Название | Der Tod zwischen den Inseln |
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Автор произведения | George Tenner |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783750279308 |
Mit Gründung der Kiliwhite Ltd. gehörte Taabu Zahran zu den unangefochtenen Führungskräften. Immer seltener erlaubte es ihm seine Zeit, hinauszufahren, um die Familie zu sehen. Manchmal überkam ihn der Wunsch, dies zu ändern. Doch wusste er zu genau, dass ihm eine solche Chance eines pekuniären Aufschwungs nur einmal geboten wurde. Er entschied sehr bewusst, die Stellung bei Juma Chandu so lange zu behalten, bis dieser ihn eines Tages vor die Tür setzte.
Kurz nach fünf kam Limas in die Messe. »Morning Taabu«, sagte er lässig, und gähnte.
Der Massai war gerade dabei, sein kleines Buch mit den Eintragungen zu versorgen, die er am Tage zuvor nicht mehr geschafft hatte. Er klappte es zu.
Limas war nicht überrascht, den Massai zu so früher Stunde anzutreffen. »Du schläfst wohl nie?«
»Schlafen können wir noch lange genug«, sagte Zahran doppeldeutig.
Limas lachte auf. »Wenn wir tot sein werden, ich weiß. Das ist deine Philosophie.«
Limas stellte den Topf mit dem Wasser für den Kaffee auf den Gaskocher und zündete die Flamme an.
»Kaffee?«
»Wir Briten trinken eigentlich lieber einen guten Tee. Doch du, Taabu, möchtest Kaffee. Also koche ich Kaffee für alle, die zu so früher Stunde da sind.«
Zahran lächelt breit. »Wir schauen uns das Bauwerk heute nur an, Hector«, sagte er der Massai warnend. »Alles, was ich darüber lese, haben wir es ausschließlich mit einer großen historischen Ruine zu tun, die man wiederbeleben will, koste es, was es wolle.«
»Dafür wird sie preiswert sein«, widersprach Limas.
»Vielleicht. Aber es gelten drei Regeln für eine jegliche Immobilieninvestition – Lage, Lage, Lage.«
Limas lachte auf. »Eine bessere Lage findest du nicht, um ein Project anständig mit Gewinn vermarkten zu können.«
»Wir wollen kein Projekt vermarkten Hector. Der Boss hat gesagt, nur dann, wenn es so außergewöhnlich ist, dass man es machen muss.«
»Und?«
»Wir können, aber wir werden nicht, wenn wir zu viel Geld über zu lange Zeit binden müssen.«
»Aber die Lage … Genau hinter der Düne. Derartiges bekommst du heute gar nicht mehr so genehmigt.«
»Ich erinnere mich gern an unsere gemütlichen Enkajis. Wenn ich nur daran denke, ich müsste in einem solchen Monstrum leben, würde ich sehr still werden und eingehen«, sagte der Massai nachdenklich.
Doch mit Ziegen in einer so kleinen Rundhütte wohnen …«
»… Ist für mich nicht mehr à jour, aber allemal vorzuziehen«, konterte Zahran Hector Limas.
»Immer, wenn ich nach Haus komme, um meine beiden Frauen Zainabu und die junge Mwanaisha und die Kinder zu sehen, weiß ich, dass sie glücklich sind, so wie sie leben, in Freiheit und mit einem Mann, der sie ernähren kann! Löwenjagd, Hector, ist nicht mehr ganz zeitgemäß. Wir jagen jetzt eine andere Art Löwen.«
Limas goss das kochende Wasser auf das Kaffeepulver in der Kanne. Unmittelbar zog der herrliche Geruch durch die Messe. Er stellte zwei große Tassen und die Kanne auf den Tisch.
Irgendwie ist es schon beachtlich, was dieser hagere Kerl aus seinem Nomadenleben macht, dachte er. Wer kann schon von sich behaupten, aus der Savanne zu kommen, und innerhalb von kurzer Zeit zur rechten Hand eines der reichsten Männer Nairobis aufzusteigen. Das nenne ich Glück.
*
Für zehn Uhr hatte Limas durch den Hafenmeister das Taxi bestellen lassen. Pünktlichkeit ist eine deutsche Eigenschaft, stellte er fest, als der gelbe Wagen am Kai entlangfuhr, und vor dem Steg stehen blieb.
Das ungleiche Paar, der etwas untersetzte Limas, und der lange, nahezu dürre Massai gingen den Steg entlang zum Pier. Neugierige Blicke anderer Bootseigner und deren Gäste folgten ihnen.
Limas nannte dem Fahrer die Adresse. Der Wagen setzte sich unvermittelt in Bewegung. Sie unterhielten sich noch eine Weile in englischer Sprache. Der Massai bemerkte, dass der Fahrer dauernd in den Spiegel schaute. Scheinbar hörte er ihnen zu. Deshalb schwiegen die Männer.
Das Erste, was er von dem langen Bauwerk sah, empfand Taabu Zahran als einen Schlag ins Gesicht.
»We are there, Mister. That’s prora. One of the major buildings of the Nazis. House one …«, sagte der Fahrer und hielt vor dem lang gezogenen, grauen Bau.
»Can you see the road slowly continue until the end of the building?«, fragte Taabu Zahran.
Das Taxi fuhr langsam an dem viereinhalb Kilometer langen Bau entlang.
»Are you familiar with the parts of the building?”, fragte Limas.
»Yes, indeed.«
»House four ... they hold in front of.«
Zarahn machte er eine Bewegung, der Fahrer solle weiterfahren. Das Taxi weiter an dem grauen Bau vorbei. An manchen Stellen glich es eher einem Fragment, bestehend aus Betonpfeilern, die mit roten Backsteinen aus gemauert waren. Das Ganze machte einen überaus fragilen Eindruck.
Vor dem Eingang stand ein grauer Mercedes der mittleren Baureihe. Der Fahrer hielt das Taxi an, und grüßte nickend zu dem Wagen hinüber. Offensichtlich kannte er die beiden Personen, die dem Wagen entstiegen waren.
Limas zahlte. Die Männer stiegen aus. Das Taxi wendete, und fuhr davon.
»Wir könnten noch eine Weile gebrauchen«, sagte Limas mit dem Blick zur Armbanduhr. »Doch die Deutschen sind pünktlich.«
»Es ist kein Weltwunder«, stellte der Massai fest. »Und es ist maroder als eine Enkaji nach einem heftigen Sturm während der Regenzeit, und erheblich hässlicher.«
»Aber es beeindruckt«, widersprach Limas. »Wer konnte schon 1935 so verrückt sein, ein viereinhalb Kilometer langes Bauwerk zu errichten.«
Taabu Zahran sagte nichts. Sie gingen auf die Menschen zu, die wie aufgebaut neben dem Mercedes standen. Der Mann mochte die Vierzig gerade überschritten haben, während die Frau noch jung war.
Der Blondine fällt fast die Kinnlade herunter, dachte Limas, als er sah, dass die Frau nur zögerlich Taabus Hand ergriff und stammelte: »Meier … Ines Meier.« Limas wusste sofort, was der Massai dachte. In dieser Welt der Weißen bin ich nur ein lausiger Nigger vom schwarzen Kontinent.
»Hector Limas«, sagte Limas, als er dem Mann die Hand gab.
»Dann haben wir miteinander telefoniert. Wolfgang Schröder.« Er reichte Limas seine Visitenkarte. Sie wies ihn als Dr. Wolfgang Schröder aus, was Limas eher belustigt registrierte.
Limas lächelte. »Ich habe sie gleich an der Stimme erkannt«, sagte er. »Das ist also der Prachtbau, den sie offerieren.«
»Wir sind jetzt am Haus eins. Für dieses Haus gibt es einen Investor aus Berlin, der sich brennend dafür interessiert. Aber es ist möglich, eines der anschließenden Häuser, Haus zwei oder drei zu erwerben, wenn Sie eine geeignete Nutzung einreichen.«
»Eine geeignete Nutzung?«, fragte Zahran.
»Das Land möchte natürlich erfahren, wie der jeweilige Investor das Haus zu nutzen gedenkt. Damit sollen erfolgreiche Modelle gefördert werden.«
»Es sieht