Die Highlights der Bibel- plus. Wolf Buchinger

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Название Die Highlights der Bibel- plus
Автор произведения Wolf Buchinger
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742755834



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‚Aal‘!“ Dem nächsten Stück Rinde befahl er: „Werde Fisch, aber bitte nicht wie dein Vorgänger als langer großer Faden, sondern bitte mit mehr - äh – Hintern!“ Und schon war die Urform der meisten Fische dank seiner ungeahnten göttlichen Kraft geboren, er nannte ihn, weil sein Befehl 1:1 umgesetzt worden war ‚Barsch‘, das ‚B‘ sollte ihn etwas vornehmer klingen lassen. Was nun folgte, ist etwas peinlich, denn es entspricht nicht dem ursprünglichen Schöpfungsgedanken, es zeigt aber die positive, nette und unbändige Kindlichkeit, die wahrscheinlich auch mal notwendig ist, um ein solch großes Werk zu vollenden. Gott schälte fast den ganzen Baum, warf verschieden große Stücke ins Wasser und nannte sie nach den Vokalen, die er gerade empfand: „Hai – wie ist der groß!“ oder „Rinde, mach etwas noch Größeres, du hast selbst die Aus-Wal!“ oder „Noch ein kleines Stück, dann ist die Rinde alle!“, und schon entfaltete sich eine Qualle. Dieser Halbtag war für Gott richtig entspannend, er fühlte sich wie ein Kind, hatte nie das Gefühl von Arbeit und freute sich über die ihm selbst bisher nicht bekannte eigene Kraft, etwas zu sagen, was sofort in die Realität umgesetzt wird.

      Gottes letzter großer und intensiver Arbeitstag, der sechste Tag, begann in seinem Himmelbett. Erst genoss er in vollen Zügen seinen Blick über die wunderschön gewordene Erde, Sonnenstrahlen kitzelten ihn in der Nase und brachten wohlige Wärme, dann fragte er sich, ob er überhaupt aufstehen solle, denn bei einem solch perfekten Aussehen, schien es ihm überhaupt nicht mehr nötig, noch etwas draufzusetzen. Er drehte sich wohlig auf die Seite und wollte gerade wieder einschlafen, als ein kurzer Albtraum ihn rasant wieder aufweckte: Sein Gewissen hatte mit ihm gesprochen und gefragt, ob er denn aus purer Faulheit auf das Beste verzichten wolle. Er stellte sich dumm, was denn das sein könnte. Und wumms, rammte es ihn in den Magen und drohte mit gewaltigem Kopfweh. „Ich habe keine Ideen – wie gestern“ maulte er in der Hoffnung, dass das Gewissen auch keine habe.

      „Du warst doch auch einmal Kind – na, womit hast du damals gespielt?“

      „Wir waren arm …,“ war sein letzter Versuch, sich vor der Arbeit zu drücken.

      Plötzlich stiegen viele Spielzeuge aus seiner Kindheit, die sich seine Eltern nicht leisten konnten, in seiner Phantasie auf und er rannte runter zum See, wo am Ufer ein breiter Streifen Sand vorhanden war. Wie damals mischte er Wasser dazu und formte mit den Händen seine Lieblingstiere und hauchte ihnen, wie gestern gelernt, Leben ein. Es entstand ein Bild für die Götter: Schon nach Minuten war der Strand überfüllt, Löwe und Giraffe beschnüffelten sich und verstanden ihre unterschiedliche Körpergröße nicht, Ameise und Bär gingen sich zum ersten Mal aus dem Weg, Igel und Hase hielten so gut es ging Abstand, Katze und Maus saßen nur ganz kurz friedlich nebeneinander, für Warzenschweine investierte er mehrere Versuche, aber es gelang ihm nicht ein schönes herzustellen, aus einem weggeworfenen Rest Sand kroch plötzlich und unerwartet ein Maulwurf, er glaubte, seinen Hauch zum Leben abbekommen zu haben, gleich neben ihm krabbelten ein Dutzend Sandflöhe, entstanden, als er sich zum ersten Mal geschüttelt hatte, Wolf und Reh spielten einen Moment miteinander, eine Schlange warf er in den See, weil er glaubte, sie sei ein Aal, sie rettete sich problemlos und züngelte wütend gegen ihn. An seiner sich einschleichenden Müdigkeit glaubte er zu erkennen, dass er langsam alles geschaffen habe, was nötig sei. Vorsichtshalber warf er nochmals eine Handvoll leichteren, getrockneten Sand in die Luft: „Werdet, was ihr werden müsst!“ Mücken, Fliegen, Mikroben, Bakterien, Hummeln, Bienen und Moskitos dankten ihm ihre Entstehung mit ersten Stichen und Belästigungen. Es blieb noch ein Haufen Sand liegen: „Werde was du willst!“ Unter Stöhnen und Trompeten richtete sich der erste Elefant mühsam auf und trabte schnurstracks auf die nahegelegene Wiese. „Na ja, über Schönheit lässt sich immer streiten,“ war sein göttlicher Rat an sich selbst. „Okay, ich habe den Überblick verloren, was ich so alles gebastelt habe, heute Morgen habe ich ein Massenprodukt hergestellt, heute Nachmittag mache ich ein Unikat.“ Und er schlief erschöpft auf der Stelle ein. Doch er hatte die Rechnung ohne die Ameisen gemacht, zielsicher kletterten sie seinen Arm hoch und pinkelten ihm auf die Nase.

      „Wer wagt es, Gott anzugreifen? Habe ich schon den Menschen erschaffen?“ Na ja, immerhin hatte er eine Stunde regeneriert, es konnte losgehen. Zum krönenden Abschluss wollte er ganz gezielt und genau vorgehen, er hatte sich klare Vorgaben gesetzt: Der Mensch sollte ähnlich aussehen wie er, aber kein Klon oder Double sein, sondern in entscheidenden Faktoren besser, schöner, wirkungsvoller und positiver.

      Problemlösung 1: wer zuerst? Er entschied sich für die Frau, denn rein gefühlsmäßig schien ihre Herstellung komplizierter und deshalb mit längerer Arbeitszeit verbunden.

      Problemlösung 2: welches Material? Mit Sand hatte er guten Erfolg mit den Tieren gehabt, er wollte aber eine samtene und möglichst reine Haut, also suchte er weiter am Strand und fand schließlich reinweißen Korallensand. Er verglich ihn mit seiner unreinen Haut und war begeistert über dessen Makellosigkeit.

      Problemlösung 3: Welche Figur sollte er basteln? Sein Körper hatte sicher keinen Vorbildcharakter, er entschied sich für ein Aussehen wie er sich selbst gerne als Idealbild im spiegelnden Wasser sehen würde. Er pendelte ständig hin und her, nahm oft die Hälfte seiner Figur, glich und strich sorgsam die Unebenheiten aus, formte lange Beine, große Brüste und ein Gesicht, das er zart und lieb und nett und intelligent und proportional (nicht mit seiner großen Nase) und mit positiver Ausstrahlung fand und schlussendlich gab er ihr mit sonnengebleichten Algen die langen blonden Haare.

      Problemlösung 4: Welchen Charakter sollte sie haben? Hier übernahm er den, der dem Seinen ähnelte:

      Zuverlässig, kreativ, anpassungsfähig, kommunikativ (sein größter Wunsch, weil er immer alleine war), nicht kompliziert (hierin konnte er sich selbst nicht einordnen, es blieb das Prinzip Hoffnung) und lernfähig.

      Problemlösung 5: Welchen Namen sollte sie tragen? ‚Gotta‘ schien ihm anmaßend, ‚Gottliebe‘ zu verfänglich, ‚Gatt‘ unpoetisch. Es sollte ein Name sein, den es bisher noch nie gegeben hatte. Er fing im Alphabet vorne an: ‚Aba‘, zu banal, ‚Abe‘, zu nichtssagend, er kreierte weiter und weiter und blieb bei ‚Ave‘ hängen, zu belastet, „Ja, ich drehe die Buchstaben einfach um! Eva!“

      Im Gegensatz zu den Tieren, beließ er es aus Sicherheitsgründen nicht bei einer kurzen Lebensentstehungsformel: „Liebe Eva, ich hauche dir und deinem makellosen Körper nun ein glückliches Leben ein! Werde Leben!“ Eva ließ sich nicht lange bitten, sprang wie ein junges Mädchen auf, schaute ihn fragend an, erkannte die Situation, dass sie mit einem Mann, den sie nicht kannte und auch nicht einschätzen konnte, ganz alleine auf der Welt ist, rannte in Panik weg bis zum nächsten Baum und versteckte sich dahinter.

      „Hab keine Angst, ich bin Gott, dein Schöpfer!“

      Als Antwort riss sie drei Feigenblätter ab und versuchte, ihre Blöße zu bedecken, es gelang ihr notgedrungen immer nur bei zweien.

      „Keine Angst! Ich habe dich selbst erschaffen, ich kenne alle Details bestens! Komm zu mir und setze dich auf meinem Schoss!“

      Eva rannte weiter zum nächsten Baum.

      Sie war jetzt so weit weg, dass Gott rufen musste: „Verdammt noch mal, ich bin dein Vater! Komm her!“ Eva blieb stocksteif versteckt hinter dem Baum.

      Problemlösung 6: Wie konnte er sich Eva problemlos so weit nähern, um Maß nehmen zu können für ihren Mann? Er entschied sich für Geduld. Und tatsächlich, nach Stunden des gegenseitigen Belauerns, schlief Eva ermattet ein. Man muss sich die folgenden Szenen bildlich vorstellen: Ein würdiger Gott schleicht halb gebückt durchs Unterholz, verharrt zwei Meter vor seiner jüngsten Kreation, schaut sie begeistert und auch etwas verliebt an, robbt ganz nahe ran, hält die Luft an und misst mit gespreizter linker Hand aus einem Abstand von fünf Zentimetern die Länge einer Rippe, anderthalb Spannweiten der Hand Gottes. Er geht langsam zurück, sucht den Platz, wo er die Tiere gezeugt hat, findet einen ungeschälten Baum, reißt ein großes Stück Rinde heraus, kürzt sie auf das richtige Maß, scharrt mit den Füssen einen Haufen Mischsand zusammen und befiehlt: „Hiermit zeuge ich dich zum ersten Mann der Menschheit!“ Er legt die Rinde in die Mitte des Haufens, eine magische Kraft, die auch ihn beeindruckt, wirbelt Staub auf, verdeckt ihm kurz die Sicht und plötzlich