Der Schrei des Phönix. Sabine Gräfin von Rothenfels

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Название Der Schrei des Phönix
Автор произведения Sabine Gräfin von Rothenfels
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847682189



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war nur noch dein Spielzeug. Ich habe dich so sehr geliebt, ich wäre mit Freuden für dich gestorben. Ich hörte auf zu existieren als ich dir erlaubte mein Herz zu berühren.

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      Manchmal bin ich ausgehfertig, angezogen, geschminkt, bereit. Aber für wen? Es wird niemand kommen um ich abzuholen und ich werde nirgendwo erwartet. Meist schlafe ich dann irgendwann auf dem Sofa ein, flüchte in einen Traum.

      Einmal war ich sogar mit dem kleinen Michi aus; die pure Verzweiflung. Ich wollte einfach nicht allein sein.

      Der arme Junge ist immer noch in mich verliebt. Ich bemühe mich ihn nicht darin zu bestätigen.

      Wir passen wirklich nicht zusammen. Ruhig und langweilig bin ich selber, ich brauche einen Mann mit Power.

      Die Zeit fliegt. Ich vergehe vor Angst er könnte mich völlig vergessen, ich könnte Richard für immer verlieren. Scheiße, ich fühle mich so allein!

      Ich werde halb wahnsinnig, versuche dreimal täglich ihn zu erreichen, wenigstens seine Stimme zu hören. Um mich abzulenken gehe ich jetzt öfter mit Andy aus. Wir sind uns sehr ähnlich, verstehen uns gut, haben Spaß zusammen. Wer uns nicht kennt könnte denken wir sind ein Paar. Andy ist wie mein männliches Gegenstück; so wie ich die Gesellschaft von Männern vorziehe zieht es ihn zu den Frauen. Er hilft mir sehr. Wir gehen in Diskotheken, wir singen, tanzen, lachen.

      Es ist in Ordnung aber wenn Richards Musik läuft muss ich bei jedem Song an ihn denken. Ich denke dann ich muss ihm erzählen wie gut die Musik in dem Laden ist vielleicht kommt er dann das nächste Mal mit mir. Doch ich treffe ihn nie und er meldet sich auch nicht.

      Ich zittere, habe fast körperliche Schmerzen. Das ist Entzug, Sehnsucht. Oh Gott - nie wünschte ich mir etwas so sehr wie diesen Mann. Wenn ich an seine Küsse denke, an seine Berührungen. Ich bitte Gott wenn es ihn gibt dann soll er das Wunder geschehen lassen!

      Ich flehe zum Himmel und versuche ihn zum hundertsten Mal an diesem Tag anzurufen. Jedes Klingeln klingt wie ein verzweifelter Hilferuf. Ich muss mich wohl damit abfinden ihn verloren zu haben. Wenn ich auch nicht glaube mich je von ihm lösen zu können. Jetzt gehe ich erst mal aus, unter Leute, feiern, lachen. Vergessen was mein Leben so unerträglich macht.

      Ich kann nicht aufhören. Nicht aufhören an ihn zu denken, nicht aufhören mich selbst zu bedauern. Kann nicht aufhören mir seine Nähe zu wünschen.

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      Mann - ist das ein höllischer Muskelkater! Am Dienstag war ich zu ersten Mal Eis laufen, mit den Arbeitskollegen (also hauptsächlich mit Marco). Ich war gar nicht so schlecht und bin auch auf meinen Füßen stehen geblieben. Dank der Bande im Eisstadium.

      Es war schön Marcos Blicke zu spüren, mit ihm heiße Schokolade zu trinken, ihn wie zufällig zu berühren. Doch auch solche Ablenkungen sind immer nur kurzfristig. Eine kurze Zeit in der ich meinen Kummer vergesse.

      Dafür trifft es mich dann wieder umso härter sobald ich dann wieder allein zu Hause bin. Der große Knaller wird die Einweihungsparty eines Bekannten wahrscheinlich auch nicht, ich gehe trotzdem hin, es ist eine ganz nette Abwechslung. Vor allem werde ich voraussichtlich die einzige Frau sein und das werde ich auf jeden Fall genießen.

      Herbstdepression. Es ist der 17. November.

      Ich habe versucht ihn anzurufen (zum millionsten Mal). Er ist aber nicht daheim oder er geht nicht ran, Mistkerl!

      Ich muss eine kleine Notlüge begehen. Der kleine Michi gibt nicht auf, ruft immer wieder an und versucht in meine Nähe zu kommen. Mir ist jedoch nicht danach Distanz zu halten daher muss ich ihn abwimmeln. Ich lüge nicht gern, es ist aber immer noch besser als ihn zu verletzen.

       Ich will einen Mann, ist das so schwer verdammt? Nur stelle ich halt auch Ansprüche. Der den ich will, will mich nicht.

      Es ist so kalt und total ekliges Wetter, Zeit für den Winterschlaf. Ob aber auch ein Prinz kommen wird der mich wach küsst?

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      Eine Woche später.

      Ich bin sehr stolz auf mich. Zu meinem üblichen Spieleabend mit der Band tauchte Richard plötzlich und unerwartet auf. Ich dachte mich hätte der Blitz getroffen, das war ja noch nie da!

      Er hat es so eingerichtet dass er der letzte auf meiner "Heimfahrtour" war. Meistens fahre ich ja alle nach Hause weil ich als einzige nichts trinke. Natürlich lief es wie immer...

      Nein, diesmal war ich viel stärker als sonst und blieb relativ gelassen. Ich zeigte ihm dass er mit mir nicht mehr machen kann was er will. Es lief so wie ICH es wollte.

      Obwohl er sich sehr bemüht hat schlief ich diesmal nicht mit ihm. Zum ersten Mal habe ich meine Bedürfnisse in den Vordergrund gestellt. Ich habe nun wirklich keine Lust morgens um sieben völlig übermüdet bei ihm raus zu fliegen und mit einem vereisten Wagen nach Hause zu fahren. Also ging ich nicht mit ihm rein auch wenn er schmollte. Sein Pech!

      Oh, ich bin so stolz auf mich. Jetzt kann ich es schaffen. Entweder ich löse mich aus meiner Abhängigkeit oder er zappelt künftig an meiner Angel. Ich halte den Kopf triumphierend ein Stück höher.

      Kapitel 4 – zum Heulen

      Ich könnte heulen. Noch vor kurzem war ich noch so zuversichtlich, es ändert jedoch nichts daran dass ich mich heute elendst allein fühle.

      Was würde ich darum geben jetzt in Richards Armen zu liegen. Wieso können wir beide unser Leben nicht einfach genießen und alles andere vergessen? Was schert mich die Zukunft solange ich in der Gegenwart glücklich bin? Es wäre für uns beide gut. Wieso kann er das nicht einsehen?

      Er lässt nichts von sich hören, es hätte ihm ja ein Zacken aus der Krone brechen können!

      Elender Feigling! Womit habe ich das nur verdient? Was habe ich getan?

      Ich wünsche mir dass ich am nächsten Tag früh aufwache und alles ist nur ein böser Traum gewesen. Nichts von dem wäre geschehen und ich wäre wieder glücklich und strahlend.

      Ich weiß genau er wird mich verletzten, immer und immer wieder. Gleichwohl kann ich es nicht erwarten ihn wiederzusehen. Es ist krank. Ich kriege ihn nicht aus meinem Kopf, so sehr ich mich auch anstrenge.

      Ich muss offen mit ihm sprechen, ihn für mich gewinnen oder zum Teufel jagen.

      So wie es ist kann es nicht mehr sein. Ich kann so nicht sein. Bin ich nicht schon verrückt genug? Ich brauche keine weiteren Neurosen.

      Ich hänge an Dir, ich kann einfach nicht loslassen. Was mich an Dich kettet ist zu stark. Auch wenn ich mich fühle wie im tiefsten Kerker so will ich doch nirgends lieber sein als bei Dir. Was ist das nur für eine geheimnisvolle Macht, die mich in den höchsten Himmel erhebt und mich dann in die Verdammnis schleudert?

      Sonntage sind so leer, ereignislos ohne ihn. Es könnten tausend Dinge um mich herum geschehen, ich empfinde das Leben als nicht mehr wirklich. Im Grunde ereignet sich eine Menge aber nichts was wirklich zählt, mich irgendwie berührt. Ich kratze nur an der Oberfläche und gehe nie wirklich in die Tiefe. Wäre dieser Tag und so viele vor ihm nie geschehen, ich hätte nichts vermisst.

      Ich bin verspannt und müde. Stress im Job, nada im Privatleben. Wieder einmal denke ich es muss jetzt einfach was passieren, wieder mal rufe ich ihn an, will ein Treffen.

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      Ich werde Richard