Tobias, ich schreib Dir ein Buch. Angelika Nickel

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Название Tobias, ich schreib Dir ein Buch
Автор произведения Angelika Nickel
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742775689



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um ihn herum löste sich auf, verschwand und vor Tobias stand ein Junge, der ungefähr zehn Jahre alt gewesen sein könnte. Zumindest nach Tobias´ Altersschätzung, von der man aber wusste, dass Tobi nicht unbedingt ein guter Schätzer von Jahren war...

      Da Schniefer jedoch alles aus seiner Vergangenheit vergessen hatte, wusste er auch nicht wie alt er war, als er starb. Das waren alles Dinge, die sie herausfinden mussten. Unbedingt sogar. Deswegen war es um so wichtiger, dass sie ganz schnell Tobias´ Zimmer aufräumten, denn wäre das erst erledigt, dann hätten sie Zeit, sich der Vergangenheit, Schniefers Vergangenheit anzunehmen und sich mit dieser zu befassen.

      Kapitel 7: Auf der Suche nach Schniefers Vergangenheit

      Schniefer, der sehr wohl verstand was Freundschaft ausmachte, drückte sich kein bisschen davor Tobias beim Auspacken und Einräumen zu helfen. Vor allem hatte er Tobias etwas voraus, denn Geister hatten keine Gewichtsprobleme, sogar doppeldeutig gesehen hatten sie dies nicht. Es machte Schniefer mal so gar nichts aus die schweren Kisten auszuräumen und alles in die Schränke zu verfrachten. Auch essen konnte er soviel wie er wollte, ohne auch nur ein Geistergramm zuzunehmen.

      Tobias, der das mal als absolut toll empfand, stand nur noch da und delegierte. Er sagte dem Geist nur noch wohin er was packen sollte und schon war alles verstaut. Es dauerte nur ein paar Geisterminuten und schon war in Tobias´ Zimmer alles so, wie er es wollte. Das Ganze ging so schnell, dass Tobias immer noch befürchtete zu träumen. Denn das wäre dumm, wäre dies alles nur ein Traum, dann würde die Arbeit immer noch an ihm hängen, wenn er erwachen würde.

      Als der Geist mit Tobias´ Ausräumpflichten zu Ende war, auch alles in Schränken und Schubladen, sowie auf den Regalen, verstaut war, konnten sie sich endlich Schniefers Problem zuwenden. Sie mussten unbedingt herausfinden was es mit Schniefers Vergangenheit auf sich hatte.

      So überlegten sie, was sie tun konnten, bei und auf der Suche nach Schniefers Vergangenheit.

      Sie saßen auf Tobias´ Bett. Beide hatten sie ihre Arme auf ihren Beinen verschränkt und dachten nach. So angestrengt, dass ihre Stirnfurchen zum Vorschein kamen.

      Schniefer, der mittlerweile richtig schön sichtbar war, zumindest für Tobias, konnte jedoch nicht ganz sein Geisterdasein verheimlichen. Auch, wenn er unterdessen sichtbar war, so konnte er seine Durchsichtigkeit doch nicht so ganz verschweigen. Schniefer war durchsichtig sichtbar.

      Tobias, der der Meinung war, dass der Geist nicht nur in einem Geisterhemdchen da sitzen konnte, gab ihm aus seinem Schrank eine alte Jeans, ein rotes Shirt, nur auf Socken und Schuhe wollte Schniefer dennoch verzichten. Ab diesem Moment war der Geist zwar gekleidet wie ein Junge, blieb aber dennoch ein Geist. Außerdem hatte er grundsätzlich nackte Füße, so dass er immer nur barfüßig durch die Gegend geisterte.

      »So siehst Du gut aus, Schniefer. Und wenn Dich tatsächlich jemand zufällig sehen kann, dann wird niemand erkennen, dass Du ein Geist bist. Nur, wenn meine Mutter Dich sehen kann, und sieht, dass Du ohne Schuhe und Strümpfe rum läufst, dann gibt’s Ärger mit ihr, das kann ich Dir jetzt schon sagen, ich spreche da nämlich aus Erfahrung. Deswegen, versteck´ Dich, wenn meine Mutter im Anmarsch ist.«

      »Die wird mich schon nicht sehen, weil ich das auch gar nicht will. Was wäre ich für ein Geist, wenn mich jeder sehen könnte?« Schniefer stand vor Tobias und kasperte vorm ihm herum.

      Tobias hatte allerdings für Schniefers Kapriolen mal so keine Geduld. Er wollte endlich etwas über Schniefer herausfinden.

      »Weshalb hat man Dich denn all die Jahrhunderte im Keller eingesperrt? Weißt Du wenigstens das?« Tobias hatte sich vor den Geist gestellt, dabei war Tobias nicht unbedingt sehr viel größer als der Geist, wenn er überhaupt größer war, dann nur etwa um die Länge eines Zahnstochers, mehr aber wirklich nicht.

      »Vierhundert Jahre, Tobias, vierhundert Jahre, war ich in dem Keller eingesperrt.« stellte Schniefer richtig und wurde von Tobias unterbrochen.

      »Komisch, dass Du das noch so genau weißt, aber ansonsten alles ohne Erinnerung ist. Wieso, ist das bei Geistern so?« Tobias sah den Geist nicht verstehend an.

      »Das weiß ich nicht, Tobias. Das ist ja auch für mich das erste Mal, dass ich ein Geisterleben führe. Und was Dich angeht, ich habe nie zuvor mit Menschen Kontakt gehabt, denn es ist vor Dir noch nie einer zuvor in den Schlosskeller gekommen. Weshalb auch, hier hat es sehr viele Zimmer, wozu brauchten sie da auch noch den Keller? Nur, dadurch, dass niemand auch nur jemals in den Keller gekommen ist, war es mir auch unmöglich aus diesem herauszukommen. Nur Du, Tobias, nur Du hast Dich getraut in den Keller zu gehen. Und dafür bin ich Dir auch sehr dankbar, ganz gleich was wir übe mich herausfinden werden.« erklärte der Geist seinem neuen Menschenfreund.

      »Dabei hätte ich mich sogar in dem großen Kellerlabyrinth beinahe noch verlaufen. Doch dann habe ich eine Ratte gesehen...«

      »Esmeralda...«

      »Wie bitte? Was hast Du gesagt?« Tobias von de Ströhm sah den Geist überrascht an. Kannte er die Ratte etwa?

      »Esmeralda. Die Ratte, es war Esmeralda. Sie ist genau aus diesem Grund in Deinen Weg gerannt, damit Du wieder hinausfindest.«

      »Wie das, Schniefer?«

      »Weil ich sie darum gebeten habe...«

      »Du? Aber wie kannst Du Dich denn mit der Ratte verständigen?« Tobias sah den Geist total überrascht an.

      »Hör mal, Tobias, was wäre ich denn für ein ungeistlicher Geist, wenn ich mich nicht mit den Tieren unterhalten könnte?! Was meinst Du, weshalb Dein Hund nicht in den Keller wollte?«

      »Weiß nicht. Weil sie keine Keller mag?«

      »Ja, das vielleicht auch, aber das musst Du besser wissen als ich, denn immerhin ist es ja Dein und nicht mein Hund. Aber Fakt ist, dass ich ihr gesagt habe, dass sie bloß von mir fern bleiben soll. Und genau das war der Grund, weshalb sie eigentlich gar nicht in den Keller wollte. Nun müssen wir das natürlich wieder richten, denn es kann ja auch nicht sein, dass der Hund meines Freundes vor mir Schiss hat. Also, bevor wir uns nachher auf die Fersen machen, hol´ste Deinen Hund und wir klären ihn auf, oder willst Du ihn nicht mitnehmen?« Schniefer sah Tobias fragend an.

      »Ich kann Emilie mitnehmen, tatsächlich? Oh, das ist ja super! Nein, ich will sie auf gar keinen Fall hier lassen. Nur, wenn Du sagst, dass wir gehen müssen, wohin müssen wir denn?«

      »Wir müssen zu denen, die uns sagen können, wer uns, mir, etwas über meine Vergangenheit sagen kann, und die zu finden, das wird gar nicht so einfach sein, denn zuerst müssen wir erst einmal den Weg zu denen finden, aber wo der ist...«

      »Hör mal, wenn Du doch so genau weißt, was zu tun ist, warum hast Du das denn bisher noch nicht selbst getan?«, wollte Tobias von seinem Geisterfreund wissen.

      »Ganz vergessen, dass ich im Keller eingesperrt war, und das über vier Jahrhunderte?«

      »Ach, ja, natürlich.« Tobias sah den Geist entschuldigend an.

      »Und dann will ich Dir mal noch `was sagen: Wenn wir zwei Figuren in einem Buch wären, dann wäre das mit Sicherheit stinklangweilig wenn nicht mal bald was passieren würde. Action, verstehst Du.« sagte der Geist ungeduldig. Er wollte jetzt endlich mit der Suche nach seiner Vergangenheit loslegen.

      »Du erzählst vielleicht einen Geisterunsinn. Wenn wir Figuren in einem Buch wären, dann bräuchte man auch erst mal eine Einleitung und müsste sich zum Wesentlichen erst mal vorschreiben oder hinlesen, außerdem wären wir möglicherweise mal gerade bei der 30. Seite angekommen, mehr auch nicht. Und dass es bisher langweilig sein mg, das liegt doch mehr an Dir als an mir. Du weißt doch nicht wer Du bist, noch wie wir zu dem Wissen gelangen...«

      »Und wer hat zuerst all seinen Mist aus- und wegräumen müssen? Ich oder Du?« Schniefers Stimme klang leicht gekränkt.

      »Was hältst Du davon, Schniefer, wenn wir uns jetzt nicht streiten, sondern mal nachdenken, wen wir nach Dir fragen könnten?«, versuchte