sich sozusagen für die Gemeinschaft wertvoll macht«, gab Sophie zurück und entspannte sich.
»Und welchen Nutzen bringst du?«, fragte Nils.
Hastig stand Karl auf und klopfte mit der Gabel an sein Glas. »Liebe Amelie, wir alle hier wünschen dir viele glückliche Jahre, mach weiter so. Und Prost!«
Das Dessert wurde serviert, ein Erdbeersorbet mit Champagnergelee, als Beilage pochierter weißer Pfirsich mit Himbeeren. »Das Gelee ist zu hart und der Pfirsich verkocht!«, mäkelte Sophie und legte den Löffel beiseite.
»Immerhin scheint dir das Sorbet zu schmecken«, entgegnete Amelie. »Du bist eine von denen, der man das Ei niemals recht kochen kann.«
An den Petits Fours zum Schluss hatte Sophie wieder etwas auszusetzen: Sie seien zu plump.
Nach dem Espresso verabschiedete sich Amelie, sie sei mit Freunden in einem Club verabredet. Karl rief ein Taxi und fuhr mit Sophie nach Hause. Sie machte Karl Vorhaltungen. Er hätte sich nicht genügend um sie gekümmert, nicht einmal bemerkt, dass sie sich extra für den Anlass ein neues Kleid gekauft hatte. Und sie beschwerte sich, weil Karl Amelie eine Cartieruhr geschenkt hatte. Sie solle sich selbst eine kaufen. Pralinen hätten gereicht. »Der Kellner war aufmerksam, ist immer um mich herumgeschlichen. Hast du gesehen, wie verliebt er mich angeschaut hat? Ebenso der Herr gegenüber. Er hat mich die ganze Zeit angestarrt, es war fast peinlich. Und du hast dich nur für Amelie interessiert!«
»Sophie, wie oft soll ich es dir noch sagen: Amelie ist meine Tochter! Auch wenn ich sie nicht gezeugt habe. Du regst dich über eine Uhr auf. Du hast einen SLK von mir zum Geburtstag bekommen.«
»Das ist etwas anderes! Wir sind ein Paar!«
»Sophie, ich bitte dich, nicht ständig sinnlos einzukaufen. Du hast im letzten Monat für mehr als zwanzigtausend Euro Bekleidung gekauft. Im Arbeitszimmer haben wir dir einen zusätzlichen Kleiderschrank aufgestellt, weil der im Schlafzimmer nicht ausreichte, im Keller sind die Schränke voller Sommerkleidung. Was willst du mit den ganzen Klamotten?«
»Du bist ungerecht. Das war nicht nur Garderobe, auch Schuhe und Handtaschen, Kosmetik, Essen für uns.«
Er zog ein zerknülltes Papiertaschentuch aus der Hosentasche, zupfte daran herum. Er wollte nicht nachgeben, aber er musste diplomatisch sein. Konzentriert schloss Karl die Augen, holte tief Luft. »Egal wofür, so geht es nicht. Ich bin kein Millionär. Wie wäre es, wenn du mal wieder arbeiten gehen würdest, dann hättest du nicht so viel Zeit zum Geldausgeben. Irgendwo im Büro.« Karl war etwas lauter geworden.
»Büro, moderne Käfighaltung!« Sophies Körper krümmte sich zusammen, sie fing an zu weinen, stille Tränen rannen über ihr Gesicht. Karl setzte sich sofort zu ihr auf das Sofa, nahm sie in den Arm. »Sophie, nun hör auf zu heulen, wir bekommen das hin.« Er streichelte ihren Rücken, danach die Wangen.
»Hugo will mich aushungern, dafür kann ich doch nichts. Dieser Mistkerl! Du weißt, wie ich mich für seine Eltern aufgeopfert habe! Ich habe das Büro geschmissen, Einkauf, Buchhaltung, Kundengespräche, Antragswesen, Verträge, alles halt, bis auf die Technik. Führe du mal allein ein Unternehmen. Glaub mir, das war kein Achtstundentag! Nicht einmal eine Putzfrau konnte ich mir leisten! Meine Gesundheit habe ich für Hugo gegeben. Und ganz nebenbei sagte er plötzlich, ich solle ausziehen, er habe eine Neue, was Junges, Knackiges«, jammerte Sophie und schluchzte auf. »Du ahnst nicht, wie demütigend das ist! Du fühlst dich wie ein alter Kühlschrank, einfach ausgewechselt gegen ein fabrikneues dreimal A-Modell mit besseren Funktionen! Sein Auto hebt er auf, das heißt später Oldtimer, das ist wertvoll. Als Frau wirst du aussortiert wie ein Putzlappen. Hast du genug geschrubbt und gerackert, ab in den Müll! Ich habe so viel ertragen, auch seine Attacken, wenn er gesoffen hat. Mehr als einmal verpasste er mir ein blaues Auge!« Sie jaulte laut auf. Karl drückte Sophie fest an sich, strich ihr sanft über den Kopf.
»Aber nicht doch. Du bist nun bei mir in guten Händen. Mein Anwalt wird dem Schwein schon den Arsch aufreißen!«
»Er trennte sich einfach von mir. Erst hat er komplett die Regie über mich übernommen, hat mein Konto geplündert. Jetzt entsorgt er mich wie Unrat. Er möchte mir meine Freunde rauben, erzählt Lügen über mich.« Sophies ganzer Körper schüttelte sich vor Weinen. »Jeder fällt auf den Kerl rein, er kann sehr überzeugend sein. Mich stellt er als Hexe dar, die sein Leben zerstört hat. Er hat es geschafft, dass zu Hause niemand mehr mit mir reden will, ich habe nicht die Chance, mich zu rechtfertigen. Für seinen guten Ruf würde er mich foltern, töten und verbuddeln, wenn es sein müsste. Keiner meiner Freunde ruft mich an, weil sie seine Ammenmärchen glauben.« Sophie schmiegte sich in Karls Arme. »Und sollte dir was passieren, stehe ich völlig alleine da. Deine Frau und deine sogenannte Tochter setzen mich vor die Tür und ich gehe ins Obdachlosenasyl!« Sie tupfte mit dem Handrücken vorsichtig die Augen.
»Sophie! Was babbelst du!« Karl setzte sich auf, hob ihr Kinn mit dem Zeigefinger hoch, schaute ihr ins Gesicht. Wieder rannen ihr Tränen über die Wangen. Er zog ein Taschentuch aus der Packung auf dem Tisch, trocknete ihre Wangen. »Das ist Unsinn.«
»Du hast die Fünfzig überschritten, viele Männer in diesem Alter fallen einfach um und sind tot. Du kannst einen Autounfall haben. Kein Mensch weiß, wie lange er lebt«, flüsterte Sophie.
»An was du denkst. Niemand schmeißt dich hier raus.«
Sophies Fingernägel krallten sich in Karls Unterarme. »Oh doch. Die hassen mich. Du bist mit Alex verheiratet, nicht mit mir. Ich stehe völlig alleine da und es wird ihnen Vergnügen bereiten, mich rauszuschmeißen. Außer ...«, sie schaute ihm liebevoll ins Gesicht, »du lässt dich scheiden.« »Du weißt, Alex und ich haben eine Vereinbarung: Keine Scheidung«, gab Karl mürrisch zurück.
»Dann überschreib die Wohnung auf mich. Das wäre nur fair. Wenn du nicht mehr bist, zerfleischen mich die beiden.«
»Über den Tod denkt man nicht gern nach. Es erscheint mir ganz und gar absurd, dass ich in der nächsten Minute aufhören könnte, zu existieren.« Gedankenverloren blickte Karl aus dem Fenster.
»Ich will dich nicht ängstigen, Karl.« Sophie rekelte sich geschmeidig auf dem Sofa, streckte