Demenz in der Lebensmitte. Hanns Sedlmayr

      2015 Baden

      Es ist ein heißer Sommer. Fides leidet unter der Hitze. An einem Sonntag verbringe ich den ganzen Tag an der Isar und kühle mich halbstündig in dem kühlen Isarwasser ab. Am Montag, zurück bei meiner Frau, packt mich ein schlechtes Gewissen. Sie hat von der Hitze rote Backen und ist nass von Schweiß. Am Abend setze ich sie in den Rollstuhl und fahre mit ihr zu einem nahegelegenen See. Ich fand ihren Badeanzug, der passt aber nicht mehr, wir fahren deshalb zu dem Teil des Sees, an dem Nacktbaden erlaubt ist. Ich fahre mit dem Rollstuhl nahe an den See. Im Rollstuhl sitzend ziehe ich sie aus, als ich ihr Windel ausziehe beäugt mich eine Dame misstrauisch.

      Wir gehen nackt ein paar Schritte ins Wasser. Ich halte sie an beiden Händen und ziehe sie hinter mir her. Was die körperlichen Formen meiner Frau betrifft, so fallen sie nicht auf, Damen mit Hängebauch und Hängebusen sind in großer Anzahl anzutreffen.

      Wir schreiten langsam ins Wasser. Fides genießt das kühle Wasser, sie schaut mich mit einem zufriedenen Lächeln an.

      Ich las einmal, dass man Schwimmen nicht verlernt, auch wenn man es lange nicht mehr ausgeübt hat. Als ich bis über die Brust im Wasser bin, bleibe ich stehen und fordere sie auf zu schwimmen. Ich gehe noch einen Schritt tiefer ins Wasser und ziehe sie an den Händen mit, sie verliert jetzt den Boden unter den Füßen und ich lasse ihre Hände los.

      Sie geht wie ein Stein unter. Ich gehe wieder einen Schritt näher und bekomme sie unter der Achsel zu fassen und ziehe sie aus dem Wasser. Sie hat viel Wasser geschluckt und hustet lange.