To Make Your Heart Remember Me. Isabella Stone

Читать онлайн.
Название To Make Your Heart Remember Me
Автор произведения Isabella Stone
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750271654



Скачать книгу

lustig.

      „Du hast mir vorhin nicht gesagt, wann wir bei Logan sein sollen“, erinnert Kasia mich später im Auto.

      „Logan hat uns die letzten zwei Termine heute Abend freigehalten. Danach hat er uns eingeladen, noch mit ihm und den anderen etwas trinken zu gehen.“ Seit Wochen reden wir über den Termin bei Logan, ich kann wirklich nicht verstehen, warum sie mich schon wieder danach fragt.

       Er ist Kasias Tätowierer der ersten Stunde. Nicht nur die kleinen Herzen an unseren Handgelenken sind von ihm, auch alle anderen Körperbilder hat Logan unter Kasias Haut gebracht. Ihre zahlreichen Piercings hat eine Kollegin – Suzi – von Logan gestochen. Soweit ich weiß, arbeitet sie nicht mehr in seinem Shop, warum hat er uns nie erzählt. Kasia vermutet, dass sie gekündigt hat, weil Logan nichts von ihr wollte. Wer weiß, woran es wirklich gelegen hat. Zumindest Kasia war mit ihrer Arbeit sehr zufrieden und auch ein wenig traurig, als sie gegangen ist. Ich persönlich hatte ein wenig Angst vor ihr. Wer sticht anderen Menschen schon gern Löcher in den Körper?

      „Wirst du es heute durchziehen?“, fragt Kasia schmunzelnd, als wir in dem ersten Stau stehen. Die Fahrt nach Jersey dauert immer ewig, aber Freitagabend ist es besonders anstrengend. Bereits jetzt ärgere ich mich, dass wir nicht mit dem Zug gefahren sind.

       Kasias Frage ist berechtigt, denn bisher ist das kleine Herz unserer Freundschaft mein einziges Tattoo. Es liegt nicht etwa daran, dass mir das Motiv fehlt, Logan arbeitet schon seit Monaten daran. Ich bin einfach ein Angsthase.

      „Wir werden sehen“, erwidere ich knapp. „Logan meint, er hätte das Bild endlich perfekt gemacht.“ Schulterzuckend blicke ich wieder auf die Straße. Ich will darüber nicht reden und hoffe, dass Kasia es versteht und mich in Ruhe lassen wird.

      „Wir hätten den Wagen stehen lassen sollen“, schnauft sie wenig später und öffnet das Fenster. „Jedes Mal das Gleiche mit dir.“ Gespielt sauer blickt sie mich von der Seite an.

      „Und wie bitte wollen wir nachher noch nach Hause kommen, wenn wir ohne Auto unterwegs sind?“

      „Ach komm, du könntest doch ruhig eine Nacht in Jersey verbringen!“ Kasia schüttelt lachend den Kopf, als mein Handy klingelt. Sie schnappt es sich, leitet den Anruf auf die Freisprechanlage meines Subaru um.

      „Hey, Logan!“, trällert sie und klimpert übertrieben mit den Wimpern. Wenn er sie sehen könnte, würde er mit den Augen rollen und sie würde ihm den Mittelfinger zeigen. Eine Geste, die sie sich angewöhnt hat, nachdem sie mal wieder ein neues Buch verschlungen hat.

      „Wo bleibt ihr?“, ertönt die tiefe Stimme des Tätowierers. Kein Wort der Begrüßung, mit solchen Kleinigkeiten hat er sich noch nie aufgehalten.

      „Ähm, naja …“, stottere ich.

      „Babe, sag mir bitte nicht, dass ihr wieder das Auto genommen habt! Ihr werdet noch ewig brauchen. Hinter dem Holland Tunnel gab es einen Unfall.“

      „Keine Panik, wir sind schon durch den Tunnel. Uns macht nur der Berufsverkehr zu schaffen.“ Ich höre sein Schnaufen bereits, bevor er es überhaupt gemacht hat.

      „Ich habe es euch gleich gesagt! Nächstes Mal treffen wir uns erst Samstag, dann brauche ich nicht immer einen Kunden verschieben, wenn ich dann doch wieder auf euch warten muss“, schimpft er vor sich hin. Kasia fällt es sichtlich schwer, ein Lachen zu unterdrücken. „Na gut, hilft ja nichts. Vince und ich besorgen etwas zu Essen. Und du, Babe, drückst ein bisschen mehr auf Gaspedal.“ Und schon ist der Anruf wieder unterbrochen. Typisch Logan, kein Hallo, kein Tschüss. Er redet nur das Nötigste.

      „Warum nennt er dich immer noch Babe? Sagtest du nicht, du hättest alles mit ihm geklärt?“ Kasia grinst mich an. Sie weiß genau, dass ich mit Logan gesprochen habe.

      „Habe ich. Aber was soll ich sagen? Er macht was er will und es macht ihn verrückt, dass er mich nicht haben kann.“ Ich zucke die Schultern. Noch ein Thema über das ich heute nicht sprechen will. Schwer schlucke ich, schiebe die Gedanken an Logan in eine hintere Ecke meines Kopfes. Man soll nicht über verpasse Chancen nachdenken, das gibt nur Falten.

      Kapitel II - Kasia

      Dunkel ist es in meiner Wohnung. Heute lasse ich die Dunkelheit regieren, wenngleich ich es sonst nicht leiden kann, nicht richtig sehen zu können. Aber heute ist alles anders. Ich muss nicht einmal den Drang unterdrücken, Licht zu machen, er ist nicht da. Mein Handy hört in meiner Hand nicht auf zu vibrieren. Hayley muss immer wieder die Wahlwiederholung drücken, nachdem ich sie vorhin einfach weggedrückt habe.

       Seit zehn Minuten lehne ich jetzt schon an meiner Wohnungstür, die Tränen sind getrocknet, mein Hals ist zum Zerreißen rau.

       Schnaufen stoße ich mich von der Tür ab, gehe rüber ins Wohnzimmer, schmeiße meine braune Ledertasche auf den Sessel in der Ecke am Fenster und gehe weiter in mein angrenzendes Schlafzimmer. Mit routinierten Bewegungen entkleide ich mich vollständig, tapse nackt in das Badezimmer auf der anderen Seite der Wohnung. Wie abwesend lasse ich mir ein heißes Bad ein, der Spiegel beschlägt fast sofort. Vielleicht wäre eine kalte Dusche besser? Um mich wieder zu fassen?

      Dieser eine Satz in dem Schreiben hat mein Leben völlig aus den Fugen gerissen. Erst, als ich die Zeile gelesen habe, habe ich realisiert, was auf mich zukommt. Habe erst vorhin begriffen, wie schwer nun die Realität, welches Gewicht der Wahrheit auf mir liegt. Schon wieder.

       Heute kann ich nichts mehr unternehmen. Heute kann ich niemanden mehr anrufen. Ich WILL heute niemanden mehr anrufen.

      Erneut vibriert mein Handy, ich höre es bis ins Badezimmer. Kurz darauf ertönt der Rufton meines Festnetzanschlusses – der Anrufbeantworter wird sich darum kümmern.

       „Hier ist Kasia Myers, ich bin nicht zu erreichen, hinterlass eine Nachricht, vielleicht melde ich mich“, höre ich meine Stimme. Danach ein Piepen.

       „Kasia, verflucht noch eins! Geh an dein verschissenes Telefon! Wir müssen darüber reden! Es bringt uns gar nichts, wenn du dich jetzt in einem Schneckenhaus versteckst! Falls man das Loch, was du Wohnung nennst, so sehen will.“ Ja, meine beste Freundin gibt nicht auf.

      Bei ihren Worten muss ich schmunzeln, denn meine Wohnung ist wirklich ein Loch. Zumindest im Vergleich zu New York und was wir dort hatten. Aber Hayley kennt meine Bleibe gar nicht, hat mich noch nie hier besucht.

       Und ich bin nicht mehr in New York, ich bin in San Francisco, seit sechs Monaten bereits. Ich bin hier her gekommen mit einem Traum, einer Zukunft. Jetzt scheint alles zerstört. Unweigerlich, ohne, dass ich etwas dagegen unternehmen kann, wird sich alles ändern. Nichts wird sein, wie es war. Nichts wird wieder werden, wie ich es mir wünsche.

       Sollte ich vielleicht zurück gehen? In den Schoss der Sicherheit, den mir nur meine Familie und Freunde bieten kann? Soll ich zu meinen Eltern ziehen, um mir von ihnen den nötigen Trost zu holen?

      Nein, beim besten Willen nicht. Ich bleibe hier, auch wenn es bedeutet, dass ich allein den Weg bestreiten muss.

       Ich werde Mom und Dad anrufen, sobald sie ihre Familienbesuche in Europa beendet haben. Ursprünglich wollte ich sie begleiten, wollte meine schon längst vergessene Heimat besuchen. Als ich fünf geworden bin, sind wir nach New York gezogen. Dank meiner Eltern, die stolz auf ihre Herkunft sind, spreche ich nicht nur fließend Englisch, sondern auch Polnisch und Deutsch. Wer weiß, wann es mir einmal von Nutzen sein wird.

       Aber ich bin nicht mitgeflogen, denn ich habe schon einige Tage auf den Brief, der nun schwer in meiner Tasche liegt, gewartet. Dass das Schreiben bereits am Montag in meinem Briefkasten sein würde, hat mich gleichermaßen überrascht und überfordert. Es hat bis heute, Freitag, gedauert, bis ich ihn endlich geöffnet habe. Und auch nur durch Hayley, konnte ich den Brief öffnen.

      Den genauen Wortlaut werde ich nie vergessen, so gern ich das auch würde. Jeder Versuch, die Gedanken daran beiseite zu schieben erfordern viel Kraft.

       Kopfschüttelnd wickele ich mich in ein großes Badetuch ein, lasse das Wasser aus der Wanne und wische über den Spiegel am Waschbecken. Ich betrachte mich lange, mache drei Schritte nach hinten, um mehr von