Der Tod zwischen den Inseln. George Tenner

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Название Der Tod zwischen den Inseln
Автор произведения George Tenner
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750279308



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Auskunft bei den beiden Männern auf Unverständnis stieß. Deshalb fuhr er fort: »Die Bundesrepublik Deutschland, und das Land Mecklenburg-Vorpommern.«

      »Warum wollen die es nicht selbst so herrichten, dass es ordentlich verwendbar ist?«, fragte Taabu Zahran, der bisher geschwiegen hatte.

      »Das ist eine Investitionsfrage. In diesem Falle ist man an privaten Investoren interessiert.«

      Limas wechselte mit Zahran vielsagende Blicke.

      »An welche Summe hat der Staat gedacht, für eines dieser Häuser zu erzielen?«, fragte Limas.

      »Fünf Millionen Euro«, sagte Schröder.

      Zahran atmete hörbar aus. »Gehen wir ein Stück«, sagte er.

      Die kleine Kavalkade setzte sich langsam in Richtung Haus zwei in Bewegung. Schröder erläuterte bildreich, welch ein interessanter Bau das doch sei, und was für Möglichkeiten er böte, in dieser exponierten Lage. Das reiche vom Hotelbau bis zu, an dieser herausgehoben Strandlage, sehr begehrten Eigentumswohnungen.

      Als sie am Haus zwei ankamen, fragte Limas: »Haben wir die Möglichkeit, die Räumlichkeiten innen zu besehen?«

      »Selbstverständlich«, sagte Schröder. »Die Schlüssel« er sah seine Sekretärin herausfordernd an.

      Die Frau stellte die Tasche auf ihren angewinkelten Oberschenkel, öffnete sie, und nahm ein Bund heraus, an dem verschiedene Schlüssel hingen. Sie schloss die provisorische Absicherung des Hauses auf. Die Männer gingen hinein. Überall fehlten Teile des Putzes. Auch die Fenster, die teilweise eingeschlagen worden waren, hatte man nicht ersetzt, manche jedoch einfach mit Brettern vernagelt.

      »Fünf Millionen Euro«, sagte Limas langsam. »Glauben Sie wirklich, eine solche Summe erzielen zu können?«

      »Bedenken Sie, welch große Grundfläche Sie dafür bekommen«, sagte Schröder.

      Limas schaute zu Taabu Zahran. Niemand, außer ihm, würde erkennen können, was der Massai jetzt dachte. »Für den Fall, dass sich Kiliwhite Ltd. auch nur im Ansatz damit beschäftigen soll, müssten sie schon ihr Angebot deutlich nach unten verhandelbar präzisieren.« Er drehte sich um, und ging, im Gefolge der Kavalkade, zum Eingang zurück.

      »Im Augenblick kann ich Ihnen kein günstigeres Angebot machen, bin jedoch sicher, dass sich nach Rücksprache mit dem Auftraggeber noch ein wenig Spielraum erreichen kann.«

      Während des Rückweges machte Hector Limas den Immobilienmakler auf weitere Probleme am Haus aufmerksam.

      »Wären Sie so freundlich, uns ein Taxi zu rufen?«, fragte er. Der Makler schloss das Haus wieder ab.

      Der Makler telefonierte kurz.

      An den Fahrzeugen angekommen, tauschten sie noch einige allgemeine Floskeln über Binz, Rügen im Allgemeinen und die Entwicklung nach der politischen Wende in Deutschland aus. Als das Taxi kam, verabschiedeten sie sich.

      Auf der Fahrt durch Binz ließ Limas das Taxi vor einem Supermarkt halten. Er bat den Fahrer zu warten, während er und Taabu Zahran in den Markt gingen, um für die nächsten 24 Stunden Verpflegung einzukaufen. Überall wo der lange Massai auftauchte, begleiteten ihn neugierige, manchmal feindselige Blicke. Er schien es nicht zu bemerken. Das aber war ein Irrtum. Taabu Zahran spürte sehr wohl die feindselige Haltung, die ihm entgegenschlug.

      Gegen 14:00 Uhr hatten sie den Proviant an Bord der Venus verstaut. Die Venus nahm Kurs auf die östliche Ostsee.

      3. Kapitel

      Ein Jagdlager in der Nähe Massai Mara, im August 2004

      Die Gruppe bestand aus vier Männern und einer Frau, die vor wenigen Stunden mit dem Flugzeug aus Mombasa ankamen. Dort hatten sie auf Einladung Juma Chandus im Dolphin, ganz in der Nähe Mombasas genächtigt, sich am Pool des Hotels erholt. Das wichtigste Ereignis aber war für die Fünf das Hochseeangeln, das Juma Chandu organisierte. In den zwei Tagen hatten sie einen Blue Marlin, zwei Yellow Fin Tuna – Gelbflossen Thunfische, diverse Barsche, einen Karambezi und letztlich einen Delfin gefangen. Während sie die Großfische allesamt wieder in die Freiheit entließen, boten die Zackenbarsche und der Karambezi, das ist der Name für den Giant Trevally in der Bantusprache Swahili, wundervolle Mahlzeiten, die das Personal zum Teil schon an Bord hervorragend zubereitete.

      Juma Chandu verstand sein Geschäft. Schließlich gehörte ihm die Kenia-Safari & Fishing Ltd. Diese Firma rangierte bei den europäischen sowie den nordamerikanischen Reiseanbietern an einer der ersten Stellen.

      Menschen, die er zu instrumentalisieren anstrebte, erhielten stets seine individuelle Betreuung. Von diesen fünf Personen stand zumindest eine ganz oben auf der Liste Chandus. Er plante, in London eine Holding zu gründen, eine europäische, die selbst diffizile Unternehmungen koordinieren und überwachen können müsste, weitab vom Geruch eines armen Afrika. Genau dafür suchte er seit einiger Zeit schon einen geeigneten Repräsentanten. Einer der Gäste, Hector Limas, verfügte über eine ausgezeichnete Referenz eines britischen Geschäftsfreundes Chandus. Deshalb hatte der sein ausgeprägtes Interesse geweckt. Um ihn bemühte er sich während der einwöchigen Reise besonders und lud ihn ein, nach Beendigung der Safari für zwei Tage im Norfok-Tower in Nairobi, mit ihm über eine Zusammenarbeit zu sprechen.

      Die beiden Geländewagen, ein Land Rover Defender und der Toyota Land Cruiser erreichten das Zeltlager. Es war nur wenige Hundert Meter von einem Massai-Dorf entfernt aufgeschlagen, und für die Nacht, in der Wildtiere bis dicht an das Lager herankommen konnten, mit automatischen Bewegungsmeldern gesichert worden.

      »Wir nehmen jetzt einen Tee«, begann Juma Chandu seine kleine Ansprache, als alle an dem Klapptisch platzgenommen hatten. »Und dann biete ich ihnen ein besonderes Erlebnis, das sie sicher lange nicht vergessen können. Wir werden heute hier abseits der Mara Simba Lodge nächtigen, damit sie das Feeling vergangener Jagdzeiten erleben können.«

      »Was meinen Sie damit, Mister Chandu?«, fragte die einzige Frau der Gruppe, eine herbe Mittfünfzigerin, die ihre besten Jahre wohl als Kriegsreporterin, zuletzt im Jahr 2003 auf der vergeblichen Suche nach Saddam Husseins nicht vorhandenen Massenvernichtungswaffen in Irak unterwegs gewesen war. Der amerikanische Außenminister Colin Powell präsentiert Beweise für die angeblichen Massenvernichtungswaffen des Iraks vor dem UN-Sicherheitsrat. Er zeigte auch eine Kaufvereinbarung der irakischen Regierung mit der Regierung des Niger über waffenfähiges Plutonium. Beides erwies sich als Fälschung.

      Aus Protest gegen diesen durch ein Lügengestrüpp verursachten Krieges war Rhonda Irene Morken, wie sie selbst mehrfach von sich gegeben hatte, von ihrer Mission zurückgetreten und nach Brentwood, 35 Kilometer von London entfernt, zurückgekehrt. Kurz vor ihrer Abreise aus der Nähe von Mosul hatte sie ein Querschläger am Bein erwischt. Mit einem gewissen Stolz genoss sie diesen Hinweis auf ihre Tätigkeit, indem sie das rechte Bein leicht nachzog.

      »Ich meine, Mrs. Morken, das Feeling, das der englische Großwildjäger Denys Finch Hatton in der damaligen Kronkolonie Britisch-Ostafrika in den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts, als Liebhaber der dänischen Autorin und Farmerin Karen Blixen, jener Frau vermitteln konnte.«

      »Ich hatte keine Farm in Afrika. Leider. Mein Afrika waren die Kriege dieser Welt«, insistierte die Frau. »Und die Liebhaber …«

      Doch Juma Chandu ging nicht mehr darauf ein. Er machte den beiden schwarzen Dienern ein Zeichen.

      »Wer möchte, kann jetzt einen Tee trinken, denn danach werde ich sie entführen. Es ist unser vorletzter gemeinsamer Abend.« Juma Chandu machte eine Pause, während die beiden weiß behandschuhten jungen Schwarzen, die kleine Gruppe der Weißen mit Tee versorgten.

      »Der Massai Mara ist der schönste Nationalpark. Diese Region weist eine der am dichtesten bewohnten und größten Tierbestände in Afrika auf. Wir in Kenia sind stolz darauf, das unseren Gästen anbieten zu können«, fuhr Juma Chandu fort, als alle mit Tee und Biskuites versorgt waren. »Wie wir heute Morgen losfuhren, haben sie die Löwinnen beobachten können, die kurz nach Sonnenaufgang ein Gnukalb erlegt, und es förmlich auseinanderrissen haben.