Der Weg nach Gawler. Samina Haye

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Название Der Weg nach Gawler
Автор произведения Samina Haye
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738001075



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ist denn los bei dir, hm?“, fragte sie liebevoll.

      „Hi. Komm mal rein, dann mach ich uns einen Kaffee und erzähl dir alles in Ruhe“, gab sie ihrer Freundin zur Antwort und ging ihr voraus in die Küche.

      Als der Kaffee fertig war und sie an der Küchenbar Platz nahmen, erzählte Lina ihr von dem schlimmen Vorfall heute Früh. Anne konnte es kaum glauben.

      „Das ist doch wohl nicht dein Ernst?“, fragte sie schockiert und Lina sah zu Boden.

      „Doch, leider schon. Hast du das Auto nicht angesehen, als du zur Haustür kamst?“ Anne schüttelte verneinend den Kopf.

      „Okay, komm mit, ich zeige es dir“, sagte sie und begab sich nach draußen zum Auto. Sobald Anne das Auto zu Gesicht bekam, entfuhr ihr ein Schrei.

      „Oh mein Gott, das kann doch nicht wahr sein, was für ein Idiot war das denn?“, sah sie Lina fragend an.

      „Pete?“ Lina drehte sich um und ging wieder zum Haus.

      „Ja, ich vermute ganz stark, dass es Pete war, das sagte ich auch der Polizei. Denn nach seinem Brief vom Sonntag würde das zu ihm passen und ich wüsste nicht, wer mir sonst so etwas antun würde“, sagte sie an Anne gerichtet, die immer noch sprachlos war, sich aber bald fasste.

      „Da könntest du Recht haben, denn ich kann mir auch keinen Anderen vorstellen“, erwiderte sie darauf und sprach weiter.

      „Lina, ich werde in den nächsten Tag bei dir übernachten, damit du nicht alleine bist und ich für dich da sein kann, falls dieser kranke Typ nochmal auftauchen sollte“, sagte sie und Lina nahm sie in den Arm.

      „Dankeschön, das freut mich sehr, das kann ich echt gut gebrauchen.“ Die beiden kochten gemeinsam Spaghetti und machten sich einen gemütlichen Abend.

      Zum Glück passierte an diesem Tag nichts Sonderbares mehr.

       **

      In der Nacht hatte Pete sich an Linas Auto zu schaffen gemacht. Es war eine Genugtuung gewesen und es hatte ihm gefallen, diesen Schaden anzurichten.

      Das komplette Auto demolieren, aber sehr leise, damit es ja niemand hören kann.

      Zum Glück hatte Lina das Schlafzimmerfenster genau auf die andere Seite hinaus.

      Doch die Demolierung war nicht das Beste an der ganzen Geschichte gewesen, nein, das waren die Nacktfotos gewesen, die er heimlich von seiner Verflossenen geknipst hatte.

      Die hatte er am gesamten Auto befestigt, begleitet von einer fiesen Grimasse im Gesicht.

      Nun sollte Lina am eigenen Leibe spüren, wie es sich anfühlt, wenn man vor allen Leuten bloß gestellt wird.

      „Meine Lina, das hast du davon. Ich sagte doch, du wirst es bereuen und zu spüren bekommen, mich verlassen zu haben. Doch das Gute an diesem Spiel ist, du kannst niemandem beweisen, nein, auch nicht der Polizei, dass ich es war und hinter alledem stecke“, hatte er sich gesagt und war zurück zu seinem Auto gegangen, wo er die Nacht verbringen wollte.

       **

      Kapitel 5

      Freitag, 30. September 2011

      Pete wusste, um welche Zeit Lina immer aufstand um zur Arbeit zu fahren, deswegen stellte er sich ebenfalls den Wecker. Denn er durfte nicht verpassen, wie Lina zu ihrem Auto geht und die tolle Überraschung sieht.

      Zum Glück dauerte es an diesem Morgen auch nicht lange, und seine Ex-Geliebte kam schon aus dem Haus.

      Sie sperrte die Tür ab, steuerte auf ihr Auto zu und sie ließ einen Schrei los.

      „Oh, mein Gott! Was ist denn hier passiert?“

      Pete zauberte es ein Lächeln in Gesicht, als er Lina sah, die gerade total entsetzt um ihr Auto herum ging.

      Nebenbei machte er wieder ein paar Fotos von ihrem erschütterten Gesicht.

      Er konnte nicht genau sehen, was sie gerade machte, doch Lina kramte in ihrer Tasche herum.

      Wahrscheinlich um Anne oder ihre Eltern anzurufen, denn alleine brachte Lina ja noch nie etwas auf die Reihe. Nun ging sie auch noch hinein, aber warum?

      Er wusste nicht was Lina dachte, was sie vorhatte und was sie nun im Haus tat. Das machte Pete nervös und er wurde unruhig.

      Tja, und wie er es sich vorhin schon gedacht hatte, kamen ein paar Minuten später auch schon ihre Eltern die Einfahrt hochgefahren. Ihr Vater hüpfte aus dem Auto, sah sich alles in Ruhe an und werkte mit Händen und Füßen.

      Lina ging zu ihrer Mutter, die sie sofort in die Arme nahm, und begann zu weinen. Nun besichtigten alle das Auto und als Paul die Beamten in die Einfahrt fahren sah, stürmte er gleich auf sie zu.

      Pete konnte nur ein wenig Geschrei hören, aber nicht die genauen Worte, die sie miteinander sprachen.

      Leider konnte er dem Ganzen nun keine Beachtung mehr schenken, denn für ihn wurde der Boden hier in der Nähe von Linas Haus eindeutig zu heiß.

      Nicht, dass die Beamten auf die Idee kamen, sofort alles abzusuchen, dann hätte er echt schlechte Karten. Nein, er musste auf der Stelle nach Hause fahren und so tun, als hätte er ein wasserfestes Alibi, denn Lina verdächtigte sicher ihn, wen den sonst?

      Somit war sein Plan für den heutigen Tag erledigt und er konnte mit gutem Gefühl nach Hause fahren.

       **

      Der gestrige Tag verlief zum Glück ruhig und ausnahmsweise ohne Vorkommnisse. Linas Eltern waren nachmittags zu Besuch auf Kaffee und Kuchen gewesen und der Tag ging eigentlich schnell vorüber.

      Heute Früh stand Lina zeitig auf, um Anne ein Frühstück zuzubereiten, das war das Geringste, was sie für sie tun konnte als kleines Dankeschön für ihre Hilfe, ihr Dasein und die tolle Freundschaft.

      Anne nahm sich den heutigen Tag frei um gemeinsam mit Lina bummeln zu gehen. Denn sie suchte schon mal das passende Trauzeugenkleid für die Hochzeit ihrer Schwester Zoe.

      Als sich die beiden nach dem Frühstück fertig machten und auf dem Weg zum Einkaufscentrum waren, verplapperte sich Lina.

      „Echt super, dass wir gemeinsam Einkaufen fahren, denn so kannst du Ausschau halten nach einem passenden Brautjungfernkleid“, laberte sie darauf los und hielt auf einmal die Luft an. Anne sah sie an, beide hielten kurz inne, bis sie zu lachen begannen.

      „Oh, oh, das habe ich davon, weil ich nie meinen Mund halten kann. Es sollte doch eine Überraschung sein und Zoe wollte dich persönlich fragen, ob du überhaupt ihre Brautjungfer sein möchtest“, erklärte sie ihrer Freundin, die übers ganze Gesicht strahlte.

      „Natürlich möchte ich Zoes Brautjungfer sein“, sagte sie fröhlich und fuhr fort.

      „Weißt du was, dann mache ich das so: Ich schaue heute mal, ob ich ein passendes Kleid finden würde, und wenn Zoe mich anruft und fragt, tu ich so, wie wenn ich von nichts wissen würde“, erklärte sie Lina und beide grinsten.

      „Das ist eine tolle Idee, so machen wir das.“ Sie verbrachten den ganzen Vormittag damit, in den Geschäften herum zu spazieren, und als sie beschlossen, gemütlich Mittagessen zu gehen, kamen sie doch noch an einem Brautgeschäft vorbei und blieben wie angewurzelt stehen.

      In der Auslage hingen zwei wunderschöne Kleider. Die beiden sahen sich an und gingen schnurstracks hinein.

      Anne ging sofort zu dem Kleiderständer und nahm das hellblaue Seidenkleid von dem Bügel, um es sich näher zu betrachten.

      „Wow, das sieht ja schick aus. Einfach und doch elegant. Was sagst du dazu?“, fragte sie Lina, die lächelte.

      „Es ist wunderschön, und was mir sehr gefällt