Die Highlights der Bibel- plus. Wolf Buchinger

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Название Die Highlights der Bibel- plus
Автор произведения Wolf Buchinger
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742755834



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Land‘ aussieht, also ließ er erst einmal das ursprüngliche Tohuwabohu. Berge blieben Berge, Täler blieben Täler, er griff nur ein, wenn ihm etwas unnötig hoch oder zu weiträumig war - die Alpen schuf er beispielsweise, um vorausschauend die lockere südliche Lebensauffassung von den leistungsbezogenen Nordlichtern zu trennen, denn er brauchte und wollte beides. Manchmal zögerte er, es entstanden Inselwelten (Malediven, Karibik), manchmal befahl er zu viel Kraft (Himalaya, Anden), manchmal versuchte er von Hand zu korrigieren (die norwegischen Fjorde) und manchmal schuf er mit dem Unterarm rutschend endlose Weiten (die nordamerikanischen Prärien). Es war der Morgen des dritten Tages, erste Ermüdungserscheinungen machten sich von den anstrengenden Arbeiten der Vortage bemerkbar, denn eigentlich wollte er eine Art Gerechtigkeit für alle Teile der Erde. Doch kaum hatte er einen Teil gebastelt, sank ein anderer wegen dem Gegenwicht der Landmassen ein, er korrigierte und peng, stieg irgend woanders ein ungeplantes Gebirge in die Höhe. Gegen Mittag gab er auf, wartete noch einen Moment, bis sich alles gehoben und gesetzt hatte, korrigierte nur noch an wenigen Stellen (die Kanarischen Inseln), lehnte sich zurück und war eigentlich mit sich und seinem Land zufrieden, er hatte gelernt, Kompromisse zu akzeptieren.

      Dieser Tag sollte endlos lang werden, er ahnte es, verzichtete auf das Mittagessen und beschloss, erst am Abend etwas zu sich zu nehmen. Das triste Land war uneben, holprig, grau und braun. Also wollte er etwas ‚für darüber‘, eine Art Decke, die es möglichst bunt werden lassen würde. Er schaute in einen Regenbogen und fragte sich unsicher: „Welche Farbe soll ich nehmen?“ Ja, Blau war seine Lieblingsfarbe, doch bei den ersten Versuchen mit hell- bis dunkelblau schien ihm der hellblaue Himmel zu wenig zur Geltung zu kommen – schließlich sollte dort oben sein Wohnsitz werden – er versuchte es mit gelb: „Äh, widerlich.“ Rot: „Zu aufdringlich.“ Weiß: „Wird zu schnell schmutzig.“ Schwarz probierte er erst gar nicht aus wegen der Nacht, also blieb nur seine am wenigsten bevorzugte Farbe Grün. „Na ja, manchmal muss man Kompromisse machen.“ Erst tüftelte er alle Farbvarianten aus und war schon halbwegs zufrieden, als ihm die zündende Idee mit den Blüten kam, die alle Farben haben mussten - und schon begann die eigentliche Arbeit: Er schuf in höchstens sechs Stunden Millionen von verschiedenen Pflanzen in allen möglichen und unmöglichen Formen in unglaublich vielen Blütenfarben, das schafft heute weltweit noch nicht einmal das Team eines Großbetriebes. Gratulation! Er fand sogar Zeit, sich selbst Fans zu schaffen (die Gottesanbeterin), machte kleine Fehler (die Würgefeige verträgt sich nicht mit dem Gebot ‚Du sollst nicht töten‘) und übersah eine ganze Menge von Schädlingen (Maikäfer, Heuschrecken), erst im Nachhinein kam er auf die Idee, dass er diese als ‚Strafe Gottes‘ einsetzen könne. Am Abend des dritten Tages blühte und grünte es auf der ganzen Erde, ein echtes Wunder in dieser kurzen Zeit. Erleichtert lehnte er sich müde zurück, war wieder zufrieden, weil er nun wusste, dass er einen grünen Daumen hatte und freute sich an der Vielfalt der Pflanzen, die er jetzt einfach ihrem biologischen Schicksal überlassen konnte.

      Diesen Urzustand der Erde wird es nie mehr wiedergeben können: Alles, was grünte, war jung, unbelastet, Hoffnungsträger für die zukünftige Entwicklung und weder Tiere noch Menschen konnten es fressen, niederbrennen oder vernichten, denn diese sollten erst in den nächsten Tagen folgen.

      Am vierten Tag hatte Gott noch keine Lust auf die Vögel und Fische, doch das trübe und unregelmäßige Licht, das nur aus den zahlreichen Vulkanen und seinem Heiligenschein stammte, veranlasste ihn, Sonne, Mond und Sterne vorzuziehen. Es war ein heikles Unternehmen, denn er wusste nicht, ob da draußen noch feindliche Mächte Einfluss hatten. Er ging vorsichtig ans Werk und formte mit feuerfester Schutzkleidung aus der im Erdinneren fließenden Lava einen riesigen Ballon, der wegen der abnehmenden Anziehungskraft grösser und grösser wurde, je mehr er ihn nach oben schob. Die einzige Panne der ganzen Schöpfung sollte Folgen für alle weiteren Lebewesen haben: Die alle Krankheiten heilende Pflanze Allchimelia war so licht- und hitzeempfindlich, dass sie auf einen Schlag innerhalb von wenigen Minuten total ausgerottet war. Gott bemerkte den Verlust erst, als viel später massenhaft Infektionen, Schlaganfälle und Geschlechtskrankheiten auftraten, da war es dann aber für eine Neukreation schon zu spät. Er war der Überzeugung, dass andere Pflanzen genügend Heilpotential hätten und öffnete so den zahlreichen Apothekern und Quacksalbern den Weg. Als er endlich unter Mühen und mit vielen Brandblasen die Sonne einigermaßen geschickt platziert hatte, machte er die einzige kurze Pause in dieser anstrengenden Woche: Er setzte sich schwitzend und schnaufend auf einen Berggipfel und bewunderte bei Sonnenlicht seine neue grüne und gut geformte Erde. Er konnte gar nicht genug von dieser unerwarteten Schönheit kriegen und saß und schaute und freute sich und saß und sang ein Loblied auf sich selbst, als es plötzlich dunkel wurde. Die Sonne war hinter dem Horizont verschwunden, die letzten Strahlen zeigten noch einmal das epochale Grün und dann war plötzlich alles wie die Jahrmilliarden zuvor: Fahl und trist. Nachtarbeit war angesagt. Erbost über seine Fehlplanung, stocherte er im nächsten Vulkan einen Klumpen zusammen und warf ihn wütend soweit er konnte. Der Mond war aufgegangen. Und damit es hinter ihm nicht so leer war, schuf er noch wütender mit der letzten in der Nähe verfügbaren Lava und einem rekordverdächtigen Weitwurf mit einer Handvoll kleiner Brocken das Sternenzelt, unregelmäßig und ganz seinen Emotionen entsprechend, mal dichter, mal dünner gesät. Nun war er halbwegs zufrieden, legte sich sehr spät schlafen und folgte mit einem Auge, nachdem das andere bereits eingeschlafen war, seinem extraterrestrischen Werk und fragte sich immer wieder: ‚Weißt du wie viel Sternlein stehen?‘ Beim Eintausendvierhundertdreiunddreißigsten sackte er einfach weg.

      Nun war schon Freitag, der fünfte Tag, und Gott rechnete systematisch aus, was noch zu tun wäre. Es fehlten die Vögel, die Fische, die Tiere und der Mensch: „Am liebsten hätte ich dafür noch vier Tage, aber eine Zehntagearbeitswoche ist viel zu lang, ich muss es in 48 Stunden schaffen.“ Also rationalisierte er und schuf erst Basisvögel für alle Höhen und Tiefen der Erde, passte sie den Klimazonen an und überließ die Weiterentwicklung der Evolution. So entstanden bunte Vögel für die Tropen, denn er wollte sie im dichten Grün sehen, winzige für die Feinarbeit im Unterholz, Leichenfledderer für die Hygiene, kleine und große Jäger, sein Liebling wurde natürlich der Adler, der gottgleich über den Dingen schwebt, mit den scharfen Augen alles sieht und bei Bedarf tödlich eingreifen kann. Seinen Versuch des Hypervogels Aigleobelix, der an Größe alle anderen übertreffen sollte, stoppte er mit einem Meteoriteneinschlag, nachdem er eingesehen hatte, dass Übergrößen weder schön noch praktisch sind. Außerdem musste er sich eingestehen, dass er ein von vorneherein erfolgloses Modell angedacht hatte, das so groß und stark sein sollte, dass es bis zur Sonne fliegen könne, um dort Positionsänderungen vornehmen zu können. Seine abgespeckte Variante, ein Mondmodell aufsteigen zu lassen, um in der Nacht dort fliegende Silhouetten zu produzieren, damit etwas Bewegung in den Himmel käme, scheiterte an der Angst der Adler, ins unbekannte Nichts zu fliegen. Er deponierte diese Idee in seiner To do-Liste für den morgigen Tag: „Große menschenähnliche Hochflieger nicht vergessen!“ Er hatte so gut und schnell gearbeitet, dass er sich lange vor Mittag zurücklehnen konnte, um seine Produktekette „Vögel“ in natura zu begutachten. Toll, wie es jetzt im Gras wuselte, von Baum zu Baum flogen sie solo und in Familienverbänden, darüber die Greifvögel im majestätischem Flug und ganz im Süden entdeckte er den Strauß, der zu kurze Flügel abbekommen hatte: „Nö, den repariere ich nicht, ich habe seinen Sinn noch nicht erkannt, aber er wird ihn schon finden. Na ja, vielleicht gefällt er mit seiner speziellen Gangart den Kindern, damit sie etwas zum Lachen haben“. Er hakte die Aufgabe „Schöpfung der Vögel“ befriedigt ab und blickte ins leere Meer.

      Mit seinen ersten Gedankengängen war er nicht zufrieden. Am liebsten hätte er das Meer unbesiedelt gelassen, denn glitschige und kalte Viecher, egal wie sie denn aussehen werden, ließen seine Phantasie nicht sprießen. Er verschob den großen Wurf mit einer wenig bedeutsamen Voraufgabe: die Erfindung des Bibers. Er wusste, dass er kein Fisch ist, aber seine Künste unter Wasser gefielen ihm. Außerdem ahnte er jetzt schon, dass er damit seinen Kirchendienern eine Freude machen werde, denn am fischfreien Freitag konnten sie richtiges Fleisch genießen, gilt doch das, was im Wasser schwimmt, als Fisch. Seine Kreativität ließ ihn dieses Mal im Stich, er fand nichts Adäquates, was er als würdig befand, das Wasser zu füllen. Gelangweilt und auch etwas frustriert über seine Unfähigkeit, rupfte er ein Stück Rinde vom Baum, unter dem er gerade saß, warf es ins Wasser und befahl: „Werde zu einem Fisch!“