Tobias, ich schreib Dir ein Buch. Angelika Nickel

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Название Tobias, ich schreib Dir ein Buch
Автор произведения Angelika Nickel
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742775689



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ins das Schlüsselkämmerlein und suchte das Schlüsselschränkchen.

      – Hier können sich sogar die Schlüssel noch verlaufen – dachte Tobias, – so groß ist hier alles. –

      Nach langem Suchen fand er endlich, nach was er gesucht hatte. Zumindest, wenn man davon ausging, dass er erst mal das Schlüsselschränkchen hatte finden müssen, um überhaupt an den Schlüssel zum Schlossdachboden kommen zu können.

      Tobias stand vor dem Schlüsselschränkchen und suchte und suchte. So viele Schlüssel auf einmal hatte er noch nie zuvor gesehen. Aber was sollte es, da musste er durch. Zum Glück stand unter jedem Schlüssel der Raum, die Tür, zu der er gehörte. Wie es nicht anders sein konnte, war es der vorletzte Schlüssel. Schnell schnappte sich der Junge den Schlüssel und begann erneut die vielen Stufen nach oben zu rennen. Als er oben ankam, fand er Schniefer mit Emilie spielend vor.

      – Klasse, der will was von mir und ich kann rennen, während er spielt, und das auch noch mit meinem

      Hund – , dachte Tobias, doch er sagte nichts. Mit zittrigen Fingern nahm er den Schlüssel und versuchte die Tür zu öffnen. Aber irgendwie wollte der Schlüssel nicht so recht ins Schloss passen.

      »Vielleicht hast Du ja den falschen Schlüssel mitgebracht.« überlegte Schniefer.

      »Nee, bloß nicht. Ich hab echt keine Lust nochmal alle Stufen runter und wieder rauf zu rennen.« stöhnte Tobias.

      »Wird Dir aber gar nichts anderes übrig bleiben, denn der Schlüssel passt nicht. Sie selbst, auf der Tür steht ganz versteckt die Nummer Dreizehn, aber auf dem Schlüssel ist die Zwölf. Hier, sieh her, Tobias, hier steht die Ziffer, darauf musst Du achten.«

      Tobias stöhnte. Jetzt konnte er tatsächlich nochmals alle Treppenstufen nach unten rennen. Das Runterrennen war ja noch nicht mal das Schlimmste, schlimm war das wieder Hochrennen-Müssen.

      Dieses Mal brauchte er auch viel länger als beim ersten Mal bis er wieder bei seinem Geisterfreund angekommen war. Denn er hatte alle Schlüssel durchsehen müssen bis er endlich die Nummer Dreizehn gefunden hatte. Aber dann hatte er ihn endlich. Als er ihn hatte, ging er langsam die Stufen hoch. Er hatte keine Lust mehr nochmals hoch zu rennen. Einmal war genug. Ein zweites Mal brauchte er dies nicht. – Aber was tut man nicht alles für einen Geist –, dachte Tobias, während er mit müden Beinen die vielen Stufen erneut hoch lief.

      Kapitel 9: 13, der Schlüssel passt

      Schniefer war ganz glücklich, als er sah, dass es dieses Mal der richtige Schlüssel war.

      Tobias drehte den Schlüssel im Schloss und schon sprang die Tür auf.

      Wie bereits im Keller, drang ihm miefiger, abgestandener Geruch entgegen.

      »Na, dann lasst uns mal hineingehen.« Dabei sah er seinen Hund und seinen Geisterfreund an.

      Emilie war schneller hinter der Tür verschwunden, als die ungleichen Freunde hatten sehen können. Schnell folgten sie dem Hund.

      Der Schlossdachboden wurde mit ganz wenig Licht durchflutet, wie es eben nun mal Dachböden so an sich hatten.

      Schniefer hatte gar keine Schwierigkeiten sich den Lichtverhältnissen anzupassen, immerhin war er ja ein Geist.

      Auch für Emilie, deren Hundeaugen sich sofort dem Dämmerlicht anpassten, hatte keine Schwierigkeiten in dem wenigen Licht zu sehen.

      Tobias allerdings musste sich sehr anstrengen, um überhaupt auch nur etwas sehen zu können. Für ihn dauerte es eine geraume Weile bis er endlich wieder so sehen konnte, dass das Wort – Sehen – auch seiner Aussage gerecht wurde.

      Eigentlich hätten Tobias und Schniefer nun annehmen können, dass Emilie ihnen den Geheimgang gezeigt hatte. Aber denkste. Emilie war mal so gar nicht der Meinung zur Zufriedenheit aller geschnüffelt zu haben. Was lag da also nahe, als dass sie weiter schnüffelte? Sie begann erneut loszurennen. Tobias und Schniefer auch sofort hinterher.

      Emilie hatte die Dachluke erreicht. Im gleichen Moment rief Tobias: »Nicht, Emilie, nicht! Blieb da weg, das ist ein Fenster...« doch Tobias war mit seiner Warnung noch nicht zu Ende, da war es auch schon passiert.

      Emilie hatte ihren kleinen Hundekopf schnüffelnd zur Dachluke hingestreckt, die sich hier oben leider in Kopfhöhe des kleinen Hundes befand. Das Fenster gab quietschend nach, Emilie drückte ihren Kopf hindurch, .. und …, im nächsten Moment war Emilie verschwunden.

      »Oh nein, nicht! Emilie! Jetzt ist sie zum Fenster rausgefallen. Oh, Emilie!«, schrie und weinte Tobias gleichzeitig. Ausgerechnet zum Dachbodenfenster musste sie rausfallen. Hätte sie nicht aus dem Fenster im Erdgeschoss fallen können? Das hätte sie wenigstens überlebt. Tobias stand wie angewurzelt da und heulte. Er heulte so jämmerlich und wehklagend, wie ein Schlossgespenst es hätte nicht besser machen können. Sogar Schniefers Schniefen stand Tobias´ Weinen in nichts hintennach.

      Dieses Mal war es an Schniefer zu handeln. Vorsichtig spähte er durch die Dachluke, durch die kurz zuvor der kleine Hund verschwunden war. Er war baff erstaunt, über das, was er zu sehen bekam. Seine Geisterhände hielten die Luke offen, vor lauter Angst, dass sich ansonsten das Dahinter verändern könnte. Seinen Geisterkopf drehte er zu Tobias und rief: »Komm her, hier geht’s nicht abwärts. Dein Hund, Deine Emilie, sie hat den Geheimweg gefunden! Schnell, komm her, damit wir ihr folgen können. Sie sitzt schon dort und wartet auf uns. Auf jetzt, Tobias!«, rief der kleine Geist ganz freudig und ungeduldig zugleich. Hatte er doch schon befürchtet am Tod der kleinen hilfsbereiten Emilie schuld zu sein.

      »Wie? Emilie lebt? Wie ist das möglich? Kein Runter, dort hinter dem Fenster. Dafür ein Geheimgang. Mann, bin ich beruhigt. Ja, Schniefer, dann lass uns gehen, aber warte bitte auf mich. Nicht, dass Du auch noch verschwindest und ich dann hier ganz alleine rum steh.« Schnell rannte Tobias zu Schniefer und lugte durch die offen gehaltene Luke. Auch Tobias konnte nicht glauben, was seine Augen zu sehen bekamen. Hinter der Luke hatte sich eine neue, eine ganz fremde Welt aufgetan.

      – Die Luke, sie ist bestimmt eine Geheimtür zu einer anderen Welt. –Sich bei diesen Gedanken ertappend, dachte Tobias – Was für ein Blödsinn, wie kann eine Luke ein Geheimtür sein? Wenn, dann wird’s wohl eine Geheimluke sein. –

      Tobias krabbelte durch die Luke. Gleich hinterher kam auch schon Schniefer. Emilie rannte ihnen freudig entgegen. In ihrer kleinen Hundeherzfreude schleckte sie die beiden ungleichen Freunde ab. Dann fiepte sie, als wollte sie den beiden etwas zeigen.

      Beide sahen den Hund fragend an.

      »Dann zeig uns,was du uns zeigen willst.« Tobias gab Emilie einen kleinen Klaps auf den Hundepopo und schon ging´s weiter.

      Emilie rannte durch den rotgetönten Raum. Sie schnupperte hier und roch dort. Überall standen eigenartige Statuen, gerade so, als wenn sie bei den Indianern gelandet wären, herum.

      Je näher sie in den Raum eindrangen, desto mehr drangen musikalische Geräusche an ihre Ohren. Jedoch hörte es sich weniger nach Liedern, denn mehr nach Sprechgesang an.

      »Das ist eine Beschwörung, Tobias. Wir sind in irgendeine Sitzung reingeplatzt, oder sind gerade dabei es zu tun. Hoffentlich sind wir jetzt nicht sonst wo gelandet...« mutmaßte der Geist.

      »Sonst wo? Was meinst Du damit, Schniefer?« Tobias ahnte Böses.

      »Es kann die Geisterebene sein, aber auch, ach darüber will ich gar nicht nachdenken und reden schon gar nicht. Vielleicht sollten wir einfach wieder zurückgehen und fertig. Wenn wir Glück haben, dann hat ja noch niemand unser Hier sein bemerkt.«

      »Schniefer, jetzt mach aber mal einen Punkt.« sagte Tobias und Schniefer nahm ihn beim Wort. Auf der Stelle blieb der Geist stehen und drehte sich auf ein und der gleichen Stelle, um dabei einen Punkt zu machen, zumindest diesen geisterhaft darzustellen.

      »Was soll das, was machst Du da, Schniefer?«

      »Einen Punkt. Du hast doch gesagt, dass ich einen Punkt machen soll.« versuchte