Название | Die Midgard-Saga - Jötunheim |
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Автор произведения | Alexandra Bauer |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738052015 |
„Ein Freund Theas. Er wird uns begleiten“, erklärte Tyr.
„Tyr! Verzeih!“, erwiderte Herja. „Sei auch du willkommen. Du bist schon lange nicht mehr hier gewesen.“
Der Kriegsgott hob das Trinkhorn und nickte Herja zu. „Das stimmt. Zurzeit ist in Asgard einfach zu viel los.“ Er lachte und nahm einen Schluck.
„Sei auch du willkommen“, begrüßte sie nun auch Tom. Höflich nickte sie ihm zu.
Toms Augen klebten staunend an der Walküre. Er nickte nur langsam, gerade so, als sei ihm die Stimme verloren gegangen.
Wal-Freya beugte sich über den Tisch nah an Tom heran. „Glaub mir, sie ist nichts für dich! Du kannst den Mund jetzt wieder schließen!“
Ertappt riss Tom die Augen auf und legte unschuldig die Hand auf die Brust. Bevor er in der Lage war, etwas zu erwidern, stieß Tyr ihn leicht mit der Schulter an. „Das ist schon recht, Junge. Komm schon, Wal-Freya! Wir alle bewundern deine Walküren! Das wirst du dem Jungen doch nachsehen.“
„Ja! Walküren! Hübsch und stark!“, stimmte Andhrimnir, mit dem Kochlöffel vor seinem Gesicht fuchtelnd, zu.
Besänftigt hob Wal-Freya die Brauen. Mit einem Blick auf Herja lächelte sie schief und hob die Schultern. Die Walküre spiegelte die Geste, drehte sich auf dem Absatz und verließ die Halle.
„Also! Was führt euch nach Walhall?“, fragte Odin. „Warum habt ihr die Suche nach Fenrir abgebrochen?“
„Haben wir nicht“, antwortet Tyr.
In diesem Moment betrat Frigg die Halle. Wortlos stellte sie sich hinter Odin und legte ihre Hände auf seine Schultern, welche noch immer von Hugin und Munin besetzt waren. Höflich rückten die Raben ein Stück zur Seite, gaben ihren Platz jedoch nicht auf.
Wal-Freya erzählte von ihrer Begegnung mit Tom und von dessen Idee, dass Fenrir nach Hause gelaufen sein könnte. Ebenso wie zuvor Wal-Freya schloss Odin diese Möglichkeit sofort aus. Im gleichen Moment lenkte er jedoch ein.
„Angrboda?“, sagte er nur.
Die Gruppe nickte einvernehmlich.
„Aber Fenrirs Spur führt nach Midgard“, gab Odin zu bedenken.
„Vielleicht ein Trick, eine List desjenigen, der Fenrir geholfen hat zu fliehen“, brummte Tyr.
Odin lehnte sich zurück und ließ dabei die Handflächen langsam über den Tisch fahren. Leicht hielt er die Tischkante fest, während er sagte: „Loki …“
Thea fixierte das Auge des Allvaters. Für einen Moment war der feste Blick des Gottes von Schwermut überschattet. Dann runzelte er die Stirn und ballte die Fäuste. „Wie konnte er, nach alle dem, was wir für ihn getan haben?“
Zustimmend krächzten Hugin und Munin von seinen Schultern.
Einen kräftigen Schluck aus ihrem Horn nehmend erwiderte Wal-Freya: „Wichtig ist jetzt, dass wir Fenrir finden.“
Brummend sah Odin zu Wal-Freya. „Ich werde Herja nach Thor ausschicken. Ihr solltet nicht ohne ihn in den Eisenwald reisen.“
Wal-Freya hob die Hand. „Thor hat das Temperament eines Elefanten, wenn Riesen und Trolle in der Nähe sind. Wenn wir Fenrir finden wollen, sollten wir ihn nicht schon zwei Tagesreisen entfernt aufschrecken. Ich habe Tyr und Thea dabei. Und sicher wird sich der Junge auch beweisen.“
Tom schaute verhalten in die Runde.
Frigg löste sich. „Dazu sollten wir ihn aber erst einmal ausrüsten“, sagte sie und legte ihre Hand auffordernd auf Toms Schulter. Als dieser sich zu ihr umdrehte, bedeutete sie ihm, ihr zu folgen. Mit wehendem Saum eilte sie zurück durch die Tür, aus der sie zuvor getreten war.
„Du solltest sie nicht warten lassen“, warnte Wal-Freya. Odin und Tyr nickten zustimmend. Tom stand auf und sputete der Asin nach.
Bedeutungsvoll klopfte Andhrimnir seinen Kochlöffel über dem Topf aus. Als er alle Augen auf sich gerichtet sah, hob er entschuldigend die Hände.
Odin nahm einen Schluck aus seinem Trinkhorn und blickte nachdenklich von einem zum anderen: „Seid ihr sicher, dass ihr ohne Thor reisen wollt? Der Eisenwald ist kein Vergnügen. Allerlei Unholde bevölkern diesen Ort.“
Beipflichtendes Krächzen klang von seiner Schulter.
„Für den Fall, dass wir einer falschen Spur hinterherjagen, sollten wir Thor in Midgard weiter suchen lassen“, erwiderte Wal-Freya bestimmt.
„Aber Thor hat Gleipnir!“, erwiderte Odin. „Wie wollt ihr Fenrir binden? Nichts außer dieser Kette kann ihn halten.“
Tyr murmelte abwehrend. „Das stimmt! Daran haben wir nicht gedacht.“
„Können die Zwerge nicht ein neues Band herstellen?“, entgegnete Thea, überzeugt davon, dass Gleipnir nicht mehr intakt war.
„Wozu? Wir haben eine gute Fessel. Sie hat sich über Jahrhunderte bewährt“, erwiderte Wal-Freya. Zu Odin gewandt sagte sie: „Du musst Hugin und Munin über uns wachen lassen. Sobald wir Fenrirs Spur haben, schickst du sie mit dem Band.“
„Gleipnir wird Fenrir bestimmt nicht mehr halten können“, sagte Thea überzeugt.
„Die Zwerge haben mir versichert, dass Gleipnir völlig intakt ist. Fenrir ist befreit worden! Wir waren dumm genug, ihn nicht zu bewachen.“ Odin ballte die rechte Faust und umschloss sie mit der anderen Hand. „Nun ist es zu spät“, knurrte er. „Wenn sich herausstellt, dass Loki daran beteiligt war, dann werde ich ihn eigenhändig an seinen Felsen binden. Direkt neben Fenrir, mit den Gedärmen seiner ganzen Brut!“
Thea runzelte die Stirn. Für einen Augenblick war sie unsicher, ob Odin sich darüber im Klaren war, dass genau dieses vorherbestimmte Schicksal Loki dazu bewogen hatte, sich gegen die Asen zu stellen. Unerwartet flüsterte
Wal-Freyas Stimme in ihrem Geist:
„Was ist mit dir? Ich fühle Zorn!“
Thea fuhr erstaunt herum. „Ich bin nicht zornig“, erwiderte sie ehrlich.
Als könne sie durch ihre Augen direkt in ihre Seele schauen, rückte Wal-Freya an Theas Gesicht heran. „Jetzt fühle ich es nicht mehr“, entgegnete sie. Aber Thea merkte ihr an, dass sie Wal-Freyas Argwohn geweckt hatte.
Thea verschränkte die Arme vor der Brust. „Wisst ihr, wo wir Angrboda finden?“
Odin schüttelte den Kopf. „Wenn einer es weiß, dann Loki.“ Er fuhr mit seiner Hand über den Bart und spielte nachdenklich mit einem der Zöpfe am Kinn. „Nehmt Heimdall mit!“, sagte er schließlich.
„Heimdall?“, rief Wal-Freya erstaunt und auch Tyr atmete überrascht aus.
Noch immer drehte Odin den Bartzopf zwischen seinen Fingern. „Heimdall hört die Wolle auf einem Schaf wachsen. Seine Augen reichen weit und dringen sogar durch die Dunkelheit. Er wird euch eine große Hilfe sein.“
„Aber Bifröst! Du willst die Brücke doch nicht unbewacht lassen! Nicht jetzt!“, rief Wal-Freya.
„Ist es euch nicht schon genug, dass ich mich habe überreden lassen, hier in Walhall auszuharren? Ich sollte Fenrir selbst jagen gehen und mich nicht wie ein Feigling verstecken!“
„Darüber haben wir lange und ausführlich beraten und im Thing entschieden“, wehrte Wal-Freya ab. „Und auch Bifröst solltest du bewacht lassen!“
Tyr nickte. „Ich halte das ebenfalls für eine schlechte Idee“, stimmte er zu.
In einer hektischen Bewegung legte Thea die Hände auf den Tisch und stieß beinahe ihren Met um. „Genau! Gerade jetzt, wo Fenrir frei ist und Ragnarök jederzeit über uns hereinbrechen kann, darfst du Bifröst nicht unbewacht lassen!“
„Ein