Der Weg nach Gawler. Samina Haye

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Название Der Weg nach Gawler
Автор произведения Samina Haye
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738001075



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wert, noch eine Sekunde an ihn zu verschwenden. Komm, zieh dir deine Reitsachen an und lass uns zur Ranch fahren“, sagte sie liebevoll und Lina nickte.

      „Du hast Recht. Warte kurz, ich mach mich fertig für den Ausritt, dann können wir aufbrechen.“

      Sie stand auf und begab sich nach oben, Anne nahm den Brief nochmal zur Hand, las ihn erneut und wurde immer wütender auf diesen Pete.

      Doch sie wollte, dass Lina einen schönen Nachmittag verbrachte, legte den Brief auf das Kästchen und wartete.

      Ein paar Minuten später waren die zwei unterwegs zu den Pferden.

      Es war ein toller, schöner Geländeausritt und Lina konnte so ihren Kopf ein bisschen frei bekommen.

      Danach striegelten und fütterten sie die Pferde und als sie auf dem Heimweg waren, kam Anne eine Idee.

      „Was hältst du davon, wenn wir uns noch eine Pizza holen und uns bei dir zuhause einen gemütlichen Abend machen?“, fragte sie gut gelaunt und Lina lächelte sie an.

      „Ja, super. Der Wein ist sogar schon gekühlt“, gab sie ihr zur Antwort.

      Die Mädels verbrachten einen lustigen Abend zusammen, der aber nicht zu lange dauerte, weil ja am nächsten Tag schon eine neue Arbeitswoche bevor stand.

       **

      Er sah, wie Lina sich von ihren Eltern verabschiedete und sich auf den Heimweg machte.

      Man merkte ihm direkt an, wie die Freude in ihm stieg.

      „Gut so, meine Süße, bald wirst du mein erstes Geschenk an dich sehen. Ich hoffe, es gefällt dir“, sagte er grimmig zu sich selbst und fuhr langsam hinterher.

      Pete versteckte sich ein Haus weiter hinter einem Baum, damit sie ihn ja nicht bemerken konnte.

      Er beobachtete sie und freute sich innerlich so sehr, als er ihr erschrockenes Gesicht sah und Lina gleich darauf etwas ängstlich in ihr Haus stürmte.

      „Tja, so kann es einem ergehen, wenn die Liebe nicht erwidert wird, meine liebe Lina“.

      Eigentlich wollte Pete gleich wieder fahren, da entdeckte er Annes Auto, das gerade in Linas Einfahrt fuhr.

      „Na, jetzt kommt meine Lieblingsfreundin. Kann Lina ohne dich wieder mal nicht? Hat sie dich sofort angerufen? Schön, das freut mich für euch, aber das bringt euch auch nicht weiter“, sagte er wütend.

      Er startete das Auto und blickte nochmal zum Haus zurück.

      „Denn das war erst der Anfang.“

       **

      Kapitel 4

      Mittwoch, 28. September 2011

      Die letzten Tage hatte Lina ziemlich viel Stress im Einkaufscenter gehabt, doch das tat ihr gut, denn so hatte sie keine Zeit, Gedanken an Pete zu verschwenden. Doch als sie heute Früh das Bett verließ, wäre es besser gewesen, einfach liegen zu bleiben.

      Sie machte sich fertig für die Arbeit, trank noch einen Kaffee und überflog nochmals die Zeitung von gestern. Kurz darauf schnappte Lina sich ihre Tasche, schloss die Tür ab und begab sich zu ihrem Auto. Als sie dort ankam, erstarrte sie und schrie laut auf:

      „Oh, mein Gott! Was ist denn hier passiert?“ Ihr stand die Angst ins Gesicht geschrieben, sie zitterte am ganzen Körper als sie um das Auto herum ging und sah, was hier vollbracht wurde.

      Sie war entsetzt und kramte in ihrer Tasche, um das Telefon zu suchen, denn sie musste sofort die Polizei informieren. Das hatte nun nichts mehr mit Spaß zu tun.

      Nach dem Telefonat mit dem Polizeibeamten rief Lina auch bei ihren Eltern an, die sich sofort auf den Weg zu ihr machten.

      Lina ging kurz zurück ins Haus um in Ruhe ihren Chef anzurufen. Sie musste sich den heutigen Tag Urlaub nehmen.

      Einige Zeit später kamen ihre Eltern die Einfahrt hochgefahren. Lina ging hinaus und als sie ihre Mutter sah, ließ sie ihren Tränen freien Lauf.

      „Mama, ich glaube, es war Pete“, sagte sie nur und fiel ihrer Mutter in die Arme.

      „Ach, meine Liebe, komm, lass uns mal nachsehen gehen“, redete ihre Mutter sanft auf sie ein. Sie gingen gemeinsam zum Auto und dann sahen sie es. Linas Auto war von oben bis unten, von hinten bis vorne zerkratzt und demoliert worden. Weil das anscheinend noch nicht ausreichte, klebten auf dem ganzen Auto verteilt Nacktfotos von Lina.

      Linas Vater rastete aus, als die Polizei herbei fuhr. Er ging auf das Polizeiauto zu und legte los.

      „Guten Morgen. Bitte kommen Sie schnell mit, wir müssen Ihnen was zeigen“, sagte Paul in einem schroffen Ton zu den Beamten, die ihm sofort folgten.

      Die Polizisten sahen sich das Auto minutenlang an, machten Fotos und nahmen die Beweisstücke unter Beschluss. Lina fühlte sich beschämt, betrogen und missbraucht. Fremde Menschen, wie die Polizisten, sahen sie jetzt nackt auf den ganzen Fotos. Nun fühlte sie sich auch tatsächlich „nackt“.

      Danach schrieben sie sich die ganzen Personalien von Lina auf und begannen mit den Fragen.

      „Frau Böhm, haben Sie eine Vermutung, wer das gewesen sein könnte?“, fragte der Polizist und wartete auf ihre Antwort. Lina sah zu ihren Eltern, die ihr zunickten und sie atmete nochmal tief durch.

      „Ja, ich glaube ich weiß, wer das war“, sagte sie vorsichtig und der Beamte sah neugierig auf.

      „Okay, dann erzählen Sie uns in Ruhe, welche Vermutungen sie haben“, erklärte der Polizist und Lina war sichtlich angespannt.

      „Also, ich habe mich vor ein paar Wochen von meinem Ex-Freund getrennt und er kann irgendwie mit dieser Situation nicht so wirklich umgehen. Er bedrohte mich mit den Worten „Das wirst du noch bereuen“ und schrieb mir am Sonntag einen Brief, den er mit einer schwarzen Rose an meiner Haustüre befestigte“, erklärte sie und machte eine kurze Pause.

      Der Polizeibeamte erhob das Wort.

      „Können Sie uns diesen Brief geben, haben Sie diesen noch?“, fragte er und Lina antwortete sofort.

      „Klar hab ich den noch. Moment, ich gehe kurz ins Haus um ihn zu holen“, sagte sie und ging hinein. Ihre Eltern sprachen weiter mit den Beamten und sahen sich das Auto nochmal genauer an.

      Einige Zeit später überreichte Lina ihnen den Brief und teilte ihnen Petes Personaldaten mit.

      Danach verabschiedeten sie sich bei Familie Böhm und verblieben damit, sich bei ihr zu melden, wenn es Neuigkeiten gibt.

      Da Lina das Auto in den nächsten Tagen stehen lassen sollte, bis die Polizisten Genaueres wussten, rief sie in der Arbeit an und nahm sich den Rest der Woche frei. Ihre Eltern kamen noch mit hinein, um sie nicht alleine zu lassen. Paul nahm seine Tochter in den Arm.

      „Schatz, wenn es dir lieber ist und du dich sicherer fühlst, komm doch die nächsten Tage mit zu uns nach Hause“, sagte er liebevoll und Lina gab ihm ein schwaches Lächeln.

      „Ach Papa, Dankeschön. Aber ich schaffe das schon, so schlimm ist es nun auch nicht, war ja nur ein Blechschaden am Auto“, versuchte Lina ernst und ohne Angst an ihre Eltern zu vermitteln.

      Doch ihre Mutter nahm ihr das nicht so ganz ab.

      „Okay, aber vielleicht kommt Anne heute Abend zu dir, damit du nicht so alleine bist. Ruf sie doch mal an und frag sie.“

      Sophie war besorgt und deswegen tat Lina ihr den Gefallen, Anne anzurufen.

      Ein bisschen später, als sie das Telefonat mit ihrer Freundin beendete, war auch Lina etwas erleichtert darüber.

      „Anne kommt heute sofort nach der Arbeit zu mir und übernachtet auch hier“, erklärte sie ihren Eltern, die nun beide etwas beruhigter