Der Schrei des Phönix. Sabine Gräfin von Rothenfels

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Название Der Schrei des Phönix
Автор произведения Sabine Gräfin von Rothenfels
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847682189



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Musik die mich noch einsamer und verzweifelter fühlen lässt. Meine dunkelblauen Augen sind tränenumwölkt.

      Ich glaube dass eine ehrliche Aussprache vielleicht alles ändern würde. Wenn ich ihm sage wie ich fühle. Aber ich kriege nie einen vernünftigen Satz raus wenn er in der Nähe ist. Ich will ihn immer nur auffressen vor lauter Liebe.

      Immer wieder rufe ich ihn an, versuche herauszukriegen warum er mich beständig ignoriert. Aber er ist nie da oder er nimmt nicht ab.

      Nur dieser dämliche Anrufbeantworter geht ran und mit einer Maschine kann ich nicht reden. Manchmal hinterlasse ich doch Nachrichten aber die interessieren ihn gar nicht.

       Das macht mich so wütend! Ich habe meinen Stolz für gar nichts überwunden.

      **************

      Irgendwann ist die Wut auch wieder verraucht, es bleibt die Leere. Ich bin völlig ausgelaugt. Würde alles dafür geben seine Lippen auf meinen zu spüren. Das würde mich aufgemöbeln. Ich wünsche mir so sehr den ganzen Frust einfach von mir abfallen zu lassen wie Lehm der in der Sonne abbröckelt.

      In meinen Gedanken ist unsere Liebe perfekt, in der Realität besteht sie gar nicht. Meine Sehnsucht ist größer als mein Stolz der ohnehin nur noch sehr klein ist.

      Meine Mutter hätte mir rechts und links Ohrfeigen gegeben. Eine Frau mit spanischem Blut in den Adern die einem Mann nachläuft!

      Ich versuche immer wieder zu ihm vorzudringen, vergeblich. So bleiben mir nur die Träume. Tag und Nacht. Ich schäme mich vor mir selbst dass ich nicht mehr Rückgrat habe. Ich möchte doch nur einmal gern aus seinem Mund hören dass er mich liebt.

       Er ist wie der Vollmond für mich. Er macht mich nervös, unruhig, gereizt. Doch bin ich süchtig nach ihm. Und wie der Mond ist er genau so kühl und weit weg, nur manchmal kommt er mir nah genug um ihn zu berühren.

       Du spürst meinen Körper gelegentlich, aber meine Tränen spürst Du nicht.

       Du willst Dein Leben nicht mit mir teilen, willst nur kurze Zeit bei mir verweilen.

      ***************

      Er ignoriert mich weiterhin. Jetzt habe ich wirklich Grund sauer zu sein. Er will mich weder sehen noch mit mir zusammen sein.

      Ich bin völlig verzweifelt, versuche mich anderweitig zu beschäftigen, mit den Band-Jungs ausgehen und nicht dauernd an ihn zu denken. Versuche meine Wut auf ihn für mich zu nutzen.

      Alle Männer sind Schweine - nur auf ihren Vorteil bedacht, nur keine Gefühle entwickeln. Mein Gefühlsleben dagegen ist die reinste Achterbahn. Rauf und runter bis mir schlecht ist.

      Diese nicht existierende Beziehung macht mich krank. Es muss aufhören. Ich muss mir einen Liebhaber suchen den ich nicht liebe. Nur so kann ich diesem Teufelskreis entfliehen. Das ist der Vorsatz.

      Wochenlang hält mich dieser Vorsatz jetzt schon über Wasser. Zwischen drin habe ich ziemliche Durchhänger. Dann sitze ich einfach rum und stopfte mich mit Süßigkeiten voll. Trinke Baileys mit Kakao. Köstlich! Und es lässt mich vergessen dass ich allein bin, wenigstens für eine Nacht.

      Ich kann schon verstehen wieso so viele Menschen in den Alkoholsee abgleiten. Es ist so einfach die Flasche auf und das Hirn zuzumachen.

      Besser wird dadurch auch nichts. Ich fühle mich trotzdem schrecklich allein, am Rande stehend.

      Am meisten nervt mich die Stille. Diese Stille. Es ist ganz nett mal seine Ruhe zu haben, aber das ist keine Ruhe, das ist einfach Stille.

      Kein Mensch auf dieser gottverdammten Welt interessiert sich für mich. Niemand ruft mich an, niemand fragt ob es mir gut geht oder was ich so mache. Es ist fast so als ob ich aufgehört habe zu existieren. Ich bin wie unsichtbar.

       Genau das ist es, ich bin unsichtbar. Vergessen.

      Lange Abende und Nächte denke ich darüber nach wie ich mein Leben besser gestalten soll. Schon eine ganze Zeit lang flirte ich mit einem Typen aus meiner Kanzlei.

      Der scharfe Marco ist ein Draufgänger, ein Ehebrecher, ein durch und durch verkehrter Mann. Ich weiß nicht ob ich mich tatsächlich auf ihn einlassen soll.

      Er ist süß und ich würde wirklich gern mit ihm schlafen, so grundsätzlich. Aber ich betrachte ihn als Freund. Wir haben in den letzten drei Jahren beinahe jede Frühstücks- und Mittagspause miteinander verbracht und kennen uns inzwischen ziemlich gut.

      Wenn er jetzt bekommt was er will interessiere ich ihn künftig vielleicht nicht mehr.

      Viel schlimmer, was wenn ich nun beginne mehr für ihn zu fühlen? Das wäre schlecht für uns beide. Besonders für mich, mein Leben verträgt wirklich nicht noch mehr Verwicklungen.

      Kapitel 3 – Auf der Suche

      Schon bevor ich das Lokal betrat wusste ich er würde da sein. Ich wusste es einfach, konnte seine Gegenwart selbst durch dicke Mauern spüren.

      Mein Verhältnis oder besser meine Einstellung dazu hat sich irgendwie geändert. Inzwischen waren seit unserer ersten Nacht sechs Monate vergangen.

      Meine Liebe ist tiefer aber die Leidenschaft kleiner geworden. Ich will nur sein Wohlbefinden. Jede Minute mit ihm ist so wertvoll. In seinem Arm einzuschlafen bedeutet mir so viel.

      Ich bin glücklich wenn wir etwas Zeit miteinander verbringen. Ich bin nicht mehr so verzweifelt wenn wir uns nicht sehen. Irgendwie versuche ich das Beste daraus zu machen. Ich habe eingesehen dass es nichts bringt mich selbst zu quälen.

      Ich habe Lust zu laufen. Zu laufen soweit mich meine Füße tragen. Ich möchte weg rennen. Mein bisheriges Leben einfach hinter mir lassen. Alles was mich einzwängt und klein macht vergessen. Nur noch ich selbst sein.

       Aufhören ewig ein Teil von jemand sein zu wollen und endlich anfangen ich zu sein.

       Nur ich, mich hinstellen und zu schreien: "Ich bin am Leben! Ich bin jemand! Ich habe das Recht zu lieben und verdammt nochmal glücklich zu sein!"

      **************

      Es macht mir Spaß Paul ein wenig anzumachen. Weil er so schüchtern ist reizt es mich natürlich besonders.

      Ich berühre sein Knie, seine Fingerspitzen, fühle wie es ihn schüttelt, wie seine Haare sich unter meiner Berührung aufrichten.

      Das klingt jetzt ziemlich nuttig nach all den Gefühlen die ich doch für Richard empfinde. Aber es ist nur ein Spiel für mich. Ich werde damit niemand verletzen. Auf diese Weise baue ich nur mein Selbstvertrauen etwas auf.

      Männer muss ich fühlen, riechen, schmecken. Es spielt keine Rolle für mich wie sie aussehen, die erotischen Wellen müssen stimmen.

      Während ich einer kleinen Liaison mit Paul also gar nicht abgeneigt bin empfinde ich alle anderen Männer, abgesehen von Richard natürlich, als Zumutung. Der kleine Michi nervt mich und das bekommt er auch zu spüren. Sein Pech dass ich brummig bin. Wenn ich an Richard denke sollte er mir eben nicht zu nahe kommen.

      Ich habe keine Lust mit kleinen Jungs zu spielen. Nur ein Mann hat Chancen bei mir!

      So wie Paul, der gefällt mir immer besser. Allerdings verliebt bin ich immer noch einzig und allein in Richard.

      Zwischen drin treffen Richard und ich immer wieder zusammen, aber meistens ignoriert Richard mich einfach und das tut mir