ALs die Zeit zu Ende war. Doreen Brigadon

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Название ALs die Zeit zu Ende war
Автор произведения Doreen Brigadon
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783748597704



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kamen keine Bekannten in die Loge. Dafür bekamen wir etwas zu trinken und zu knabbern. Es gab Häppchen. Zu Abend hatten wir ja nichts gegessen, dafür war das Mittagessen etwas später gewesen. Wir gingen, bevor noch der Vorhang fiel. So kamen wir ohne Probleme raus und rasch weg. Er war ein perfekter Gentleman. Verabschiedete sich vor der Tür von mir. Gab mir noch einen Handkuss. Ich wusste immer noch nicht, was das sollte. Würde ich auch bezahlt werden? Oder war das Kleid die Bezahlung? Ich wusste immer noch nicht, wie ich bei ihm dran war.

      Am nächsten Morgen ging ich, ohne auf ihn zu warten, zum Frühstück. Vielleicht wollte er etwas länger schlafen. Als ich auf den Aufzug wartete, kam er auch schon daher.

      „Wieso wartest du nicht auf mich?“, fragte er etwas traurig.

      „Ich dachte, du willst dich vielleicht ausschlafen und ich bin das frühe Aufstehen gewohnt.“

      „Ich auch. Habe ja eine Firma zu leiten und da kann man nicht erst um 10 Uhr anfangen.“

      Das Frühstück verlief normal. Dann gingen wir noch einmal etwas am Main spazieren, danach besuchten wir das Palmenhaus. Nachmittags ging schon wieder unser Flug. Adolf holte uns vom Flughafen ab. Er sah mich überglücklich an. Während der Fahrt erzählte ich alles von Frankfurt. Alfons war still, hörte auch zu, und lächelte immer. Im Penthaus wollte ich Alfons das Kleid zurückgeben.

      „Ich habe gesagt, das gehört dir, da ist dein Zimmer und dort ist dein Kasten. Da kommt alles von dir hinein. Und es bleibt auch dort. Hast du mich verstanden? Oder muss ich es dir noch einmal erklären?“

      Er stand jetzt genau vor mir, und ich konnte direkt in seine Augen sehen. Die waren eher traurig als böse.

      „Gut. Danke“, sagte ich leise und trug es in ‚mein Zimmer‘.

      Als ich zurückkam, saß er in seinem Sessel und sah aus dem Fenster.

      „Alfons, ich hätte da noch eine Frage.“

      „Annabell, ich kenne deine Fragen. Heute bitte nicht mehr. Das nächste Mal vielleicht. Adolf wird dich zurückbringen.“

      Ich wusste jetzt nicht, was ich davon halten sollte. Adolf erlöste mich aus meinem Dilemma. Bei der Parkgarage bat er um ein Foto von mir für sein Handy. Ich dachte mir nichts dabei, denn ich mochte es auch, wenn mich jemand anrief und ich dessen Foto sah.

      Michi überfiel mich sofort zu Hause und ich musste ihr wieder alles erzählen. Jetzt konnte ich ihr auch Fotos von mir und Alfons zeigen. Es war das erste Mal, dass ich sie sprachlos sah.

      „Das ist dein Verehrer? Weißt du, wen du dir da aufgeschnappt hast? Das ist einer der reichsten Männer im ganzen Land.“

      Ich zuckte nur mit den Schultern. Dass er reich war, wusste ich auch so. Aber mich interessierte sein Geheimnis mehr. Dass er eines hatte, wusste ich. Er gab mir nie auf alles eine Antwort. Wich mir oft aus. Also war da etwas.

      Alfons schwer krank?

      Donnerstags bekam ich eine SMS von ihm.

      ‚Magst du kommen und mir Gesellschaft leisten? Können leider keinen Ausflug machen, da ich mich leider etwas verkühlt habe.‘

      Oh nein! Dachte ich mir. Jetzt war er verkühlt auch noch? Ihm ging es in der letzten Zeit schon nicht mehr gut. Und jetzt hatte es ihn erwischt!

      ‚Komme so bald als möglich!‘

      Da ich einige Überstunden gemacht hatte, nahm ich mir für Freitag frei. Packte meine Sachen und fuhr zu ihm. Bei der Stadtgrenze schickte ich die vorgefasste SMS an Adolf.

      ‚Parkgarage, halbe Stunde, sag bitte nichts Alfons!‘

      Diesmal stand er noch nicht da. Aber bis ich rauskam, war er schon da und wartete auf mich. Er sprang sofort aus dem Wagen und trug meinen Koffer zum Auto.

      „Was ist mit Alfons?“, fragte ich ihn sofort und sah in seine blau grauen Augen. Ah! Daher kamen sie mir so bekannt vor. Beide hatten die gleichen Augen.

      „Weiß ich nicht. Mir sagen sie nichts. Er hustet und ist müde.“

      Jetzt war ich noch mehr besorgt um ihn. Adolf brachte mich bis zum Penthaus. Er ging auch noch mit hinein und stellte meinen Koffer ins Zimmer. Dann wartete er im Wohnzimmer auf mich. Ich ging sofort in Alfons‘ Schlafzimmer. Er lag ganz blass und müde in seinem Bett. Leise schlich ich mich zu ihm. Als ich an seinem Bett stand, machte er gerade die Augen auf.

      „Träume ich jetzt schon von meinem Schatz?“

      „Nein, du träumst nicht“, und strich ihm über die Stirn.

      Fieber hatte er nicht. Also hatte er sich ordentlich verkühlt. Aber wo? Er schloss die Augen, öffnete sie wieder.

      „Du bist ja immer noch da.“

      „Ja sicher!“

      „Also träume ich nicht?“

      „Nein, mein Schatz, du träumst nicht.“

      Er lächelte und sagte etwas, das mich nachdenklich werden ließ.

      „Er hatte recht. Die Tabletten können mich kurzzeitig aus dem Verkehr ziehen. Aber ich muss da durch, … für dich … für mich … und meinen Sohn.“

      Konnte man ohne Fieber auch im Delirium sein? Er schien wieder zu schlafen. Ich huschte rasch aus dem Zimmer.

      „Wie geht es ihm?“, fragte Adolf besorgt.

      „Ich weiß nicht. Er scheint auch ohne Fieber in einem Delirium zu sein. War schon ein Arzt da?“

      „Ja, gestern am Abend und heute in der Früh. Er sollte jetzt wiederkommen.“

      Wie aufs Stichwort klopfte es. Adolf ließ den Arzt rein. Er begrüßte ihn.

      „Ist er immer noch so ein Sturkopf und will nicht ins Spital?“

      „Ja. Ich glaube, Sie kennen ihn besser.“

      Dann erblickte er mich.

      „Wer ist sie?“, fragte der Arzt argwöhnisch.

      „Das ist Annabell, äh, Frau Klaus“, korrigierte Adolf sich sofort.

      Jetzt sprangen seine Augenbrauen hoch. Wusste er von mir? Was wusste er? Er ging sofort ins Schlafzimmer und kam erst eine halbe Stunde später wieder raus.

      „Er wird jetzt einige Zeit schlafen. Geben Sie ihm, wenn möglich, viel zu trinken. Morgen wird es ihm schon besser gehen. Ich komme dann im Laufe des morgigen Tages wieder. Auf Wiedersehen.“

      Er wollte schon wieder gehen.

      „Herr Doktor! Was ist mit ihm? Wollen Sie uns das nicht sagen?“

      „Nein darf ich leider nicht. Ärztliche Schweigepflicht! Und leider sind Sie beide nicht mit ihm verwandt“, und sah in dem Moment auf Adolf.

      Dann drehte er sich um und ging. Ich sah sofort nach Alfons. Er schlief, wie der Doktor gesagt hatte. Ich nahm mir einen Stuhl und setzte mich zu ihm. Adolf konnte leider nichts tun. Er wünschte mir eine gute Nacht. Und wenn ich Hilfe benötige, solle ich ihn rufen. Dann ging er. Er war auch besorgt um Alfons. Obwohl er nur sein Chauffeur war. Irgendwann musste ich dann am Bett des Kranken eingeschlafen sein.

      Alfons

      Der Arzt war da und hatte mir wieder eine aufbauende Spritze gegeben. Nur das machte mich immer so müde. Dr. Wilmer hatte recht behalten. Diese Tabletten waren stärker und würden mich eine Zeit lang niederstrecken. Zuerst würde der Appetit angeregt werden, und dann mein Körper. Jetzt war es so weit. Ich hoffte nur, Dr. Kröger würde sich nicht verplappern. Das durfte er gar nicht. Ich wollte es entscheiden, wann ich es allen sage. Aber vorher musste ich noch etwas regeln. Eine Entscheidung wurde mir schon abgenommen. Die zweite musste ich noch fragen. Und die dritte würde sich hoffentlich allein erledigen … nach meinem Tod.

      Annabell war da. Das freute mich so sehr. Auch wenn wir nirgends hinflogen oder hinfuhren. Sie war für mich