Die Blutsippe. Mona Gold

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Название Die Blutsippe
Автор произведения Mona Gold
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847688396



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Verschwinden zu tun.“ - „Ach? Und woher willst du das wissen? Hast du vielleicht Beweise? Ich dachte, dass sogar die Polizei sie im Verdacht hat, an Adeles Verschwinden beteiligt zu sein.“ Mit einem hämischen Grinsen schaute sie die Haushälterin von der Seite an. Das war ja nicht zu fassen. Jetzt verdächtigte man sie hier ganz ungeniert, ohne sie überhaupt zu kennen. Anna betrachtete das Mädchen neben sich genauer. Sie mochte vielleicht um die 20 Jahre alt sein, hatte dünne dunkelblonde, schulterlange Haare, die ihr in fettigen Strähnen am Kopf zu kleben schienen, blassgraue Augen und ein nichtssagendes Äußeres.

      Jetzt verzog sich ihr Gesicht zu einer hässlichen Grimasse. „Ein Motiv hat sie ja schließlich. Alleinige Herrin über Burg Rittertal zu sein. Wenn das kein Grund ist, jemanden zu töten!“ Ein lauter Knall ertönte. Johann, der Burgverwalter, hatte mit der flachen Hand auf den Tisch geschlagen. „Jetzt reicht es! Erstens ist Adele noch nicht tot! Ich gehe fest davon aus, dass die Polizei sie bald gesund und munter finden und zurück nach Hause bringen wird. Zweitens ist es eine Unverschämtheit, einen Gast mit solch unglaublichen Unterstellungen zu behelligen. Und drittens ist jemand so lange unschuldig, bis seine Schuld bewiesen ist.“ Wütend funkelte er in Jessicas Richtung. Die lief knallrot an, senkte den Kopf und starrte schweigend auf ihren Teller. Alle hatten mittlerweile aufgehört zu essen und betrachteten sie entsetzt. Alma legte sachte ihre Hand auf Annas Schulter. Eine Geste, die sie nicht unbedingt versöhnlicher stimmte. „Anna, es tut mir Leid. Ich möchte mich bei dir in aller Form für Jessicas Benehmen entschuldigen. Normalerweise wird hier Gastfreundschaft groß geschrieben, aber seit Adeles Verschwinden ist hier alles aus den Fugen geraten.“ - „Schon gut.“

      Anna war ein bisschen unsicher, wie sie reagieren sollte. Klar, eine solche Anschuldigung war unmöglich… Aber andererseits könnte das hier, sofern sie sich zum Bleiben entschied, ihr neues Zuhause werden. Und ein neues Leben in einem neuen Zuhause gleich mit solch einem schlechten Start beginnen… Doch schien die Haushälterin da anderer Meinung zu sein, denn sie schüttelte energisch den Kopf. “Nein, nein, so einfach ist es nicht. Nach Adeles Rückkehr werde ich mit ihr über Jessicas Verhalten sprechen.“ Der Ton der Haushälterin machte deutlich, dass sie keine Widerrede duldete. Tröstend strich sie über Annas Schulter. Dabei meinte sie es vielleicht zu gut, wie auch immer, jedenfalls rutschte Annas Blusenkragen ein wenig zur Seite und gab den Blick auf die hässliche Bisswunde an ihrem Hals preis. Die beiden großen Löcher hatten sich innerhalb einer halben Stunde stark entzündet und schmerzten auch, so wie sie aussahen!

      Alma stieß einen spitzen Schrei aus und schlug entsetzt die Hand vor den Mund. Wortlos schüttelte sie den Kopf. Auch das Gesicht des Burgverwalters, der in ihrer Nähe saß, war leichenblass geworden. Er schluckte mehrmals. Anna kamen die Worte Leos in den Sinn. Würde sie etwas von dem Blutsauger sagen, würde man sie für verrückt erklären. Und das war ebenfalls taktisch unklug für den Fall, dass sie sich dazu entschied, hier zu bleiben. „Es ist nichts. Wahrscheinlich war das nur eine besonders aggressive Mücke.“ - „Es sind aber zwei Einstiche.“ Jessica hatte ihre Zurechtweisung schnell weggesteckt und sich vorbeugt, um besser die andere Seite von Annas Hals sehen zu können. Erschreckt fuhr Almas Hand an Annas Hals und zog den restlichen Teil des Blusenkragens zur Seite. Anna beobachtete sie dabei aus den Augenwinkeln. Für einen Augenblick schien es, als würde Alma förmlich vor Schreck erstarren. Deutlich konnte Anna beobachten, wie sich die Haushälterin mühevoll zusammenriss und versuchte ihre Fassung zurückzugewinnen.

      „Nein, nein. Das ist nicht weiter schlimm. Das sind die Mücken. Um diese Jahreszeit sind sie sehr aggressiv.“ - „Aber es sind doch deutlich zwei Einstiche zu sehen!“ Jessica beharrte auf ihrer Meinung. „Das war bestimmt ein V..!“ Erschreckt biss sie sich auf die Lippen und schaute verstohlen in die Runde. Die Gesichter aller anderen am Tisch wirkten wie versteinert. Zumindest fast aller anderen. Das andere junge Mädchen, Anna vermutete, dass es sich um das zweite Hausmädchen handelte, grinste über das Gesicht. „Du wolltest Vampir sagen, oder? Komm schon! So viele Worte gibt es in diesem Zusammenhang ja wohl nicht, die mit „V“ anfangen.“ Mit einem spöttischen Grinsen betrachte sie Jessica. Die starrte wieder schweigend auf ihren Teller, während die Andere nur lachend ihren Kopf zurückwarf. „Hast du das gehört, Markus? Die glaubt echt an Vampire!“ Mit einem verliebten Lächeln legte sie dem jungen Mann neben sich eine Hand auf die Schulter. Mit der anderen spielte sie mit ihren kinnlangen, blonden Locken.

      Der junge Mann neben der jungen Frau wirkte angespannt und schaffte es nur mühevoll zu lächeln. Scharf Luft holend lehnte er sich zurück und schob dabei wie zufällig die Hand des Mädchens von seiner Schulter. Lauernd beobachtete er Jessica. „Ja, das ist allerdings sehr lustig.“ Nur lachte er dabei nicht. Genau wie alle anderen ebenfalls nicht. Es herrschte eine angespannte Atmosphäre am Tisch. Jeder starrte Jessica an. Anna fühlte sich zunehmend unwohl. Die Worte des jungen Mannes, der eben Markus genannt wurde, rissen sie aus ihren Gedanken. „Ich bin übrigens Markus – wie du ja schon gehört hast. Und das neben mir“, er deutete auf die junge Frau mit dunklen Haaren und Augen, die neben ihm saß, „ist meine Schwester Elena, genauer gesagt meine kleine Schwester. Wir sind Zwillinge und ich bin eine Stunde älter.“ Anna betrachtete die beiden genauer. Eine Ähnlichkeit war unverkennbar. Beide waren braungebrannt, hatten dunkle kurze Haare, fast schwarze Augen und wirkten wie einander aus dem Gesicht geschnitten. „Und das ist Andy.“ Er deutete mit einem Kopfnicken in Richtung des zweiten jungen Mannes am Tisch, der bei seiner Vorstellung nur kurz von Jessica aufsah und Anna mit einem flüchtigen Lächeln kurz zunickte. Dabei fiel ihm eine nussbraune Locke seiner wilden schulterlangen Haarpracht ins Gesicht. Die Art und Weise wie er sie sich wieder aus dem Gesicht streifte, verriet Anna, dass er sehr wohl wusste wie gut er aussah.

      „Und ich bin Julia.“ Die Stimme der Blonden unterbrach Annas gedankenverlorene Beobachtung des jungen Mannes namens Andy. „Nachdem ich mich letzten Monat erfolgreich beworben habe, bin ich nun das Lehrmädchen von Adele.“ Sie wollte eigentlich noch weiter sprechen, wurde aber von einem übertrieben künstlichen Husten unterbrochen. Wütend schaute sie in die Richtung, aus der die Unterbrechung kam. „Erfolgreich beworben ist gut!“ Mit hochgezogenen Augenbrauen und einem provozierenden Lächeln schaute Andy sie an. „Hältst du wohl den Mund!“ Erbost schlug Julia mit der Hand auf den Tisch. Mit der anderen angelte sie nach der erstbesten Schale, die sie erreichen konnte, und warf sie mit einem Wutschrei nach Andy. Der wich geschickt aus, so dass ihn die Schale mit dem Rote-Beete-Salat verfehlte. Die Wand hinter ihm jedoch hatte weitaus weniger Glück. Nach dem klirrenden Aufprall der Glasschale ergoss sich nun ein saftiger Salatbrei über die Wand und färbte die Tapete in ein herrliches Dunkelrot. „Wollt ihr wohl aufhören! Ein solches Verhalten dulde ich nicht!“

      Die laute Stimme des Burgverwalter übertönte und stoppte jegliches Gezanke. Jedoch nur für kurze Zeit. Denn Julia schaute sich nur kurz zu Johann um und nahm dann achselzuckend die nächste Schüssel, um sie weiter auf Andy abzufeuern. Der wich nur geschickt aus, warf aber seinerseits nichts zurück. Als sie die dritte Schale greifen wollte, hielt Markus Julia die Hände fest. „Es reicht. Bis auf Anna wissen hier alle, wie du an deine Lehrstelle gekommen bist. Wir alle, auch du, haben versprochen, nicht darüber zu reden. Also halte dich auch daran und verdreh nicht noch die Tatsachen! Und jetzt mach den Dreck weg!“ Vorsichtig ließ er ihre Hände los, stets darauf gefasst, dass sie wieder ausflippte. Doch da kannte er Julia schlecht. Mit einem zuckersüßen Lächeln erhob sie sich und wandte sich zum Gehen. Bevor sie den Raum verließ, drehte sie sich noch einmal um. „Ich denke gar nicht daran, das sauber zu machen. Fürs Putzen bin ich nicht eingestellt worden. Dafür gibt es andere, z. B. deine Schwester. Die arbeitet hier doch als Hausmädchen.“ Mit einem lauten Knall flog die Tür ins Schloss.

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